Der amerikanische Geheimdienst CIA finanzierte nach dem Zweiten Weltkrieg enorme Summen, um hochrangige europäische Künstler und Schriftsteller zu manipulieren. Der Dokumentarfilm weist nach, dass die Einflussnahme der CIA bis in die Redaktionen westdeutscher Verlage und Sendeanstalten reichte und dass prominente Künstler wie der spätere Nobelpreisträger Heinrich Böll unwissentlich für den amerikanischen Geheimdienst tätig waren.
Mehrere Hundert Millionen Dollar investierte der US-Auslandsgeheimdienst, um in einer der größten Nachkriegsoperationen ein weltweites Kulturnetz zu knüpfen. Zentrum der CIA-Aktivitäten war der „Kongress für kulturelle Freiheit“ – eine Organisation mit Sitz in Paris unter vollständiger Kontrolle der dort tätigen US-Agenten. Nationale Zweig-organisationen unterhielt der „Kongress“ in sämtlichen Staaten Westeuropas. Die Pariser Zentrale finanzierte in großem Stil „Kongress“-Zeitschriften für den Einsatz in Afrika, Lateinamerika und den arabischen Ländern. Ziel war der Kampf für amerikanische Werte in Bildender Kunst, Literatur und Musik. Insbesondere sozialkritische Intellektuelle und Künstler aus dem linken Lager waren für den „Kongress“ von Interesse. Mit geheim-dienstlichen Mitteln sollten sie marxistischen Einflüssen entzogen und für den Einsatz an der US-Kulturfront bereitgemacht werden.
Als französische Plattform der Einflussnahme diente die Zeitschrift „Preuves“ unter dem Soziologen Raymond Aron. In Deutschland sammelte der „Kongress“ seine ahnungslosen Kulturträger im Umkreis des Blattes „Der Monat“. Die Finanzierung übernahm ab etwa 1958 die CIA. Zu den Mitarbeitern gehörten die wichtigsten Vertreter des westdeutschen Journalismus und der Verlagswelt. Neben Stützpunkten in Westberlin, München und Frankfurt am Main verfügte der „Kongress“ über eine Niederlassung in Köln mit hoch-rangigen Beziehungen, die in die Redaktionen sämtlicher großer Fernsehanstalten und Printmedien reichten.
Unter anderem wurde auch um Heinrich Böll geworben – mit Erfolg, wie die Dokumente bestätigen. Der spätere Nobelpreisträger arbeitete dem „Kongress“ und seinen Organisationen über mindestens zehn Jahre zu – ohne die Hintergründe zu kennen, wie Günter Grass, eine andere Zielperson der CIA, vermutet. Nicht nur auf Böll und Grass hatte es der „Kongress“ abgesehen. Die erste Riege deutscher Literaten, bildender Künstler, Musiker und Kunstkritiker stand im Fadenkreuz der CIA und stellte sich, meist unwissentlich, zur Verfügung.
„Benutzt und gesteuert – Künstler im Netz der CIA“ folgt den Spuren der geheimdienst-lichen Kulturarbeit anhand zahlreicher Dokumente, die in US-Archiven lagern und über die damaligen Arbeitszentren in der Bundesrepublik Auskunft geben. Der Dokumentar-film entstand nach dreijähriger Recherchearbeit.
Video:
Quelle: arte vom 19.06.2011
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