Da der Geograph Manlio Dinucci den aktuellen Dschihad im Irak langzeitig beurteilt, interpretiert er ihn nicht als einen Überlauf-Effekt des Krieges in Syrien, sondern als den dritten US-Krieg im Irak. Daher ist der Krieg in Syrien für ihn im Gegenteil ein Überlauf-Effekt des Krieges im Irak.
Die ersten US-Jagdbomber, die am 8. August Ziele in dem durch das islamische Emirat im Irak beherrschte Gebiet angegriffen haben, waren von dem Flugzeugträger, George H.W. Bush gestartet, der zu Ehren des republikanischen Präsidenten und Autor des ersten Irak-Krieges in 1991 getauft wurde. Der Krieg wurde durch seinen Sohn, George W. Bush fortgesetzt, der im Jahr 2003 das Land wieder angegriffen und besetzt hat, indem er Saddam Hussein vorwarf (auf „Beweisen“ basierend, die sich später als falsch erwiesen) Massenvernichtungswaffen zu besitzen und Al-Qaida zu unterstützen.
Nachdem die USA im internen Krieg im Irak mehr als 1 Million Soldaten, sowie Hundert-tausende Verbündete und Söldner verwendet hatte, sind die Vereinigten Staaten aus ihm deutlich geschlagen hervorgegangen, ohne das Objektiv der vollen Kontrolle über dieses Land erreicht zu haben, das wegen seiner geostrategischen Lage im Nahen Osten und seiner Ölreserven von primärer Bedeutung ist.
Hier tritt dann der demokratische Präsident (und Friedens-Nobelpreisträger) Barack Obama auf die Bühne, der im August 2010 den Beginn des Abzugs der US-Truppen und der Verbündeten und die Entstehung einer „neuen Ära“ im Irak verkündet. In Wirklichkeit aber eine blutrote Morgendämmerung, die die Wende vom offenen Krieg zum Geheimen bedeutet, den die USA dann auf Syrien, an den Irak grenzend, erweitern. In diesem Rahmen bildet sich der islamische Staat im Irak und in der Levante (ISIS), der trotz aller seiner US-feindlichen Beteuerungen tatsächlich doch funktionell in die US-Strategie hineinpasst. Es ist kein Zufall dass der ISIS den Großteil seiner Kräfte nun in Syrien aufgebaut hat, wo viele ihrer Anführer und Aktivisten nach ihrer Teilnahme an den libyschen islamistischen Gruppen anrückten; sie waren zunächst als Terroristen eingestuft worden, dann aber durch die US-Geheimdienste bewaffnet, ausgebildet und finanziert, um Muammar al-Gaddafi zu stürzen. Sie hatten sich mit hauptsächlich nicht-syrischen Aktivisten vereint – aus Afghanistan, Bosnien, Tschetschenien und anderen Ländern – und wurden durch ein von der CIA organisiertem Netz bewaffnet und über die Türkei in Syrien eingeschleust, um Präsident Baschar Al-Assad zu stürzen.
Von dort an begann der ISIS seinen Vorstoß in den Irak, indem er besonders die christliche Bevölkerung angriff. Er gab Washington, das offiziell bis dahin nur Zuschauer spielte und höchstens „starke Bedenken“ zum Ausdruck brachte, somit die Möglichkeit, den Dritten Krieg im Irak zu beginnen (auch wenn Obama ihn natürlich nicht als solchen definiert). Wie er es im Mai sagte, würden die Vereinigten Staaten militärische Gewalt nur in zwei Szenarien verwenden: wenn ihre Staatsbürger oder ihre Interessen bedroht sind; und wenn eine „humanitäre Krise“ ein solches Ausmaß annimmt, dass es unmöglich wird, zuzusehen, ohne etwas zu tun.
Nachdem die USA im Laufe von mehr als zwanzig Jahren mit dem Krieg und dem Embargo den Tod von Millionen irakischen Zivilisten verursacht hatten, treten sie jetzt vor den Augen der ganzen Welt als Retter des irakischen Volkes auf. Es handelt sich – sagte Barack Obama – um „ein langfristiges Projekt“. Für die neue Offensive im Irak besitzt das CentCom (dessen „Verantwortungsraum“ der Nahe Osten ist) bereits 100 Flugzeuge und 8 Kriegsschiffe, aber es kann viele andere Kräfte benutzen, darunter 10.000 in Kuwait stationierte US-Soldaten und 2000 auf Schiff geladene Marines.
Die Vereinigten Staaten beleben also ihre Strategie zur Kontrolle des Irak, einschließlich um China, das starke Verbindungen mit Bagdad über den irakischen Ministerpräsident Nouri al-Maliki etabliert hat, daran zu hindern, seine wirtschaftliche Präsenz in dem Land zu verbessern. In diesem Zusammenhang hat Washington viel Interesse an der Partition des Lands in drei Staaten – einen kurdischen, einen sunnitischen und einen schiitischen – welche leichter kontrollierbar wären. Dieser Linie folgend verspricht die italienische Außenministerin Federica Mogherini der kurdischen Regierung eine Unterstützung einschließlich einer militärischeren, nicht jedoch der Zentralregierung in Bagdad.
John McCain, der Dirigent des „arabischen Frühlings“ und der Kalif
Jeder hat den Widerspruch derjenigen bemerkt, die vor kurzem das islamische Emirat als „Freiheitskämpfer“ in Syrien bezeichneten und sich jetzt über ihre Menschenrechtsver-letzungen im Irak empören. Aber wenn diese Rede auch in sich inkonsistent ist, ist sie absolut logisch mit dem strategischen Plan: die gleichen Individuen sollten gestern als Verbündete und heute als Feinde dargestellt werden, auch wenn sie immer noch Washington unterstehen. Thierry Meyssan blättert die Unterseite der Karten der US-Politik mit dem besonderen Fall des Senators John McCain auf, dem Dirigenten des „Arabischen Frühlings“ und langjährigen Gesprächspartner des Kalifen Ibrahim.
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Quelle: voltairenet.org vom 04.09.2014
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