Dammbruch wird zum brasilianischen Fukushima (Videos)

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Der Dammbruch des Abbaubeckens der Eisenerzmine von Bento Rodrigues vor zwei Wochen weitet sich zu einer der größten Umweltkatastrophen in der Geschichte des Landes aus. Medien sprechen mittlerweile vom Fukushima Brasiliens.

Bei dem Kollaps von zwei Staudämmen am 9. November dieses Jahres ergossen sich 50 Millionen Kubikmeter einer toxischen Mischung aus Eisenerzresten, den beim Abbau eingesetzten Chemikalien, Metallen wie Arsen und Quecksilber sowie Schlamm über die Ortschaft Bento Rodrigues und gerieten anschließend in den Rio Doce. Dabei sind laut aktuellen Angaben neun Menschen ums Leben gekommen und weitere 19 Personen gelten noch als vermisst, berichtet die Folha de S. Paulo.

Mittlerweile hat die Schlammwelle den Atlantik erreicht. Ein starker Wellengang verhinderte jedoch den Abfluss der giftigen Mischung in den Ozean, so dass sich diese kilometerweit landeinwärts rückstaut. Brasiliens Umweltbehörde ANA warnte vor einer Umweltkatastrophe unbeschreiblichen Ausmaßes. Die giftige Welle habe entlang von 500 km Flusslauf fast das ganze aquatische Leben vernichtet, schreibt der Guardian unter Bezug auf den ANA-Bericht.

Zudem sei durch die Verseuchung des Flusses mit Arsen, Zink, Kupfer und Quecksilber die Aufbereitung des Wassers zum Trinkwasser nicht mehr möglich. Die Wasserversorgung von Hunderttausenden Menschen am Flusslauf des Rio Doce sei ausgefallen.

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Nahe der Stadt Colatina im Bundesstaat Espírito Santo, rund 400 km von der Unfallstelle entfernt, kam am Mittwoch (18.11.) die Armee zum Einsatz, um mit technischem Hilfswerk die Ufer der Stadt mit rund 120.000 Einwohnern gegen die erwarteten Schlammmassen zu schützen und die Wasserversorgung aufrecht zu halten. Über 50 Lkw mit Wassertanks waren rundweg im Einsatz gewesen, um Wasser aus anderen Regionen heranzubringen.

Wie die Folha am Freitag berichtete (20.11.), hat die brasilianische Justiz Einkäufe der Samarco in Höhe von 570 Millionen Reais (rund 140 Millionen Euro) unterbunden. Die Behörden wollten die Liquidität des Unternehmens für die weiteren Reparationsleistungen sicherstellen.

Wie der britische Guardian schreibt, ist die Samarco ein Joint-Venture aus Brasiliens größtem Bergbauunternehmen Vale sowie dem englisch-australischen Konsortiums BHP Billiton, dem weltgrößten Bergbauunternehmen. Beiden drohen Strafen in Millionenhöhe, gleichwohl die Kosten der Renaturalisierung in die Milliarden gingen, so The Guardian.

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Tod am Rio Doce

Der in Südostbrasilien Richtung Atlantik fließende Rio Doce (»Süßer Fluß«) ist auf 666 Flusskilometern ökologisch zerstört. Das ist die vorläufige Bilanz einer Tragödie, die sich Anfang des Monats nahe der Stadt Mariana im Bundesstaat Minas Gerais ereignete. Sie wurde ausgelöst durch den Bruch zweier Staudämme, die Becken voller Abraum und Abwässer der Eisenerzmine Samarco begrenzt hatten.

Es war eine Katastrophe mit Ansage – die sich so oder ähnlich seit Jahren in nahezu regelmäßigen Abständen in Brasilien ereignet. Das größte Land Lateinamerikas hat sein enormes Wirtschaftswachstum der zurückliegenden 15 Jahre zu großen Teilen einer intensiven und oft rücksichtslosen Ausbeutung seiner natürlichen Ressourcen zu verdanken.

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Zwei von insgesamt drei Dämmen brachen. Unaufhaltsam wälzen sich seitdem die Schlammassen entlang des Rio Doce über Hunderte von Kilometern durch Minas Gerais und den angrenzenden Bundesstaat Espirito Santo Richtung Meer.

 

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Leichtes Erdbeben

Ersten Mitteilungen des Minenbetreibers zufolge wird ein leichtes Erdbeben der Stärke 3 auf der Richter-Skala als Ursache vermutet. Von Vale und BHP Billiton unabhängige Geologen und Bergbauexperten schließen dies allerdings aus. Jegliche Talsperre sollte solchen, in der Region nicht ungewöhnlichen, schwachen Erdbeben standhalten können. Wahrscheinlicher als eine vermeintlich natürliche Ursache seien Sicherheitsmängel. Solche waren von den Behörden bereits 2013 gerügt worden.

Hinzu käme eine kürzlich erfolgte Erhöhung der Belastung der Talsperren: Trotz weltweiten Verfalls der Preise für Eisenerz hatten beide Multis die Produktion ihrer Samarco-Mine im vergangenen Jahr um fast 40 Prozent auf 30,5 Millionen Tonnen erhöht – mit entsprechender Zunahme des Minenabraums.

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(Screenshot)

Ökonomen werteten diese Maßnahme als Teil eines seit 2011 forcierten Preiskampfs. Es gehe demnach einzig darum, Konkurrenten vom Markt zu drängen. Die Sicherheit der Talsperren, die seit 2014 noch mehr Abraum aufnehmen mussten, wurde dabei offensichtlich vernachlässigt. Die Folgen werden nun vor allem am insgesamt 853 Kilometer langen Rio Doce sichtbar.

Der galt bis dahin als größter und ökologisch noch einigermaßen intakter Strom Südostbrasiliens. Hunderttausende leben entlang seines Laufes. Nun haben etwa eine Million Menschen der Region keinen Zugang mehr zu Trinkwasser, weil der Fluss zu einer stinkenden, giftigen Schlammrinne wurde.

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(Screenshot)

Giftig oder harmlos?

Der »Unfall« von Mariana bedeute den Tod des Flusses, beklagt der Biologe André Ruschi von der Meeresbiologischen Station »Estação Biologia Marinha Ruschi« in Espírito Santo in einem Medienbeitrag. Die Schlammflut vernichte praktisch alles Leben im und am Wasser. Ruschi: »Ab heute kann man die endemischen Tierarten des Rio Doce als ausgestorben betrachten.« Doch nicht nur dies.

Der Biologe fürchtet auch gravierende Schäden an den artenreichen Küstenökosystemen im Mündungsgebiet. Mit dem Rio Doce würde der schwermetallhaltige Minenschlamm in die küstennahen Aufzuchtsgebiete von Walen, Rochen und Meeresschildkröten transportiert. Drei Meeresschutzgebiete, Combois, Costa das Algas und Santa Cruz, seien bedroht.

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(Vorher/Nachher Bilder)

Dennoch werden die Minenbetreiber nicht müde zu behaupten, der Schlamm sei nicht giftig und stelle keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar. Eine unabhängige Analyse von Proben aus Teilen des bereits verschlammten Flusse durch das städtische Abwasser- und Wasserversorgungsunternehmen (Serviço Autônomo de Água e Esgoto – SAAE) der Stadt Baixo Guandu bestätigt eine erhebliche im Fluss transportierte Giftfracht vor allem von Arsen, Aluminium, Blei, Kupfer und Quecksilber.

Die Konzentration von Arsen liege 260 mal höher als der akzeptable Grenzwert, so Neto Barros, Bürgermeister der von der Schlammkatastrophe betroffenen und ohne Trinkwasser dastehenden Stadt. Und SAAE-Direktor Luciano Magalhães resümiert, die Situation des Rio Doce könne man mit zwei Worten beschreiben: »Toter Fluss«.

Video:

Das vergiftete Wasser sei zu nichts mehr zu gebrauchen. Weder zur Bewässerung und noch weniger für den menschlichen Konsum (Brasilien: Wasserkraft hat Vorrang – Kaum Chancen gegen die Stromlobby).

Während der Schlamm aus den Minenrückhaltebecken derzeit auch die letzten Kilometer des Rio Doce hinter sich lässt, droht ein weiteres Problem in den Bergen von Minas Gerais. Auch der Damm des dritten und größten Abraumbeckens der Eisenerzmine weist gefährliche Risse auf. Dieser und die beiden geborstenen Talsperren sind lediglich drei von insgesamt 450 Dämmen, die Abwässer aus Bergbau und Industrie in Minas Gerais zurückhalten, besagt eine Liste der Landesstiftung für Umwelt des Bundesstaates (Feam) (Landnutzung in Brasilien: Der harte Kampf um den Regenwald).

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Etwa ein Dutzend dieser Giftstauseen bedrohen den Rio Paraíba do Sul, aus dem die Metropole Rio de Janeiro mit mehr als zehn Millionen Menschen den Großteil ihres Trinkwassers bezieht.

Literatur:

Der Tropische Regenwald: Die Ökobiologie des artenreichsten Naturraums der Erde (Allgemeines Sachbuch) von Josef Reichholf

Ändere die Welt!: Warum wir die kannibalische Weltordnung stürzen müssen von Jean Ziegler

Natur und Macht: Eine Weltgeschichte der Umwelt von Joachim Radkau

Katastrophenalarm!: Was tun gegen die mutwillige Zerstörung der Einheit von Mensch und Natur? von Stefan Engel

Quellen: PRAVDA TV/PublicDomain/jW/brasilnews.de vom 23.11.2015

Weitere Artikel:

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