Das Magnetfeld der Erde ist ein Segen für uns alle. Es lenkt den Sonnenwind, also den Strom elektrisch geladener Teilchen, zu den magnetischen Polen und lässt dann die Polarlichter, Aurora Borealis, erstrahlen. Das Magnetfeld wird durch die Rotation des äußeren um den inneren Erdkern erzeugt. Beide haben einen hohen Eisenanteil – auch Geodynamo genannt.
Steht uns eine Umpolung in absehbarer Zeit bevor?
Was aber wenn das Magnetfeld nicht da wäre oder sich verändert? Dass das Magnetfeld nicht stabil ist, kann man schon daran sehen, dass die magnetischen Pole kontinuierlich wandern, zuletzt mit ungefähr bis zu 60 Kilometer pro Jahr. Forschern der US-Raumfahrtbehörde Nasa zufolge bewegte sich der Pol zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch mit einer Geschwindigkeit von 16 Stundenkilometern.
Was, wenn sogar eine Umpolung im Gange ist? Sprich: Der Nordpol zum Südpol wird und umgekehrt. Nasa-Forscher gehen davon aus, dass etwa alle 200.000 bis 300.000 Jahre passieren. Das letzte Mal, dass eine komplette Umpolung stattfand, ist allerdings 780.000 Jahre her.
Die Erde sei „überfällig“ für eine Umpolung, haben jetzt John Mound und Phil Livermore von der Universität Leeds konstatiert.
Und: Derzeit schwäche sich das Magnetfeld um fünf Prozent ab. Deswegen gebe es Überlegungen, dass sich das Magnetfeld in den kommenden 2000 Jahren komplett ändern könne.
Allerdings stellen die Forscher auch klar, dass es im Moment nicht möglich ist, die Entwicklung des Magnetfeldes vorherzusagen. Doch was wäre wenn? (Risiko Polsprung: Das Magnetfeld der Erde wird immer schwächer (Video))
Auswirkungen schon früher zu spüren
Die Pole müssen gar nicht vollständig wechseln. Auswirkungen bekommen wir auf der Erde viel früher spüren. Wenn das Magnetfeld schwach ist oder ein starker Sonnensturm die Erde trifft, dann dringt der Sonnenwind in die untere Atmosphäre ein.
Es entstehen Wechselwirkungen mit quasi allen stromführenden Geräten und Installationen. Durch die entstehenden, zum Teil starken Spannungsschwankungen wird es zu weitverbreiteten Stromausfällen kommen. Dadurch würde ein Großteil der modernen Infrastruktur kollabieren.
Betroffen wären zum Beispiel das Internet, GPS, elektrisches Licht, Elektroautos, Kühlschränke, Computer, Handys, Fernseher, Satelliten, Funkgeräte oder Radios (Bereiten sich Gemeinden heimlich auf künftige Blackouts im Stromnetz vor?).
Neben den immensen wirtschaftlichen Schäden wäre das Leben, so wie wir es jetzt führen wäre gar nicht mehr möglich. Beispiele hierfür gibt es genug. Im Jahr 2003 führte der sogenannte Halloween-Sturm in Schweden zu Stromausfällen und Flugroutenänderungen.
Könnte eine Umpolung ein Massensterben auslösen?
Und wie wirkt sich ein schwaches Magnetfeld auf die Tiere aus? Wale, Fledermäuse und auch Zugvögel orientieren sich stark an den Magnetfeldlinien. Biologen und Zoologen zufolge hätte eine Umpolung auf die Tierwelt weniger Auswirkung als auf unsere Technik. Demnach eichen Zugvögel bei Sonnenuntergang ihren Magnetfeldsinn täglich aufs Neue.
Auch haben Forscher keine Belege dafür gefunden, dass die Magnetumpolungen in der Vergangenheit zu einem Massensterben geführt haben.
Letztlich kennen wir noch gar nicht alle möglichen Auswirkungen oder gesundheitliche Risiken, die mit einem fehlenden oder schwachen Magnetfeld verbunden wären.
Wissen wächst rasant
Ein wichtiger Faktor für das Magnetfeld ist die Sonne. Es könnte jederzeit zu einem starken Sonnensturm kommen, der das Leben auf der Erde – so wie wir es kennen – kurzfristig lahmlegen würde.
Weltweit forschen Wissenschaftler daran, mehr über das Magnetfeld in Erfahrung zu bringen. Man versucht die flüssigen Teile des Kerns mit Modellen zu erfassen, ähnlich wie das Wetter auf der Erdoberfläche. Doch wie soll man den Erdkern messen, der fast 3000 Kilometer unter der Erdoberfläche liegt?
Seit Jahren messen immer mehr Beobachtungsstationen auf der ganzen Welt und zunehmend auch Satelliten das Erdmagnetfeld (Polsprung: Umkehrung des Erdmagnetfeldes schneller möglich als bisher gedacht (Videos)).
Wissenschaftler können von diesen Messwerten auf den Zustand des Erdkerns schließen und so in Zukunft vielleicht so etwas mehr über die Aufruhr im Erdinneren vorhersagen. Das Wissen über das Erdmagnetfeld wächst rasant. So wurde zum Beispiel ein Jetstream im Erdinneren entdeckt, ähnlich wie in der Atmosphäre.
Die Erkenntnisse, gerade in letzter Zeit, lassen darauf hoffen, dass bald konkreterer Vorhersagen für das Magnetfeld erstellt werden können.
Literatur:
Terra Mystica: Mysterien, Rätsel und Phänomene von Fernando Calvo
Die Erde hat ein Leck: Und andere rätselhafte Phänomene unseres Planeten von Axel Bojanowski
Die seltsamsten Orte der Welt: Geheime Städte, Wilde Plätze, Verlorene Räume, Vergessene Inseln von Alastair Bonnett
Quellen: PublicDomain/weather.com am 13.02.2017
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