Die eher als aufdringlich empfundene Bundeswehr-Werbekampagagne „Mach was zählt“ aus dem vergangenen Jahr wird nun weiter geführt und hat zum Ziel, Spezialisten für verschiedene Sonderbereiche des Militärs zu rekrutieren. Los geht es mit IT-Experten, mit deren Hilfe die Bundeswehr künftig über das „Projekt Digitale Kräfte“ auch im Netz schlagkräftig mitmischen will.
Bereits vergangenes Jahr pflasterte die Bundeswehr bundesdeutsche Städte mit Plakaten ihrer „Mach was zählt“-Kampagne zu. Doch die für 12,5 Millionen Euro von der Düsseldorfer Werbeagentur Castenow entwickelten und weitläufig geklebten Aufrufe, sich dem Militär anzuschließen, inspirierten vor allem so genannte Adbuster. Kreativ wurde das Werbematerial vielerorts umgestaltet und weiterverarbeitet
Um offensive Nachwuchswerbung kommt die Truppe indes nicht umhin, nachdem die Wehrpflicht abgeschafft wurde und die berufliche Zukunft als Kanonenfutter als eine Art attraktive Karrieremöglichkeit unter vielen dargestellt werden muss.
Auch die Zielgruppe des Kampagnenaufschlags war einigermaßen deutlich erkennbar, kein Wunder zählen zu Castenows Werbekunden sonst die Trashfood-Kette McDonald’s oder deren Equivalent im Bereich der Unterhaltung, der TV-Sender Super RTL.
‚Soldat? Letztendlich ein ganz normaler Job, nur eben mit Maschinengewehr und viel Action statt Blaumann und Routine‘ – so die schwachsinnige Hauptbotschaft.
Dieses Jahr gehen die Bundeswehr und Castenow einen Schritt weiter. Nun sollen Spezialkräfte für die „Problemfelder“ rekrutiert werden, auf denen das Militär aktiv ist. Und los geht es – wie könnte es anders sein – mit Krieg im Internet. In der Bundeswehrkampagne heißt das dann „Projekt Digitale Kräfte“ (Orwell’s Ziel erreicht: Internetüberwachung bringt abweichende Meinungen zum Schweigen).
„Deutschlands Freiheit wird auch im Cyberraum verteidigt“, heißt es da etwa, was wohl lustig sein soll, es aber nicht ist, da mit einem ähnlichen Satz der damalige Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) die Teilnahme Deutschlands am völkerrechtswidrigen Krieg in Afghanistan legitimierte.
Bis 2015 starben in Afghanistan 106 Bundeswehrangehörige – was natürlich nicht auf einem der Plakate steht.
Etwas offensiver geht es schon auf dem Plakat „Wie können wir Kriegstreiber im Netz deinstalieren?“ zu. Vorausgesetzt die Bundeswehr will nicht etwa gegen die NATO und deren Kampfschreiber bei Süddeutsche Zeitung bis Spiegel vorgehen, ist hier jedoch wenig Gutes zu erwarten, wenn die Truppe vom „deinstalieren“ spricht (Polizeistaat: Bundeswehr wirbt für Einsatz im Innern).
Neben den Plakaten im öffentlichen Raum und ganzseitigen Anzeigen in den auflagenstarken Printmagazinen, gibt es bei der Kampagne aber natürlich auch begeisternde und mitreißende Geschichten.
So schwärmt auf der Internetseite der Bundeswehr etwa Leutnant Teresa Schömburg vom Maschinenkrieg á la Terminator 2 a.k.a. „soziale Interaktion“ von Robotern mit Menschen:
Teresa Schömburg kann sich ein Leben ohne Josefine und Franz-Josef nicht mehr vorstellen. Die beiden sind einen halben Meter groß, etwas mehr als fünf Kilo schwer – und aus weißem Plastik. Franz-Josef ist mit etwas Rot, Josefine mit Blau abgesetzt. „Man sieht so schnell Erfolge“, schwärmt die 25-jährige Soldatin. „Es macht wahnsinnig viel Spaß, mit Ihnen zu arbeiten“
Video:
300x250 boxoneJosefine und Franz-Josef sind zwei Nao-Roboter, menschenähnliche Maschinen, mit denen soziale Interaktion erforscht wird.“
Und auch eine eigene Kampagnenseite gibt es. Doch wahrscheinlich ist es nur eine Frage der Zeit, bis auch hier die Adbuster und Kreativaktivisten wieder zuschlagen.
Der Versuch, den Krieg ins Internet zu tragen, kann für die Bundeswehr durchaus auch nach hinten losgehen.
Literatur:
Die globale Überwachung: Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen von Glenn Greenwald
Bürger im Visier der Geheimdienste
Die Akte Wikipedia: Falsche Informationen und Propaganda in der Online-Enzyklopädie von Michael Brückner
NSA, BND & Co.: Die Möglichkeiten der Geheimdienste: Technik, Auswertung, Gegenmaßnahmen von Gilbert Brands
Quellen: PublicDomain/deutsch.rt.com am 08.04.2016
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