Russland führe mit seinem Eingreifen in Syrien einen „christlichen Kreuzzug“ durch. Daher rufen dutzende prominente Geistliche aus Saudi-Arabien zum Heiligen Krieg gegen Russland auf.
Weil Russland in Syrien einen „christlichen Kreuzzug“ durchführt, rufen dutzende bekannte, saudi-arabische Geistlicher zum Heiligen Krieg gegen das Land auf. Die Gruppe der Kleriker richtet sich vor allem an die sunnitischen Extremisten, „jede moralische, materielle, politische und militärische“ Unterstützung für den „Heiligen Krieg“ und somit gegen die syrische Regierung und ihre Verbündeten aus dem Iran und Russland, wie Reuters aus dem Pamphlet zitiert. Saudi-Arabien ist eine islamistische Monarchie, in der der Wahabismus Staatsreligion ist. Das Wort der Geistlichen hat daher quasi offiziellen Charakter.
„Die Heiligen Krieger von Syrien verteidigen die ganze islamische Nation. Vertraut ihnen und unterstützt sie … denn wenn sie besiegt werden, Gott bewahre, wird ein sunnitisches Land nach dem anderen fallen“, heißt es weiter in der Erklärung der 53 Geistlichen.
Innerhalb des saudischen Königshauses gibt es einen Machtkampf zwischen den Generationen, sagte Ali Alyami, Gründer des „Centers für Demokratie und Menschenreche in Saudi-Arabien“ in einem Interview. Der jetzige König Salman setzte Vertraute in Schlüsselpositionen.
Russland hat in der vergangenen Woche mit Luftangriffen gegen die syrische Opposition begonnen. In der Erklärung der Kleriker wird dieser Schritt mit der Invasion der Sowjets in Afghanistan im Jahr 1980 verglichen.
Wladimir Putin hat das Timing für sein Eingreifen in Syrien sehr geschickt gewählt: Der Machtkampf bei den Saudis hat dazu geführt, dass das Königreich instabil geworden ist. Mit einem völkerrechtswidrigen Krieg im Jemen versuchen die Saudis, ihren Einfluss auszubauen. Damit sind ihre militärischen Handlungsmöglichkeiten begrenzt. Russlands Strategie, im Nahen Osten Einfluss zu gewinnen, gefährdet auch die OPEC: Über sie haben die Saudis bisher den Ölpreis kontrolliert.
Die Nato will als Folge der russischen Offensive in Syrien eine Zusammenlegung der Truppen in der Türkei.
Nachtrag 12.10.2015: Russland und Saudi-Arabien wollen enger kooperieren
In der Syrien-Krise haben Russland und Saudi-Arabien trotz Meinungsverschiedenheiten eine engere Abstimmung vereinbart. Präsident Wladimir Putin traf am Sonntag in Sotschi mit dem neuen saudischen Verteidigungsminister Mohammed bin Salman al-Saud zusammen, der Russland zum zweiten Mal binnen weniger Monate besuchte.
Der russische Verteidigungsminister Sergej Lawrow erklärte nach dem Treffen, beide Länder seien im Syrien-Konflikt zur Kooperation bereit und wollten den Aufbau eines „terroristrischen Kalifats“ verhindern. „So weit ich das sagen kann, gibt es auf beiden Seiten das Verständnis, dass das heutige Treffen unsere Kooperation voranbringen kann“, sagte Lawrow. Saudi-Arabien habe zwar „Sorgen“ bezüglich der russischen Ziele in Syrien geäußert. Russland greife allerdings lediglich Extremisten an, darunter jene des Islamischen Staats (IS) und der Al-Kaida nahestehenden Jabhat al Nusra.
Saudi-Arabien unterstützt Rebellengruppen, die gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad kämpfen, und sieht die russischen Luftangriffe deshalb mit großem Misstrauen. Der saudische Außenminister Adel al-Jubeir sagte nach dem Treffen, sein Land trete für einen Dialog zwischen Regierung und Opposition in Syrien und eine Übergangsregierung ein. Das werde letztlich zum Abdanken Assads führen. Al-Jubeir sagte auch, Russland habe saudische Befürchtungen zerstreut, dass es sich in Syrien zu eng mit dem Iran abstimmen werde. Moskau habe versichert, dass es allein um den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gehe.
Putin traf sich nach russischen Angaben mit dem Sohn des saudischen Königs am Rande des Formel-1-Rennens im russischen Sotschi.
Literatur:
Inside IS – 10 Tage im ‚Islamischen Staat‘ von Jürgen Todenhöfer
Die Weltbeherrscher: Militärische und geheimdienstliche Operationen der USA von Armin Wertz
Deutschland die Drehscheibe des Waffenhandels: Parteien und Panzer sind Petro-Dollar von Walter Bolsinger
Schwarzbuch Waffenhandel: Wie Deutschland am Krieg verdient von Jürgen Grässlin
Quellen: Deutsche-Wirtschafts-Nachrichten/derstandard.at vom 08.10.2015
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1.) Moskaus Eingreifen in Syrien beruht auf einem Fraktionskampf in Washington und auf dem geschickten Schachzug Obamas, Rußland einzubinden. Siehe dazu schon: http://www.pravda-tv.com/2015/10/syrien-krieg-usa-bestaetigen-direkte-kommunikation-mit-russland-video/#comment-144665 .
Was ich sagen will. Obama versucht einen Paradigmawechsel mit der US-Außenpolitik im Nahen Osten. Als Gegner hat er seinen Außenminister Kerry, das Pentagon und die – vom Pentagon beherrschte – Nato.
Auch solche Primitivlinge wie Brezinsky („BRZEZINSKI URGES US TO ‘RETALIATE’ AGAINST RUSSIAN FORCES IN SYRIA“ – http://antiwar.com/blog/2015/10/06/brzezinski-urges-us-to-retaliate-against-russian-forces-in-syria/ ) verstehen nicht, was die Obama-Fraktion gerade einfädelt.
Auch der sonst so gescheite Bhadrakumar, verkennt in seinem Artikel „OBAMA CUTS LOOSE SYRIA’S CIVIL WAR“ – http://blogs.rediff.com/mkbhadrakumar/2015/10/10/obama-cuts-loose-syrias-civil-war/ den entscheidenden Vorgang. Bhadrakumars Verkennen der Lage geht vielleicht auch auf seine Empörung über Obama zurück, weil sich der US-indische Nuklearvertrag von 2008 nicht – wie allenfalls angenommen – als Begründung einer Exklusiv-Stellung der Beziehung zwischen den USA und Indien herausgestellt hat, nachdem die USA nun auch Pakistan eine ganz vergleichbare Vereinbarung angeboten hat („‘FRIEND BARACK’ NUKES MODI“ – http://blogs.rediff.com/mkbhadrakumar/2015/10/09/friend-barack-nukes-modi/)
Besonders deutlich wird das in Bhadrakumars Lob, für den Artikel auf „Foreign Policy“ („IT’S TIME FOR THE UNITED STATES TO START WORRYING ABOUT A SAUDI COLLAPSE“ – http://foreignpolicy.com/2015/10/07/will-the-united-states-help-if-saudi-arabia-starts-to-fall-apart/ ), der Obama für die destabilisation Saudi-Arabien verantwortlich macht:
„The question now is whether the Obama administration is even capable of recovering from the geopolitical mess it has triggered. Does it even have a clue about the disastrously destabilizing chain of events that have been unleashed by its very purposeful decision to put a “closed for business” sign on Pax Americana in the Middle East? Does it at last understand that what replaces the abandonment of U.S. leadership in the region is not some virtuous equilibrium or balance of power among local competitors, but accelerating levels of violence, extremism, and chaos? Does it have any idea of how it would go about the arduous task of rebuilding the strategic partnerships that its policies have so badly undermined, and stemming the rising tsunami of disorder that now threatens to swamp the region and U.S. interests?“
2.) DIE NEUE NAHOST-POLITIK OBAMAS.
a) Der Artikel im „Foreighn Policy“ verkennt, daß die derzeitige Lage in Nahost – und eben auch in Saudi-Arabien – allein die Folge der bisherigen Außenpolitik seit George W. Bush – und, ja, auch seit Bill Clinton („Humanitarian Intervention“) – ist.
D. h. : Was jetzt in Nahost + Saudi-Arabien danebenging, ist Obama nur insofern anzulasten, als er nicht schon vorher(!) seine Außenpolitik umgestellt hatte. Oder andersherum: Das jetzige Chaos in Nahost ist gerade durch die Politik verursacht worden, die die „Foreighn Policy“ – und leider auch Bhadrakumar – ausdrücklich vertreten!
2.1) Die bisherige Lage in Nahost+Saudi-Arabien:
Die jetzige Lage ist dadurch gekennzeichnet, daß die US-Politik in Nahost weitestgehend durch die Regie Israels verdrängt wurde. Israel und die von ihm weitgehend gesteuerten Länder Türkei, Saudi-Arabien, Öl-Golfstaaten, Jordanien usw. (und auch ein bißchen Hollandes Frankreich und Camerons UK) haben der US-Politik in Nahost längst das Zepter aus der Hand genommen. Begünstigt wurde Israels Regie dabei durch die – geradezu ‚hochverräterische‘ – Kerry-Allan-Petraeus-Clique.
Das Desaster im Irak, in Syrien,. in Libyen, in Saudi-Arabien, im Jemen, in Somalia (und auch(!) im weiter weg liegenden Afghanistan) ist also durch die Großmachträume Israels („Groß-Israel“), der Türkei („Neues Osmanisches Großreich“) und Saudi-Arabiens (man könnte es „Groß-Wahabitien“ nennen) verursacht worden.
2.2) DIE NEUE KONSTELLATION:
Die ‚Obama-Fraktion‘ (nennen wir sie mal so) erwacht nun endlich aus ihrer Ohnmächtigkeit. Als Partner hat sie sich Rußland auserkoren. Immerhin betteln Purin-Medwedew-Lawrow schon seit 15 Jahren darum, doch bitte, bitte, bitte, endlich mit den USA zusammenarbeiten zu dürfen.
Warum also nicht? Dem aus europäischer Sicht sowieso immer mit Kopfschütteln betrachteten – geradezu: psychotische – Dogma, daß Rußland der „natürliche Erzfeind für alle Zeiten“ der USA sei (wie es die Kerry-Allan-Petraeus-Hillary Clinton-Clique propagiert – auch diese „Think-Tanks“-Typen à la Brzezinski-Kissinger-Eagleburger) folgt die Obama-Fraktion nicht.
2.3) DIE ZUKÜNFTIGEN AUSWIRKUNGEN der neuen Konstellation Obamafraktion-Rußland:
2.3.1) Israels Herausforderung der USA wird limitiert
2.3.2) Der Irak, Syrien. Libyen, werden restabilisiert
2.3.4) Die Türkei, die in Chaos zu versinken droht, wird restabilisiert
2.3.5) Der Iran wird eingebunden – Rußland hat schon Ägypten eingebunden
2.3.6) Das US/Nato-Desaster in Afghanistan bekommt mit Rußland, einem eingebundenen Iran und einem eingebundenen Pakistan plötzlich die Chance auf einen ‚Silberstreif am Horizont‘.
2.3.7) BRD: Die Erpressung durch Israel für endlose Lieferung von U-Booten und Korvetten ‚für lau‘ könnte ein Ende finden.
2.3.8) Aber nicht nur die BRD, sondern auch Frankreich und das UK sind weitgehend von israelischen Ambitionen beherrscht. Das könnte sich ändern.
2.3.9) Die Kooperation zwischen Rußland und der VR China wird schlagartig Grenzen finden.
3.) DIE KRUX
Ich habe keinen Zweifel, Daß Obama ursprünglich wirklich Guantanamo abschaffen wollte („Yes, we can!“). Aber er konnte nicht. Denn der US-Präsident ist so machtlos wie die damaligen Kaiser des „Heiligen Römischen Reiches“. Ich bin mir sicher, daß er weder Hillary Clinton noch John („don’t tase me bro“) Kerry als Außenminister haben wollte. Aber er konnte nicht (genau wie Jimmy Carter).
Und DIE KRUX ist die kommende Präsidentschaftswahl in den USA. Und da bin sich sehr pessimistisch!
Wichtig ist es deshalb für die Obamafraktion, unumkehrbare Verhältnisse zu schaffen. Nicht zuletzt auch die Anteilnahme Chinas (ein chinesischer Flugzeugträger positionierte sich gerade eben vor der syrischen Küste) an den Geschehnissen in Nahost dürfte eine Umkehr der von der Obamafraktion eingeschlagenen Richtung einem neuen (beherrschten) US-Präsidenten erschweren.
Korrektur:
Natürlich meinte ich nicht „Eagleburger“ (gibts den überhaupt noch?), sondern Wolfowitz