In der Zona del Silencio in Mexiko stürzte im Juli 1970 eine US Testrakete ab. Nach 28 Tagen hat das US Militär den Flugkörper geborgen, sogar Raketenspezialist Wernher von Braun besuchte die Absturzstelle.
Seither geistern Geschichten über Außerirdische und militärische Vertuschungen durch die gottverlassene Wüstenlandschaft. Sind sie nur ein moderne Märchen, oder ist die Zona del Silencio (Zone der Stille) Mexikos Antwort auf Roswell? Von Frank Schwede
Nichts als Sand und Steine, die Zona del Silencio ist eine gottverlassene Wüstenlandschaft im Biosphärenreservat Mampiní im mexikanischen Durangi und mindestens so berühmt wie ihre Schwester Roswell in New Mexiko.
Seit Generationen erzählt man sich an diesem Ort wilde Geschichte über Begegnungen mit seltsamen Wesen, ungewöhnlichen Lichtern am Himmel, manchmal auch von Fliegenden Untertassen. (Whistleblower: UFO in Indonesien war von der Größe eines Fußballfelds)
„Es gibt viele Geschichten über Außerirdische und nicht identifizierte Flugobjekte in der Zone“, bestätigt Geraldo Rivera, ein UFO-Forscher aus Chihuahua gegenüber Atlas Obskura.
Meistens stammen die Erzählungen von Menschen, die in der Einsamkeit auf abgelegenen Ranches leben, oder von Leuten, die sich einfach nur wichtig machen wollen. Benjamin Palacios, Eigentümer der UFO-Ranch hatte mit zwölf sein erstes Erlebnis. Atlas Obscura berichtet der Hobby-UFO-Forscher:
„Ich war 12 Jahre alt, als ein Licht von oben erschien und uns vollständig umgab. Ich war mit meinem Bruder in der Zone unterwegs. Wir wussten nicht, was los war. Als wir zur Ranch zurückkamen, stellten wir fest, dass wir zwei Stunden verloren hatten.“
Das klingt mystisch – aber in der Vergangenheit hatte die Region tatsächlich einige Besucher aus dem Weltraum – keine untertassenförmige, sondern runde und felsige. Mindestens drei Meteoriten schlugen im 20. Jahrhundert in der Region ein.
Einer im Jahr 1938, ein weiterer im Jahr 1954, ein dritter im Jahr 1969 – und ein weiterer geheimnisvoller Besucher folgte ein Jahr später, im Juli 1970, als die US Air Force eine Athena-RTV-Testrakete aus Green River in Utah in Richtung Sands Missile Range in New Mexiko schickte – doch dort sollte sie nie ankommen. (Wernher von Braun zeigte Uri Geller Alien-Leichen in einer NASA-Basis (Video))
Stattdessen legte sie mitten in der Zona del Silencio eine Bruchlandung hin. Man sagt, dass sich an Bord zwei kleine Container mit Kobalt 57, ein radioaktives Material, befunden haben sollen. Von diesem Moment an gerieten die mexikanischen Zeitungen in Aufruhr.
Auch Wernher von Braun besuchte den Absturzort
Niemand weiß bis heute, warum die Rakete vom Kurs abgekommen ist – aber der Crash löste einen Medien- und Touristenhype aus, der die Zona del Silencio für die nächsten Jahrzehnte fast so berühmt gemacht hat wie Roswell.
Sogar Wernher von Braun besuchte den Absturzort und beteiligte sich an der Suche nach der Rakete von Bord einer Cessna aus der Luft. Als die Rakete schließlich in einer Sanddüne gefunden wurde, baute das US Militär ein kompliziertes System auf, richtete Labore, Küchen und medizinische Einrichtungen mitten in der Wüste ein, berichtet Benjamin Palacios Atlas Obscura.
„Sie haben sogar eine Landebahn gebaut, um Fracht nach Houston zu transportieren und mit der Bahn haben sie tonnenweise Trümmer abtransportiert“, so der UFO-Forscher weiter. Eigens dafür wurde mit Hilfe von 300 mexikanischen Arbeitern eine 16 Kilometer lange Bahntrasse quer durch die Wüste zum Absturzort gebaut.
Galt dieser Aufwand tatsächlich nur einer abgestürzten Testrakete, oder steckt wie in Roswell möglicherweise doch mehr dahinter, denn das Militär bestand darauf, die Operation geheim zu halten?
Damit hatte die Region wie Roswell alles, was eine gute Verschwörungstheorie braucht. Aber der Absturz der Rakete ist nicht das einzige mystische Ereignis
Der erste offiziell aufgezeichnete Bericht über ungewöhnliche Phänomene in der Zona del Silencio stammt von einem Piloten aus den 1930er Jahren, der bemerkt haben will, dass sein Funkgerät über der Wüste nicht mehr funktioniert, eine ähnliche Erfahrung will auch ein gewisser Harry de la Pena, ein US amerikanischer Ölsucher, im Jahr 1966 gemacht haben.
Außerdem ist von Kompassnadeln, die ohne ersichtlichen Grund nicht mehr nach Norden zeigen, von Autos, die nicht mehr starten wollen und mutierten Insekten und Pflanzen ist die Rede. Damit war Legende der Zona del Silencio geboren.
Gibt es eine natürliche Erklärung für all diese seltsamen Störungen? Die Zoneros, die örtlichen Touristenführer und Legendenerzähler, behaupten, dass die magnetischen Wellen in der Gegend so einzigartig seien, dass Funkübertragungen und Kompasse nicht funktionieren.
Andrea Kaus, die ihre Doktorarbeit über das Mapimí-Biosphärenreservat schrieb, ist da anderer Meinung und glaubt, dass die Geschichten tatsächlich nur Legenden sind, die man sich seit Generationen an diesem Ort erzählt. HowStuffWorks erklärte die Biologin:
„Weder ich noch irgendjemand, mit dem ich gesprochen habe (außer den Zoneros), hatten während der Arbeit im Reservat Probleme mit ihren Funkgeräten oder Kompassen. Und die Behauptungen über Mutationen beziehen sich auf natürliche Phänomene; die Dreiecke sind eine normale Mustervariante in den Bolson Schildkrötenpopulationen und die Ballen von Noipal Coyotillo verfärben sich während einer Trockenperiode violett.“
Es geschehen viele merkwürdige Dinge
Warum die Rakete vom Kurs abkam, darauf hat allerdings auch Andrea Kaus keine Erklärung. Es könnte menschliches Versagen oder eine fehlerhafte Ausrüstung gewesen sein, spekuliert die Forscherin.
Andere Theoretiker glauben, dass ein mysteriöses Magnetfeld in der Gegend Schuld an den geheimnisvollen Vorkommnissen ist, weil sich das Gebiet laut Berechnung auf demselben geografischen Breitengrad befindet wie das legendären Bermuda-Dreieck und die Pyramiden von Gizeh.
Tatsächlich weist der Bolsón de Mapimí, der heute ein Naturschutzreservat ist, einen starken Magnetismus auf. Das hat der Biologe René Delgado gegenüber der mexikanische Zeitung Zócalo de Saltillo bestätigt.
Delgado erklärt, dass, wenn man mit einem Magneten über den Boden geht, zahlreiche Steine und sogar Sand daran hängen bleibt. Einheimische glauben, dass der Cerro San Ignacio, ein kleiner Berg in der Region, durch seine magnetische Strahlung sogar Flugzeuge vom Kurs abringen kann – und möglicherweise auch eine Rakete.
Sergio Herrera ist Touristenführer im Biosphären-Reservat. Entsprechend viel ist er in der Region unterwegs. Der mexikanischen Zeitung Vanguardia sagte Herrera, dass er schon viele merkwürdige Dinge in der Zona des Silencio gesehen habe.
Einmal habe sich ein seltsames Licht neben seinem Auto bewegt, dass plötzlich wieder verschwand. Herrera:
„Ich hielt an und das Licht verschwand, aber nach etwa 100 Metern war es wieder da.“
Ein anderes Mal war es ein silbernes Leuchten:
„Plötzlich tauchten vor uns sechs Lichter auf und schwebten paarweise. Dann schossen sie auf einmal an uns vorbei und waren verschwunden.“
Aber sind das valide Beweise dafür, dass in der „Zona des Silencio“ tatsächlich etwas Paranormales geschieht? Tatsache ist, dass die Region von diesen Geschichten nicht nur profitiert, sondern wie Roswell seit vielen Jahrzehnten lebt, weil sie im wahrsten Sinne der Worte ein Touristenmagnet sind.
Vor allem Esoteriker, die berichten, dass sie Kontakt mit Außerirdischen hatten, zieht es in die Region.
Herrera hat gegenüber Vanguardia freimütig zugegeben, dass man schon oft versucht hat, ihn zu bestechen, dass er Geschichten über tonnenschwere fliegende, Schildkröten, fleischfressende Pflanzen und Landeplätzen von UFOs erzählt.
Heute ist alles weg: keine Hinweise und Spuren auf die sieben Tonnen schwere Rakete, kein Einschlagskrater, keinen Eisenbahnschienen mehr – fast so, als hätte das Ereignis nie stattgefunden.
Doch die Legende lebt wie in Roswell weiter und weckt wird weiter das Interesse bei Touristen aus aller Welt wecken.
Während Hotels und Betreiber von Pensionen in den letzten vier Jahrzehnten viel Geld mit Touristen eingenommen haben, die auf der Suche nach gruseligen Geschichten und Außerirdischen waren, hat die Natur den Kürzeren gezogen – sie hat nämlich arg gelitten.
Unter anderem haben Touristen fossile Relikte geplündert, die vom Aussterben bedrohte Wüstenschildkröte verschleppt und 15 Tonnen Müll hinterlassen.
Daraufhin wurde der Park 2001 vorübergehend für zwei Jahre geschlossen, um der Tier und Pflanzenwelt zumindest vorübergehend eine Verschnaufpause zu geben.
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Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 14.09.2023