Schönheitsgeheimnisse der Spione: CIA finanziert Pflegemittelprodukte zur Sammlung von DNA

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SKINCENTIAL SCIENCES, eine Firma mit einer innovativen Kosmetik-Produktlinie, die als Mittel vermarktet werden, um Schönheitsfehler zu beseitigen und die Haut geschmeidiger zu machen, hat die Aufmerksamkeit von Bloggern zum Thema Schönheit auf YouTube, von Oprahs Lifestyle-Magazin sowie von bedeutenden Hautpflegespezialisten erregt.

Dokumente, die [der Enthüllungsplattform] The Intercept vorliegen, decken auf, dass der Firma auch Interesse und finanzielle Unterstützung von Seiten In-Q-Tels, des verlängerten Arms der CIA für Beteiligungskapital, entgegengebracht wurde.

Die zuvor enthüllte Beziehung zur CIA könnte die Besucher der Website von Clearista erstaunen, der Haupt-Produktlinie von Skincential Sciences, die sich mit einer Rezeptur rühmt „mit der Sie sich durch den natürlichsten Zustand Ihrer Haut selbstsicher und schön fühlen können“.

Obwohl die Firma nach außen hin eine Reihe von Hautpflegemitteln anpreist, entwickelte Skincential Sciences eine patentierte Technologie, die eine dünne äußere Hautschicht entfernt, wodurch unverwechselbare Biomarker freigesetzt werden, die für eine Vielzahl diagnostischer Tests benutzt werden können, einschließlich der Sammlung von DNA.

Der nicht-invasive Eingriff von Skincential Science wird auf der Clearista-Website als „schmerzlos” beschrieben, indem nur Wasser, ein spezielles Reinigungsmittel und etwas Reiben auf der Haut nötig sein soll, und was ihn nicht nur zu einer geeigneten Option macht, um den Anschein jugendlichen Gesichtsfarbe wiederherzustellen – sondern auch zu einer neuen Technik, um biochemische Informationen über eine Person zu sammeln.

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(Screenshot von der Clearista-Website)

In-Q-Tel, 1999 durch den damaligen CIA-Direktor George Tenet gegründet, macht innovative Technologien zur Unterstützung von CIA-Missionen und anderer Geheimdienste ausfindig und stellt eine Projekt-Finanzierung bereit, um aufstrebenden Technikfirmen dabei zu helfen, sich zu vergrößern und solche Lösungskonzepte zu entwickeln.

„Unser Unternehmen ist ein Vorposten für In-Q-Tel”, sagte Russ Lebovitz, Geschäftsführer von Skincential Sciences, während eines Interviews mit The Intercept. Er räumte ein, dass die Geschäftsbeziehung Stoff für „eine ungewöhnliche und interessante Geschichte“ bieten könnte, und fügte hinzu: „[…]wenn es etwas unterhalb der Oberfläche gibt, das nicht Teil unserer Geschäftsbeziehung ist und was sich meiner unmittelbaren Kenntnis entzieht. Ihr Interesse gilt etwas, wodurch man leicht Zugang zu Biomarkern bekommen kann.“

Trotzdem behauptete Lebovitz, dass er nur über ein eingeschränktes Wissen darüber verfüge, warum In-Q-Tel seine Firma ausgesucht hat.

„Ich kann Ihnen nicht sagen, wie jeder bei In-Q-Tel arbeitet, aber sie tun mit Vorliebe Dinge, die von rein wissenschaftlichem Belang sind“, sagte Lebovitz. Ihm zufolge traten die CIA-Investoren an seine Firma heran und sagten ihm, dass sie Interesse an DNA-Gewinnung unter Verwendung der durch Skincential Sciences entwickelten Methoden hätten.

Das CIA-Unternehmen beschrieb die menschliche Haut als eine „einzigartige, zu wenig genutzte Quelle, um Proben zu sammeln.“

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Darüber hinaus sagte Lebovitz, er sei sich darüber nicht ganz im Klaren, mit welcher Absicht die CIA von der Technologie Gebrauch zu machen gedenkt, aber sie sei „speziell an der Diagnostik interessiert, um aus normaler Haut DNA zu gewinnen“. Er ergänzte: „Es gibt kein besseres Identifizierungsmerkmal als DNA, und wir wissen, dass wir DNA extrahieren können“.

Vielleicht könnte per Gesetz durchgesetzt werden, Biomarker dazu zu benutzen, Kriminelle zu identifizieren oder Drogentests durchzuführen, schlug Lebovitz vor.

Carrie A. Sessine, die Vizepräsidentin für außerbetriebliche Angelegenheiten bei In-Q-Tel, lehnte eine Interviewanfrage ab, weil „IQT nicht an Presse-Interviews teilnimmt oder medial in Erscheinung tritt“.

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(Tatsächlich haben Bedienstete der Beteiligungskapitalfirma in der Vergangenheit bereits Interviews gegeben.)

Obwohl In-Q-Tel nicht im Verborgenen operiert, hat sie jenseits obligatorischer Jahresberichte oft dafür gesorgt, entscheidende Details ihrer Aktivitäten aus dem öffentlichen Blickfeld herauszuhalten. Nachdem eine SecureDrop-Quelle The Intercept über ein Treffen von In-Q-Tel-Führungskräften und von ihr unterstützten Startup-Unternehmen in San Jose berichtete, versuchte The Intercept daran teilzunehmen, erhielt jedoch keinen Zugang.

Skincential Sciences war eines der sich dort präsentierenden Unternehmen.

Der Mantel der Verschwiegenheit, mit dem sich In-Q-Tel umgibt, vertuscht ein 17 Jahre anhaltendes Bestreben, Verbindungen zwischen der CIA und den größten Namen in Silicon Valley herzustellen. Gilman Louie, ein Videospiel-Manager, der für die Veröffentlichung von Bestsellern wie Tetris, Falcon und Civilization II bekannt ist, wurde als erster Vorstandsvorsitzender von In-Q-Tel an Bord geholt. Das populäre Kartografie-Tool „Google Earth“ entstand auf der Grundlage von Technologie, die vom durch In-Q-Tel unterstützten Unternehmen „Keyhole Corp.“ geschaffen wurde, das später von Google übernommen wurde.

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(Grafik über die neuen Verfahren bei der Sammlung und Erfassung von Proben aus der „IQT Quarterly“-Ausgabe vom Sommer 2010)

Noch immer ist kaum etwas über den Einsatz von durch In-Q-Tel unterstützten Unternehmungen und ihrer Bedeutung für die Ziele der Geheimdienste an die Öffentlichkeit gedrungen. Viele der bereitgestellten Investitionen sind nicht öffentlich gemacht worden. Die Kapitalgesellschaft wird durch den Generalinspekteur der CIA begutachtet und ist direkt dem „Senate Select Committee on Intelligence“ (SSCI) unterstellt, welches häufig Geschäfte auf der Grundlage unter Verschluss gehaltener Besprechungen abwickelt.

Während seiner Dienstzeit als CIA-Direktor bemerkte David Petraeus 2012: „Unsere Partnerschaft mit In-Q-Tel ist von essentieller Bedeutung, bahnbrechende Technologien zur Anwendung bei Missionen der CIA und unserer Partnerdienste ausfindig und verfügbar zu machen.“

Ungeachtet des Zusammenschlusses mit der Computer- und Satellitentechnologie unterhält In-Q-Tel auch ein langfristiges Interesse bei der Entwicklung fortschrittlicher genetischer Analysen, biologischer Technologien zur Erkennung und Diagnose als auch Forschung auf dem Gebiet der „physiologischen Intelligenz“, die In-Q-Tel in einem Artikel von 2010 beschrieb als „umsetzbare Informationen über menschliche Identität und Erfahrung, die schon immer von Interesse für die Geheimdienste war.“

Der Artikel, der zwar nicht mehr auf der Website der Kapitalgesellschaft verfügbar ist, aber dafür im Cache des Internet Archive aufbewahrt wird, argumentiert, dass Fortschritte bei medizinischer Forschung auf dem Gebiet der Biomarker von Geheimdiensten für eine Reihe von Anwendungen nutzbar gemacht werden können – von Flughafen-Sicherheitsdiensten bis zu Identifikationshilfsmitteln der nächsten Generation.

In einem Diagramm des Artikels wird die menschliche Haut das größte Organ des Körpers und eine „einzigartige, zu wenig genutzte Quelle zur Sammlung von Proben“ bezeichnet. Der Autor, Dr. Kevin O’Connell, war damals ein „hochrangiger Lösungs-Architekt“ bei In-Q-Tel und stellte fest: „Die in den Mikroorganismen des Darms oder der Haut einer Person enthaltene DNA kann Sequenzen beinhalten, die einen speziellen geografischen Ursprung anzeigen.“

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(Screenshot von der Clearista-Website, der den Hauterneuerungsprozess durch ihr Produkt beschreibt)

In-Q-Tel hat zusätzlich zu Skincential Sciences noch in weitere Unternehmen investiert, die in diesem Bereich tätig sind. 2013 verkündete In-Q-Tel eine strategische Partnerschaft mit Bio-NEMS, einer Firma, die ein Halbleiter-Bauelement zur DNA-Analyse für eine Vielzahl von Anwendungen im Bereich der Diagnostik und menschlicher Identifikation entwickelte.

Claremont BioSolutions, eine Diagnostik-Firma, und Biomatrica, eine Firma, die auf das Vorbereiten biologischer Proben für DNA-Tests spezialisiert ist, werden ebenfalls von In-Q-Tel finanziert.

Skincential Sciences war nicht von Beginn an ein Kosmetikunternehmen. Die Firma wurde 2010 als DX Biosciences auf der Grundlage eines Patentes gegründet, das durch ein Team von Wissenschaftlern von der University of California, Santa Barbara, entwickelt wurde, zu dem auch Dr. Samir Mitragotri gehörte. Mitragotri publizierte über Forschungen auf dem Gebiet der Anwendung von Biomarkern als „Fenster zur Gesundheit des Körpers“.

Das Unternehmen konnte neben anderen Investoren frühzeitig Unterstützung von Frontier, einem Risikokapitalunternehmen, gewinnen.

Während die Technologie das Potential für eine Vielzahl medizinischer Diagnostik, einschließlich früher Melanom-Erkennung, beinhaltet, sagte Lebovitz, dass das Unternehmen schnell den unmittelbaren Wert auf dem Gebiet der Kosmetik erkannt hatte.

Die Anwendung des von der Firma entwickelten Hautreinigungsmittels ermöglichte leicht eine Verringerung von Schönheitsfehlern und dunkler Flecken auf der Haut. Und im Gegensatz zu ähnlichen Behandlungen bei Schönheits- und Wellness-Einrichtungen, kam die durch Dr. Mitragotri und seine Kollegen entwickelte Technologie ohne Säure oder irgendwelche anderen Unannehmlichkeiten aus.

2013 wurde die Firma – zu deren wichtigsten Kosmetikprodukten nun die Clearista-Reihe gehörte – rekapitalisiert und unter dem Namen „Skincential Sciences“ erneut an den Markt gebracht.

Lebovitz sagt, dass er eine medizinisch relevante Weiterentwicklung der Technologie beabsichtigt, aber er konzentriert sich auch darauf, auf dem mehrere Milliarden Dollar umfassenden Hautpflegemarkt Fuß zu fassen. Während Skincential mit Hilfe von Fernsehberichten und sozialer Netzwerke einige Erfolge mit seinen Produkten der Clearista-Marke erzielen konnte, war das Unternehmen jedoch noch nicht imstande, mit den wichtigsten Hautpflege-Unternehmen zu konkurrieren.

Die Bloggerin Jamie Walsh, die eine Beauty-Website namens Glam Latte betreibt, sprach sich auf ihrem YouTube-Kanal für ein Clearista-Produkt aus, indem sie bemerkte, dass sich bereits nach einmaligem Auftragen der Creme ihre Haut verbesserte und „erstrahlte“. Walsh sagte, dass Skincential Scienes ihr das Produkt als Empfehlung schickte, und gab an, dass sie – wie bei vielen unabhängigen Marken – nichts von der finanziellen Unterstützung der Firma wusste.

Skincential hofft, sein Produkt einem größeren Vertriebspartner lizenzieren zu können, oder eines Tages sogar von einer größeren Kosmetikfirma aufgekauft zu werden: „Wir würden irgendeine dieser Optionen akzeptieren“, sagte Lebovitz.

Der Geschäftsführer erklärte, dass er stolz auf die Unterstützung durch In-Q-Tel ist, indem er die Kapitalgesellschaft einen „großartigen Partner“ nannte.

Beim Treffen der zum Geschäftsbereich von In-Q-Tel gehörenden Unternehmen im Februar, schloss sich Lebovitz einer Versammlung an, zu der neben führenden Mitgliedern aus dem Geheimdienst-Milieu auch eine Reihe von In-Q-Tel-Führungskräften gehörten. Unter den Vortragenden waren u.a. FBI-Direktor James Comey, Vize-Verteidigungsminister Robert Work und John Maeda – Design-Partner von Kleiner Perkins Caufield & Byers, einer führenden Silicon Valley-Investitionsfirma.

„Ich war nicht einfach ein Außenseiter”, sagte Lebovitz, „denn fast jede Frau bei der Konferenz wollte mit mir über Hautpflege sprechen.” (Wir schminken uns zu Tode – Über 8.500 Stoffe können in der Kosmetik stecken (Video))

Literatur:

Das Ende des Zufalls: Wie Big Data uns und unser Leben vorhersagbar macht von Rudi Klausnitzer

Lass dich nicht vergiften!: Warum uns Schadstoffe chronisch krank machen und wie wir ihnen entkommen von Joachim Mutter

Die Herrschaftsformel: Wie Künstliche Intelligenz uns berechnet, steuert und unser Leben verändert von Kai Schlieter

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Quellen: PublicDomain/theintercept.com/deutsch.rt.com/maki72 für PRAVDA TV am 15.04.2016

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