Das wird die Krise zwischen Russland und der NATO nicht entschärfen: Inmitten des anhaltenden Ukraine-Konflikts bringen die US-Streitkräfte noch dieses Jahr rund 220 Panzer nach Europa zurück, nachdem sie die letzten vor zwei Jahren abgezogen hatten. Bis Ende 2015 soll es wieder Ausrüstung und Fahrzeuge für eine komplette schwere Panzerbrigade geben. Damit nicht genug, sollen nun auch erstmals US-Soldaten in den Westen der Ukraine verlegt werden – um dort ukrainische Truppen zu trainieren, wie Generalleutnant Ben Hodges, Oberkommandierender des US-Heeres in Europa, erklärte.
Bereits im Dezember des Vorjahres war bekannt geworden, dass die USA heuer etwa 150 gepanzerte Fahrzeuge nach Europa verlegen wollen. In einem Bericht des Truppenmagazins „Stars and Stripes“ heißt es nun, es würden 2015 insgesamt rund 220 Panzer nach Europa verlegt werden.
Aufteilung auf Deutschland und Osteuropa
Etwa ein Drittel der neuen Ausrüstung soll Generalleutnant Hodges zufolge im deutschen Grafenwöhr, einem der größten Truppenübungsplätze Europas, bleiben. Die übrigen zwei Drittel der Ausrüstung könnten in den baltischen Staaten, in Polen oder in Bulgarien und in Rumänien gelagert werden, so der Befehlshaber des US-Heeres in Europa.
Bislang sind rund 30 Kampfpanzer vom Typ „Abrams“ und 30 Schützenpanzer vom Typ „Bradley“ in Grafenwöhr eingelagert – das „European Activity Set“ (EAS). Diese Fahrzeuge reichen für ein Bataillon. Zur Ausrüstung einer Panzerbrigade zählen insgesamt 60 Kampfpanzer sowie 60 Schützenpanzer, gut zwei Dutzend Haubitzen sowie Dutzende weitere Fahrzeuge.
„Das ‚European Activity Set‘ wächst offensichtlich“
„Das EAS wächst offensichtlich“, so Hodges gegenüber „Stars and Stripes“ zu der geplanten Aufstockung. Damit setzen die US-Streitkräfte eine alte Zusage der US-Regierung um. Sie hatte versprochen, künftig würden Einheiten aus den USA nach Europa gebracht, um hier zu üben und die Lücken zu füllen, die der Abzug von zwei schweren Heeresbrigaden hinterlassen hat. Bislang kamen die Soldaten nur in Bataillonstärke, künftig kommen sie in Brigadestärke.
Die Entscheidung zur Aufstockung des Materials sei schon vor zwei Jahren und damit vor dem Beginn der Ukraine-Krise getroffen worden, hatte Hodges bereits im Dezember gegenüber Reuters betont. Dennoch diene die Maßnahme jetzt auch zur Unterstützung der Stationierung von US-Soldaten im Baltikum und in Polen im Zuge der Operation „Atlantic Resolve“ (Atlantische Entschlossenheit). Diese wird 2015 fortgesetzt und möglicherweise auch 2016, so Hodges.
Die aktuellen Pläne würden jedenfalls in die gesamteuropäische Strategie passen: die russische Aggression abschrecken, die Verbündeten im Osten beruhigen und die Ausbildungspartnerschaften verstärken. Geht es nach Hodges, sollen die in Europa stationierten US-Soldaten auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen.
US-Fallschirmjäger trainieren mit ukrainischen Truppen
So wird im Frühjahr die in Vicenza in Italien stationierte 173. Luftlandebrigade ein Bataillon in die westliche Ukraine entsenden – um auf Wunsch der Regierung in Kiew die Nationalgarde des Landes und Personal des Verteidigungsministeriums zu trainieren, betonte der US-General.
Als Kosten für das Training der ukrainischen Truppen wurden in Washington vorerst rund 19 Millionen US-Dollar veranschlagt, berichtete das Nachrichtenportal defensenews.com. In Washington sehe man das geplante Training jedenfalls als ersten Schritt, dem weitere Ausbildungsmaßnahmen folgen sollen, um die Einsatzfähigkeit der ukrainischen Streitkräfte zu verbessern.
„Zahlreiche Anzeichen für russische Beteiligung“
Die durchaus brisanten Pläne begründet der Befehlshaber der US-Armee in Europa mit „zahlreichen Anzeichen für eine russische Beteiligung“ am Krieg im Osten der Ukraine. „Hunderte von gepanzerten Fahrzeugen, Raketenwerfer und UAVs (unbemannte Luftfahrzeuge)“ würden den Separatisten seinen Worten zufolge entweder direkt von den Russen oder durch ihre Vertreter im Osten der Ukraine zur Verfügung gestellt werden.
„Der Himmel ist voll von russischen UAVs, die sofort alle ukrainischen Formationen finden – die Ukrainer müssen beträchtliche Verluste durch Artillerie- und Raketenbeschuss hinnehmen.“
Beweise für diese Theorie blieben bis heute aus.
Ukrainische Armee wird zu NATO-Fremdenlegion
Die Kiewer-Regierung scheint immer stärker auf ausländische Söldner in den „Freiwilligenbataillonen“ zurückzugreifen. Bei der Eroberung des Flughafens von Donezk fanden die Volksmilizen zahlreiche Indizien für die Anwesenheit von ausländischen Söldnern wie Visiten- und Kreditkarten sowie Tonaufnahmen in verschiedenen Sprachen vor. Derweil sagte der russische Präsident Wladimir Putin in einer gestrigen Ansprache, dass die ukrainische Regierung augenscheinlich keine politische Lösung des Konfliktes anstrebe.
Es mehren sich die Hinweise, wonach der Westen selbst das Regime in Kiew militärisch unterstützt. Insbesondere innerhalb der sogenannten „Freiwilligeneinheiten“, die für Kiew kämpfen, finden sich nicht selten ausländische Kämpfer. Auf dem eroberten Flughafen von Donezk seien „indirekte Beweise“ für die Anwesenheit von „ausländischen Söldnern“ gefunden wurden, neben Toten in Uniformen und Waffen auch „Visitenkarten, Kreditkarten und Voice-Recorder mit Aufzeichnungen von Predigten in verschiedenen Sprachen“, heißt es aus den Reihen der Selbstverteidigungskräfte, die das Areal vor wenigen Tagen unter ihre Kontrolle gebracht hatten.
Bei einem gestrigen Besuch der Nationalen Mineralressourcen-Universität in St. Petersburg sagte derweil der russische Präsident Putin, die ukrainische Regierung wolle keine politische Lösung und habe den Waffenstillstand nur genutzt, um die militärischen Operationen wieder aufzunehmen, die zu einer „veritablen Katastrophe führt“.
Im Kern sei es keine Armee, die aufseiten des Regimes in Kiew gegen die Aufständischen in der Ostukraine und gegen die Zivilbevölkerung eingesetzt werde, so der russische Präsident weiter, sondern eine Fremdenlegion, in diesem besonderen Fall eine NATO-Fremdenlegion, die natürlich nicht die nationalen Interessen der Ukraine verfolge.
Vice News Reporter Simon Ostrovsky interviewte beispielsweise im August 2014 einen US-amerikanischen Freiwilligen, der sich im Kampf gegen die russischstämmige Minderheit in der Ostukraine dem Donbass-Bataillon anschloss. Medienberichten zufolge soll der 55-jährige New Yorker Investment-Banker mit dem Codenamen “Franko” im gleichen Monat in Ilovaisk, Region Donezk, gefallen sein. Die regierungsnahe und wichtigste englischsprachige Zeitung des Landes Kyiv Post gab zu, dass sich dem Verband zahlreiche ausländische Freiwillige anschlossen. Sie kommen aus Weißrussland, Georgien, Russland aber auch aus Spanien.
Ohne die „Freiwilligenbataillone“ wäre die Situation der ukrainischen Streitkräfte möglicherweise noch wesentlich prekärer. Selbst in der Westukraine sind immer weniger Menschen bereit, ihre Kinder als Kanonenfutter für den Krieg der euro-nationalistischen Regierung gegen die eigene Bevölkerung verheizen zu lassen.
Video:
https://www.youtube.com/watch?v=ELZmwakRU3c
Quellen: rtdeutsch.com/krone.at vom 28.01.2015
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