Globaler Sklaverei-Index: Mehr als halbe Million Menschen in Europa als Leibeigene

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Mehr als 566.000 Menschen in Europa leben laut einem Forschungsbericht der Walk Free Foundation in moderner Sklaverei. Laut des am Montag veröffentlichten Globalen Sklaverei-Index 2014 weisen Bulgarien, Tschechien und Ungarn anteilig jeweils das höchste Vorkommen in Europa auf. Deutschland leistet sich 10.000 bis 11.000 Sklaven. In Österreich sind den Schätzungen zufolge etwa 1100 Menschen in moderner Sklaverei gefangen.

(Foto: Indonesische Arbeitsmigranten protestierten vor einigen Monaten für bessere Arbeitsbedingungen und faire Löhne)

Absolut betrachtet ist die Türkei mit geschätzt 185.500 Menschen in moderner Sklaverei negativer Spitzenreiter in Europa. Dazu zählen demnach Zwangsarbeit, Schuldknecht-schaft, Zwangsehen oder kommerzielle sexuelle Ausbeutung. In allen Ländern in Europa steht moderne Sklaverei unter Strafe.

„Gemeinhin nimmt man an, dass von der Sklaverei nicht mehr als eine schmerzhafte Erinnerung an längst vergangene Zeiten geblieben ist oder dass sie nur in Ländern existiert, die von Krieg und Armut gezeichnet sind. Diese Befunde belegen, dass die moderne Sklaverei in jedem Land zu finden ist“, sagte Andrew Forrest, der Vorsitzende der Walk Free Foundation, laut Mitteilung.

„Die Ketten der modernen Sklaverei sind nicht immer physischer Art – manchmal sind es eskalierende Schulden, Einschüchterung, Täuschung, Angst oder gar eine ‚Heirat‘, die einer jungen Frau oder einem Mädchen ohne deren Zustimmung aufgezwungen wird und was dazu genutzt wird, eine Person gegen ihren Willen festzuhalten, ohne dass es dafür Schlösser oder Ketten braucht“, heißt es in der Studie.

Dem Index zufolge sind die modernen Formen der Sklaverei in allen 167 Ländern, die im Index erfasst wurden, vorhanden. In Island, Irland und Luxemburg verzeichneten die Experten das geringste Vorkommen.

In Europa ist die Sklaverei am verbreitetsten in Albanien (Rang 51), Montenegro (53) sowie in Tschechien und Ungarn (beide 54). Am relativ besten ist die Situation in Island, Irland und Großbritannien. Deutschland findet sich nach Angaben des Berichts von Walk Free mit geschätzten 10.000 bis 11.000 Sklaven auf Rang 136.

Weltweit geschätzte 35,8 Millionen Opfer

Weltweit leiden nach der Erhebung schätzungsweise 35,8 Millionen Frauen, Männer und Kinder unter moderner Sklaverei. In absoluten Zahlen steht Indien mit mehr als 14 Millionen Menschen an der Spitze, gefolgt von China (2,9 Millionen), Pakistan (2,1 Millionen), Usbekistan (1,2 Millionen) und Russland (1,1 Millionen).

Auf diese fünf Länder entfallen 61 Prozent der Menschen, die wie Sklaven leben müssen. Im westafrikanischen Mauretanien lebt mit vier Prozent der höchste Anteil der Bevölkerung in moderner Sklaverei, gefolgt von Usbekistan, Haiti und Katar, dem Gastgeberland der Fußball-Weltmeisterschaft 2022.

Im Vergleich zum Bericht vom vergangenen Jahr geht der Index von 20 Prozent mehr Menschen aus, die in Verhältnissen leben, die der Sklaverei ähnlich sind. Das sei aber unter anderem auf eine verbesserte Datenlage und Verfahrensweise der Forscher zurückzuführen. Dazu gehörten demnach auch nationale repräsentative Umfragen in einigen der am stärksten betroffenen Länder.

Viele Zahlen sind nur Schätzungen

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Autor ist Kevin Bales, Professor für zeitgenössische Sklaverei an der britischen Universität Hull. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit diesem Thema und räumt selbst ein, dass viele der Zahlen im Index nur auf groben Schätzungen basieren.

Walk Free fordert die Regierungen auf, eigene Zahlen vorzulegen. Der Report verweist auch auf Wege, wie die Situation verbessert werden kann. Ein Beispiel: Die Behörden in Neuseeland setzten durch, dass alle ausländischen Fischtrawler, die in seinen Gewässern fischen wollten, neuseeländische Arbeitsstandards erfüllen müssen. Schiffe, auf denen Mannschaften unter Sklavenbedingungen arbeiten müssen, meiden daher eher die Gewässer um Neuseeland.

Gegründet haben die Stiftung Walk Free mit Sitz in Perth vergangenes Jahr der australische Bergbaumagnat Andrew Forrest und seine Frau Nicola. Ihr Geschäftsführer, Nick Grono, arbeitete zuvor bei der renommierten International Crisis Group, die weltweit Krisen und Kriege analysiert.

Quellen: APA/derstandard.at/taz.de vom 17.11.2014

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