Vor kurzem gibt es viele Schlagzeilen in deutschen Medien, dass Chinesen deutschen Babys Milchpulver weggekauft haben. Grund dafür soll die wachsende Nachfrage aus China wegen des bevorstehenden chinesischen Frühlingsfestes sein. Aber geht es dabei um die Wahrheit oder eher um eine Werbekampagne?
Der Auslöser war ein Bericht von derWesten.de am 30. Januar. Demnach soll eine Verkäuferin eines Essener DM-Markts einen jungen Vater aus China abgewiesen haben, der Milchpulver kaufen wollte. Die Freunde des Vaters hätten sich bei der Redaktion über die Diskriminierung beschwert. Diese Nachricht entfachte jedoch keine Debatte über ungerechte Behandlung, sondern eher Berichte in deutschen Medien darüber, dass Chinesen Milchpulver in deutschen Märkten weggekauft hätten. „Deutsche Eltern können ihre Babys nicht mehr stillen“, so die Berichte.
(Foto von Bild.de am 4. Feb. 2015. In den Regalen fehlt nur die Trockenmilch von Milupa)
Der Titel eines am 4. Februar auf Bild.de erscheinenden Artikels heißt beispielsweise „Regale geplündert: Schon wieder! Chinesen trinken Frankfurts Babys die Milch weg!“. Ähnliche Berichte sah man daraufhin auch bei Spiegel, Fokus, der Süddeutschen Zeitung usw. Grund dafür soll sein, dass die Chinesen wegen des Skandals über das von Melamin verseuchte Milchpulver im Jahr 2008 das Vertrauen an die inländischen Marken verloren hätten und sich immer mehr an die ausländischen Molkereien wenden würden. Die deutschen Produkte sollen unter den Chinesen seit langem einen guten Ruf genießen und werden darüber hinaus in Deutschland viel billiger als in der Volksrepublik angeboten. Zum Frühlingsfest, dem chinesischen Neujahr, wird Trockenmilch als „beliebtes Geschenk“ betrachtet. Diese führen zum Kaufrausch der Chinesen, so die deutschen Medien.
Nachricht oder Werbung?
Wer die Berichte genauer unter die Lupe nimmt, kann auch etwas Neues entdecken. Die Knappheit des Milchpulvers scheint sich lediglich auf die Marken „Aptamil“ und „Milumi“ des Herstellers „Milupa“ zu beschränken. Diese haben fast alle Medien in ihren Artikeln betont. Auch die Bilder, die in den Artikeln beigefügt wurden, zeigen, dass die Produkte anderer Marken, wie zum Beispiel die von Hipp, dem Marktführer für Babynahrung in Deutschland, noch in ziemlich großer Menge vorhanden sind, während die Regale von Milupa „ausgeplündert“ worden sind.
Jedoch repräsentiert allein der Milchindustrieverband rund 100 deutsche Mitgliederunternehmen, die in der Milchbranche tätig sind. Es stellt sich also die Frage, warum die anderen Marken noch zu ergattern sind? Wie wird die „Panik“ in Deutschland denn ausgelöst, wenn nur die Trockenmilch von Milupa weggekauft wurde? Sind alle „wütenden Mütter“ Anhänger dieses Unternehmens, deren Kinder ansonsten „Bauchweh“ hätten?
Vor zwei Jahren, im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfests 2013, gab es bereits Serien von Berichten über den Kaufrausch des Milupa-Milchpulvers durch die Chinesen. Die Gründe waren nicht anders als diejenigen, die in den jetzigen Artikel angeführt werden. In denen wurde zudem noch extra die Vorliebe der Chinesen gegenüber dieser Marke unterstrichen. „Mein Baby trinkt nur Milupa“, zitierte damals Bild.de eine Chinesin namens „Pan Xiu Yao“ in seinem Bericht vom 17. Januar 2013.
Merkwürdigerweise findet man vor dem Frühlingsfest Chinas im Jahr 2014 nicht die Knappheit des Milchpulvers in deutschen Medien. Allerdings haben die Chinesen auch in diesem Jahr das Frühlingsfest gefeiert und zum Besuch ihrer Verwandten und Freunde müssen sie auch Geschenke mitgebracht haben.
(Im Bericht von Welt.de am 12. Feb. 2014 zeigte eher die Knappheit von Hipp)
Die Vorliebe für Milupa soll aber auch nach anderen deutschen Berichten nicht sehr überzeugend klingen. Nach dem Frühlingsfest Chinas 2014 tauchten einige Artikel auf, die sich mit dem Thema der leeren Regale der Säuglingsnahrung beschäftigten. Demnach sollen vor allem die Milchprodukte von Hipp leergefegt worden sein. In diesen Artikeln wurde „Milupa“ gar nicht genannt. Doch die Redakteure scheinen ganz unabsichtlich den Skandal der Danone Group, die hinter Milupa steht, angeführt haben. Demnach soll der neuseeländische Milchlieferant Fonterra mit Bakterien verunreinigte Milch geliefert haben, was zum Rückruf der Produkte unter anderem auch in China führte.
Sven_shi, ein Chinesischer Blogger, der nach seinen Angaben einen langen Studienaufenthalt in Deutschland gemacht hat, hat im April 2014 einen Artikel veröffentlicht. Demnach habe sich der Mann mit einem deutschen Ehepaar – einem Journalisten und einer Verkäuferin von Rossmann – über die Milchpulverproblematik unterhalten. Ihm wurde verraten, dass es sich hauptsächlich um eine Promotionskampagne gehandelt habe. Damals fand die Produktserie „Aptamil“, die zum teuren Segment gehört, in China guten Absatz. Milupa wollte die Verkaufspreise auch in den deutschen Supermärkten erhöhen: Mit den Kaufhäusern seien Verträge abgeschlossen worden, die die Lieferpreise in einem bestimmten Zeitraum festgelegt hätten. Dann habe der Milchproduzent die Lieferungen an die Offline-Märkte reduziert und andererseits die Verkaufspreise auf den Online-Märkten wie Amazon.de gesteigert. Die Verantwortung habe Milupa jedoch in den Medien auf den Kauf durch die Chinesen abgeschoben. Danach habe das Unternehmen „Aptamil“ wieder zur Verfügung gestellt, jedoch mit neuen Packungen und erhöhten Preisen, so Sven_shi. (Der Blogger will seinen eigenen Namen gegenüber China.org.cn nicht preisgeben, der Artikel steht bisher immer noch online. Siehe http://weibo.com/2382064902/AF8zJcmPs)
Deutscher Milchexport nach China
Eine Pressemitteilung vom MIV vom Januar 2014 nannte China einen „wichtigen Partner“ für den Export der deutschen Molkereien. Der Verband erinnerte außerdem seine Mitglieder, China habe neue Zulassungsverfahren für in- und ausländische Milchhersteller aufgesetzt und eine Delegation zur Überprüfung nach Deutschland geschickt.
Anfang dieses Jahres sprach der MIV von der Kaufzurückhaltung Chinas im zweiten Halbjahr 2014. Befürchtet wurden die „Irritationen“ auf dem Markt und die unsicheren Aussichten.
Offenbar legt die deutsche Milchindustrie immer noch großen Wert auf den chinesischen Markt. Hätten die Akteure wie „Milupa“ oder „Hipp“ die inländische Nachfrage nicht einmal decken können, warum ziehen sie sich nicht zurück und engagieren sich mehr für den deutschen Markt?
Statistiken zufolge gingen vom Januar bis Oktober 2013 insgesamt 120.000 Tonnen aus deutschen Molkereien nach China, bei zwei Dritteln handelt es sich zudem um flüssige Milch. 2014 wurden in Deutschland 31 Millionen Tonnen produziert, wovon etwa die Hälfte exportiert wurde. Wenn man den Umfang vergleicht, kann man feststellen, dass der Export an China nur noch einen Bruchteil der deutschen Produktion ausmacht. Wie kann also daher die Rede davon sein, dass Chinesen deutschen Babys Milch wegtrinken?
Quelle: german.china.org.cn vom 17.02.2015
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oh doch, ich werde immer mirgens zeuge wenn noch VOR ladenöffnungszeiten eine horde asiaten den dm von seinem gesamten aptamil bestand befreit. der nirmale kunde wird vor 8 nicht reingelassen… das schürt agressionen… gerne schicke ich eich davon ein paar fotos zu.
Fotos bitte an info(at)pravda-tv.com
Gruß
PRAVDA TV