„Deutschland begeht zivilisatorischen Selbstmord“: Ein Blick von außen auf die Lage in Deutschland

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Da es immer wieder interessant ist, wie aus dem Ausland und von außerhalb der deutschen Medienblase auf Deutschland geschaut, wird habe ich einen Artikel eines ehemaligen britischen Diplomaten über Deutschland übersetzt.

Der Brite Ian Proud war von 1999 bis 2023 Mitglied des Diplomatischen Dienstes Ihrer Majestät. Von Juli 2014 bis Februar 2019 diente er an der britischen Botschaft in Moskau.

Er war außerdem Direktor der Diplomatischen Akademie für Osteuropa und Zentralasien und stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Anglo-Amerikanischen Schule in Moskau. Von Thomas Röper

Allerdings scheint er sich mit der britischen und westlichen Politik überworfen zu haben, denn auf seiner Seite bewirbt er ein eigenes Buch, in dem er die britische Russland-Politik kritisiert.

Für einen russischen Thinktank hat er einen Artikel über die Lage in Deutschland geschrieben, den ich übersetzt habe, um zu zeigen, welche Perspektiven auf Deutschland Menschen haben, die von außen drauf schauen. (Explodierende Zuwandererkriminalität für Bundesregierung „erwartbar“: Und deshalb sollen noch viel mehr kommen?)

Beginn der Übersetzung:

Deutschland begeht Selbstmord – aber liegt es wirklich an einem Zivilisationsproblem?

Mehr Menschen, weniger Deutsche, weniger Handlungsspielraum und kein Wachstum – das ist der Giftcocktail, den J. D. Vance offengelegt hat.

US-Vizepräsident J.D. Vance behauptete, Europa stehe vor einem zivilisatorischen Selbstmord und verwies dabei vor allem auf Deutschland. Ich bin ein Befürworter der Wirtschaftsmigration, aber nicht, wenn diese in Zeiten eines wirtschaftlichen und demografischen Niedergangs zu unkontrolliertem Bevölkerungswachstum führt. J.D. Vance hatte letztlich Recht.

In einem kürzlich von Fox News geführten Interview sagte Vizepräsident Vance: „Wenn ein Land wie Deutschland noch ein paar Millionen Einwanderer mehr aus Ländern aufnimmt, die kulturell völlig inkompatibel mit Deutschland sind, dann spielt es keine Rolle mehr, was ich von Europa halte – Deutschland wird sich selbst umgebracht haben.“

Angesichts des Völkermords an den Ureinwohnern des amerikanischen Kontinents durch europäische Siedler birgt diese Aussage eine gewisse Ironie. Die USA, die größte Volkswirtschaft der Welt, wurden auf den Schultern von Migranten aufgebaut, wie Vance im Gespräch fairerweise erwähnte.

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Ich bin nicht der Meinung, dass Einwanderung, insbesondere Wirtschaftsmigration, zwangsläufig schlecht sein muss. Die Zunahme einer Bevölkerung führt zu einer Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität. Das ist einer der Gründe, warum China heute die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist.

Deutschlands Wirtschaftswunder nach dem Zweiten Weltkrieg beruhte unter anderem auf einem starken Zustrom ethnisch deutscher Einwanderer aus anderen Teilen Europas. Auch andere Faktoren spielten eine Rolle, darunter das Zuwanderungsprogramm, das Arbeitsmigranten aus Ländern wie der Türkei anzog.

Deutschland ist gemäß Bevölkerung und Wirtschaftsleistung – mit großem Abstand zu Frankreich – das größte Land der Europäischen Union. Die Zuwanderung von Gastarbeitern war in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg gut für Deutschland.

Doch Deutschland gilt nicht mehr als das Wirtschaftswunder und Vorbild solider Wirtschafts- und Geldpolitik, mit dem ich in den 1970er Jahren aufgewachsen bin. Heute ist Deutschland wohl der „kranke Mann Europas“.

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Nach einer moderaten Erholung von der globalen Finanzkrise 2009 stagniert das Wirtschaftswachstum innerhalb einer Eurozone, deren Dynamik seit Beginn des Ukraine-Krieges weiter nachgelassen hat.

Laut dem Statistischen Bundesamt ist die deutsche Bevölkerung zwischen 2014 und 2022 jedoch um 2,9 Millionen Menschen gewachsen.

Das hat offensichtlich kein entsprechendes Wirtschaftswachstum nach sich gezogen, da viele Zuwanderer als Flüchtlinge vor den Konflikten in Syrien und zuletzt in der Ukraine geflohen sind.

Im selben Zeitraum sank die Zahl der ethnischen Deutschen um fast 1,5 Millionen. Deutsche machen heute 72 Prozent der Bevölkerung aus – und dieser Anteil wird mit der Zeit weiter sinken.

Die Prognose, dass die deutsche Bevölkerung bis 2070 auf 90 Millionen anwachsen werde, basiert ausschließlich auf Einwanderung. Die deutsche Urbevölkerung altert, sodass ethnische Deutsche im erwerbsfähigen Alter zur Minderheit werden könnten.

Es gibt keinen langfristigen Plan zur Auffrischung der ethnisch deutschen Bevölkerung, zumal deutsche Frauen im Durchschnitt lediglich 1,35 Kinder bekommen und 20 Prozent aller deutschen Frauen kinderlos bleiben.

Die Zuwanderung nach Deutschland ist somit derzeit kein Wachstumsmotor, und es ist auch nicht klar, ob es für die Zukunft einen Plan gibt. Vielmehr zehrt die aktuelle Situation am verbliebenen Wohlstand der einfachen Deutschen – insbesondere jener im Osten des Landes.

Hinzu kommen die höchsten Energiepreise Europas, verursacht durch ein ideologisch geprägtes Streben nach Netto-Null bei den CO₂-Emissionen sowie durch den weitgehenden Wegfall der Öl- und Gaslieferungen aus Russland.

Dazu kommen enorme Staatsausgaben für den nicht enden wollenden Krieg in der Ukraine und die Wiederaufrüstung der Bundeswehr – was auf Kosten der Sozialleistungen für die ärmeren Schichten der deutschen Bevölkerung gehen dürfte.

Doch niemand im deutschen Regierungsapparat scheint sich auf die heilige Dreifaltigkeit strategischer Interessen konzentrieren zu wollen: nationale Sicherheit, wirtschaftlicher Wohlstand und die Sicherheit der Bürger. Die Zuwanderung ist zum alleinigen Fokus geworden.

Das wäre nicht unbedingt problematisch, wenn sich die Zuwanderer in die Gesellschaft integrierten und eine klar erkennbare deutsche Identität entwickelten.

Es gibt beispielsweise keine spezifisch britische Ethnizität. Zwar existieren in den vier Landesteilen des Vereinigten Königreichs einzigartige ethnische und sprachliche Gruppen, doch Großbritannien war im Laufe der Jahrhunderte zahlreichen Wellen ausländischer Invasionen ausgesetzt – etwa aus den nordischen Ländern und aus Frankreich.

In den späten 1940er-Jahren begann in Großbritannien die Einwanderung aus Westindien, in den 1970er-Jahren waren es Inder aus Gujarat, in den 2000er-Jahren als Folge der europäischen Expansion nach Osteuropa Polen.

Viele von ihnen sind inzwischen in ihre Heimat zurückgekehrt, nachdem Polen sich als demokratische und wohlhabende Nation neu etablieren konnte.

Der Prozess der Assimilation war in Großbritannien nicht immer einfach, und Vorurteile gegenüber Fremden bestehen bis heute. Doch man kann kaum behaupten, die Zuwanderung sei ein Treiber niedrigen Wachstums gewesen.

Vance irrt, wenn er Zuwanderung durch die Brille zivilisatorischer Begriffe betrachtet und gleichzeitig die Ukraine kritisiert, die im vergangenen Jahrzehnt einen deutlichen Schritt in Richtung Ultranationalismus gemacht hat – unter anderem durch die Diskriminierung ethnischer und sprachlicher Minderheiten. Es gibt auch keine reine, eindeutig US-amerikanische Ethnizität, sondern lediglich eine US-amerikanische Identität, die auf dem „American Dream“ fußt.

Wovon können die Deutschen heute noch träumen?

Deutschland gilt heute als der kranke Mann Europas: ein dahinsiechendes Wachstum, gepaart mit einer sich rasant wandelnden Industrialisierung sowie einer zunehmenden Zahl nichtdeutscher Bevölkerungsgruppen, die sich weitgehend nicht assimilieren und keine deutsche Identität annehmen wollen.

Und genau in diesem Punkt brachte J.D. Vance einen berechtigten Einwand vor. Seit 2014 haben die deutschen Regierungen politische Fehlentscheidungen getroffen – darunter Massenmigration, Wirtschaftssanktionen gegen Russland sowie eine schwache Energie- und Industriepolitik.

All dies begleitet von Mainstream-Medien, die jede Gegenmeinung zu dieser Politik unterdrücken. Eine unkontrollierte Bevölkerungszunahme bei gleichzeitiger Abnahme der ethnischen Deutschen, ein politisch eingeschränkter Handlungsspielraum und kaum wirtschaftliches Wachstum – das ist der giftige Cocktail, den US-Vizepräsident J.D. Vance in Bezug auf Deutschland offen angesprochen hat.

Dass Deutschland Migranten aufnimmt und gleichzeitig wirtschaftlich stagniert, befeuert einen politischen Rechtsruck. Nach 20,8 Prozent der Stimmen bei den jüngsten Bundestagswahlen stellt sich die Frage, ob die Alternative für Deutschland (AfD) auf dem Weg ist, die größte Partei des Landes zu werden.

Momentan scheint das Phänomen AfD eher ein ostdeutsches als ein bundesweites zu sein. Migration ist im wohlhabenderen Westen des Landes ein viel größeres Thema, da die Bevölkerung dort langsamer altert, unter anderem, weil Migranten im Durchschnitt mehr Kinder bekommen.

Der Anstieg der Popularität der AfD ist daher nicht zwingend auf eine steigende Zahl Zugewanderter zurückzuführen, sondern womöglich auf das wachsende Gefühl, dass die Einwanderung in den Westen Deutschlands die ohnehin bröckelnde Wirtschaftsstruktur im Osten noch weiter zurückfallen lässt.

Die übermäßige Abhängigkeit Deutschlands von Zuwanderung hat natürlich weitreichendere Folgewirkungen. Angesichts des dominierenden Einflusses Deutschlands auf Entscheidungsprozesse innerhalb der EU fühlen sich ethnisch weniger vielfältige Länder Mitteleuropas bedroht durch die Politik nicht gewählter Eurokraten, die blind sind für die Konflikte, welche eine unkontrollierte Zuwanderung in diesen Ländern auslöst.

Länder wie Ungarn gelten als rechtsgerichtet, weil sie sich gegen die Massenzuwanderung wehren, obwohl ihre Geschichte ihnen ein vielfältiges ethnisches und sprachliches Erbe hinterlassen hat.

Ungarn ist jedoch ein Beispiel für ein Land, das nachhaltigere Wege zur Sicherung eines langfristigen Bevölkerungswachstums beschreitet, etwa durch äußerst großzügige Steuererleichterungen für Familien mit zwei oder mehr Kindern.

Ungarn führt zudem eine immer größer werdende Gruppe mitteleuropäischer Länder an, die überzeugend argumentieren, dass der nahezu vollständige Abbruch der Wirtschaftsbeziehungen zu Russland den wirtschaftlichen Niedergang innerhalb der EU stärker vorangetrieben hat als die langfristigen demografischen Herausforderungen.

Die Aufnahme von einer Million ukrainischer Flüchtlinge hatte für Deutschland verheerendere politische und wirtschaftliche Folgen als jeder Versuch, die Ukraine zu einem Ende des Krieges mit Russland zu bewegen.

All dem liegt eine einfache Wahrheit zugrunde: Zuwanderung aus wirtschaftlichen Gründen lässt sich leichter rechtfertigen, solange die Wirtschaft eines Landes stark ist. Doch um die deutsche Wirtschaft steht es derzeit schlecht. Die Entscheidungsträger in Berlin haben die strategischen Kerninteressen des Landes aus den Augen verloren.

Anstatt weiterhin die ausgeleierte Pro-Kriegs- und Pro-Vertreibungsplatte abzuspielen – wie es Keir Starmer in Großbritannien getan hat –, sollte sich der künftige Bundeskanzler Merz wieder auf Deutschlands strategische Kerninteressen konzentrieren.

Dazu zählen: die Beendigung des Krieges in der Ukraine, die Rückführung von Flüchtlingen und die Wiedereröffnung der Grenzen für Handel und Investitionen in der gesamten eurasischen Nachbarschaft. Andernfalls wird Deutschland nicht von seinem selbstmörderischen Weg abkommen.

Ende der Übersetzung

Quellen: PublicDomain/anti-spiegel.ru am 26.04.2025

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