Leben vor dem Bildschirm

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Schon Kinder unter 2 Jahren verbringen Stunden täglich vor dem Fernseher, in Japan sind zwei Stunden bereits Durchschnitt.

Sollen Kleinkinder schon vor Bildschirmen sitzen? Ab wann könnte es der Entwicklung schaden, wenn Kinder schon mit ein oder zwei Jahren Fernsehen oder irgendetwas mit Tablets, Smartphones oder Computern machen? Wäre eine Stunde am Tag schon zu viel oder schaden auch mehr nichts? Wie verändert die Abwendung von der physischen Umgebung durch das Schauen auf Bildschirme die Kinder?

Auf alle diese Fragen gibt es keine wirklich begründeten Antworten. Exzessiver Medienkonsum ab dem frühen Alter dürfte Konsequenzen haben, feststellen lassen sich Korrelationen bei Langzeitstudien, beispielsweise was die körperliche Bewegung, die Neigung zu Übergewicht, Schlaf- oder Konzentrationsstörungen betrifft. Aber da man keine Kaspar-Hauser-Forschung mit Kleinkindern ausführen kann, lässt sich keine Kausalkette zwischen Medienkonsum im frühen Alter und der weiteren Entwicklung belegen. Daher herrscht Weltanschauungsstreit etwa zwischen denjenigen, die sagen, Kleinkinder sollten möglichst keine Bildschirmmedien konsumieren und auch später nur in genauen Maßen, und jenen auf der anderen Seite, die keine großen Probleme und vielleicht auch Vorteile sehen, wenn Kinder schon früh Medien nutzen und mit diesen umgehen.

Nach der Bundeszentrale für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sollten Kinder bis 3 Jahre möglichst nicht fernsehen und die 3-5-Jährigen maximal 30 Minuten täglich. Laut einer Befragung von Eltern (2102) fernsehen 2-3-Jährige täglich 30 Minuten, Computernutzung und Computer-, Konsolen- oder Onlinespiele spielt mit angeblich jeweils einer Minute noch kaum eine Rolle. Der Fernsehkonsum hat sich aber bei den 4-5-Jährigen schon verdoppelt, auch die Computernutzung nimmt stark zu. Während in Deutschland angeblich nur 31 Prozent der 2-3-Jährigen täglich Fernsehen. In den USA (Stand: 2011) schauen die 1-2-Jährigen angeblich täglich 1-2 Stunden, 14 Prozent der Kinder im Alter zwischen 6 und 24 Monaten schauen auch täglich mehr als 2 Stunden.

Nach einer aktuellen Umfrage in Japan verbringen die Zweijährigen hier durchschnittlich bereits mindestens 2 Stunden täglich vor der Glotze. 5 Prozent der Mütter erlauben es ihren Zweijährigen, täglich vier Stunden und mehr zu fernsehen oder DVDs anzuschauen. Befragt wurden für das Umweltministerium landesweit mehr als 26.000 Mütter von zweijährigen Kindern. Nur 2 Prozent der Mütter gaben an, dass ihre Kinder weder fernsehen noch DVDs anschauen. Jüngere Mütter sind noch liberaler. 34 Prozent der 20-24-Jährigen lassen ihre Kinder täglich 2 Stunden und mehr vor dem Bildschirm sitzen.

Die japanische Vereinigung der Kinderärzte rät dazu, Kinder unter drei Jahren nicht fernsehen zu lassen. Ältere Kinder sollen täglich nicht mehr als 2 Stunden mit dem Fernseher, Computer- und Smartphonespielen verbringen. Zentaro Yamagata von der Yamanashi-Universität warnt angesichts der Umfrageergebnisse, dass Fernsehen über eine lange Zeit „die Zeit verkürzen kann, die Kinder zum Wachsen, Schlafen und Umgang mit anderen Menschen benötigen“.

Aber das scheint gegen die Wand geredet zu sein. Es fehlt offenbar zunehmend die Zeit und die Lust, sich mit Kleinkindern zu beschäftigen. Bildschirmkonsum ist für die Kinder jedenfalls fester Bestandteil des Alltags, den sie wohl auch später nicht missen mögen und können.

Ist das dann nur eine Gewohnheit oder schon eine Sucht?

Eines bleibt dennoch festzuhalten, die Intelligenz des Homo medialis ist seit Jahrzehnten rückläufig.

Quellen: PRAVDA TV/theguardian.com/heise.de vom 29.01.2015

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