Wie unsere lieben „Qualitätszeitungen“ Medwedews Münchner Rede in ihr Gegenteil verdrehen

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Dass unsere selbsternannten „Qualitätszeitungen“ beim Thema Russland noch nicht einmal versuchen, auch nur im Ansatz objektiv zu berichten, ist hinlänglich bekannt.

Bei der Kommentierung der Rede des russischen Ministerpräsidenten Dmitri Medwedew auf der Münchner Sicherheitskonferenz manipulieren die Großjournalisten jedoch in einer Art und Weise, die selbst im medialen Niveaulimbo negativrekordverdächtig ist.

Wahrscheinlich hätte man Medwedew sogar dann noch Aggressivität unterstellt, wenn er in München die Bergpredigt vorgetragen hätte. Und da wundert sich die Branche ernsthaft, dass sie immer tiefer in der Glaubwürdigkeitskrise versinkt? Von Jens Berger.

Sollten Sie Medwedews Münchner Rede noch nicht gesehen haben, dann lade ich Sie zu einem kleinen Experiment ein. Lesen Sie sich doch bitte zunächst einmal diese drei kurzen Artikel durch, die allesamt von leitenden Journalisten deutscher „Qualitätszeitungen“ geschrieben wurden:

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(Wie in solchen Fällen üblich, hat natürlich auch die Bildredaktion ihr Bestes gegeben, um „den Russen“ möglichst böse aussehen zu lassen)

Nun dürften Sie ein Bild im Kopf haben. Ein Bild von einem aggressiven (Zitat: Luther) Dmitri Medwedew, der eine „Brandrede“ im „gehetzten Stakkato“ (Zitat: Hoffmann) hält, die einem „Wutausbruch ähnelt“ (Zitat: Wergin).

Und nun schauen Sie sich doch einmal die Rede in voller Länge an inklusive deutscher Simultanübersetzung an:

https://www.youtube.com/watch?v=4Cm5nFaV-X0

Wahrscheinlich werden Sie nun denken, die drei Großjournalisten hätten wohl eine andere Rede verfolgt. Nein, es handelt sich in der Tat um ein und dieselbe Rede. Sie können die Rede übrigens auch auf den Seiten der russischen Regierung auf Englisch nachlesen, was durchaus lohnenswert ist.

Nicht nur der Charakter und die Form, sondern auch der Inhalt von Medwedews Rede wird (nicht nur) in den drei oben verlinkten Artikeln zum Teil grotesk ins Gegenteil verdreht. Medwedew „wettert“ und „droht“ nicht dem Westen, sondern beklagt die aggressive Sicherheitspolitik der NATO.

Er zeigt dem Westen nicht die kalte Schulter, sondern lädt den Westen zu mehr Kooperation ein. Er präsentiert Russland nicht als Gegner, sondern als Partner des Westens.

In Nebensätzen wird in den Artikeln dabei sogar Geschichtsrevisionismus betrieben. So behauptet Clemens Wergin ganz nebenbei, „Russlands Angriff auf die Ukraine“ sei die Ursache der gegen Russland verhängten Sanktionen.

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Das ist natürlich falsch, offizieller Grund der Sanktionen ist vielmehr das auf der Krim ausgetragene Referendum samt Anschluss an die Russische Föderation. Von einem „Angriff“ war nie die Rede. Aber so funktioniert Geschichtsrevisionismus nun einmal. Man muss nur in eigentlich unbedeutenden Nebensätzen immer wieder dieselbe Lüge vorbringen und irgendwann wird sie geglaubt.

Es ist ohnehin unverständlich, wie man diese Rede als etwas Anderes interpretieren kann, als sie ganz offensichtlich ist – eine Forderung, sich endlich wieder zusammen an einen Tisch zu setzen und eine gemeinsame europäisch-atlantische Sicherheitsarchitektur zu entwerfen.

Bezeichnend ist dabei vor allem, dass die Kommentatoren deutscher Zeitungen die konstruktiven Elemente aus Medwedews Rede noch nicht einmal erwähnen. Wer die Rede nicht selbst verfolgt oder zumindest gelesen hat, kann gar nicht anders, als zu dem Urteil kommen, nicht der Westen, sondern Russland verschließe sich jeglicher konstruktiver Debatte.

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Das ist Meinungsmache und das ist genau so gewollt.

Für die hier genannten Journalisten geht es nicht um eine möglichst objektive Berichterstattung, sondern um transatlantische PR – Deutschland soll sich von Russland abwenden und zusammen mit den USA einen neuen Kalten Krieg initiieren. Von einem neuen Kalten Krieg profitiert jedoch außerhalb des militärisch-industriellen Komplexes niemand; kein Wunder, dass die Medien zu Manipulationen greifen müssen, um neue alte Feindbilder wiederzubeleben.

 

Amüsant ist diesem Kontext übrigens der in allen drei Artikeln vorgebrachte Bezug auf die Münchner Rede von Wladimir Putin aus dem Jahre 2007. Auch diese Rede wird rückblickend als Aggression und Provokation dargestellt.

Dabei war eben diese selbstbewusste und inhaltlich kaum zu kritisierende Rede in der Realität vielmehr der Auftakt einer bis heute andauernden Serie von antirussischen PR-Artikeln im deutschen Blätterwald (»Verheimlicht, vertuscht, vergessen«: Was 2015 nicht in der Zeitung stand (Video)).

https://www.youtube.com/watch?v=va29f7POhRs

(ab 39:00)

Einige Dinge ändern sich wohl leider nie.

Literatur:

Lügenpresse von Markus Gärtner

Die Verschwörung der Massenmedien: Eine Kulturgeschichte vom Buchhändler-Komplott bis zur Lügenpresse (Edition Medienwissenschaft) von John David Seidler

Lügenpresse von Peter Denk

Gekaufte Journalisten von Udo Ulfkotte

Quellen: PublicDomain/nachdenkseiten.de am 15.02.2016

Weitere Artikel:

»Verheimlicht, vertuscht, vergessen«: Was 2015 nicht in der Zeitung stand (Video)

Deutsche Medien: Es gibt Anweisungen von oben

Das Versagen von Köln: Was wirklich in den Medien geschah

„Lügenpresse“ vs. „Propaganda“: Warum alternative und nicht-westliche Medien auf dem Vormarsch sind

Lügenpresse: Zwischen Gleichschaltung und Propaganda

EU und Nato wollen Russland mit Unterwanderung der Medien destablisieren

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Die „Bild, der Pranger und das Denunziantentum: „BILD stellt die Hetzer an den Pranger“

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3 comments on “Wie unsere lieben „Qualitätszeitungen“ Medwedews Münchner Rede in ihr Gegenteil verdrehen

  1. Es ist schon bemerkenswert, dass die USA und die BRD bzw. die NATO jetzt in München über „Frieden“ in Syrien „beraten“ haben, aber kein legitimer Vertreter Syriens eingeladen wurde! Was wie meist immer nur aus dem Internet zu erfahren ist, besagt, das Assad jedenfalls der demokratisch gewählte Präsident Syriens ist und einzig und allein mit dem syrischen Parlament zu entscheiden hat, was in seinem Land zu geschehen hat und was nicht! Ausschließlich Russland wurde um militärischen Beistand gebeten und sonst niemand, und Russland erfüllt auch im Eigeninteresse diese übernommene Verpflichtung mit schlagendem Erfolg.
    In Wirklichkeit geht es dem Westen nur darum, Assad von Außen zum stürzen und eine den USA „genehme“ Regierung einsetzen zu lassen, da Syrien einem Gas- und Ölpipeline-Projekt durch Syrien und auch sonstigen geopolitischen Interessen der USA (und eines weiteren Staates) im Wege steht. Der IS wurde von den USA mit Hilfe Qatars errichtet und mit Waffen versorgt, um unter dem Vorwand, den IS „bekämpfen“ zu wollen, in Syrien ohne UN-Mandat militärisch eingreifen zu können. Begleitend wurden über Assad nach Jahrhundert bewährtem Muster mittels der westlichen Medien Lügenmärchen (Giftgaseinsatz) verbreitet, welche jetzt mit der Bombardierung von Spitälern erwartungsgemäß getoppt und natürlich nach dem Muster „semper aliqid haeret“ (es bleibt immer etwas hängen) umgehend den Russen in die Schuhe geschoben wurde, um die öffentliche Meinung auf einen weit umfangreicheren Militäreinsatz einstimmen zu können. Es empfiehlt sich dazu das Buch von John Perkins „The economic Hitman“ zu lesen, weil die Vorgangsweise der USA mit Hilfe der Weltbank und des IWF immer die gleiche (schädliche) ist.
    Jetzt, nachdem der IS und die von den USA gesteuerten „Rebellen“ erstmals von Russland echt bekämpft werden und das syrische Militär dadurch kurz vor dem befreienden Sieg steht, wollen sich plötzlich die kriegerischen Invasoren, dh. die Nato und die USA mit „Sirenen-tönen“ einen Waffenstillstand und „Frieden“ erreichen. Das hätten sie von Anfang an, wie auf allen anderen inszenierten Kriegsschauplätzen der USA weltweit sonst auch, erhalten können, wenn sie die Souveränität von Staaten beachten und sich damit an das Völkerrecht halten würden. Nicht ohne Grund hat die US-Regierung ihre im Jahr 2000 erfolgte Unterzeichnung des Statutes des Internationalen Strafgerichtshofes IStGH in Den Haag im selben Jahr auf völkerrechtlich unübliche Weise wieder zurückgezogen.

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