Verbindungen zu transatlantischen Lobby-Organisationen empfindet aber nicht jeder Journalist als ehrenrührig.
Die ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“ hat mit einem Beitrag offenbar bei einigen Medienschaffenden einen wunden Punkt getroffen und Zuschauer dafür sensibilisiert, dass auch Journalisten häufig nicht unparteiisch sind.
Das juristische Vorgehen des „Zeit“-Herausgebers Josef Joffe gegen die ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“ weckt zunehmend Erinnerungen an ein Phänomen, das als Streisand-Effekt bezeichnet wird. So endete 2003 der Versuch der US-Schauspielerin Barbra Streisand, auf dem Klageweg einem Journalisten die Veröffentlichung eines Luftbilds ihres bis dahin kaum beachteten kalifornischen Anwesens zu untersagen, letztendlich damit, dass sich das entsprechende Foto im Internet wie ein Lauffeuer verbreitete. Schaut man, was das Internet-Lexikon Wikipedia inzwischen zu dem Herausgeber der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“ zu berichten weiß, scheint sich nun ein ähnlicher Effekt einzustellen. Im Vergleich zum übrigen Lebenslauf des 70-jährigen Journalisten, nimmt die Darstellung des erst wenige Monate währenden juristischen Kleinkriegs zwischen Joffe und dem ZDF mittlerweile erstaunlich viel Raum ein.
Anlass der Auseinandersetzung ist die ZDF-Satiresendung „Die Anstalt“ vom 29. April dieses Jahres, die sich mit der Ukraine-Bericht-erstattung führender deutscher Medien beschäftigt hatte. In diesem Zusammenhang wurde einer Reihe einflussreicher deutscher Journalisten eine allzu enge Verbindung zu politischen Organisationen wie dem „German Marshall Fund of the United States“ oder dem Verein „Atlantik-Brücke“ vorgeworfen und auf daraus drohenden Interessenskonflikten bei der journalistischen Arbeit hingewiesen.
Genannt wurden unter anderem Stefan Kornelius, Ressortleiter Außenpolitik bei der „Süddeutschen Zeitung“, der „FAZ“-Herausgeber Günther Nonnenmacher, der „FAZ“-Journalist Klaus-Dieter Frankenberger und eben der „Zeit“-Herausgeber Josef Joffe und sein Kollege, der „Zeit“-Redakteur Jochen Bittner.
Im Fall Joffes war durch ein Schaubild der Eindruck erweckt worden, Joffe sei Mitglied in acht US-nahen Lobby-Organisationen, wobei die Moderatoren die satirische Spitze anbrachten, Joffes zahlreiche Verpflichtungen seien der Grund, warum die „Zeit“ nur einmal wöchentlich erscheine. Resultat dieser Darstellung war, dass der „Zeit“-Herausgeber sein allgemeines Persönlichkeitsrecht verletzt sah und eine einstweilige Verfügung erwirkte. In einer Presseerklärung wies Joffe den Lobby-Vorwurf zurück: „Diese Unterstellung war herabsetzend, weil sie mir journalistische Integrität absprach. Sie war auch falsch. Tatsächlich sitze ich im Gremium von nur zweien: der American Academy in Berlin und des American Institute for Contemporary German Studies (AICGS), das zur Johns Hopkins Universität gehört.“ Joffe verwies zudem darauf, dass es sich bei diesen Organisationen um außenpolitische Forschungsinstitutionen handelt.
Inzwischen hat das Landgericht Hamburg die von Joffe erwirkte einstweilige Verfügung gegen die satirische Kritik im ZDF zum Teil wieder aufgehoben. Bereits in der mündlichen Verhandlung war absehbar, dass das Gericht nicht geneigt scheint, im Zusammenhang mit einer Satiresendung Erbsenzählerei zu betreiben, zumal Joffes Mitgliedschaft in trans-atlantischen Organisationen nicht generell infrage stand. Ein Urteil im Hauptsache-verfahren ist für den 21. November angekündigt.
Egal welchen Ausgang das Verfahren nimmt, bescheinigen muss man dem „Zeit“-Herausgeber in jedem Fall, dass er Zweifel an seiner journalistischen Unabhängigkeit für ehrenrührig hält. Nicht einmal um den Anschein von Neutralität bemühen sich dagegen einige prominente Akteure in öffentlich-rechtlichen Rundfunkhäusern.
Gebührenfinanziert und per Rundfunkstaatsvertrag eigentlich zu objektiver Bericht-erstattung verpflichtet, ist Spitzenpersonal von ARD und ZDF ganz offen in der Atlantik-Brücke aktiv, die im Ruf steht, eine transatlantische Lobby-Organisationen zu sein. So gab WDR-Intendant Tom Buhrow im Jahr 2013 auf einer Veranstaltung der Atlantik-Brücke e.V. den Festredner zur Verabschiedung des damaligen US-Botschafters Phil Murphy.
Der Moderator und Leiter der ZDF-Nachrichtenredaktion, Claus Kleber, ist sogar Kuratoriumsmitglied der Stiftung Atlantik-Brücke. In der Mitgliederliste ebenso geführt wird der frühere Tagesthemen-Moderator Ingo Zamperoni, der inzwischen als ARD-Korrespondent ausgerechnet in Washington tätig ist. Als Mitglieder gelistet sind auch Anna Marohn, die persönliche Referentin des NDR-Intendanten, und Tina Hassel, Leiterin des ARD-Studios in Washington.
Im „Young Leader“-Programm der Atlantik-Brücke, einem Förderprogramm für politischen Nachwuchs, taucht neben so prominenten Namen wie Karl-Theodor Freiherr zu Guttenberg (CSU), Thomas Oppermann (SPD) und Cem Özdemir (Grüne) der Name Theo Koll auf. Er ist beim ZDF Leiter der Hauptredaktion Außen-, Innen-, Gesellschafts- und Bildungspolitik sowie Moderator des ZDF-Auslandsjournal, des Politbarometers sowie der „ZDF spezial“-Sendungen.
Video: Das Netzwerk der korrupten deutschen Journalisten
https://www.youtube.com/watch?v=5_c2-Yg5spU
Quellen: ZDF/AP/preussische-allgemeine.de vom 17.10.2014
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