Der Bitcoin scheint derzeit nur eine Richtung zu kennen: Die nach oben. Doch wie hoch kann es für die Ur-Kryptowährung noch gehen? Ist die Luft vorerst raus – oder bahnt sich vielmehr eine fulminante Jahresendrally an?
Totgeweihte leben ja bekanntlich länger – dies gilt oft auch an den Kapitalmärkten. So wurde der Krypto-Sektor im Zuge mannigfaltiger Wirren – man denke nur an den FTX-Skandal oder den Zusammenbruch des TerraUSD-Stablecoins – im vergangenen Jahr derart in Mitleidenschaft gezogen, dass Experten, die meist den Cyberdevisen ohnehin schon skeptisch gegenüberstanden, zum Abgesang auf Bitcoin, Ether und Co. anstimmten.
Diese düstere Prophezeiung scheint sich aber nicht zu bewahrheiten, vielmehr erlebten die Cyberdevisen 2023 ein rasantes Comeback.
So gut lief der Bitcoin 2023 bislang
Anleger, die zum Jahresanfang in Bitcoin investierten, können sich nun über eine üppige Rendite freuen. Die Ur-Cyberdevise kostet aktuell 43.415 US-Dollar je Coin (Stand: 05. Dezember 2023) und liegt damit seit Anfang Januar satte 155 Prozent im Plus.
Damit performte der Bitcoin nicht nur besser als die allermeisten Crypto-Peers – der Ether verteuerte sich beispielsweise um 70,5 Prozent -, sondern liegt auch vor dem NASDAQ 100 (plus 45 Prozent), der Benchmark des US-Tech-Sektors.
Es gibt nur wenige Assets, die im laufenden Jahr die Anleger noch mehr verwöhnten – dazu gehören allen voran die Anteilsscheine des KI-Überfliegers NVIDIA (plus 219 Prozent). (Krypto-Winter vorbei? Morgan Stanley-Experten sehen Anzeichen für Bitcoin-Frühling)
Bitcoin noch 2023 bei 45.000 US-Dollar?
Jedoch ist das Börsenjahr 2023 noch nicht vorbei und eine Jahresendrally könnte dem Bitcoin noch einen weiteren Schub verleihen. Diese Meinung vertritt zumindest Markus Thielen, Forschungsleiter beim Krypto-Dienstleister Matrixport und Gründer des Analyseportals DeFi Research.
„Bitcoin wird bis zum Jahresende 40.000 Dollar – wenn nicht sogar 45.000 Dollar – erreichen“, schreibt Thielen in einer von „CoinDesk“ zitierten Notiz.
Als potenzielle Katalysatoren für weitere Kursgewinne nannte Thielen einerseits Positionierungen auf dem Optionsmarkt und andererseits die zunehmend taubenhaften Erwartungen, die an den künftigen Zinskurs der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) geknüpft werden.
Thielen: Optionsmarkt dürfte Bitcoin weiter Auftrieb verleihen
Tatsächlich hat die jüngste Hausse des Bitcoins die Nachfrage nach Call-Derivaten angekurbelt, die dem Käufer das Recht geben, den Basiswert später zu einem vorher festgelegten Preis zu kaufen.
Laut Thielen hat die gestiegene Nachfrage nach den bullischen Wetten einige Marktteilnehmer, die auf der Gegenseite der Kundengeschäfte stehen, einem anhaltenden Aufwärtstrend der Kryptowährung ausgesetzt.
Diese Unternehmen würden wahrscheinlich BTC kaufen und sich absichern müssen, wenn der Bitcoin-Kurs weiter steigt. Dies werde wiederum den Aufwärtsdruck auf die Kryptowährung erhöhen.
Mit dem 29. Dezember hat Thielen in diesem Zusammenhang einen wichtigen Termin ausgemacht, da an diesem Handelstag ein großer Optionsverfall stattfinden wird. Je näher der Bitcoin dann an der 40.000 US-Dollar-Schallmauer notieren wird, desto mehr Anleger werden Thielen zufolge dazu gezwungen sein, Bitcoin zwecks Absicherung dazuzukaufen.
Deshalb werde es gerade in der zweiten Dezemberhälfte zu einem weiteren Anstieg der Nachfrage kommen, so der Krypto-Experte.
Aussicht auf Leitzinssenkungen hellt Krypto-Sentiment auf
Neben den Entwicklungen am Krypto-Markt selbst, werden auch veränderte makroökonomische Bedingungen dem Bitcoin Auftrieb verleihen, meint Thielen. Konkret macht er die sinkenden Inflationsraten und die damit einhergehende Aussicht auf wieder sinkende Leitzinsen in den USA als positive Faktoren aus.
„Die US-Inflationsrate liegt derzeit bei 3,2 Prozent, während die Zinssätze bei 5,25 Prozent liegen – eine Differenz von 2,0 Prozent. Wenn unser Inflationsmodell aktuell ist, dann würde diese Differenz sogar 3,0 Prozent betragen – wir könnten also im nächsten Jahr mit Zinssenkungen um 200 Basispunkte rechnen.
Das ist optimistisch“, sagte Thielen. Der Krypto-Experte geht weiter davon aus, dass die am Verbraucherpreisindex (VPI) gemessene Inflation im Jahr 2024 unter das 2 Prozent-Ziel der Fed fallen wird.
Schließlich könnte die Zulassung von Bitcoin-Spot-ETFs dem Bitcoin Flügel verleihen, meint Thielen. Nach Berechnungen von Charles Yu, Research Associate beim Krypto-Investmentunternehmen Galaxy, werde die Einführung eines Spot-ETFs den Bitcoin auf Zwölf-Monats-Sicht um satte 74 Prozent ansteigen lassen.
Über 65.000 bis zu 500.000 US-Dollar: Plan B sieht BTC-Allzeithoch für Bullenmarkt
Der umstrittene Bitcoin-Marktanalyst veröffentlicht ein Update zu seinem Stock-To-Flow-Modell. Er lag damit allerdings auch schon falsch.
- Plan B meldet sich zurück. Der umstrittene Marktanalyst gibt eine neue Prognose für Bitcoin ab.
- In den nächsten vier Jahren soll es neue Allzeithochs erreichen, von 65.000 bis über 500.000 US-Dollar.
- Für 2024 sieht er ein Preis-Spektrum von 16.000 bis 64.000 US-Dollar.
- Seine Annahme basieren auf dem Stock-To-Flow-Modell. Es gilt als umstritten.
- Für 2021 sagte er beispielsweise 100.000 US-Dollar voraus. Die Kryptowährung erreichte aber “nur” 69.000 US-Dollar.
- Stock-To-Flow ist ein Fundamental-Modell. Diese orientieren sich an gewissen Fundamentaldaten. In diesem Fall: Knappheit.
- Diese nimmt bei Bitcoin durch die Halvings zu. Sie halbieren regelmäßig die Belohnung, die Miner für das Schürfen von Bitcoin erhalten. Das nächste steht für April 2024 an.
- Halvings gingen in der Vergangenheit oft mit Kurssteigerungen einher.
Bitcoin Halving: So groß waren vergangene Renditen
Das Bitcoin Halving bedeutet eine Angebotsnachschubverknappung. Ab kommendem Jahr sinkt die Miner-Belohnung um die Hälfte. In der Vergangenheit war das eine rentable Angelegenheit.
Im kommenden Jahr heißt es für Bitcoin Miner: Zähne zusammenbeißen. Denn ab April 2024 gibt es zur Belohnung für ihre Arbeit nur noch 3,125 BTC pro geschürften Block – das ist exakt die Hälfte der aktuellen Belohnung.
Das liegt daran, dass die Kryptowährung in ihrer Struktur disinflationär ist. Es gibt also mit der Zeit immer weniger Angebotsnachschub, bis irgendwann die maximale Menge von 21 Millionen BTC erreicht ist. Dadurch stellt Bitcoin einen Gegenentwurf zu inflationären Fiatwährungen wie US-Dollar, Euro und Co. dar.
Theoretisch kann dieser sinkende Angebotsnachschub auch steigende Kurse bedeuten. Viele AnlegerInnen gehen daher davon aus, dass der Bitcoin-Kurs nach dem Halving steigt. So war es zumindest in der Vergangenheit.
So groß waren die Bitcoin-Halving-Renditen in der Vergangenheit
Reddit-Nutzer /u/zeehkaev, bürgerlich Jose Roberto, hat historische Bitcoin-Kursdaten zur Hand genommen und daraus kalkuliert, wie hoch die Renditen für jene waren, die sich vor den letzten Bitcoin Halvings mit Coins eingedeckt hatten.
Sein Ergebnis: Wer sich vier Monate vor den Halvings mit Coins eingedeckt hatte, sollte nach einer gewissen Haltezeit immer im Plus sein. Absurde Rendite: Wer vier Monate vor dem ersten Halvings Coins gekauft hätte und bis heute gewartet hätte, hätte eine Rendite von 259.574,19 Prozent eingefahren. Doch auch, wer nicht gerade Bitcoin-Early-Adopter und Superhodler in einem ist, hat Chancen auf Renditen.
Wer etwa vier Monate vor dem letzten Halving Coins gekauft und die Coins nur ein Jahr im Portfolio gehalten hat, hätte immerhin eine Rendite von 547,48 Prozent gemacht. Eine Verfünffachung innerhalb eines Jahres also – solche Renditen gibt es bei anderen Anlageformen selten.
Wird der Bitcoin-Kurs auch dieses Mal wieder so stark steigen?
Die kurze Antwort: Das kann niemand voraussagen. Man kann nicht einmal mit Sicherheit sagen, dass die Halvings in der Vergangenheit auch für die Kursanstiege verantwortlich waren.
Nur weil zwei Dinge auffällige Gemeinsamkeiten haben, müssen sie sich nicht gegenseitig bedingen. Fakt ist, dass Bitcoin über die Jahre immer mehr Beliebtheit und Bekanntheit erlangt hat und offenbar immer mehr Menschen als Anlageklasse von sich überzeugen konnte. Das führte unweigerlich zu (volatilen) Kursanstiegen.
Fakt ist aber auch, dass das Bitcoin Halving inzwischen zu einem schwer gehypten Event geworden ist.
Nicht nur in der Krypto-Gemeinde wird es zum Superevent stilisiert, auch eine Berichterstattung, die weit über Krypto-Medien hinausgeht, ist beim nächsten Mal zu erwarten. Dass damit steigende Kurse einhergehen, ist nicht auszuschließen.
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Quellen: PublicDomain/finanzen.net vom 05.12.2023