Obwohl es die breite Öffentlichkeit nicht wahrnimmt, sind es nicht die vom amerikanischen Volk gewählten Politiker, welche jene Politik betreiben, die das Schicksal der Nation im Lande selber wie auch international im geopolitischen Rahmen festschreibt. Dies erfolgt vielmehr durch die diversen Think-Tanks, welche von den großen Konzernen finanziert werden – also Gruppen von nicht gewählten Politik-“Experten“, die sämtliche Wahlen überdauern und sog. „Strategiepapiere“ erstellen, die jeweils von den vermeintlichen „Gesetzgebern“ abgenickt und zur Grundlage ihrer Gesetzgebung gemacht werden. Dieselben Richtlinien werden in der Folge von den ebenfalls von den großen Konzernen abhängigen Medien als tägliche Schlagzeilen bis zum Erbrechen reproduziert.
Ein solches Strategiepapier wurde vor kurzem von Brookings vorgelegt, einem geradezu berüchtigten Think-Tank, der seine Aufgabe darin sieht, gestaltenden Einfluss auf die US-Politik zu nehmen. Der Titel der Studie: „Deconstructing Syria: Towards a regionalized strategy for a confederal country.“ („Die Zerschlagung Syriens: Regionalstrategie zur Schaffung eines [mit den USA] verbündeten Landes.“) Dieses signierte und mit offenem Datum versehene Dokument ist nichts anderes als der Wegweiser für eine Verschwörung zur Teilung, Zerstörung und schrittweisen Besetzung eines souveränen Staates, der Tausende von Meilen von Amerikas Küsten entfernt liegt, und zugleich ein ernüchterndes Beispiel dafür, wie gefährlich und dauerhaft die Mechanismen des modernen Imperialismus selbst im 21. Jahrhundert noch sind.
Der „Islamische Staat“ als Vorwand: Milliarden US-Dollar für sog. „gemäßigte Gruppen“, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt
Das Dokument gibt offen zu, dass die USA Beträge in Milliardenhöhe für die Bewaffnung und Ausbildung von Milizen zur Verfügung gestellt haben, welche den verheerenden und immer größere Ausmaße annehmenden Konflikt anheizen sollten. Es wird auch bestätigt, dass die Vereinigten Staaten in Jordanien und dem NATO-Mitgliedsstaat Türkei auch in Hinkunft und in noch erweitertem Umfang Operationen durchführen wollen, wobei noch mehr Geld, Waffen und Milizen für den bereits katastrophalen Konflikt bereitgestellt werden sollen.
Das Dokument kommt auch auf den Aufstieg der sog. „Islamischen Staats“ (IS) zu sprechen, erwähnt aber nirgends, von wo eigentlich dessen Finanzierung und Bewaffnung herrührt. Es heißt, dass die Vereinigten Staaten an mehreren Fronten Milliarden an Dollar, Waffen und Ausbildung für angeblich „gemäßigte Gruppen“ zur Verfügung gestellt hätten, doch diese Gruppen sind bisher nie auf dem Schlachtfeld gesichtet worden. Es wäre zudem ein Gebot der Logik, dass zur Schaffung und Erhaltung riesiger Milizverbände wie derjenigen des IS oder der der Al-Kaida zugerechneten Al-Nusra Front, welche laut Brookings auf der Seite der „Opposition“ die dominierenden Positionen innehalben, ein staatlicher Sponsor von noch größerer Dimension erforderlich wäre.
In Wirklichkeit ist es natürlich so, dass die IS-Milizen ihre Versorgung direkt aus den US-Operationsgebieten in der Türkei und Jordanien beziehen, denn es waren ja der IS bzw. die Al-Kaida, die vom Westen selber als angeblich „gemäßigte Gruppen“ hochgezüchtet wurden, bevor der Konflikt im Jahr 2011 losbrach. An dieser Strategie des Westens hat sich im grunde auch nichts geändert, auch nicht in der jüngsten Etappe seiner Kampagne.
Die US-Invasion in Syrien
Nach der Bewaffnung und Finanzierung eines geradezu flächendeckendes Heeres von Al-Kaida-Terroristen sind die Vereinigten Staaten nunmehr bestrebt, das resultierende Chaos dafür zu nutzen, das seit Beginn des Konflikts – als klar wurde, dass die syrische Regierung weder kapitulieren noch kollabieren würde – angestrebte Ziel zu rechtfertigen, nämlich die Einrichtung von Pufferzonen. Das Brookings-Dokument spricht in diesem Zusammenhang von „Sicherheitszonen“.
Nach Einrichtung solcher Zonen sollen US-Bodenstreitkräfte die Besatzung von syrischen Gebiet übernehmen, das andere zuvor eingenommen und gesäubert haben, seien es die kurdischen Gruppen und Al-Kaida-Banden im Norden oder ausländische terroristische Milizen im Süden, die entlang der jordanisch-syrischen Grenze operieren. Brookings selber räumt sogar ein, dass die Schaffung solcher Zonen durch Extremisten erfolgen würde, misst deren „ideologischer Reinheit“ aber keine besondere Bedeutung bei.
Die US-Strategen gehen davon aus, dass nach Besetzung dieser Gebiete die Armee der Syrischen Arabischen Republik es nicht wagen würde, dort stationierte US-Truppen anzugreifen, da dies eine direkte Antwort des amerikanischen Militärs gegen Damaskus provozieren könnte. Das Brookings-Dokument dazu wörtlich:
Die Idee besteht darin, moderaten Elementen dabei zu unterstützen, sobald wie möglich zuverlässige Sicherheitszonen in Syrien einzurichten. Amerikanische, saudiarabische, türkische, britische und jordanische Kräfte sowie andere arabische Truppen würden unterstützend eingreifen, sowohl aus der Luft wie später auch auf dem Boden, wobei Spezialeinheiten einzusetzen wären. Dieser Plan macht sich Syriens offene Wüstengebiete zu Nutzen, wo Pufferzonen geschaffen werden können, die gegen feindliche Angriffe durch eine Kombination von Technologien, Patrouillen und andere Methoden abschirmbar sind, wobei auswärtige Spezialeinheiten den syrischen lokalen Kämpfern bei der Errichtung behilflich sein können.
Wäre Assad töricht genug, diese Zonen anzugreifen, dann würde er selbst dann, wenn es ihm gelingt, den Rückzug der auswärtigen Spezialeinheiten zu erzwingen, mit großer Wahrscheinlichkeit seine Luftüberlegenheit durch die nachfolgenden Vergeltungsschläge von Seiten auswärtiger Kräfte verlieren, was sein Militär eines seiner wenigen Vorteile gegenüber dem IS berauben würde. Eine solche Vorgangsweise ist somit unwahrscheinlich.
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Entgegen den diversen „US-regierungsamtlichen Aussagen“ räumt Brookings auch durchaus ein, dass die Regierung von Syrien sich nicht in einem Krieg gegen das eigene Volk, sondern in einem Krieg mit dem sog. „Islamischen Staat“ befindet. Es ist somit völlig klar, dass Brookings, die Politiker und sonstigen Strategen im Westen die IS-Karte in Kombination mit der Drohung einer direkten militärischen Intervention als Hebel verwenden; was damit bezweckt wird, ist letztendlich die Invasion und Eroberung von Syrien.
Die Invasion in Syrien könnte zwar gelingen, aber nicht die dahinterstehenden Zielsetzungen
Der gesamte Plan baut darauf auf, dass es den USA delingt, die besagten „Sicherheitszonen“ zunächst einzunehmen und zu halten bzw. sie in der Folge als funktionierende autonome Regionen miteinander zu vernetzen. Die Resultate ähnlicher US-Versuche des „nation building“ sind derzeit in dem verwüsteten und als Staat gescheiterten Libyen sowie im Irak, in Afghanistan und in Somalia zu sehen. Die Liste könnte noch beliebig erweitert werden.
Die Verrücktheit dieses Plans ist grenzenlos, da ihm nicht nur jede Glaubwürdigkeit fehlt, sondern auch der militärische Willen, ihn tatsächlich umsetzen. Glaubt man tatsächlich, dass es noch genügend Dumme gibt, die einer Nation Vertrauen schenken würden, welche weltweit nichts außer eine Spur von Zerstörung hinterlassen hat, begonnen von Südvietnam bis hin zu Libyen?
Diese Strategie kann vielleicht zur endgültigen Zerstörung Syriens führen. Sie wird aber sicher nicht jene Versprechungen glaubwürdiger machen, deren sich die USA bedienen, um die verschiedenen Akteure, welche in dieser Strategie eine Rolle spielen, zu einer Kooperation zu bewegen.
Es wird vielmehr mit Sicherheit Gegenmaßnahmen geben, welche Syrien, seine Verbündeten Iran und Hisbollah, sowie Russland, China und andere von westlichen Hegemoniebestrebungen bedrohte Staaten ergreifen werden, um die US-Streitkräfte an einer schleichenden Invasion in Syrien zu hindern, d.h. sie bei ihrem Versuch abzuhalten, syrisches Territorium einzunehmen und zu besetzen. Die Tatsache, dass die USA die von ihr selbst hochgezüchteten IS-Horden als Vorwand für ihr militärisches Vorgehen auf syrischem Gebiet verwenden, ist jedenfalls signifikant dafür, dass es sich dabei um eine Vorstufe zu einer etappenweise geplanten Invasion handelt.
Sollte es in Syrien zu einem verstärkten Einsatz von Friedenstruppen kommen, die nicht der NATO angehören, so könnte dies die westlichen Pläne à la longue völlig illusorisch machen. Die Anwesenheit von iranischen, libanesischen, jemenitischen, afghanischen und anderen Truppenkräften in Syrien, insbesondere in der Nähe der „Sicherheitszonen“, welche die Vereinigten Staaten errichten möchten, würden die USA der Gefahr einer multinationalen Konfrontation aussetzen, zu deren Bewältigung weder der politische Willen noch die Mittel vorhanden sind.
Das Überleben Syriens und seiner Verbündeten wird letztlich davon abhängen, ob es gelingt, eine ausreichendes Maß an Abschreckung gegen eine US-Aggression in Syrien aufzubauen und die bestehenden Logistiklinien zu durchtrennen, welche die USA zur Belieferung des „Islamischen Staats“ und anderer terroristischer Gruppen in Syrien und im Irak unterhalten.
Lesen Sie aktuell zum Thema:
Türkei: Militär ignoriert Einmarschbefehl von Erdoğan
Die türkischen Streitkräfte haben sich offenbar dem Einmarschbefehl, über den regierungsnahe und regierungskritische Medien zuvor berichtet hatten, widersetzt. Die Generäle möchten zunächst nur die Grenze zu Syrien schützen. Ein Einmarsch komme noch nicht in Betracht. Der IS hingegen mobilisiert einem Medienbericht von Al Jazeera zufolge seine Kämpfer entlang der syrisch-türkischen Grenze. Die Terror-Miliz erwartet einen baldigen Angriff der Türken.
Die türkischen Streitkräfte haben zwar 18.000 Soldaten an die türkisch-syrische Grenze versetzt, doch zu einem Einmarsch wird es offenbar zunächst nicht kommen. Die Entsendung der Soldaten seien defensiver Natur und würden dem Grenzschutz dienen, zitiert der Hürriyet Journalist Deniz Zeyrek das Militär aus einer Mitteilung.
Damit ignorieren die Generäle den türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan, der zuvor gemeinsam mit dem Übergangspremier Ahmet Davutoğlu den Befehl zum Einmarsch erteilt haben soll. Zumindest berichteten regierungsnahe und regierungskritische türkische Medien über einen derartigen Befehl (lesen Sie hier weiter).
Literatur:
Das Szenario eines Dritten Weltkriegs: Die geheimen Pläne des Pentagons zur Errichtung einer Neuen Weltordnung von Michel Chossudovsky
Am Vorabend des Dritten Weltkriegs: Was Hellseher für unsere nahe Zukunft prophezeien und was politische Fakten bestätigen von Peter Orzechowski
Die Weltbeherrscher: Militärische und geheimdienstliche Operationen der USA von Armin Wertz
Quellen: PRAVDA TV/Deutsch-Tuerkische-Nachrichten/info-direkt.at vom 29.06.2015
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