Ein russischer Raumflugkörper versetzt gegenwärtig die Welt in Unruhe. Zunächst als Weltraumschrott eingestuft, vollführte das im vergangenen Mai vom Plesetsk-Kosmodrom gestartete Objekt plötzlich gezielte Manöver im All. Damit schien klar, dass hier insgeheim im Orbit experimentiert werden soll. Zu friedlichen oder aber doch eher zu militärischen Zwecken?
(Bild: Entwurf aus dem Jahre 1986 der US Defense Intelligence Agency (DIA) eines Satelliten-Killers der Sowjetunion)
Rund 800 Kilometer nördlich von Moskau befindet sich ein ungewöhnliches und einst streng geheimes Gelände. Von keinem anderen Ort der Erde starteten so viele Raketen in den Himmel wie von hier, dem Anfang 1957 ins Leben gerufenen Objekt Angara, heute bekannt als das Plesetsk-Kosmodrom. In der nahen »Sternenstadt« Mirny leben rund 40.000 Menschen.
Hier, in der Einsamkeit der sibirischen Taiga, nahe dem nördlichen Polarkreis, werden zahlreiche Militärsatelliten auf stark geneigte oder polare Umlaufbahnen geschickt. Das Kosmodrom ist nach wie vor hoch aktiv, gegenwärtig wird die Anlage noch weiter ausgebaut und modernisiert.
Am 23. Mai 2014, 05:27:54 Uhr koordinierter Weltzeit, hob von Plesetsk eine dreistufige, rund 30 Meter lange Rockot-Trägerrakete ab, die in der Lage ist, Nutzlasten von idealer-weise knapp zwei Tonnen in den Erdorbit zu verfrachten. An jenem Tag führte sie drei militärische Rodnik-Kommunikationssatelliten als Nachfolger der Strela- und Gonez-Satelliten mit, zumindest offiziell. Das Trio wurde mit der russischen Standard-bezeichnung für Weltraumflugkörper unter Kosmos 2496, Kosmos 2497 und Kosmos 2498 verzeichnet.
Doch dann gab es da noch einen vierten Bestandteil, von dem allerdings nirgends die Rede war. Und genau dieses Objekt ist es, das gegenwärtig weltweit für Irritation und Nach-denklichkeit sorgt: Kosmos 2499, auch klassifiziert als NORAD 39765 oder international als Object 2014-28E. Zunächst wirkte alles absolut harmlos. Offenbar handelte es sich bei diesem Trumm um simplen Weltraumschrott. Doch verhielt sich dieser vermeintliche Schrott ziemlich »intelligent«: Er führte deutliche Orbitalmanöver aus.
Das Objekt, das die Erde bei 82 Grad Bahnneigung in bis zu etwa 1.500 Kilometer Distanz umkreist, senkte seinen Kurs bereits im Juni leicht ab. Nach weiteren Veränderungen des elliptischen Orbits, die zwischen August und Oktober durchgeführt wurden und Object 2014-28E im Perigäum auf nur 900 Kilometer Höhe hinabführten, hob es seinen Kurs am 28. Oktober wieder wesentlich an, um am 9. November gegen 05:40 Uhr koordinierter Weltzeit ein Rendezvous mit der Briz-KM-Raketenstufe und somit seinem eigenen Startvehikel zu erzielen. Dabei lag die engste Distanz zwischen den Raumflugkörpern im Bereich eines Kilometers. Welchem Sinn und Zweck diese heimliche Mission dient, die allerdings auch von Amateurbeobachtern weltweit verfolgt wurde, bleibt bislang ungeklärt.
Tarnung statt Warnung, mehr Sein als Schein, diesem biologischen Überlebensprinzip folgt auch das Militär bekanntlich sehr gerne, abgesehen von deutlichen Machtdemonstrationen und zuweilen auch dem Aufsetzen einer falschen Warntracht. Solche »Spielchen« sind auch beim Kräftemessen im Weltraum wiederholt anzutreffen. Der alte Wettlauf des Kalten Krieges lebte auch im All bereits wiederholt auf. Gerade angesichts der gegenwärtig so angespannten Lage, der Situation in der Ukraine, dem Verlauf von G20 und einer allgemeinen Abkühlung darf noch mit so manchen Über-raschungen gerechnet werden.
Auch China offenbarte bereits 2007 sein Potenzial, Satelliten mit Raketen abzuschießen, wobei plötzlich eine Wolke von 3.000 Einzelteilen einen viel genutzten Bereich um die Erde bedrohte. Natürlich hagelte es dann nicht nur Trümmer, sondern auch internationale Kritik. Die USA selbst konterten 2008 zudem mit einer eigenen deutlichen Demonstration der verfügbaren Zerstörungsgewalt, während China im Mai 2014 eine weitere Weltraumvorführung präsentierte.
So näherte sich der im Sommer 2013 gestartete Shijian-15-Satellit wiederholt einem älteren »Kollegen«, Shijian-7, der sich dabei exemplarisch als militärisches Testziel verstehen ließ. Object 2014-28E könnte nach Ansicht von Fachleuten eine ähnliche Funktion erfüllen und demnach ein »Satelliten-Killer« sein.
Am 28. Juli starteten die USA einen geosynchronen Experimentalsatelliten namens ANGELS (Automated Navigation and Guidance Experiment for Local Space, USA-255), der darauf ausgelegt ist, um die obere Stufe einer Delta-4-Rakete herumzumanövrieren, und zwar mit stetig wachsender Unabhängigkeit von menschlichen Operateuren am Erdboden.
Bewährungsproben für künstliche Intelligenz im All. Bemerkenswert waren auch die geheimen US-Missionen mit den beiden unbemannten Mini-Shuttles OTV-1 und OTV-2, zu deren Aufgabenstellungen nichts an die Öffentlichkeit drang. Was dem einen recht ist, das ist dem anderen eben billig. Die beiden von Boeing Phantom Works entwickelten X-37-Flugkörper änderten ebenfalls wiederholt ihre Bahn und wurden dabei von Amateur-beobachtungen identifiziert und verfolgt.
Die letzte Mission dieser Art dauerte knapp zwei Jahre und endete mit der Landung von OTV-1 am 17. Oktober 2014. Mindestens ein weiterer Flug ist für kommendes Jahr geplant. Jedenfalls ist Russland naheliegenderweise nicht die einzige Nation, die derzeit derlei Experimente im Weltraum durchführt.
Fachleute wollen sich keineswegs festlegen, worin nun die Aufgabe von Object 2014-28E besteht. Gegenüber der Financial Times erklärte Patricia Lewis, eine Expertin für Weltraum-Sicherheit, der Flugkörper könne mehreren Aufgaben dienen, und zwar sowohl zivilen als auch militärischen. Zu den zivilen Einsatzbereichen würden unter anderem das Einsammeln von Weltraumschrott oder aber Wartungsarbeiten an Satelliten zählen. Allerdings gäbe es eben auch die militärischen Aspekte – direkter Abschuss anderer Satelliten oder aber Cyber-Angriffe auf deren Computersysteme.
Das könnte unter anderem auch die Kommunikation sehr effektiv lahmlegen. Patricia Lewis gehört einer weltberühmten britischen Denkfabrik an, dem von Lord Robert Cecil im Jahr 1920 gegründeten Chatham House, auch bekannt als Royal Institute of International Affairs (RIIA). Nur ein Jahr später wurde dann das US-Gegenstück ins Leben gerufen: der Council on Foreign Relations (CFR). In beiden Fällen sehr offensichtliche Installationen der Machteliten, mit entsprechend globalem Einfluss. Chatham-House-Forschungsdirektorin Lewis hält das ungewöhnliche russische Objekt für »experimentell«.
Joan Johnson-Freese wiederum ist Professorin für Angelegenheiten nationaler Sicherheit und lehrt in dieser Funktion am US-Kriegsmarine-College in Newport, Rhode Island. Sie glaubt, dass die mit Object 2014-28E verbundene Sorge durchaus gerechtfertigt ist, warnt aber ebenfalls vor voreiligen Schlüssen. Russland könne eine ganze Reihe von Gründen für jene Technologie haben, die derzeit möglicherweise mit diesem Objekt getestet werde. Zwar besitze jeder manövrierfähige Satellit das Potenzial einer Waffe. Aber, so fragt sie: »Bedeutet dies notwendigerweise, dass alle manövrierbaren Satelliten Waffen sind?«
Nun kann ein unbemannter Satellit oder ein bemanntes Raumschiff natürlich auch mehrere Aufgaben erfüllen, dabei zivile und militärische durchaus gleichzeitig. Die Raumfahrt ist voll von beredeten Beispielen, sei es die Clementine-Mondmission oder natürlich das Space-Shuttle-Programm. Object 2014-28E könnte zum Test neuer Steuersysteme eingesetzt werden, aber auch zur Vorbereitung einer für die nahe Zukunft geplanten eigenen russischen Raumstation.
Es kann für geheimdienstliche Zwecke gestartet worden sein oder aber doch als experimenteller Killer-Satellit. Bemerkenswert ist, dass bereits im vergangenen Dezember ein Rockot-Start vom Plesetsk-Kosmodrom aus erfolgte, bei dem ebenfalls drei bekannte und ein unbekannter Körper in den Erdorbit geschossen wurden. Möglicherweise werden bald noch weitere solcher Aktionen folgen.
Der amerikanische Mathematiker, Raumfahrtkenner und ehemalige NASA-Mitarbeiter James Oberg gilt als Experte für das russische Weltraumprogramm. Gegenüber der Moscow Times erklärte er freiweg: »Die Tatsache, dass die aktuellen chinesischen und russischen Experimente ohne offizielle Ankündigungen durchgeführt wurden und von bereits existierenden zivilen Rendezvous-Systemen unabhängig erscheinen, belegt für mich, dass sie keinen friedlichen Zwecken dienen«
(Screenshot der Flugbahn)
Anm. d. Red.: Zum Thema findet sich auf russischen Mainstream-Seiten lediglich zwei Texte bei kommersant.ru und rt.com, dort wird das Thema ähnlich erörtert, allerdings ist dort die Rede von einem Doppelzweck, neben der militärischen Nutzung, sei auch an eine Betankung oder Reparatur von anderen kommerziellen Satelliten mit dem Objekt möglich.
Auf jeden Fall hat die russische Raumfahrtbehörde Roskosmos die Ausgaben für das Raumfahrtprogramm, im Vergleich zum Zeitraum 2006 bis 2015, in 2016 bis 2025 auf 2,5 Billionen Rubel verdreifacht – der Fokus rückt ins All.
Oder sollen hier von ganz anderer Seite wieder Ängste geschürt werden, um gewisse politische Ziele zu erreichen?
Video: Why A Russian Object Is Being Called A ‚Satellite Killer‘
Video: Russian ‚killer satellite‘ mystery sparks ‚orbital weapon‘ speculation
Quellen: PRAVDA TV/dia.mil/wikipedia.org/info.kopp-verlag.de vom 21.11.2014
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