Kryptowährungen hatten es in den vergangenen Wochen schwer. Der Bitcoin ist nach seinem neuen Allzeithoch im März wieder deutlich abgerutscht. Experten zeigen sich dennoch optimistisch für das digitale Gold.
Bitcoin unter Druck
Seit der Bitcoin im März 2024 bei über 73.000 US-Dollar sein neues Allzeithoch markierte, tut sich die größte Kryptowährung schwer. Inzwischen ist der Kurs für das digitale Gold wieder deutlich abgefallen.
Im Mai fiel der Kurs unter die Marke von 60.000 US-Dollar. Zuletzt kostete der Bitcoin rund 57.870,99 US-Dollar (Stand: 11.07.2024). Grund für die derzeitige Kursschwäche des Bitcoins sind jedoch mehrere Faktoren.
Ein Bitcoin kostete zuletzt rund 63.482,12 Dollar und damit deutlich mehr als am späten Sonntagabend. Der Kurs der ältesten und weltweit wichtigsten Digitalwährung war bereits am Sonntag nach dem Attentat auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump, der im November wiedergewählt werden will, deutlich gestiegen. Vor den Schüssen auf Trump hatte ein Bitcoin noch deutlich weniger als 60.000 Dollar gekostet.
Experten begründeten den Kursanstieg nach dem Attentat auf Trump damit, dass der Ex-Präsident positiv zu Digitalwährungen eingestellt ist und die Chancen auf eine Wiederwahl nach dem Attentat gestiegen sind.
So setzte beispielsweise die Unsicherheit über die konkreten Folgen der angekündigten Rückzahlungen an Gläubiger der vor zehn Jahren insolvent gegangenen Kryptobörse Mt.Gox die Kryptowährung unter Druck.
Doch auch die schwächelnde Entwicklung der zweitgrößten Kryptowährung Ethereum zeige, dass die Krypto-Community in jüngster Vergangenheit eher vorsichtig agiere. (Bitcoin-Halving: Die nächste Evolutionsstufe im Krypto-Ökosystem)
Experten bleiben optimistisch
Krypto-Experten zeigen sich jedoch trotz der Unsicherheiten sowie der derzeit fallenden Kurse weiterhin optimistisch für die digitale Währung. Wie aus dem BTC-ECHO Insider Report hervorgeht, haben Experten ihre sehr optimistische Grundhaltung aus dem vorherigen Quartal leicht revidiert.
Für die Erhebung der Daten hat BTC-ECHO im Juni 2024 eine Umfrage unter 50 Experten durchgeführt. Die im Bericht enthaltenen Aussagen spiegeln die persönlichen Meinungen der befragten Experten wider. So ist der Krypto-Experten-Index von 84 im zweiten Quartal auf nun 80 gesunken.
Dieser leichte Rückgang sei angesichts der turbulenten letzten Wochen am Krypto-Markt jedoch gut verständlich. Trotz der teils erheblichen Korrekturen, insbesondere bei Altcoins und Memecoins, zeige der Indexwert eine bemerkenswerte Stabilität und deute auf ein weiterhin positives Sentiment unter den Insidern hin.
So erwarte die Mehrheit mittelfristig eine positive Entwicklung. Für die kommenden 30 Tage werde mit einer Seitwärtsbewegung am Krypto-Markt gerechnet (66 Prozent).
Für die kommenden sechs Monate rechnen 85 Prozent der Experten jedoch mit Kurssteigerungen. ETF-Experte Jan Altman von der ETC Group erklärt hierzu: „Die Erwartung mittelfristig steigender Kurse basiert auf der Situation im konventionellen Finanzmarkt: Weiterhin hohe Liquidität, Geldpolitik der Zentralbank weiterhin nicht antizyklisch, hohe Preise für alle Aktienklassen (besonders Wachstumsaktien)“.
Viele Insider sehen zudem die bevorstehenden US-Wahlen und die Situation rund um die Spot-ETFs in den USA als weitere positive Faktoren. Darüber hinaus schreibt Albert Quehenberger, CEO von AQ Forensics, dass „eine zunehmende Beteiligung institutioneller Investoren den Markt positiv beeinflussen wird“.
Und auch ein neues Allzeithoch werde in den Raum gestellt.
Die Zuversicht aus dem vorherigen Quartal wurde durch die Kursrückgänge bei Bitcoin zwar etwas gedämpft. Derzeit erwarten jedoch immerhin noch 78 Prozent ein neues BTC-Allzeithoch innerhalb der nächsten 12 Monate. Dieser Wert sei zwar immer noch ausgesprochen optimistisch, jedoch deutlich niedriger als im vorherigen Quartal, als noch extrem zuversichtliche 93 Prozent diese Erwartung hatten.
Einige Expertinnen und Experten wagen laut Report auch konkretere Bitcoin-Prognosen. Paul Otto vom Krypto-Vermögensverwalter F5 Crypto erwartet einen Kurs von 80.000 US-Dollar im Oktober und 100.000 US-Dollar im Dezember 2024. Berthold Baurek-Karlic kommentiert derweil: „Unsere Analysten bei Venionaire Web3 erwarten einen Bitcoin-Kurs von 130.000 Euro … ich persönlich bin sogar noch optimistischer“. Auch Eric Heinemann von Tres Finance prognostiziert, dass Bitcoin in diesem Zeitraum die Marke von 100.000 US-Dollar erreichen wird.
Crashpotenzial
Trotz des schwierigen Marktumfeldes – oder gerade deswegen – wird die Gefahr weiterer heftiger Kurseinbrüche deutlich geringer eingeschätzt als im vorherigen Quartal. Während im letzten Quartal nur 20 Prozent das Korrekturpotenzial als niedrig betrachteten, sind es in diesem Quartal bereits 48 Prozent. Dies deute laut BTC-ECHO darauf hin, dass viele Insider die Korrektur weitgehend für abgeschlossen halten.
Dennoch gibt es auch warnende Stimmen. Martin Postweiler, Co-Founder von nupont, sieht größere Einbrüche hauptsächlich bei Memecoins, während Dennis Daiber von Bitwala die Bitcoin-Rückzahlungen an Mt.Gox-Gläubiger als potenzielles Risiko betrachtet.
Patrick Tobler (CEO, NMKR) schätzt das Risiko starker Einbrüche höher ein und erklärt: „Das Crash- bzw. Korrekturpotenzial von Kryptowerten schätze ich als moderat bis hoch ein. Der Krypto-Markt ist bekannt für seine Volatilität, und externe Faktoren wie regulatorische Änderungen oder globale wirtschaftliche Entwicklungen könnten starke Korrekturen auslösen“.
Allzeithoch schon im August?
Die britische Bank Standard Chartered rechnet sogar in nahe Zukunft mit einem neunen Allzeithoch des Bitcoins. Wie Daily Crypto Updates in einem Post auf Binance Square zusammenfasst, gehe man bei Standard Chartered davon aus, dass im August ein neues Allzeithoch und bis zur US-Präsidentschaftswahl im November möglicherweise die 100.000-US-Dollar-Marke erreicht werden könne.“
Geoffrey Kendrick, Leiter der Devisen- und Digitalanlagenforschung bei Standard Chartered, erklärte, dass seine Prognose davon abhänge, ob Joe Biden im Rennen um die Präsidentschaft bleibt, was nach Einschätzung des Marktes einem möglichen Sieg von Donald Trump förderlich sei.
Trumps Haltung wird als „Bitcoin-positiv“ angesehen, und es wird erwartet, dass sowohl Regulierung als auch Mining unter seiner Regierung positiver gesehen werden.
Sollte Biden jedoch aus dem Wahlkampf aussteigen, deutet das Modell von Standard Chartered darauf hin, dass der Bitcoin-Preis auf 50.000 bis 55.000 US-Dollar fallen könnte. Der Stichtag für Bidens Entscheidung ist gemäß den gesetzlichen Bestimmungen von Ohio der 4. August 2024.
KI mit konservativen Prognosen
Bitcoin.com News hat zudem erst kürzlich mehrere Chatbots nach ihren Prognosen zum Bitcoin-Preis bis zum Jahresende befragt. Gefragt wurden dabei unter anderem Googles Gemini, OpenAIs ChatGPT sowie Microsofts Co-pilot.
In dieser Runde zeigten sich die generativen KI-Chatbots im Vergleich zu ihren Vorhersagen unmittelbar nach dem vierten Halving-Ereignis zurückhaltender, erklärt Bitcoin.com News. Die meisten Prognosen bewegten sich konservativ zwischen 50.000 und 70.000 US-Dollar.
„Während genaue Vorhersagen spekulativ sind, ist ein potenzieller Preisanstieg bis zum Jahresende plausibel, vorausgesetzt, die makroökonomischen Bedingungen begünstigen Kryptowährungen als sicheren Hafen.
Daher könnte eine konservative Schätzung Bitcoin bis zum 31. Dezember 2024 bei etwa 60.000 bis 65.000 US-Dollar liegen, wenn man die Möglichkeit einer erhöhten Nachfrage vor dem Hintergrund eines reduzierten Angebots nach der Halbierung und der wirtschaftlichen Unsicherheit berücksichtigt“, lautete zum Beispiel die Antwort von ChatGPT-4.
Wie sich der Bitcoin in den kommenden Monaten tatsächlich weiterentwickeln wird, bleibt jedoch abzuwarten.
Quellen: PublicDomain/finanzen.net am 13.07.2024