
Der Kapitalmarkt hat Donald Trump im Handelskrieg bereits „diszipliniert“. Und er wird ihn letztlich in die Schranken weisen.
Donald Trump wird den Handelskrieg nicht gegen China verlieren, sondern gegen die Märkte. Der Handel zwischen China und den USA kommt zu großen Teilen zum Erliegen.
Der Wunsch von Trump, durch hohe Zölle „mal eben“ Produktion in die USA zurückzuholen, ist zu großen Teilen eine Illusion.
Gewiss, einige neue Auto- und Chipfabriken dürfte er von großen Herstellern zurückholen können. Dies wird man auch plakativ feiern. Aber in der breiten Masse kann die Produktion aus Asien nicht in die USA zurückverlagert werden.
Wie viel soll ein T-Shirt, das derzeit bei Walmart beispielsweise 10 Dollar kostet, denn zukünftig kosten, wenn es nicht mehr in Vietnam, sondern in Kentucky oder Ohio hergestellt wird? 100 Dollar?
Welcher amerikanische Konsument soll, kann oder möchte das bezahlen? Und Hightech: Apple-Chef Tim Cook wies im April darauf hin, dass es nicht nur um günstigere Löhne in Asien geht.
Auch findet er dort für seine Produktion eine große Masse an Fachkräften, die er in den USA eben nicht zu finden scheint. (Drei schockierende Wahrheiten, die die meisten Menschen nicht über Geld auf Bankkonten wissen…)
Märkte haben Trump bereits diszipliniert – Anleihen
Die Märkte haben Trump bereits vor einigen Tagen „diszipliniert“. Die Marktzinsen (US-Anleiherenditen für 10 Jahre Laufzeit) stiegen vom 7. bis 9. April von 3,89 % auf 4,48 %. Ein gigantischer Anstieg in sehr kurzer Zeit! Und siehe da, bei 4,45 % verkündete Trump seine große Rabattaktion, die Absenkung der Zölle auf 10 % mit Ausnahme von China.
Die Märkte zeigten sich umgehend erleichtert. Die Rendite konnte seitdem etwas zurückkommen auf Niveaus um 4,30 %. Derzeit zeigt Trump mal entspannende, und dann wieder aggressive Töne.
Aber sollte er wieder in den „Angriffsmodus“ im Handelskrieg schalten, könnten die Marktzinsen weit über 4,50 % steigen.
Und dann könnten Trumps Berater, die auch viel Bezug zur Börse haben, ihn massiv bedrängen und im deutlich machen: Immer höhere Marktzinsen verursachen letztlich auch immer höhere Kosten für die Verbraucher in den USA, denn zum Beispiel die Kreditzinsen für Häuslebauer steigen dann auch immer weiter an.
Und sowas will Trump überhaupt nicht sehen. Man konnte es die letzten Tage Live und in Farbe besichtigen, wie Trump die US-Notenbank massiv dazu drängte, die Leitzinsen zu senken. Und dann explodierende Marktzinsen wegen seiner Politik?
Dann müsste er erneut zurückrudern und im Handelskrieg abrüsten.
Trump ist sowieso ein Mann der „schnellen Deals“. Er will seiner ungeduldigen Wählerschaft schnell Resultate präsentieren. Seien sie auch noch so oberflächlich.
Man darf vermuten: Laufen die Märkte erneut in die falsche Richtung, wird sich Trump genötigt sehen, mit China, EU, Mexiko und Kanada Einigungen zu finden, bei denen er sein Gesicht wahren kann.
Es wird „Deals“ geben, die er ins Schaufenster stellen kann, für seine Wähler. Hier eine neue Autofabrik in Ohio, da eine neue Chipfabrik in Texas.
Aktienmarkt
Im zweiten Chart sehen wir den Verlauf am US-Aktienmarkt: Als Trump am 9. April die umfangreichen Zoll-Erleichterungen verkündete, endete die Schwäche bei US-Aktien, seitdem sind die Kurse im Auftrieb.
Zuletzt gab es auch vermehrt Andeutungen, dass es mit einzelnen Ländern Fortschritte bei den Verhandlungen über die Handelsbeziehungen gibt.
Als Europäer kann man sich das kaum vorstellen: Der Durchschnitts-Amerikaner ist aktiv am Aktienmarkt. Ein Crash dank Trumps-Handelskrieg würde seine Beliebtheit erodieren lassen!
Trump kann nicht gegen die Märkte agieren
Aber was sagen uns die Charts grundsätzlich? Die Märkte haben Trump im Griff. Amerikaner brauchen niedrige Kreditzinsen und steigende Aktienkurse.
Über Anleiherenditen und Aktienkurse sind die Märkte in der Lage, Trump auszubremsen, wenn er es zu weit treibt. Und letztlich – wenn die Märkte wieder abschmieren sollten – wird Trump gezwungen sein, seinen eskalierenden Handelskrieg zu beenden.
Hier und da eine neue Autofabrik oder Chipfabrik, die in den USA neu hochgezogen wird. Ein paar Erfolge wird Trump verbuchen können. Aber das große Außenhandelsdefizit abschaffen, und seine Wählerschichten in breiter Masse mit neuen hochbezahlten Industriejobs versorgen – das wird wohl kaum gelingen.
Die Märkte werden wohl letztlich dafür sorgen, dass Trump den Handelskrieg nach und nach zurückfährt. Hauptsache, er kann für die Öffentlichkeit plakative Erfolge präsentieren.
Was wäre langfristig eigentlich die richtige Maßnahme für Trumps Wählerschichten? In abgehängten Regionen in den USA massiv in kostenlose Bildung investieren, Berufsschulen aufbauen etc. Unqualifizierte qualifizieren, damit könnte man zumindest teilweise Industrieproduktion neu aufbauen, und strukturell etwas bewegen.
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