Holocaust: Bordelle in KZs – Himmlers abartiger Plan

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Zur Steigerung der Leistungsfähigkeit von KZ-Häftlingen ließ SS-Chef Heinrich Himmler in zehn Lagern Bordelle errichten. Das System war Teil der perfiden Strategie zur Erniedrigung der Lagerinsassen.
Sie kamen immer abends. 15 Minuten höchstens, länger blieben sie nicht, dann war der nächste dran.

Margarethe W. sollte sich ihr Leben lang an diese Abende erinnern. Die 25-Jährige aus Güstrow lebte ohnehin in der Hölle – es war das Jahr 1943 und sie war Häftling im Konzentrationslager Buchenwald.

Unter zehntausenden Männern war sie eine von 16 Frauen, die „Nummer 13“. Sie und die anderen Frauen hatten eine besondere Funktion im System des KZ: Ihre einzige Aufgabe war es, Männern „zu Diensten“ zu sein, also Sex mit ihnen zu haben. Margarethe W. arbeitete als Zwangsprostituierte. Nicht für die Bewacher von der SS, sondern für andere Häftlinge.

Die Idee, solche Bordelle in Konzentrationslagern einzurichten, hatte im Jahr zuvor SS-Chef Heinrich Himmler persönlich gehabt. Dabei ging es nicht darum, den männlichen Häftlingen, die ja ausgehungert, gefoltert, als Arbeitssklaven missbraucht und getötet wurden, etwas Gutes zu tun.

Himmler wollte die Produktivität seiner Arbeitssklaven erhöhen, die aufgrund der schlechten Lebensbedingungen in den Lagern sehr gering war. So befahl er im März 1942: „Für notwendig halte ich allerdings, dass in der freiesten Form den fleißig arbeitenden Gefangenen Weiber in Bordellen zugeführt werden.“

Insgesamt in zehn Lagern – wie Sachsenhausen, Mauthausen, Buchenwald und sogar in Auschwitz – wurde solche Bordelle ab 1942 eingerichtet. Die Frauen wurden zunächst im Frauen-KZ Ravensbrück rekrutiert, später auch in anderen Lagern ausgesucht. Meistens handelte es sich um Deutsche, Jüdinnen wurden aus rassischen Gründen nicht ausgewählt.

Zunächst wählte das SS-Personal, in dessen Zuständigkeit die Bordelle betrieben wurden, „Fachpersonal“ aus. Also solche Frauen, die entweder tatsächlich vor ihrer Haft mit Prostitution Geld verdient hatten oder als solche verdächtigt wurden.

Bald kamen auch Frauen hinzu, die „Rassenschande“ betrieben, also mit polnischen oder russischen Zwangsarbeitern oder Juden Verkehr gehabt hatten.

Die Meldung zu diesem besonderen Dienst war „freiwillig“ in dem Sinne, dass die Frauen nicht gezwungen wurden. Wer sich meldete, konnte auf eine ausreichende Ernährung hoffen, regelmäßige medizinische Untersuchungen, Schutz vor Schlägen und Misshandlungen und harter körperlicher Arbeit.

Eine Weile machte die SS den Frauen auch weis, dass sie nach einem halben Jahr aus der KZ-Haft entlassen würden (Holocaust: Wie sich Polen, Ukrainer und das Dritte Reich am Tod der KZ-Häftlinge bereicherten).

Von echter Freiwilligkeit kann natürlich unter den KZ-Bedingungen aber keine Rede sein, denn die SS schuf ja erst das grausame System, vor dem sie die Frauen dann zumindest teil- und zeitweise bewahrte.

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Immerhin rettete das Mitmachen ihr Leben: Nach den Erkenntnissen des Historikers Robert Sommer haben alle Frauen die Arbeit als Zwangsprostituierte überlebt, allerdings kam ein Teil von ihnen trotzdem in den Konzentrationslagern der Nazis um.

(Krankenpapiere der am 02.07.1943 aus dem KZ Ravensbrück ins KZ Buchenwald überstellten weiblichen Häftlinge, die zur Arbeit im Lagerbordell gezwungen wurden)

Wenn die Frauen sich einverstanden erklärt hatten, wurden sie zunächst in eine Quarantäne gesteckt und gründlich medizinisch – vor allem nach Geschlechtskrankheiten – untersucht. In dieser Zeit wurden sie gut ernährt und körperlich wieder aufgepäppelt.

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Sie hatten ja zuvor unter den schlimmen Bedingungen der KZ-Haft gelebt, was man ihren Körpern ansah. Allerdings standen ästhetische Aspekte für die SS nicht im Vordergrund. Die Frauen sollten gesund und leistungsfähig sein.

In den Lagern kamen sie dann in einen „Sonderbau“, wie die SS schamvoll das Bordell nannte. Dort herrschte Himmlers Elitetruppe unumschränkt. Die „Sonderbauten“ waren so errichtet, dass in der Mitte ein Gang lief, an dem die Zimmer mit den Frauen lagen. Eingerichtet waren diese Zimmer spartanisch.

Auf Erotik kam es nicht an, es ging einzig um den Geschlechtsakt, der die Arbeitskraft des Freiers steigern sollte. Dieser musste sich zunächst ebenfalls einer medizinischen Untersuchung unterziehen.

Dann durfte er das Zimmer mit der Zwangsprostituierten besuchen. Es gab klare Regelungen – der Geschlechtsakt beispielsweise durfte ausschließlich in einer bestimmten Stellung erfolgen.

Und nach spätestens 15 Minuten war Schluss. Wer dann nicht fertig war, musste damit rechnen, brutal aus dem Bett und dem Zimmer geworfen zu werden. Damit auch alles korrekt ablief, konnten SS-Leute alles permanent durch einen Sehschlitz in der Tür beobachten.

Die Freier mussten sich anschließend „sanieren“ lassen, wie schon der ehemalige Lagerinsasse Eugen Kogon in seinem Klassiker „Der SS-Staat“ kurz nach dem Ende des Dritten Reiches berichtet hatte. Damit war eine genaue medizinische Untersuchung gemeint. Die Ausbreitung von Geschlechtskrankheiten sollte auf jeden Fall vermieden werden.

Zu Gewalt von Freiern gegen die Frauen kam es offenbar nicht. Es kam wohl auch in sehr vielen Fällen nicht einmal zum Äußersten. Viele Männer nutzten die Gelegenheit, in der frauenfreien Zone des Lagers einmal wieder und – im Angesichts des Todes – vielleicht das letzte Mal eine weibliche Person zu sehen, mit ihr zu sprechen oder ein wenig körperliche Nähe zu spüren.

Von der SS wurde es als Privileg bezeichnet, in den „Genuss“ der Dienste der Frauen zu kommen. Nur etwa ein Prozent der KZ-Häftlinge seien einmal oder mehrmals im Bordell gewesen, schätzt Sommer. Dabei handelte es sich um solche Häftlinge, die der „Führungsschicht“ im KZ angehörten – in der Regel Funktionshäftlinge.

Für sie sollte der Besuch eine Prämie für gute Leistungen sein. Allerdings kostete er zwei Mark, und die konnten viele Häftlinge gar nicht aufbringen. Zumeist waren es Berufsverbrecher, die ins Bordell kamen, die politischen Häftlinge verzichteten bis auf Ausnahmen darauf. Sie mussten schriftlich einen Termin im Bordell beantragen: „Der Häftling Nr. … bittet gehorsamst, das Bordell besuchen zu dürfen.“

Die KZ-Bordelle gehörten zur perfiden Strategie, mit der die SS die Häftlinge bewusst demütigte. Denn natürlich hätte die Arbeitskraft auch durch eine Verbesserung der Verpflegung erreicht werden können, und zwar für alle Häftlinge. Doch das wollte Himmler gar nicht.

Indem die Männer in das Bordell kamen, erniedrigten sie sich vor den SS-Leuten. Zugleich aber wurden sie auch zu Mittätern an der sexuellen Ausbeutung der Frauen. Für die Frauen war die Situation aber besonders schlimm. Sie wurden zu Opfern der SS und der Häftlinge (Geheime Archivdaten zeigen: Die Alliierten wussten vom Holocaust und sie taten nichts).

Der geplante Tod

Obwohl das Thema Zwangsprostitution im KZ wie das Buch von Kogon zeigt, schon kurz nach dem Dritten Reich bekannt war, wurde es vehement verschwiegen. Das gilt sowohl für die alte Bundesrepublik als auch für die ehemalige DDR. Erst Anfang der neunziger Jahre meldeten sich einige Frauen wie Margarethe W. zu Wort.

Bis dahin hatte niemand daran Interesse gehabt – die Männer nicht, die sich der Frauen bedient hatten, und die Frauen selbst auch nicht, weil sie fürchteten, ihr Schicksal könnte so dargestellt werden, dass sie im wirklichen Sinn des Wortes freiwillig in den Bordellen gearbeitet hätten (Holocaust: Im KZ zum Dollar- und Pfund-Geldfälschen gezwungen (Videos)).

Die Zahl der Frauen ist übrigens nicht groß, es gibt wohl ein paar hundert Opfer. Aber ihr Schicksal hat gleichwohl eine große Relevanz, denn es zeigt, dass die SS die Lagerhäftlinge auf jede nur erdenkliche Weise demütigen, erniedrigen und schikanieren wollte.

Tatsächlich ging es den Frauen nur ums Überleben, und immerhin damit waren sie erfolgreich. Anerkannt wurde ihr Schicksal nie, eine Entschädigung bekamen sie nicht. Nur ein Fall aus dem Jahre 1966 ist bekannt, dass eine Betroffene überhaupt einen Antrag auf Entschädigung in der Bundesrepublik stellte. Der wurde abgelehnt – mit der Begründung, ihr erlittenes Leid sei verjährt.

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Literatur:

Palästina: das Versagen Europas von Stéphane Hessel

Kennzeichen »Jude«: Antisemitismus · Entrechtung · Verfolgung · Vernichtung von Hans L Grabowski

Israels Invasion in Gaza (Flugschrift) von Norman G. Finkelstein

Quellen: PublicDomain/Focus am 07.11.2017

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One thought on “Holocaust: Bordelle in KZs – Himmlers abartiger Plan

  1. Das gab es nicht nur bei Schicklgruber, das gab es auch in Russland in den Gulags und diesen anderen Lagern in Russland, die noch schlimmer als die Gulags waren, deren Name mir aber leider nicht mehr einfällt. Die KZ sind übrigens keine Erfindung der Nazis.

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