Die Rubelschwäche, der niedrige Ölpreis und die Sanktionen beleben Russlands Industrie
Es mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, aber bei einem Treffen mit den Generaldirektoren der russischen Wirtschaft in Sankt Petersburg wurde Präsident Wladimir Putin gebeten, den Dollar gegenüber dem Rubel zu stärken. Der Grund ist einfach, ein günstiger Rubel macht die einheimischen Waren viel wettbewerbsfähiger gegenüber den Importen und der ausländischen Konkurrenz. Und genau diesen Vorteil spürt die russische Industrie seit einiger Zeit, so hat beispielsweise der Aluminium-Produzent Rusal eine Gewinnsteigerung von 158 Prozent auf eine halbe Milliarde Euro zu verzeichnen. Und das, obwohl die Aluminiumpreise auf einem Sechs-Jahres-Tief sind. Der niedrige Rubel und die Sanktionen machen diesen Preisverfall wett.
Ähnlich sieht es beim Rohstoff Öl aus. Sicher ist der Preisverfall ärgerlich, wird jedoch gerade wegen der westlichen Maßnahmen deutlich gedämpft. Der Ölpreis als strategische Waffe: Da Erdöl ohnehin nur noch 35 Prozent zum russischen BIP beiträgt und der Rubel die oben genannten Umstände erlebt, funktioniert die noch zu Sowjetzeiten erfolgreiche Taktik nicht mehr, Russland durch einen niedrigen Ölpreis in die Insolvenz zu treiben.
Im Gegenteil, die Förderkosten in Saudi-Arabien oder den USA sind viel höher und Ecuador ist bereits gezwungen sein Öl unter Wert zu verkaufen, somit werden andere Akteure diesen Preiskampf verlieren.
Die Devise heißt Importsubstitution
Egal ob Käse, Fleisch oder Waschmittel – seit dem Sanktionskrieg mit dem “Westen” haben russische Firmen faktisch ein Monopol im eigenen Land, die europäische Konkurrenz ist vom Markt weitestgehend abgeschnitten und heimische Produkte füllen nun die Regale.
Dies sorgt für eine Belebung der russischen Unternehmen, schafft Arbeitsplätze und schafft endlich den längst nötigen Anreiz auch die Industrie abseits der Rohstoffe zu entwickeln. Für jene russischen Verbraucher, die gerne auf einige westliche Waren zurückgreifen wollen, ist dies freilich ein teures Vergnügen; für die patriotischen Konsumenten hingegen wird sich kaum etwas ändern, außer das Etikett der Waren.
So spielen der leicht abgeschwächte Rubel, die Sanktionen und die politischen Ziele endlich zusammen mehr heimische Produkte und Unternehmen zu entwickeln.
Literatur:
Russland verstehen: Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens von Gabriele Krone-Schmalz
Die Eroberung Europas durch die USA von Wolfgang Bittner
Krieg in der Ukraine von F. William Engdahl
Wir sind die Guten.: Ansichten eines Putinverstehers oder wie uns die Medien manipulierenvon Mathias Broeckers
Verweise:
SZ – Fracking lohnt sich nicht!
“Der Verfall der Preise reißt Löcher in die Bilanzen der Förderunternehmen. Auch der niederländisch-britische Energiekonzern Shell musste erst vor ein paar Monaten Abschreibungen in Höhe von zwei Milliarden Dollar auf seine Beteiligungen an nordamerikanischen Vorkommen vornehmen.”