Medien wie Fernsehen und Kino sind heute voll mit Beispielen für etwas, was häufig als »moralischer Relativismus« bezeichnet wird. Das bedeutet, man arbeitet mit falschen und fiktiven moralischen Dilemmata, um den Ansatz »Der Zweck heiligt die Mittel« vertreten zu können. Gleichzeitig bombardieren uns die Unterhaltungsmedien mit einem scheinbar endlosen Aufgebot an »Anti-Helden«, Protagonisten, die über wenige oder gar keine moralischen Werte verfügen.
Sie handeln verabscheuungswürdig, aber das wird damit gerechtfertigt, dass sie gegen Widersacher kämpfen, die noch böser sind. 24, Breaking Bad oder The Walking Dead − die Köpfe des Publikums werden mit Propaganda geflutet, die besagt: Um in einer Krisensituation zu überleben, muss man sich über moralische Bedenken hinwegsetzen. Anders gesagt: Um ein Monster zu besiegen, muss man selbst zum Monster werden.
Diesem Thema entgeht man nirgendwo, weder in Film und Fernsehen, auch nicht in Militärjournalen, der Politik und schon gar nicht in den Debatten der Liberty-Bewegung.
Für mich entwickelt sich hier eine extrem gefährliche Philosophie: »Sieg (beziehungsweise Überleben) ist das alles überragende Ziel, und um es zu erreichen, ist jedes Mittel recht.« Ein moralisches Grundgerüst wird zum Luxus, den sich »wahre« Sieger nicht leisten können, es wird zu einer Belastung, die einen das Leben kosten könnte. Ich habe Survivalisten und Liberty-Anhänger gehört, die angesichts der Übergriffe des korrupten Establishments aufgebracht forderten, man solle sich strikt an die Regel »Auge um Auge …« halten. Das gelte bis hin zu Maßnahmen wie Folter, Angriffe auf Familienangehörige von Gegnern und sogar auf Kinder von Personen, die uns Schaden zufügen wollen.
Innerhalb der Kreise der Survivalisten gibt es eine kleine, aber sich hartnäckig haltende Subkultur, deren Strategie »Prepper-Piraterie« lautet: Diese Menschen planen, im Katastrophenfall zu überleben, indem sie anderen abnehmen, was sie zum Leben brauchen. »Überleben des Stärkeren« ist in ihren Augen wichtiger als das Überleben der Prinzipientreuen.
Die Mainstream-Yuppie-Kultur würde eine derartige Haltung wohl als »völlig durchgeknallt« bezeichnen. Das hält die Fernsehsüchtigen in den Städten und Metropolen trotzdem nicht davon ab, lauthals zu jubeln, wenn in ihren Lieblingsserien wieder einmal der Zweck die Mittel heiligt. Und ständig wird von der Regierung gefordert, die Moral auch einmal Moral sein zu lassen (zumindest so lange, wie gerade »ihr Team« in Washington an den Schalthebeln der Macht sitzt). Zweifelsohne würden sie ähnlich denken, wenn der Katastrophenfall kommt und man sich völlig unvorbereitet in verzweifelter Lage wiederfindet.
In einem anderen Artikel habe ich davon gesprochen, dass es unvermeidlich ist, sich gegen kriminelle Oligarchie zur Wehr zu setzen, und ich habe dargelegt, warum pazifistischer Aktivismus absolut keine Alternative darstellt angesichts der Tyrannei durch Psychopathen. Im Falle von Selbstverteidigung oder einer Revolution dagegen, kämpft die Bewegung nicht notwendigerweise für ihre eigenen Zwecke oder auch nur darum, die Bedrohung zu eliminieren. Unser Überleben als Individuum ist nicht die Hauptsorge, vielmehr geht es darum, dass die Prinzipien und die Wahrheiten überleben, die uns zum Kampf verleiten. Wenn es so etwas wie das »übergeordnete Wohl« gibt, müssen im Mittelpunkt dieser Vision Wahrheit und Ehre stehen.
Es ist schon ironisch: Werfen wir im Namen des Sieges unsere Prinzipien über Bord, haben wir gewonnen, aber gleichzeitig alles verloren. Unser Kampf wird auf mehreren Ebenen ausgetragen, auf körperlicher wie auf geistiger Ebene. Verliert man den geistigen Krieg, verliert man sein Gewissen aus den Augen, ist der körperliche Kampf bedeutungslos.
Ein Kodex, eine Art Kriegerkodex für die Liberty-Bewegung, ist aus meiner Sicht absolut unerlässlich für unsere Zukunft. Ohne einen neuen Eid, den wir nicht nur auf die Verfassung ablegen, sondern auch auf unsere eigenen, inneren Werte, könnte die Versuchung zu groß werden, in Zeiten starker seelischer Belastung unserer dunklen Seite nachzugeben. Jeder Mensch hat ein Gewissen, das ist ihm angeboren, aber manchmal braucht es eine etwas explizitere Bekräftigung, um standhaft zu bleiben. Hier sind einige Elemente, die meiner Meinung nach die Grundlage unseres Kodex ausmachen sollten.
Schützt die Unschuldigen
Wann immer möglich, werden wir alles in unserer Macht Stehende tun, um die Sicherheit und Freiheit der Menschen zu schützen, die vom Zusammenbruch überrascht wurden. Nun könnten einige sagen, wer sich nicht vorbereitet hat, sei nicht »unschuldig«, denn mangelnde Wachsamkeit trägt zum Verfall der Gesellschaft bei. Die Ignoranten sind eine Gefahr für sich und uns, da stimme ich zu, aber wir würden ganz genauso zum Verfall der Gesellschaft beitragen, wenn wir uns weigerten, anderen zu helfen, obwohl wir es könnten. Irgendwann muss jemand den Teufelskreis durchbrechen. Wenn das bedeutet, dass wir einen Teil unserer Energie opfern und auf die Genugtuung verzichten müssen, »Hab ich’s doch gesagt« sagen zu können, dann ist es halt so.
Gleichzeitig möchte ich betonen, dass die Verteidigung der Unschuldigen nicht erst beginnen kann, wenn Wirtschaft und Gesellschaftsstrukturen zerbrechen. Wir müssen ihnen jetzt helfen und ihnen das Wissen anbieten, das nötig ist, sich vorzubereiten und sich auf gegenseitige Hilfe einzurichten. Wir gehen in unsere Gemeindezentren, in die örtlichen Kirchen, in die Vortragsräume und unterweisen offen all jene, die bereit sind, zuzuhören.
Wir halten keine politischen Vorträge, wir indoktrinieren nicht, wir bieten nützliches Wissen an. Wir geben diesen Menschen nützliche Hilfsmittel an die Hand in Form von Programmen für Nachbarschaftswachen und Teams, die in ihren Gemeinden dafür sorgen, dass die Menschen vorbereitet sind. Wir bringen ihnen heute bei, wie sie sich, ihre Familien und ihr Eigentum selbst verteidigen können und welche Vorbereitungen sie treffen sollten, damit sie morgen nicht das Gefühl haben müssen, Teil des Problems zu sein, sondern Teil der Lösung sein zu können.
Führt unsere Abneigung gegen all jene Ignoranten dazu, dass wir bei unseren eigenen Nachbarn das Gefühl bekommen, hier stünden »wir gegen sie«, dann haben wir alle guten Möglichkeiten verstreichen lassen, unsere Gemeinde zu stärken. Unser Ziel muss darin bestehen, anderen aufzuhelfen, nicht urteilend daneben zu stehen, während sie stürzen.
Wir bieten auch jenen Hilfe an, die es unserer Meinung nach nicht verdient haben
Das ist ein Vorschlag, auf den viele Survivalisten und »Prepper« wohl mit Spott reagieren würden, aber sie würden das große Ganze aus den Augen verlieren. Wer seiner Gemeinde Hilfe anbietet, hilft nicht nur ihnen, sondern langfristig auch sich selbst. Um den Gedanken zu verdeutlichen: Wenn der Katastrophenschutz in einem Gebiet eintrifft, das von einer Katastrophe heimgesucht wurde, wird den Menschen dort erst einmal völlig egal sein, welche Befugnisse die Helfer haben.
Alles, was für sie zählt, ist, dass der Katastrophenschutz Nahrung, Wasser und vielleicht sogar Unterkünfte bringt. Die amerikanische Katastrophenschutzbehörde FEMA lässt sich mit diesen Hilfsmaßnahmen gerne Zeit, sodass eine ganze Reihe Leute sterben, bevor endlich Hilfe eintrudelt, aber dennoch besitzt sie in einer Region Autorität, und zwar einfach deshalb, weil es bislang keine Alternative gibt.
Diese Alternative müssen wir sein.
Karl L. von Lichtenfels: Lexikon des Überlebens
Nach dem Schrecken, den Hurrikan »Katrina« anrichtete, blieb FEMA zunächst einmal schön außen vor und versperrte sogar zivilen Institutionen den Zugang, als diese Hilfe bringen wollten. Man stelle sich vor, was geschehen wäre, wenn die Bürger von New Orleans von Liberty-Teams begrüßt worden wären, die sich über die Auflagen der Regierung hinwegsetzten?
Was, wenn Liberty-Anhänger aus ganz Louisiana und dem ganzen Land einfach über die FEMA-Leute hinwegmarschiert wären und die im Superdome hockenden Menschen an einen sicheren Ort geführt hätten, wo man sie mit Essen und Trinken versorgt hätte? Die Bewegung hat (zweimal!) Millionen Dollar für die Präsidentschaftskandidatur von Ron Paul gesammelt – warum könnten wir nicht dasselbe tun, um Leben zu retten?
Stellen wir uns vor, wir könnten beweisen, dass FEMA eine unnötige und belanglose Organisation ist, die auf den Schrott gehört. Stellen wir uns vor, wir könnten belegen, dass Gemeinden auch ohne den Staat auskommen, für ihre eigene Sicherheit sorgen und sich selbst helfen können, ganz so, wie es die »Oath Keepers« in Ferguson, Missouri, getan haben.
Selbst auf lokaler Ebene könnte dies den Unterschied zwischen Freiheit und Tyrannei bedeuten. Für wenig Geld lassen sich direkt von unabhängigen Bauernhöfen Getreidevorräte beziehen, die dann strategisch platziert werden, um im Katastrophenfall zum Einsatz zu kommen. Bezahlbare Methoden zur Wasserfilterung können Krankheiten verhindern und Tausende Menschen mit Trinkwasser versorgen.
Ingenieurteams können sich um Abfallprobleme und Stromausfälle kümmern. Gut ausgebildete Sicherheitskräfte können Plünderungen, Vergewaltigungen und Morde verhindern. Man stelle sich vor, dass die von den Eliten herbeigewünschte Katastrophe durch eben die Menschen abgemildert oder gar verhindert wird, die in Mitleidenschaft gezogen werden sollten! Was wäre das für eine Befriedigung?!
Gerhard Buzek: Das große Buch der Überlebenstechniken
Unser Gewissen, nicht unsere Wut, bestimmt unser Handeln
Moralisch ist es absolut in Ordnung, zu Maßnahmen der Selbstverteidigung zu greifen. Dennoch gibt es Grenzen, die man nicht überschreiten darf, um nicht die moralische Überlegenheit einzubüßen. Verliert man die moralische Oberhoheit, sind wir nicht besser als die Eliten, die wir aus unserem Leben verbannen wollen.
Das bedeutet: Wir tun niemandem weh, außer er versucht, uns weh zu tun. Wir bestrafen Verbrecher, aber nicht deren Familien und nicht deren Kinder. Wir foltern nicht – und zwar nicht nur, weil es nichts bringt und es wenig Anhaltspunkte für den Nutzen derartiger Maßnahmen gibt, sondern weil es moralisch verwerflich ist und weil es ein psychopatischer Akt ist, der den kranken Wunsch nach sadistischer Macht erfüllt. Wir sind nicht solche Menschen.
Wenn wir kämpfen, dann in dem Wissen, dass wir in allererster Linie unsere moralischen Grundlagen schützen. Menschen, die moralische Doppeldeutigkeit und moralischen Relativismus predigen, erachten wir als Elemente, die kontraproduktiv für den Zweck der Freiheit sind. Wenn wir nicht danach streben, das Weiterleben zu verdienen, bedeutet ein Sieg nichts, bedeutet Überleben nichts.
Wir ziehen uns nur zurück, wenn wir auch zurückkehren wollen
In einer asymmetrischen Revolution gibt es nur selten so etwas wie einen »Frontverlauf« oder ein Stück Land, das um jeden Preis verteidigt werden muss. Dennoch ist asymmetrische Kriegsführung erst dann ein Erfolg, wenn der Gegner für jeden seiner Angriffe einen gewaltigen Preis zahlen muss. Deshalb muss eine Revolte immer aggressiv sein, niemals nachgebend, immer zuschlagend. Pausen oder Rückzug darf es nur geben, um einen effektiveren Gegenschlag vorzubereiten.
Wann immer ein totalitäres System vorrückt, ohne dass dies Konsequenzen hat, sorgt das für politischen, gesellschaftlichen, psychologischen und taktischen Schwung. Fehlt der Mut, sich derartigen Vorstößen in den Weg zu stellen, ist eine Revolte unmöglich. Furcht löst moralisches Rationalisieren aus. Wer Furcht hat, kann sich nicht angemessen verteidigen, geschweige denn andere verteidigen. Und auch hier geht die moralische Oberhand wieder verloren.
Herbert Rhein: Handbuch für das Überleben in Krisenzeiten
Null Toleranz für Piraterie und Kriminalität in den eigenen Reihen
»Prepper-Piraten« und andere Elemente am äußersten Rand der Survival-Bewegung, die auf Kosten anderer überleben wollen, sind nicht nur nach allen Naturgesetzen Verbrecher, sondern auch eine Schande für die Liberty-Bewegung selbst. Unsere Prinzipien verlangen von uns, diese Menschen mit höchster Priorität auszumerzen.
Wer vorsätzlich die Strategie verfolgt, sich gewaltsam auf Kosten Unschuldiger zu bereichern, ist verloren. Diese Menschen mögen behaupten, dass sie die Eliten, gegen die wir kämpfen, ganz genau so hassen, aber der Feind unseres Feindes ist nicht notwendigerweise unser Freund. »Prepper-Piraten« sind tollwütige Hunde und sollten eingeschläfert werden.
Wir sind Profis und Wächter, die sich niemals mit halben Sachen begnügen
Wir benehmen uns wie Profis. Wir streben danach, möglichst viel von dem Potenzial an den Tag zu legen, das die Liberty-Bewegung zu bieten hat. Es gibt kein Problem, das wir nicht lösen können, und keinen Widersacher, der zu groß ist. Das Wort »unmöglich« kommt in unserem Wortschatz nicht vor. Unter Druck und in Katastrophenzeiten laufen wir zu Höchstform auf. Wenn möglich, schaffen wir Krisen aus der Welt, bevor sie überhaupt entstehen, und wenn die Krise doch eintritt, stehen wir nicht tatenlos daneben.
Wir arbeiten gründlich daran, uns alles Wissen und alle Fähigkeiten anzueignen, die genutzt werden können, um unser Ziel zu erreichen – eine freie, blühende und unabhängige Bürgerschaft. Wir streben nicht danach, andere zu führen, wir wollen andere nur lehren, wie sie selbst führen.
Erst mit unserem letzten Atemzug werden wir aufhören, auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Wenn Tyrannei im Spiel ist, werden wir nicht verstummen und nicht nachgeben. Wir kennen keine Kompromisse. Wir sind hartnäckige Bastarde und wir sind hier, um die Oligarchen noch verrückter zu machen, als sie es ohnehin schon sind. Wir sind hier, um sie und ihre betrügerische Welt in den Untergang zu treiben. Und in dieser Mission finden wir unseren Trost und unseren Frieden.
Quellen: ZeroHedge/info.kopp-verlag.de vom 22.02.2015
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