Hässlich, unrentabel, eine Gefahr für Tier und Mensch – Der Widerstand gegen Windkraftanlagen wächst.
Hunderte Bürgerinitativen wenden sich in Deutschland gegen den Ausbau der alternativen Energieform und weisen auf deren massive Nachteile hin. Im Nachbarland Dänemark sowie in Bayern wurden bereits inoffizielle Baustopps verhängt.
Die Bayern haben es mal wieder vorgemacht. Mit einer einfachen und schlichten Zahl haben sie der wildwuchernden Ausbreitung der bizarren Gebilde in ihrer Landschaft Einhalt geboten. Die Zahl lautet Zehn. Seit dem 17. November 2014 gilt laut bayerischer Landesbauordnung die 10H-Regelung.
Nach ihr muss der Abstand einer Windkraftanlage zur nächsten Wohnsiedlung mindestens zehn Mal so groß sein wie die Höhe der Windräder. Bei einer üblichen Höhe von 200 Metern sind das zwei Kilometer. So viel Freiraum aber hat auch der Freistaat kaum zu bieten. Fachleute gehen davon aus, dass der Ausbau der Windenergie damit in Bayern quasi gestoppt ist. Der Funke des Widerstands wehte bis ins Nachbarland Sachsen herüber. Die dortige CDU-SPD-Regierung unter Stanislaw Tillich erwägt sich der 10H-Regelung bis Ende des Jahres anzuschließen.
Wohl keine alternative Energieform ist derzeit so umstritten wie die Stromgewinnung mittels Windkraft. Dabei gilt sie neben der Photovoltaik als wichtigster Baustein der Energiewende. Wind und Sonne sollen irgendwann in den nächsten Jahrzehnten 80 bis 90 Prozent des Stromverbrauches der Deutschen decken. Entsprechend kräftig werden die Windkraftanlagen subventioniert. Entsprechend stürmisch breiteten sie sich bislang aus.
1766 der modernen Windmühlen wurden im vergangenen Jahr errichtet – mehr als jemals zuvor. Die meisten entstehen in Norddeutschland, Spitzenreiter ist Schleswig-Holstein mit 455 neuen Windkraftanlagen. Niedersachsen folgt mit 227. Stark ausgebaut werden sie auch in den Binnenländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Insgesamt ragen auf deutschem Grund 24867 von ihnen in die Höhe.
Ihre unübersehbare Präsenz sorgt gleichzeitig aber auch flächendeckend für zunehmenden Widerstand. Bei www.windwahn.de, einer internationalen Internetplattform für Windkraftgegener, sind deutschlandweit bereits 609 Bürgerinitiativen gelistet.
Hoch im Norden setzt sich der Verein „Gegenwind“ auf Sylt für eine „industriefreie Nordsee“ ein. Tief im Süden wehrt sich die Initiative „Umwelt und Zukunft in Gailingen“, einem Ort bei Koblenz, gegen eine geplante Anlage auf dem Rauhenberg und damit gegen die „Zerstörung des Landschaftsbildes und des Heimatraumes“. Auch auf den Geräuschpegel, gemessen in Dezibel (dBA), weisen die windskeptischen Süddeutschen vom Hochrhein hin: „Er ist an der Turbine bei Last größer als 103 dBA. Das ist die Größenordnung einer Motocross-Maschine, wenngleich mit einem anderen, tieferen Frequenzgang“, warnen die Windkraftskeptiker aus Gailingen.
In Frage gestellt wird in Gailingen und anderswo aber auch der grundsätzliche Nutzen vom Windkraftanlagen. Bei Flaute oder zu starkem Wind fließt kein Strom. Im Hintergrund müssen daher stets klassische Stromerzeuger bereitstehen, um Versorgungslücken zu füllen. Die Kosten dafür lassen die Strompreise in die Höhe schnellen. Sorgt andererseits eine kräftige Brise für Windstrom in Hülle und Fülle, wird oft viel mehr produziert als benötigt wird. Speichern lässt sich dieser Strom kaum.
Die turmhohen Dreiflügler erweisen sich zudem als tödliche Gefahr für die Tierwelt. Milane, Seeadler, Störche und andere Vögel haut es bei der Kollision mit den Rotoren vom Himmel. Fledermäusen wird der Unterdruck, den die Anlagen erzeugen, zum Verhängnis. Er lässt sie innerlich verbluten. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) geht von bis zu 100 000 getöteten Tieren pro Jahr aus.
Ob Windkraftanlagen auch bei Menschen gesundheitliche Schäden auslösen, ist unklar. Die Turbinen erzeugen Schwingungen unterhalb der Hörbarkeitsgrenze, den sogenannten Infraschall. Er steht im Verdacht, unter anderem Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Tinnitus oder Schwindel auszulösen. Während die mögliche Gefahr in Deutschland von offizieller Seite heruntergespielt wird, nimmt man sie in Dänemark sehr ernst.
Das kleine Nachbarland war mit einem Anteil von 40 Prozent Windkraft am Stromverbrauch weltweit führend. Die Nachfahren der Wikinger seien „Bändiger des Windes“, jubelte der Spiegel. Die Sturmbö, die nun droht, lässt sich möglicherweise nicht mehr zähmen. Nachdem sich die Verdachtsfälle mehrten, gab die Regierung eine Studie über mögliche Gesundheitsrisiken in Auftrag.
Sie soll 2017 vorliegen, bis dahin stoppten fast alle Kommunen im Nachbarland ihre Windenergieprojekte. Ein faktisches Ausbaumoratorium, das sich die dänischen Windkraftgegner als großen Erfolg anrechnen. Auch die dortige Presse macht deutlich, dass der Wind in Dänemark mittlerweile aus einer anderen Richtung weht. Das Boulevardblatt „Ekstra Bladet“ zeigt seitenfüllend die Karikatur eines Landwirts, der dem Leser den Mittelfinger in Form einer Windkraftanlage entgegenstreckt. Schlagzeile: „Vindmoller hat altid ret“: Der Windmüller hat immer recht.
Literatur:
Die Energiewende ist schon gescheitert von Günter Keil
Der Grüne Blackout: Warum die Energiewende nicht funktionieren kann von Alexander Wendt
Energiewende – Zweite industrielle Revolution oder Fiasko?: Über die Illusion, 80 bis 100 Prozent des Stroms über alternative Energien gewinnen zu können von Erhard Beppler
Quellen: PublicDomain/preussische-allgemeine.de vom 14.07.2015
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