Neue Studie zeigt die Dimension des Versorgungsproblems vor dem Deutschland steht

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Man kann viel erreichen, wenn man nur will. So war der Weg vom Nettoexporteur zum Nettoimporteur von Strom für die Deutschen nur eine Frage weniger Monate.

Immerhin wird der Strom dafür zukünftig wenigstens teurer.

Die Zahlen der letzten Monate stützen wenig überraschend die Vermutung, dass sich die Versorgungslage auf dem deutschen Strommarkt grundlegend gewandelt hat.

Die Abschaltung der verbliebenen Kernkraftwerke und der vorangetriebene Ausstieg aus der Kohleverstromung hinterlassen eben ihre Spuren. Bei der Kohle ist man zwar zuletzt weich geworden, als Volkes Unmut etwa unangenehm zu werden drohte.

Am Plan eines Ausstiegs wird jedoch festgehalten. Wie die Abschaltung von Kernkraftwerken und der Ausgleich eines Teils der daraus resultierenden Ausfälle durch Kohlekraftwerke zur Kohlendioxid-Geschichte passt, ist eine Frage, die man wie die nach den Kosten der so genannten „Transformation“ lieber nicht beantwortet.

Die Entwicklung der Strom-Handelssalden einiger europäischer Länder sowie die Prognose für das laufende Jahr zeigt die folgende Grafik der NZZ. (Deutschland: Die Zukunft ist düster – eine ernste Stromkrise droht)

Die Entwicklung Deutschlands über eine längere Periode ist einer aktuellen Studie von McKinsey zu entnehmen. Der selbst ausgelöste Strömungsabriss wird sich nicht schnell wieder beheben lassen, was auch niemand behauptet.

 

Dies gilt angeblich als der Preis für die umfassende „Transformation“ der deutschen Energieversorgung. Nun kann man ein Befürworter oder auch ein Kritiker dieses Vorhabens sein.

Die Auswirkungen sollten jedoch klar sein, insbesondere im Falle von Verzögerungen (die sicher eintreten werden), höheren als geplanten Kosten (ebenfalls sicher) oder einem Scheitern (was bei Großvorhaben nie auszuschließen ist).

Auch die Konsequenzen, die sich bei einem Schreiten auf dem geplanten Pfad ergeben, sind bereits erklecklich. Lassen wir die Berater von McKinsey (McKinsey & Co, „Zukunftspfad Stromversorgung“) ein paar Worte zur aktuellen Situation sagen:

„Mit Blick auf die aktuellen Pläne zum Rückbau verfügbarer Kapazitäten und den Ausbau erneuerbarer Energien gemäß dem Osterpaket 2022 könnte Deutschland bereits 2030 nicht mehr in der Lage sein, seine Spitzenlast aus inländischer Erzeugung zu decken. Um die Nachfrage zu befriedigen, müsste Deutschland dann auf eine ausländische Kraftwerkskapazität von ca. 16 bis 30 GW zugreifen, was ca. 20 Großkraftwerken entspricht.“

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In der Studie untersucht das Unternehmen den aktuellen Energiewendepfad laut Osterpaket 2022 sowie ein alternatives Szenario.

„Dennoch bleibt Deutschland (…) innerhalb der westlichen Welt einer der Spitzenreiter in Bezug auf Energiekosten. Dies liegt vor allem an direkten und indirekten Kosten des gleichzeitigen Ausstiegs aus zentralen, disponiblen Erzeugungsquellen wie Kernenergie und Kohle sowie am Übergang zu einem dezentralen Versorgungssystem, das primär auf erneuerbaren Energien basiert.“

Dies führe auch bei einem signifikanten Ausbau der „erneuerbaren“ Energien dazu, dass Deutschland auch in Zukunft per Saldo in signifikantem Ausmaß Strom importieren müsse. Derzeit würde eine Strommenge importiert, die rund 6 % der gesamten deutschen Stromerzeugung entspreche.

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Als Auslöser nennen die Berater die bekannten politischen Entscheidungen:

„Die Gründe für diese Entwicklung sind offensichtlich: Einerseits wurden im April 2023 in Deutschland die letzten drei verbliebenen Kernkraftwerksblöcke mit 4,3 GW Kapazität abgeschaltet. Andererseits reduziert der Kohleausstieg die Kohlestromerzeugung kontinuierlich. Diese machte im Jahr 2023 nur noch 26 % der erzeugten Strommenge aus, im Vergleich zu 34 % im Vorjahr.

Die Bundesregierung hat das Ziel vorgegeben, bis spätestens 2038 vollständig aus der Kohleverstromung auszusteigen, also 35 GW Kraftwerkskapazität aus dem Markt zu nehmen.“

Die Sicherstellung der jederzeitigen Deckung der Spitzenlast wurde durch diese Eingriffe beeinträchtigt. Die Produktion von Solarenergie und Windkraft unterliegt schwankenden, externen Einflüssen wie Sonneneinstrahlung und Windgeschwindigkeit und kann nicht bedarfsorientiert reguliert werden.

Das ist bekanntermaßen vor allem in den kalten Monaten ein Problem, wenn der Strombedarf höher ist. In Zukunft wird diese Problematik durch die geplante Verbreitung von Wärmepumpen und die politisch erwünschte Ausweitung der E-Mobilität verschärft.

„Mit Blick auf die aktuellen Pläne zum Rückbau verfügbarer Kapazitäten und den Ausbau erneuerbarer Energien gemäß dem Osterpaket 2022 könnte Deutschland bereits 2030 nicht mehr in der Lage sein, seine Spitzenlast aus inländischer Erzeugung zu decken.

#Um die Nachfrage zu befriedigen, müsste Deutschland dann auf eine ausländische Kraftwerkskapazität von ca. 16 bis 30 GW zugreifen, was ca. 20 Großkraftwerken entspricht.“

Neben der reinen Erzeugung spielen die Übertragung und Verteilung des Stroms eine große Rolle. Der dafür nötige Netzausbau ist enorm und dementsprechend fällt auch die Höhe der avisierten Kosten aus.

Allein der Ausbau der Übertragungs- und der Verteilnetze schlage den Beratern zufolge bis 2035 mit insgesamt zwischen 370 und 410 Mrd. Euro zu Buche. Da nennenswerte Teile dieser Kosten über den Strompreis auf die Kunden abgewälzt würden, schätzen die Verfasser der Studie für das Jahr 2035 einen Haushaltstrompreis zwischen 47 bis 49 ct/kWh. Da macht die Elektrifizierung so richtig Freude.

Der erstaunlicherweise trotz ständig steigender Belastungen verbreitete Irrglaube, die Konsumenten würden von der Entwicklung durch günstigen Strom profitieren, nehmen die Verfasser den Wind aus den Segeln.

„Der erwartete Anstieg verdeutlicht, dass Haushalte von der Energiewende gemäß Osterpaket 2022 kostenseitig nicht profitieren würden, selbst wenn die Stromproduktion durch günstigere erneuerbare Energien ausgebaut würde. Denn: Der Haushaltsstrompreis hängt maßgeblich von den Preiskomponenten der Netzentgelte und Umlagen ab.“

Man darf gespannt sein, was sich zu den genannten Belastungen noch alles an überraschenden und ungeplanten Kosten hinzugesellt. Viel interessanter wird es jedoch, ob und wann das Ganze denn funktionieren wird und wie lange die europäischen Nachbarn bereit und fähig dazu sind, die Deckung der deutschen Defizite bei der Spitzenlast auszugleichen.

Stromausfälle im eigenen Land dürfte wohl niemand in Kauf nehmen, um den hiesigen Kurs zu unterstützen.

„Was heißt das konkret für mich!?“

Die Studie von McKinsey zeigt die Dimension des Versorgungsproblems, vor dem Deutschland steht. Unabhängig davon, ob und aus welchen Gründen jemand diesen Weg befürwortet oder ablehnt, sind die aus diesem Weg resultierenden Probleme ernstzunehmen.

Neben der enormen Planungsunsicherheit, die vor allem – aber nicht nur – für Industriekunden Schwierigkeiten mit sich bringt, werden die gewaltigen Kosten dazu führen, dass die privaten Haushalte nicht von der „Transformation“ profitieren, sondern vielmehr die Rechnung dafür bezahlen werden.

Quellen: PublicDomain/cashkurs.com am 02.03.2024

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