Israelischer Völkermord: Wie der Spiegel die Hungersnot in Gaza schön redet

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The Lancet und die UNO melden in Gaza eine Hungersnot, aber der Spiegel redet die Lage schön, wozu er allerdings sehr kreativ werden musste.

Am 9. Juli gab es zwei interessante Meldungen zur Lage in Gaza. RT-DE veröffentlichte einen Artikel mit der Überschrift „The Lancet: Die Zahl der Opfer im Gazastreifen könnte mindestens 186.000 betragen“ und berichtete sehr korrekt über einen Artikel im Lancet, der darauf hinweist, dass die offiziellen Opferzahlen der Palästinenserbehörde von 37.396 Toten (Angaben von Juni, auf die sich The Lancet beruft) zu niedrig sei, weil die Palästinenserbehörde nur bestätigte Todesfälle meldet. Von Thomas Röper

Da aber zu vielen Krankenhäusern kein Kontakt mehr bestehe und eine unbekannte Zahl von Opfern, die UNO gehe von mindestens 10.000 aus, noch unter Trümmern begraben sei, dürfte die tatsächliche Opferzahl viel höher sein. Von Thomas Röper

Mindestens fast 10 Prozent der Bevölkerung Gazas gestorben

Hinzu kommt, dass offenbar niemand wirklich die Hungertoten zählen kann, die Opfer der israelischen Hungerblockade von Gaza geworden sind. RT-DE übersetzt dazu korrekt aus dem Lancet-Artikel:

„In den Konflikten in jüngerer Zeit bewegt sich die Zahl solcher indirekten Todesopfer zwischen dem Drei- und dem Fünfzehnfachen der direkten Opfer. Wenn man eine konservative Schätzung von vier indirekten Todesopfern auf einen direkten der [mit Stand vom 19. Juni] berichteten 37.396 berichteten Toten anwendet, ist es nicht unplausibel, zu schätzen, dass bis zu 186.000 Todesfälle oder mehr auf den gegenwärtigen Konflikt in Gaza zurückgeführt werden können.“

The Lancet ist eines der reputabelsten Wissenschaftsmagazine der Welt, in dem nicht jeder einfach irgendwelche Annahmen veröffentlichen darf. Einer der drei Autoren der Studie ist Martin McKee, seines Zeichens Redakteur des Israel Journal of Health Policy Research, also erstens ein Fachmann und zweitens niemand, den man der anti-israelischen oder pro-palästinensischen Propaganda verdächtigen würde.

Das bedeutet, dass niemand mehr ernsthaft abstreiten kann, dass die israelische Armee in Gaza einen Völkermord durchführt, wenn inzwischen von fast 200.000 Toten durch israelische Bomben und die israelische Hungerblockade die Rede ist. Und das war ja eine konservative Annahme, die im Lancet genannt wurde. Aber selbst das sind immerhin fast zehn Prozent der vor dem Krieg mit 2,1 Millionen Menschen angegebenen Bevölkerung des Gazastreifens.

Natürlich ist der Aufschrei in den deutschen Medien, die das Vorgehen Israels nach wie vor nicht ernsthaft kritisieren, ausgeblieben.

Laut Spiegel ist alles nicht so schlimm

Stattdessen gab es am gleichen Tag einen anderen interessanten Artikel, der unter der Überschrift „Unabhängiger Bericht – Uno-Experten sehen Hungersnot im gesamten Gazastreifen“ im Spiegel erschienen ist. Die Überschrift ist bewusst harmlos formuliert, denn käme die Meldung aus der Ukraine, würde die Überschrift im Spiegel aller Wahrscheinlichkeit nach lauten: „Putins brutaler Vernichtungskrieg – UNO bestätigt Hungersnot – schon fast 10 Prozent der Ukrainer grausam verhungert oder ermordet“.

Daran, dass der Spiegel so titeln würde, besteht kein Zweifel, man muss sich nur die Überschriften der Spiegel-Artikel über das angeblich von Russland bombardierte Krankenhaus anschauen.

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Der Spiegel gestand in seinem Artikel über Gaza zwar ein, dass die UNO von einer Hungersnot im gesamten Gazastreifen berichtet, aber der Spiegel wäre nicht der Spiegel, wenn er seinen Lesern nicht erklären würde, dass das alles irgendwie doch gar nicht so schlimm ist. Im vorletzten Absatz des recht kurzen Artikels zitiert der Spiegel aus dem Bericht der UNO-Experten, die erklären, „dass Israels vorsätzliche und gezielte Hungerkampagne gegen das palästinensische Volk eine Form von völkermörderischer Gewalt ist und zu einer Hungersnot in ganz Gaza geführt hat.“

Das kann der Spiegel natürlich nicht so stehen lassen, denn dass die israelische Regierung einen Völkermord begeht, darf man als Journalist in Deutschland nicht sagen, ohne seinen Job zu riskieren. Also entschärft der Spiegel das, indem der letzte Absatz des Artikels lautet:

„Ein Bericht der Integrated Food Security Phase Classification (IPC) war zuletzt zu einem weniger gravierenden Ergebnis gekommen. Demnach bestehe zwar ein hohes Risiko für eine Hungersnot, es war aber nicht in allen Teilen des Gebiets von einer Hungersnot die Rede.“

Das klingt gar nicht mehr ganz so schlimm. Das ist aber per Definition Desinformation, wie jeder, der den Bericht der IPC anschaut, sehen kann, weil der Spiegel nicht darüber berichtet, was der Bericht tatsächlich aussagt.

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Die Integrated Food Security Phase Classification

Zunächst einmal erklärt der Spiegel seinen Lesern gar nicht, was die Integrated Food Security Phase Classification (deutsch: Integrierte Klassifizierung der Ernährungssicherheitsphasen) eigentlich ist.

Die Integrated Food Security Phase Classification ist als auch als IPC-Skala bekannt und ist ein Instrument zur Einstufung der Ernährungssicherheit, des Ausmaßes von Unterernährung und Hunger, sowie zur Ableitung notwendiger Hilfsmaßnahmen. Das IPC ist also eine eine standardisierte Skala, die Informationen über Ernährungssicherheit, Ernährung und sonstige Lebensgrundlagen in eine Aussage über die Art und Schwere einer Krise und die beste strategische Antwort auf diese integriert.

Einfach ausgedrückt: Die IPC ist eine Skala, die dier Schwere humanitärer Katastrophen einheitlich messen soll, aber keine Organisation, die einen Bericht schreiben kann, wie es der Spiegel suggeriert.

Stattdessen haben sich eine ganze Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zusammengeschlossen, die IPC-Berichte schreiben. Darunter sind übrigens die üblichen politischen Akteure wie die US-Regierungsbehörde USAID, die EU und andere.

Und die schreiben dann Berichte und sortieren humanitäre Katastrophen in eine Skala aus fünf Phasen ein, die bei Phase 1 „Generell ernährungssicher“ beginnt. Wichtig werden gleich die Phase 4 „Humanitärer Notfall“ und die Phase 5 „Hungersnot/Humanitäre Katastrophe“.

Was in dem Bericht steht

Der Bericht, auf den Spiegel sich beruft (und den er ausnahmsweise sogar als Quelle verlinkt hat) klingt allerdings bei weitem nicht so harmlos, wie der Spiegel es formuliert hat. Der Bericht beginnt mit folgender, fettgedruckter Kurzzusammenfassung:

„Im gesamten Gazastreifen besteht ein hohes Hungerrisiko, solange der Konflikt andauert und der Zugang für humanitäre Hilfe eingeschränkt ist.
Etwa 96 Prozent der Bevölkerung des Gazastreifens (2,15 Mio. Menschen) sind bis September 2024 von akuter Ernährungsunsicherheit bedroht.
Während das gesamte Gebiet als Notstandsgebiet eingestuft ist (IPC-Phase 4), sind über 495.000 Menschen (22 Prozent der Bevölkerung) immer noch mit einem katastrophalen Niveau akuter Ernährungsunsicherheit konfrontiert (IPC-Phase 5). In dieser Phase leiden die Haushalte unter extremem Nahrungsmittelmangel, Hunger und der Erschöpfung der Bewältigungskapazitäten. Weitere 745.000 Menschen (33 Prozent) befinden sich in einer Notlage (IPC-Phase 4).“

Die Phasen 4 und 5 des Sterbens

Laut dem Bericht gilt also der ganze Gazastreifen als Katastrophengebiet der Phase 4 „Humanitärer Notfall“, die bei der IPC-Skala wie folgt definiert ist:

„Die Haushalte haben entweder große Nahrungsmittellücken, die sich in einer sehr hohen akuten Unterernährung und einer hohen Sterblichkeitsrate widerspiegeln, oder sie sind in der Lage, große Nahrungsmittellücken abzumildern, aber nur durch die Anwendung von Notfallstrategien für den Lebensunterhalt und die Auflösung von Vermögenswerten.“

Wir halten fest: Für den gesamten Gazastreifen herrscht demnach ein großer Mangel an Lebensmitteln, der „sich in einer sehr hohen akuten Unterernährung und einer hohen Sterblichkeitsrate“ widerspiegelt.

Im ganzen Gazastreifen herrschen also Unternährung und eine hohe Sterblichkeit, weil Lebensmittel fehlen. Und die fehlen nur aus einem Grund, nämlich weil Israel die Hilfslieferungen massiv behindert und seine Hungerblockade über Gaza verhängt hat.

Geht es nur mir so, dass ich finde, dass das im Spiegel weit weniger dramatisch klang?

Aber damit nicht genug, denn in der Einleitung des Berichts haben wir auch erfahren, dass „über 495.000 Menschen (22 Prozent der Bevölkerung) immer noch mit einem katastrophalen Niveau akuter Ernährungsunsicherheit konfrontiert“ sind, was als IPC-Phase 5 bezeichnet wird. Phase 5 ist wie folgt definiert:

„Die Haushalte haben einen extremen Mangel an Nahrungsmitteln und/oder können andere Grundbedürfnisse selbst bei vollem Einsatz von Bewältigungsstrategien nicht befriedigen. Hunger, Tod, Elend und ein extrem kritisches Maß an akuter Unterernährung sind offensichtlich. Um als Hungersnot eingestuft zu werden, muss das Gebiet ein extrem kritisches Niveau an akuter Unterernährung und Sterblichkeit aufweisen.“

Wortklauberei im Spiegel

Es mag ja sein, dass nach irgendwelchen internationalen Definitionen eine Hungersnot noch nicht herrscht, wenn es wegen Lebensmittelknappheit zu „Unternährung und einer hohen Sterblichkeit“ (Phase 4) kommt, oder wenn „Hunger, Tod, Elend und ein extrem kritisches Maß an akuter Unterernährung offensichtlich sind“ (Phase 5), aber dass der Spiegel daraus macht, in Gaza „bestehe zwar ein hohes Risiko für eine Hungersnot, es war aber nicht in allen Teilen des Gebiets von einer Hungersnot die Rede“, ist eine ausgesprochen verharmlosende Irreführung der Leser.

Wieder einmal tut der Spiegel alles in seiner Macht stehende, um davon abzulenken, dass die israelische Regierung in Gaza einen Völkermord durchführt, dem laut The Lancet mindestens fast 200.000 Menschen zum Opfer gefallen sind. Und natürlich hat der Spiegel über die Studie aus The Lancet auch nicht berichtet.

Ich weiß nicht, wie Sie das sehen, aber in meinen Augen ist das, was der Spiegel als „Berichterstattung“ oder „Journalismus“ bezeichnet, schlicht menschenverachtende Propaganda, die die Verbrechen der israelischen Regierung, die dabei ist, die Palästinenser in Gaza einfach auszurotten, verheimlicht.

Bei allem Respekt vor der Geschichte, aber der Versuch Nazideutschlands, das jüdische Volk zu vernichten, rechtfertigt nicht, dass die israelische Regierung heute versucht, das palästinensische Volk zu vernichten. Das sollten auch die Schreiberlinge der deutschen Medien begreifen, ansonsten machen sie sich durch ihre Berichterstattung mitschuldig an einem der schlimmsten Völkermorde, die es seit 1945 gegeben hat.

Quellen: PublicDomain/anti-spiegel.ru am 11.07.2024

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3 comments on “Israelischer Völkermord: Wie der Spiegel die Hungersnot in Gaza schön redet

  1. Antisemit Röper glaubt den Terroristen & Pallywood, lächerlicher geht kaum…
    Abgesehen davon haben 99% der „palis“ den Terror Okt2023 heftigst abgefeiert, können/müssen also ALLE die Quittung bekommen!!! GENAU wie hier 1945… 😉

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