Trotz der großen Rolle, die tropischen Regenwälder für das globale Klima und unser Leben spielen, werden jedes Jahr enorme Flächen abgeholzt. Fast die Hälfte dieser Rodungen finden nach wie vor illegal statt, berichtet nun eine internationale NGO. Die treibende Kraft dahinter ist der Konsum in den Industrieländern – etwa von Soja, Fleisch und Holz.
Auch Palmöl, das laut der NGO Forest Trends zu 40 Prozent auf unrechtmäßig abgeholzten Flächen gewonnen wird, gehört dazu. Und noch ein Trend sei feststellbar, heißt es im Bericht: Sobald einzelne Länder der illegalen Abholzung einen Riegel vorschieben, verlagert sich der Schwerpunkt in andere Staaten, deren Politik und Justiz mit dem Problem noch nicht umgehen kann bzw. will.
Überall Palmöl
Gleichgültig ob Kekse, Waschmittel, Tiefkühlpizza oder Hautcreme: In mittlerweile fast jedem zweiten Produkt im Supermarkt findet sich Palm- oder Palmkernöl. Ersteres wird aus dem Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme hergestellt, zweiteres aus den Kernen. Der niedrige Preis, der angenehme Geschmack und die gute Eignung zur Weiterverarbeitung haben aus dem vor wenigen Jahren noch kaum bekannten Öl einen wahren Verkaufs-schlager gemacht, jährliche Wachstumsraten von 15 Prozent und mehr waren keine Seltenheit.
Dieser Boom hat allerdings auch eine negative Seite: Für den massenhaften Anbau von Ölpalmen musste Fläche geschaffen werden, und das geschah nicht nur durch Um-wandlung von bereits existierenden landwirtschaftlichen Gebieten, sondern im großen Stil auch durch die Abholzung von tropischen Regenwäldern.
1,47 Gigatonnen CO2
Die internationale Nicht-Regierungs-Organisation Forest Trends versucht in ihrem aktuellen Bericht, den Bezug zwischen illegalen Rodungen und dem Export von Konsumgütern herzustellen.
Grundsätzlich halten sie fest: Fast die Hälfte (49 Prozent) aller Rodungen in den Jahren 2000 bis 2012 waren ungesetzlich, und ein Viertel der auf diesen Flächen angebauten Produkte geht direkt in den Export.
Durch diese Umwandlung von ursprünglichen Wäldern in kommerziell genutztes Land werden jährlich 1,47 Gigatonnen an zusätzlichem Kohlendioxid produziert. Zum Vergleich: Das ist ein Viertel der Jahres-CO2-Produktion der EU.
Indonesien: 75 Prozent Export
In Brasilien beispielsweise waren 90 Prozent der Abholzungen illegal – vor allem, weil es nicht gelang, einen kleinen Teil natürlicher Flächen innerhalb der für Viehzucht bzw. Sojaanbau umgewandelten Gebiete zu belassen, wie es Gesetze eigentlich vorschreiben würden.
Der Großteil dieser illegalen Rodungen sei vor 2004 passiert, heißt es im Bericht, danach hätten die Initiativen der brasilianischen Regierung gegen die Abholzung zu greifen begonnen.
Fast im gleichen Ausmaß illegal waren die Rodungen seit 2000 in Indonesien, nämlich zu 80 Prozent. Hier wachsen hauptsächlich Ölpalmen und Nutzhölzer auf der abgeholzten Fläche, wovon drei Viertel in den Export gehen.
Globalisierungsgewinner
Was der Bericht auch zeigt: Die Unternehmen, die mit illegalen Rodungen Profite machen, sind extreme Globalisierungsgewinner. Denn wenn ein Land Gegenmaßnahmen trifft, gehen sie einfach in einen anderen Staat. So geschehen etwa in Papua Neuguinea, wo enorme Flächen in den letzten Jahren illegal abgeholzt wurden.
Laut Bericht von Forest Trends konnte durch parlamentarische Anfragen belegt werden, dass 90 Prozent der Lizenzen durch Bestechung oder Betrug erworben wurden. Angebaut werden in erster Linie Öl- und Kokospalmen, 100 Prozent der Erträge gehen laut Bericht in den Export. In Paraguay wiederum wächst in erster Linie Soja auf abgeholztem Land, auch hier geht fast alles (94 Prozent) in den Export.
Abholzung in Tansania und im Kongo
Klar ist auch: Illegale Abholzung ist schon lange kein Problem Südamerikas und Süd-ostasiens mehr, es betrifft auch immer größere Teile Afrikas. So wurden in den ver-gangenen Jahren in Tansania große Flächen gerodet, um verschiedene Jatropha-Arten anzubauen – eine Pflanze, die zur Herstellung von Biotreibstoff verwendet wird. Und im Kongo-Delta werden auf illegal abgeholztem Gebiet riesige neue Ölpalmenplantagen errichtet.
Der Bericht gibt auch Empfehlungen für Gegenmaßnahmen, darunter auch scheinbar Selbstverständliches wie strenge gesetzliche Regeln für Abholzungen inkl. harter Strafen bei Verstößen oder die Selbstverpflichtung von weiterverarbeitenden Unternehmen, nur Produkte aus geklärter, legaler Herkunft zu verwenden.
Den Konsumenten bleibt wohl nur übrig, beim Einkauf auf nachhaltige Produktion zu achten, was durch Siegel wie Fair Trade oder FSC gewährleistet sein sollte. Beim Palmöl wird es ab Dezember 2014 möglich sein, genauer hinzuschauen. Denn ab dann gilt eine neue EU-Verordnung, nach der Palmöl nicht mehr unter dem Namen „Pflanzliche Öle“ versteckt werden darf, sondern klar deklariert werden muss. Und das ermöglicht es auch, im Zweifelsfall das eine oder andere Produkt im Regal stehen zu lassen.
Quelle: science.orf.at vom 11.09.2014
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Danke für die Info! Ich werde auf die Deklarationen der Inhaltsstoffe dann achten. Manchmal haben EU-Verordnungen ja doch was Gutes. 😉
Letzten Endes hilft aber wohl nur, wenn überall die Gesetze so geändert werden, daß die „Globalisierungsgewinner“ in kein anderes Land mehr ausweichen können …
Hat dies auf Matthiass Space rebloggt.