Im August 2023 wurde das Projekt „50 Voices of Ritual Abuse“ veröffentlicht. Ziel des Projektes ist es, erstmals 50 Aussagen von Überlebenden ritueller Gewalt zusammenzuführen und auf diversen Social-Media-Kanälen sowie im Internet bekannt zu machen. Die aus verschiedenen Ländern stammenden Zeugen berichten davon, wie sie in Familienstrukturen mit einer satanistischen Agenda hineingeboren oder den Täterkreisen als Kinder zugeführt wurden.
Die Erfahrungen der Überlebenden zeigen klare Muster auf: Immer wieder geht es um sexuellen Missbrauch, Folter, gezielte Bewusstseinsspaltung und Konditionierung bis hin zu Mord.
Den berichteten Verbrechen ist gemeinsam, dass sie in einen rituellen Kontext eingebunden sind und häufig eine okkulte Bedeutung haben. Das gilt beispielsweise für den von zahlreichen Betroffenen bezeugten Kannibalismus, zu dem sie bereits als Kinder gezwungen worden waren.
Chantal Frei, Sie sind vielen Interessierten als Autorin des Buches „Ich rede!“ bekannt und haben auch in Interviews über Ihre Erfahrungen berichtet. Nun erscheinen Sie als deutsche Repräsentantin des Projekts „50 Voices of Ritual Abuse“. Wer steht eigentlich hinter diesem Projekt?
Das Projekt wurde von einem kleinen Team gestartet, zu dem ich als Überlebende ritueller Gewalt gehöre und nach außen in Erscheinung trete. Da der Fokus vollständig auf den Aussagen der Überlebenden liegen soll, bleiben die anderen Teammitglieder im Hintergrund.
Deswegen haben wir das Projekt beispielsweise von drei englischsprachigen Überlebenden repräsentieren lassen, als es auf dem US-Podcast von Emma Katherine („The Imagination Podcast“) vorgestellt wurde. Dazu kommen noch eine Handvoll tatkräftige Unterstützer für den IT-Bereich und das Marketing.
Oft sind es selbst Betroffene, die hier mit anpacken und dafür ihre Freizeit opfern. Jedem Einzelnen von uns war es bereits in der Vergangenheit ein großes Anliegen, über rituelle Gewalt aufzuklären, und das haben wir auch getan. Unabhängig voneinander haben wir Bücher und Artikel geschrieben, Recherchen und Filme veröffentlicht, Interviews geführt und in unserem persönlichen Umfeld über das Thema gesprochen.
War dieses Projekt eine spontane Idee oder wie kam es eigentlich dazu?
Das Projekt ist letztlich eine Reaktion auf aktuelle Entwicklungen. In den letzten ein bis zwei Jahren wurde im deutschsprachigen Raum und ausgehend von der Schweiz eine Debatte in den Mainstreammedien angezettelt.
Als in den USA in den 1980er- und 1990er-Jahren erstmals zahlreiche Fälle von Überlebenden ritueller Gewalt bekannt wurden und Therapeuten begannen, sich dazu auszutauschen, gab es das schon einmal. Unter der Bezeichnung „Satanic Panic“ wurde damals mithilfe der Medien eine beispiellose Propagandakampagne geführt – mit Erfolg.
Viele Therapeuten wurden dadurch zum Schweigen gebracht, da sie befürchten mussten, ihre Zulassung zu verlieren oder in einen Schadensersatzprozess verwickelt zu werden. Nun gibt es dies auch hier.
Mit markanten, einprägsamen Titeln wie „Der Teufel mitten unter uns“ oder „Traumatisiert auf Teufel komm raus“ präsentieren scheinbar seriöse Journalisten den Zuschauern die erschreckende Realität ritueller Gewalt als reines Hirngespinst. Sie behaupten allen Ernstes, Therapeuten hätten sich weltweit verschworen, um ihren Patienten diese Erfahrungen einzureden. (Die Geburt und Entstehung der „Pädophilen-Bruderschaft“ in den USA)
Das Stichwort lautet:False Memories,also falsche, induzierte Erinnerungen. All das dient dem Ziel öffentlicher Meinungsmache, der Manipulation und dem Versuch, Opfer solcher Gewaltverbrechen als unglaubwürdig darzustellen.(Google-Bilder zeigen Massengräber auf Epsteins Insel – Bidens mit Insel und U-Boot-Festung unweit Epsteins Pädo-Insel – 13-jähriges Mädchen nackt in Clooneys Villa fotografiert)
Als Folge dieser Kampagne haben Schweizer Therapeuten bereits ihren Job verloren, Journalisten wurden gekündigt und nicht zuletzt werden Überlebende auf öffentlich-rechtlichen Fernsehsendern als psychisch Kranke dargestellt, die sich ihre Gewalterfahrungen lediglich einbilden. Im Ergebnis werden damit also die Täterkreise hinter diesen Verbrechen geschützt.
Wir als Kernteam waren über diese Entwicklungen entsetzt. Daher überlegten wir, was wir dem entgegensetzen können. Wir wollten dazu beitragen, die Bevölkerung auf die Realität ritueller Gewalt aufmerksam zu machen und sie für das Thema zu sensibilisieren. Eine Vorgehensweise wäre, physische Beweise zu sammeln, was im Grunde nicht unmöglich, aber auch extrem gefährlich ist.
Parallel dazu kam uns der Gedanke, möglichst viele glaubhafte Zeugenaussagen zu sammeln – und zwar mehr, als es bisher auf einer einzigen Plattform gab. Unser spontanes Ziel war es, 50 Stimmen weltweiter Überlebender zusammenzuführen. Gerade durch die tatkräftige Unterstützung von Betroffenen aus dem Ausland ist uns dies in monatelanger Arbeit tatsächlich gelungen. So entstand das Projekt „50 Voices of Ritual Abuse“.
Damit geben wir nun Betroffenen eine Stimme und sind gleichzeitig eine laute Gegenstimme in der öffentlichen Debatte, wo immer wieder behauptet wird, es handle sich bei ritueller Gewalt bloß um „Satanic Panic“.
Trailer des Projektes auf YouTube.
Wie wurde das Projekt dann konkret umgesetzt und sichergestellt, dass nur glaubwürdige Zeugen daran teilnehmen?
In einem ersten Schritt haben wir Überlebende angesprochen, die uns persönlich bekannt waren. Einige haben sofort zugesagt, andere wollten aus persönlichen Gründen nicht an die Öffentlichkeit gehen. Diese haben uns dann Kontakte zu anderen Betroffenen vermittelt, die sie wiederum persönlich kannten. Alle Teilnehmer kamen also aufgrund persönlicher Empfehlungen.
Zudem wurden Vorgespräche geführt, um sich gegenseitig kennenzulernen und bereits vor dem Interview einen persönlichen Eindruck zu gewinnen. Wenn dies möglich war, haben wir die Betroffenen für die Aufnahmen persönlich aufgesucht. Diejenigen, die wir aus Distanz- und Zeitgründen nicht persönlich treffen konnten oder die das aus Schutz- und Sicherheitsgründen wünschten, haben wir über das Internet interviewt.
Wir haben zudem einen kleinen Katalog von Fragen entwickelt, um die Interviews zu strukturieren. Bei 50 Aussagen mussten wir ein Zeitlimit anstreben. Wir erkannten, dass mit einem Zeitrahmen von etwa 15 Minuten ausreichende Informationen vermitteln werden können, um den Zuschauern einen Eindruck von den Erfahrungen des Überlebenden zu vermitteln.
Gibt es neben der sachlichen Aufklärung der Öffentlichkeit weitere Ziele, die Sie mit dem Projekt anstreben?
Die gibt es allerdings. Die vielen weltweiten Aussagen der Überlebenden sollen vor allem die spezifischen Muster aufzeigen, die mit ritueller Gewalt einhergehen. Zunächst möchten wir die Strukturen offenlegen, in denen die Täter ihr Unwesen treiben. Gleiches gilt für den Modus Operandi dieser Täter, also ihre weltweit zu beobachtende Vorgehensweise. Dies hängt wiederum eng zusammen mit den typischen Gewalterfahrungen, die Opfer von ritueller Gewalt machen.
Und letztlich ist es auch äußerst wichtig, auf die psychischen Folgen hinzuweisen, die nämlich von den Tätern ganz gezielt herbeigeführt werden. Um dieses große Bild aufzeigen zu können, haben wir uns vier zielführende, spezifische Fragen überlegt:
- Wie oder durch wen bist du in Kontakt gekommen mit ritueller Gewalt?
- Was sind typische Erfahrungen, die du als Betroffene(r) gemacht hast, und in welchem Rahmen fanden sie statt?
- Was war deine schlimmste Erfahrung?
- Wie brachten die Täter dich dazu, dich zu fügen?
Außerdem haben wir allen Überlebenden zum Abschluss noch die Möglichkeit gegeben, ein persönliches Anliegen bzw. eine Botschaft vorzubringen. Als weitere Hintergrundinformationen für die Zuschauer – aber auch für andere Überlebende – blenden wir am Anfang jeder Aussage die jeweiligen Städte und Länder ein, in denen die rituelle Gewalt stattfand, und ebenso das Alter der Überlebenden, das Alter, in dem die rituelle Gewalt erfolgte, und auch das Alter, in dem die ersten Erinnerungen auftraten.
Lassen sich bereits erste Erkenntnisse aus dem Projekt bzw. den Aussagen der Überlebenden ableiten?
Durch die 50 Stimmen der Überlebenden zeichnen wir ein umfassendes Bild des Schreckens auf, das als organisierte rituelle Gewalt (ORG) in Therapeutenkreisen schon seit Jahrzehnten bekannt ist. Wir enthüllen vollständige Täterstrukturen – und dies einzig und allein durch die übereinstimmenden Zeugenaussagen betroffener Menschen.
So nennen etwa Überlebende aus verschiedenen Ländern, die sich nicht kennen, dieselben Tatorte. Ein mehrfach genanntes Beispiel für einen solchen Tatort ist das Heidelberger Schloss. Auch ist infolge der Aussagen völlig klar, dass die Opfer in aller Regel bereits in okkulte Familienstrukturen hineingeboren werden. Diese sind wiederum als lokale Kulte organisiert und international vernetzt.
Ebenso werden Freimaurerlogen als Tätergruppen genannt. Häufig handelt es sich um satanistische Gruppierungen, die die Gewalt in grausamen Ritualen – verbunden mit spirituellen Inhalten – ausüben. Darüber hinaus werden eher medizinische oder laborartige Settings beschrieben, in denen Menschenexperimente zur Bewusstseinskontrolle durchgeführt werden.
Dies findet üblicherweise in einem militärischen oder geheimdienstlichen Kontext statt. Das MK-Ultra-Projekt der CIA wird beispielsweise in diesem Zusammenhang genannt. Nach den Aussagen der Betroffenen gehören sehr einflussreiche und bekannte Persönlichkeiten zu den Tätern.
Die Aussagen der Überlebenden zeigen auch, dass sie für die verschiedensten Dinge eingesetzt wurden: für die Erstellung von Kinderpornografie, für den Erwachsenen- und Kinderhandel, den illegalen Organhandel, den Waffenhandel, Drogenschmuggel, Kinderprostitution, das Weiterleiten politischer und militärischer Geheimnisse, Sexsklaverei usw.
Das Ziel dieser zum Teil satanistischen Gruppen ist es, jeden Bereich des öffentlichen Lebens zu unterwandern: das Bankwesen, die Medien, die Musikindustrie, die Pharmaindustrie, das Bildungswesen, die Religion, die Politik, das Militär, die Geheimgesellschaften … In jedem Bereich wollen sie ihre loyalen Sklaven haben, die dabei helfen, ihren Einfluss in der Gesellschaft sukzessive auszubauen. Das dient unter anderem dazu, die Täternetzwerke zu schützen. Die Aussagen von „50 Voices of Ritual Abuse“ sprechen diesbezüglich Bände.
Vieles davon hört sich für die meisten Menschen geradezu unvorstellbar an. Wie passen diese Ergebnisse denn zu den Erkenntnissen von Therapeuten und anderen Forschern auf dem Gebiet?
Die Aussagen der Überlebenden von „50 Voices of Ritual Abuse“ decken sich eindeutig mit den Beobachtungen von Fachleuten und den Beschreibungen in der therapeutischen Fachliteratur. Dies gilt für die genannten Täterkreise, die erlebten Missbrauchs- und Gewalterfahrungen, die hochkomplexen Methoden der Bewusstseinsspaltung, Konditionierung und Manipulation der Opfer – und die konkreten Rituale, die erschreckenderweise auch Opferungen und Kannibalismus einschließen.
Leider lernen jedoch die allermeisten Therapeuten während ihres Studiums nichts zu all dem. Viele werden aber im Laufe der Jahre während ihrer therapeutischen Tätigkeit mit ritueller Gewalt konfrontiert, eben weil es Patienten gibt, die solche Erfahrungen gemacht haben und die sich nun bei ihnen in Behandlung begeben. Zu Beginn ist häufig noch nicht klar, was hinter den Symptomen – beispielsweise einer Depression – steckt. Während der Therapie kann es passieren, dass die Erinnerungen von sich aus an die Oberfläche treten – oft bruchstückhaft und in Form von Flashbacks.
Doch auch ein anderes Szenario ergibt sich aus den Aussagen der Überlebenden: Die bruchstückhaften Erinnerungen an rituelle Gewalt traten bereits vor dem Aufsuchen eines Therapeuten auf. In diesen Fällen ist es also erst recht ausgeschlossen, dass dies den Patienten als „False Memories“ von ihren Therapeuten eingeredet wurde.
Das sind Grausamkeiten, mit denen viele Menschen verständlicherweise nicht gerne konfrontiert werden möchten. Warum ist es aus Ihrer Sicht dennoch wichtig, dass die Gesellschaft davon erfährt und dies ernst nimmt?
Die Täterkreise streben Macht in unserer Gesellschaft an und besitzen sie bereits. Daher liegt die Aufdeckung dieser Verbrechen im Interesse aller Menschen. Aus diesem Grund sind wir als ganze Gesellschaft von organisierter ritueller Gewalt betroffen, selbst diejenigen, die keine direkte körperliche Gewalt oder Missbrauch erlebt haben.
Die Erfahrungen der Betroffenen liegen teils schon Jahrzehnte zurück, doch das ist nicht immer so. Manche Überlebende konnten dem Kult erst vor kurzer Zeit entfliehen, bei anderen gibt es möglicherweise immer noch Zugriffe seitens der Täter. Das bedeutet: Genau in diesem Moment befinden sich noch unzählige Opfer in der Gewalt dieses globalen Netzwerks, darunter sehr viele Kinder.
Wir müssen versuchen, diesen Menschen zu helfen und dürfen sie nicht im Stich lassen. Das ist eine Verantwortung, die wir als Gesellschaft tragen, nachdem wir durch mutige Überlebende von diesen Abgründen erfahren haben.
Deshalb ist es wichtig, sich klarzumachen, was mit den Opfern passiert, wenn wir all dies einfach ignorieren. Menschen werden durch spezielle Formen der Gewalt bis in ihr Innerstes gebrochen. Sie geraten so in eine totale Abhängigkeit zu den Kriminellen – und das ist von den Tätern auch so gewollt. Diese wiederum fungieren dann als ihre Sklavenhändler.
Ja, diese Bezeichnung ist bewusst gewählt, denn es gibt offensichtliche Parallelen: Sklaven sind dazu da, um zu dienen und ohne Wenn und Aber zu gehorchen. Sie müssen die Befehle ihrer Händler befolgen, ohne irgendeine Emotion zu zeigen und vor allem, ohne einen eigenen Willen zu haben. Je länger dieser Zustand andauert, desto schwieriger ist es verständlicherweise für ein Opfer, freizukommen und eines Tages Heilung zu finden.
Für uns als Gesellschaft besteht also dringender Handlungsbedarf. Wir müssen den Betroffenen nicht nur emphatisch zuhören, sondern wir sollten deren Aussagen zum Anlass nehmen, aufzustehen und zu handeln. Das ist eine moralische Verpflichtung von uns allen.
Aussage von Chantal Frei im Rahmen des Projekts 50 Voices auf YouTube.
Das hört sich in der Tat dramatisch an, und viele Menschen möchten sicher auch aktiv werden. Doch so einfach ist das ja nicht. Nicht jeder kann ein solches Projekt auf die Beine stellen. Was kann ein Einzelner überhaupt tun?
Glücklicherweise gibt es einiges, was man tun kann, auch wenn so mancher sich sicher überwältigt und hilflos fühlt angesichts des gewaltigen Ausmaßes dieser Gewalt. Zunächst einmal muss man sich klarmachen, in welchen Bereichen unserer Gesellschaft dringender Handlungsbedarf besteht. Dies betrifft zum Beispiel das Therapieangebot für Überlebende von ORG.
Es muss erheblich verbessert werden, da viele Betroffene gar nicht wissen, an wen sie sich wenden können. Es bedarf also gezielter Schulungen von Traumatherapeuten in den Bereichen rituelle Gewalt und dissoziative Identitätsstörung sowie im Erkennen und Auflösen destruktiver Mind-Control-Programme. Ebenso werden Schutz- und Ausstiegsangebote für Betroffene benötigt.
Ich meine damit Safe Houses mit angeschlossener therapeutischer Betreuung. Es wäre zudem äußerst wichtig, Institutionen der Strafverfolgung – also Polizei, Staatsanwaltschaft und Richter – in dem Thema zu schulen. Das gilt auch für Hilfs- und Betreuungseinrichtungen. Und schließlich brauchen wir endlich eine objektive Berichterstattung und Aufklärung statt subjektiver Meinungsmache in den Medien.
Jeder kann dazu beitragen, dass diese Ziele erreicht werden. Das ist denkbar einfach. Jedem ist es schließlich möglich, seriöse Informationen über rituelle Gewalt und Mind Control im privaten Umfeld zu verbreiten. Oder es können lokale Politiker und Medienvertreter auf das Thema hingewiesen werden.
Ebenso ist es hilfreich, wenn fundierte Kommentare zu „Satanic Panic-/False Memory“-Propaganda hinterlassen oder Beschwerden bei den zuständigen Gremien eingereicht werden. Es gibt noch viele weitere Ansatzpunkte, zum Beispiel finanzielle Unterstützung, eigene Aufklärungsarbeit oder das Schaffen von Arbeitsplätzen für Betroffene.
Gibt es zum Abschluss noch etwas, das Sie erwähnen möchten, oder ein abschließendes Statement?
Ja, ich möchte gerne noch auf den Begriff der falschen Erinnerungen näher eingehen, den man in den Medien immer häufiger liest und hört. Die False-Memory-Bewegung entstand als Reaktion auf die ersten Fälle von ritueller Gewalt und MK Ultra bereits in den 1990er-Jahren in Philadelphia und kam 2012 auch nach Deutschland. Ihr Ziel ist es, die Öffentlichkeit über falsche Erinnerungen an Missbrauch „aufzuklären“, deren Ursache sie bei bestimmten Therapeuten sehen, die ihren Patienten angeblich diese Ideen suggerieren.
Sicher ist es grundsätzlich möglich, Erinnerungen nachträglich zu verzerren oder durch Fantasieinhalte anzureichern. Das kann etwa durch suggestive Hypnose oder unsachgemäß durchgeführte Imagination entstehen. Dies rechtfertigt jedoch keineswegs die Aussage, dass rituelle Gewalt an sich nicht existiert und Erinnerungen an diese spezifische Form von Gewalt pauschal immer von Therapeuten suggeriert wurden, nur weil es solche Fälle extrinsischer – also eingeredeter – Erinnerungen gibt.
Ein Traumatherapeut, der anonym bleiben möchte, schrieb eine E-Mail an unser Projekt, in der er mitteilte:„In Bezug auf die unsäglichen Aussagen der sogenannten False-Memory Bewegung kann ich Ihnen versichern, dass ich derjenige bin, der von den Berichten über das Ausmaß der rituellen Gewalt geschockt wurde, also bis dato nichts davon ahnte. Wie können ahnungslose Therapeuten einer Klientin das alles so detailliert suggerieren? Schwachsinn!“
Bei Erinnerungen an rituelle Gewalt geht es um viel mehr als nur um irgendwelche inneren Bilder, die an die Oberfläche treten. Häufig ist dies mit starken körperlichen und psychischen Reaktionen verbunden.
Und vor allem geht es nicht nur um erzeugte Erinnerungen an sexuellen Missbrauch. Es geht auch um Erinnerungen an physische Folter, Vernachlässigung, Erniedrigung, psychische Misshandlung, destruktive, falsche Glaubenssätze, Rituale und Mord. Die False-Memory-Bewegung vertritt außerdem die wissenschaftlich längst widerlegte Meinung, dass es dissoziative Störungen – etwa eine Amnesie – als Folge von Gewalt überhaupt nicht gäbe. Tatsächlich sind jedoch dissoziative Störungen infolge von massiver Gewalt mehrfach bewiesen worden.
In der Fachliteratur wird erklärt, dass Dissoziation eine Überlebensstrategie der Opfer ist. Viele Überlebende leiden als Folge des wiederholten Traumas in irgendeiner Form an einer solchen dissoziativen Störung. Jeder Laie sieht ein, dass so etwas unmöglich die Folge einer lediglich suggerierten Fantasie sein kann. Dafür sind reale, wiederholte, ausweglose Traumata nötig!
„50 Voices of Ritual Abuse“ weiß um die Realität dieses Ganzen: der organisierten, rituellen Gewalt. Wir stehen ein für die Verbreitung von seriösen Informationen und möchten mit den Aussagen der 50 Überlebenden nicht nur das Muster krimineller Netzwerke aufzeigen, sondern auch darauf aufmerksam machen, dass Handlungsbedarf in vielen Bereichen besteht: juristisch, politisch, sozialtherapeutisch, fachärztlich. Wir wünschen uns eine respektvolle Diskussion des Themas.
Durch unsere Aufklärungsarbeit soll etwas ins Rollen kommen – und dank Ihrer Hilfe und durch das Verbreiten von Artikeln wie diesem ein Dominoeffekt einsetzen. Die Glaubwürdigkeit Betroffener soll nicht länger infrage gestellt werden.
Sie haben lange genug ums Überleben gekämpft. Stellen wir uns an ihre Seite, damit Überlebende von ritueller Gewalt endlich gehört und gesehen werden.
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Quellen: PublicDomain/nexus-magazin.de am 29.01.2024