Seit 2013 versucht Japan, der wirtschaftlichen Misere mit der Notenpresse Herr zu werden. Nun zeigt sich: Es funktioniert nicht. Erste Investoren flüchten, denn sie rechnen mit drastischen Folgen.
Ziemlich genau zwei Jahre währte die Hoffnung. Im Dezember 2012 hatte Shinzo Abe das Amt des Premierministers in Japan übernommen und eine neue Geld- und Wirtschaftspolitik eingeläutet, nach ihm „Abenomics“ getauft.
Gespannt und voller Erwartungen schauten Ökonomen und Investoren aus aller Welt auf das Experiment, mit dem Deflation und wirtschaftlicher Niedergang beendet und die Schuldenlawine letztlich aufgehalten werden sollte.
Doch nun verlieren sie die Hoffnung. Obwohl die Notenbank seit Frühjahr 2013 die unvorstellbare Summe von rund 170 Billionen Yen gedruckt hat (etwa 1,25 Billionen Euro), ist eine echte Wende bis heute ausgeblieben.
Selbst die Tatsache, dass die Bank of Japan die Notenpresse seit Oktober noch schneller rotieren lässt und noch mehr Geld auf den Finanzmarkt wirft, überzeugt die meisten nicht mehr.
Zweifel am Premierminister wachsen
„Es mehren sich die Zeichen, dass die Finanzstabilität Japans anfängt zu bröckeln“, sagt Toshihiro Uomoto von der Investmentbank Nomura. Er gilt in Japan seit Jahren als der beste Anleihen-Analyst. „Die Zweifel an der Fähigkeit von Premierminister Abe, Japan zu reparieren, wachsen“, sagt auch Vivek Misra, Asien-Experte bei der Société Générale.
Abe wollte Japan mit drei Maßnahmen aus der Misere führen. Die Notenbank sollte massiv Geld drucken, die Regierung sollte Konjunkturprogramme auflegen und schließlich sollte die Wirtschaft dereguliert werden. „Das hat funktioniert – eine Weile“, sagt Holger Schmieding, Chefökonom der Berenberg Bank.
Die Geldschwemme, der dadurch schwächere Yen und auch die Wiederaufbaumaßnahmen nach dem verheerenden Tsunami sorgten für eine Belebung der Wirtschaft. Auch die Inflationsrate stiegt leicht an, vor allem weil die Mehrwertsteuer erhöht wurde.
„Aber der künstliche Auftrieb ist verschwunden“, sagt Schmieding. „Die Wachstumsrate ist wieder auf unter ein Prozent gefallen.“
Erste Investoren ziehen ab
Die Entzauberung der Abenomics führt dazu, dass die ersten Investoren nun ihr Geld wieder abziehen. Seit Ende 2012 hatten sie überschwänglich in den Tokioter Aktienmarkt investiert.
Die Kurse hatten sich dort seither glatt verdoppelt. Doch die ersten machen jetzt kehrt. Hedgefonds beispielsweise standen am japanischen Aktienmarkt im Januar erstmals seit zwei Jahren mehrheitlich wieder auf der Verkäuferseite.
Denn das Gelddrucken hat bisher nicht die gewünschten Effekte gezeigt. Die Firmen verfügten nach Angaben des Finanzministeriums am Ende des vergangenen Geschäftsjahrs über rund 300 Billionen Yen (2,2 Billionen Euro) an Barreserven. Doch sie horten sie nach wie vor lieber als zu investieren und damit neue Arbeitsplätze zu schaffen.
Ungleichheit wächst in Japan
Dafür haben sich andere Folgen eingestellt. „Die Preise steigen stärker als die Löhne, und – wie überall auf der Welt – sind die Hauptnutznießer die Reichen, die vom steilen Anstieg der Immobilienpreise und Aktienkurse profitieren“, sagt Kwok Chern-Yeh, Leiter des Investmentmanagement bei der Fondsgesellschaft Aberdeen. Dadurch wachse inzwischen auch der Unmut der Bevölkerung.
Für die meisten Ökonomen liegt der Fehler darin, dass die Regierung die eigentlichen Ursachen der Wachstumsschwäche in Japan bisher nicht angeht. „Abenomics basiert auf der falschen Diagnose“, sagt Schmieding.
Japans Hauptproblem sei nicht die Deflation, die durch die Geldschwemme bekämpft werden sollte. „Japans Probleme sind struktureller Natur: die Wirtschaft ist nach außen weitgehend vom Wettbewerb abgeschottet, und trotz einer trostlosen demografischen Entwicklung gibt es keine Einwanderung.“
Arbeitsmarkt ist unflexibel
Auch für Kwok Chern-Yeh kommt es in Japan viel mehr darauf an, die verkrusteten Strukturen aufzubrechen als immer mehr Geld ins System zu spülen. „Beispielsweise werden aufgrund eines abartigen Systems von Agrarsubventionen japanische Reisbauern dafür bezahlt, dass sie keinen Reis anbauen.“
Arbeitnehmer genössen, wenn sie denn eine Vollzeitstelle haben, einen derart hohen Kündigungsschutz, dass die Firmen nicht wagen würden neue Mitarbeiter einzustellen. „Und rund 70 Prozent der Unternehmen zahlen keine Steuern.“
Doch bisher gibt es keine Anzeichen, dass Abe all diese Bereiche mit ähnlicher Überzeugung angehen will, die er beim Anwerfen der Notenpresse zeigte. Doch wenn das so bleibt, wären die Folgen dramatisch. „Ohne ernsthafte Strukturreformen fällt Japan wieder in die langjährige Misere zurück – nur mit noch mehr Schulden als zuvor“, sagt Schmieding.
Gelddrucken in grotesken Dimensionen
Denn inzwischen beläuft sich der Schuldenberg des japanischen Staates auf etwa 230 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Die Summe der japanischen Staatsanleihen beläuft sich auf 780 Billionen Yen (5,75 Billionen Euro), wovon die Notenbank inzwischen schon ein Viertel aufgekauft hat. Von neu ausgegebenen Anleihen kauft sie sogar rund 95 Prozent auf.
Sprich: Das Gelddrucken hat inzwischen groteske Dimensionen angenommen, ohne dass die Wirtschaft dadurch nachhaltig belebt worden wäre. Gleichzeitig scheint aber ein Herumreißen des Ruders ebenfalls nicht mehr möglich.
„In Japan macht sich Resignation breit“, sagt Kwok Chern-Yeh, „man glaube, dass das Land den wirtschaftspolitischen Rubikon zwar überschritten hat, dass eine Umkehr oder ein Kurswechsel dem Land aber noch mehr schaden könnten.“
Angst vor Finanzkrise wächst
Ein weiteres Beschleunigen der Notenpressen würde nichts mehr bringen, ein Anhalten aber würde die Probleme nur noch weiter verschärfen. Das Land scheint geradezu in der Falle zu sitzen. Wenn daher nun erste Investoren dem Land den Rücken kehren, sehen das einige auch als ein böses Omen.
Vivek Misra sieht darin ein Zeichen, dass die Angst vor einer Finanzkrise, ausgelöst durch die Geldschwemme der vergangenen Jahre, wachse. „Dieses Risiko sehen viele unserer Kunden“, sagt er.
Indem sie daher nun ihr Geld abziehen, versuchen sie letztlich auch ihr Vermögen zu retten. Ob dies allerdings gelingt, darf getrost in Frage gestellt werden. Denn immerhin ist Japan noch die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Wenn der japanische Schuldenturm kippt, dann würde er wohl auch den Rest der Welt unter sich begraben.
Quellen: economist.com/WeltOnline vom 12.02.2015
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