Deutsche Medien beschäftigen sich kaum mit den Ambitionen der polnischen Regierung. Da Polen Deutschland als europäische Führungsmacht verdrängen will, lohnt sich ein Blick auf die polnischen Ambitionen, die anscheinend selbst die radikalen Transatlantiker in Berlin noch gar nicht verstanden haben.
Die polnische Regierung ist klar nationalistisch und sie hat auch entsprechend ehrgeizige Ziele. Die polnischen Politiker sind sehr geschichtsbewusst, wenn auch recht selektiv. Sie trauern immer noch der Zeit nach, als Polen vom 14. Jahrhundert bis 1795 zunächst als Polnisch-Litauische Union und dann als Rzeczpospolita eine europäische Großmacht war, die die Gebiete zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meer kontrollierte. Von Thomas Röper
Diese Zeit wünschen sich die polnischen Nationalisten zurück, weshalb sie auch offen vom Anschluss der westlichen Gebiete Weißrusslands und der Ukraine träumen, die früher Teile des polnisch dominierten Großreiches waren.
Schon das nach dem Ersten Weltkrieg unabhängig gewordene Polen hat diese Träume geträumt und in den etwa 20 Jahren seiner Unabhängigkeit mit fast allen seinen Nachbarn Kriege um Land geführt, solange die Nachbarn eindeutig schwächer waren als Polen. Diese Politik brachte Polen seinerzeit den Spitznamen „Hyäne Europas“ ein, der angeblich von Churchill geprägt wurde.
Noch 1938 hat Polen, als Deutschland nach dem Münchner Abkommen, das in Russland als „Münchner Verschwörung“ bezeichnet wird, mit Erlaubnis Hitlers Teile der Tschechoslowakei besetzt, was in deutschen Geschichtsbüchern in der Regel nicht erwähnt wird. Als es dann 1939 zu offenem Streit mit Nazi-Deutschland kam, hat Polen ein Bündnisangebot der Briten angenommen, das bekanntlich wertlos war, weil weder die Briten noch die Franzosen Polen bei dem deutschen Angriff zur Hilfe kamen.
Während an der deutschen Westgrenze kaum Militär stationiert war, unternahmen die Briten und Franzosen keine Versuche, eine zweite Front zu eröffnen, um Teile der Wehrmacht zum Abzug aus Polen zu zwingen, sondern überließen ihren polnischen „Verbündeten“ seinem Schicksal.
Diese geschichtliche Lektion blenden die polnischen Nationalisten bei ihren Plänen zur Umsetzung ihrer Ziele aus und wiederholen ihren alten Fehler, indem sie sich zur Umsetzung ihrer Pläne wieder auf eine „Schutzmacht“, dieses Mal die USA, verlassen.
Ich habe diesen Artikel mit diesem kleinen Exkurs über die Geschichte begonnen, weil die Politik der heutigen polnischen Regierung in meinen Augen vor dem geschichtlichen Hintergrund verständlicher wird. Wer die Geschichte im Hinterkopf hat, der kann gewisse Parallelen zu früheren Zeiten erkennen. Schauen wir uns also die Politik der polnischen Regierung vor diesem Hintergrund einmal genauer an. (Polen schäumt vor Wut: Putin erinnert daran das Polen dank Stalin in Besitz der deutschen Ostgebiete ist)
Die Träume der polnischen Regierung
Die polnische Regierung träumt davon, wieder Führungsmacht in Europa zu werden. Das bedeutet allerdings, dass sie Deutschland, das diesen Platz bisher besetzt, von eben diesem Platz verdrängen muss.
Außerdem möchte die polnische Regierung ihre ehemaligen „Ostgebiete“ wieder zurückbekommen, die heute zu Weißrussland und der Ukraine gehören. Früher gehörten zur Rzeczpospolita unter anderem folgende Gebiete: Die heutige Westukraine fast bis Kiew, das gesamte heutige Weißrussland und sogar die russische Stadt Smolensk, die heute baltischen Staaten Lettland und Litauen und der südliche Teil des heutigen Estland. Auch das heute russische Kaliningrad gehörte zur Rzeczpospolita und gerade erst hat Polen Kaliningrad auf seinen Straßenschildern umbenannt, es trägt in Polen nun wieder offiziell den Namen „Królewiec“, den es zur Zeit der polnischen Herrschaft trug.
Übrigens hat nicht nur die polnische Regierung Großmachtsfantasien, auch in Litauen steht man den Polen in nichts nach. Dort beruft man sich ebenfalls auf die eigene Vergangenheit als Großfürstentum Litauen, das nur knapp hundert Jahre (etwa vom Jahr 1263 bis 1386) als eigenständiger Staat existierte und dann in der Polnisch-Litauische Union faktisch von polnischen Adligen dominiert wurde.
Unter Berufung auf diese fast 800 Jahre zurückliegende Zeit als eigenständige Großmacht wird im litauischen Parlament ernsthaft diskutiert, Russland offiziell in „Moskowien“ umzubenennen und diese Umbenennung der gesamten EU vorzuschlagen.
Polen und Deutschland
Wenn meine Behauptung, dass die polnische Regierung Deutschland als Vormacht in Europa verdrängen will, der Wahrheit entspricht, dann müsste es ja Hinweise in der polnischen Politik geben, die zeigen, dass die polnische Regierung Deutschland schwächen will.
Die politische Macht Deutschlands in Europa hat zwei Grundpfeiler: Zum einen Deutschlands wirtschaftliche Stärke, zum anderen Deutschlands Rolle als militärisches Drehkreuz der USA in Europa, wobei letzteres ganz nebenbei zeigt, dass die europäischen Staaten Vasallen der USA sind, wenn ihr Einfluss in Europa von den USA abhängt.
Die polnische Regierung hat auf beides ein Auge geworfen. Schon unter Trump hat die polnische Regierung regelrecht um die Stationierung großer Kontingente von US-Truppen gebettelt und sogar angeboten, den dafür nötigen Stützpunkt für eine Milliarde Dollar zu bauen. Der offizielle Grund war natürlich, dass Polen so große Angst vor den bösen Russen hat und daher den Schutz der USA braucht. In Wahrheit ist es viel banaler: Polen versucht Stück für Stück Deutschland als militärisches Drehkreuz der USA in Europa zu ersetzen und damit sein politisches Gewicht in der EU und der NATO zu steigern.
Außerdem steht ein Teil der sogenannten US-Raketenabwehr in Polen, wobei diese „Raketenabwehr“ in Wahrheit ein atomwaffenfähiges Angriffssystem ist. Warum das so ist, können Sie hier nachlesen, aber das zeigt, dass Polen Deutschland wohl auch gerne als Standort für US-Atomwaffen den Rang ablaufen möchte.
Die polnischen Reparationsforderungen
Wirtschaftlich verhält Polen sich Deutschland gegenüber feindselig. Da ist zunächst die polnische Forderung, dass Deutschland Polen etwa 1,5 Billionen Dollar an Reparationen für den Zweiten Weltkrieg zahlen soll, was Deutschland zwangsläufig wirtschaftlich schwächen und Polen stärken würde.
Die deutsche Regierung winkt zwar ab und will darüber nicht reden, aber Polen meint die Forderung ernst und hat schon verkündet, es werde Deutschland in allen internationalen Organisationen Probleme bereiten, bis Deutschland endlich einlenkt. Das Thema ist also nicht vom Tisch und die Polen haben Zeit.
Wie man in der polnischen Regierung über Deutschland und die Deutschen denkt, zeigte eine Äußerung von Jaroslaw Kaczynski, dem Vorsitzenden der polnischen Regierungspartei „Recht und Gerechtigkeit“, vom Dezember 2022 zu dem Thema. Laut Kaczynski wurde Deutschland nach dem Krieg „zu weich“ behandelt. Hätte man anders gehandelt, so Kaczynski, wäre Deutschland heute „ein sehr, sehr armes Land mit viel weniger Bevölkerung.“ Und er fügte hinzu:
„Sie wurden äußerst freundlich behandelt. Sie sollen Gott danken, dass das es nur so war. Sie schulden uns etwas, sie müssen zahlen“
Polens Wirtschaftskrieg gegen Deutschland
Polen hat gegen Deutschland eine zumindest teilweise Ölblockade verhängt, die von deutschen Medien konsequent verschwiegen wird. Die ostdeutsche Raffinerie in Schwedt hat früher russisches Öl verarbeitet. Als die Bundesregierung beschlossen hat, kein russisches Öl mehr zu importieren, hat sie darauf gesetzt, dass die Raffinerie genug Öl aus dem polnischen Hafen Danzig bekommen würde, um voll ausgelastet weiterzuarbeiten. In Polen weigert man sich aber, Schiffe mit Öl für Deutschland zu bedienen.
Der Hafen in Rostock kann jedoch nicht genug Öl annehmen und auch die Pipeline von dort nach Schwedt ist für die nötigen Mengen nicht ausgelegt. Weitgehend unbeachtet von den deutschen Medien hat die Raffinerie daher Staatshilfen in Höhe von 400 Millionen Euro für den Ausbau der Pipeline beantragt, um die polnische Blockade irgendwann kompensieren zu können.
Früher war Deutschland ein Hub für Energieträger und hat über Nord Stream billiges Gas direkt aus Russland bezogen und auch noch Transitgebühren daran verdient, das Gas durch Deutschland in andere Länder weiterzuleiten. Das ist endgültig vorbei, denn bekanntlich wurden die Nord Streams am 26. September 2022 gesprengt.
Zufall oder nicht, aber nur Stunden später, am 27. September 2022, wurde die Pipeline Baltic Pipe feierlich eröffnet, die norwegisches Gas nach Polen pumpt. Wenn Deutschland Gas haben möchte, muss es nun in Polen betteln, denn die von Deutschland eilig und für viel Geld eröffneten provisorischen LNG-Terminals sind nicht in der Lage, Deutschlands Gasbedarf zu decken.
Wie man sieht, tut die polnische Regierung genau das, was ich eingangs unterstellt habe: Sie versucht, Deutschland sowohl wirtschaftlich als auch (militär-)politisch zu schwächen, und zwar mit Maßnahmen, die Polen auf Kosten Deutschlands stärken. Die polnische Regierung geht sehr gezielt gegen Deutschland vor, nur wollen weder die deutschen Medien noch die deutsche Regierung das bemerken.
Die Energiesackgasse
Stattdessen hängt die deutsche Regierung den Grünen Fantasien der Energiewende an, die in Wahrheit eine Energiesackgasse ist. Der Umstieg auf Grüne Energieträger ist entsetzlich teuer und Grüne Energie ist teurer als herkömmliche Energieträger, weshalb die Energiewende nur mit gigantischen Subventionen vorangetrieben werden kann.
Wäre die Energiewende wirtschaftlich rentabel, würde sie von der Wirtschaft auch ohne die massiven Subventionen vorangetrieben werden, weil die Wirtschaft sich davon Gewinne erhoffen würde. Das zeigt ein einfacher Vergleich: Für die Erschließung eines Ölfeldes braucht niemand staatliche Subventionen, weil man an dem Öl Geld verdienen kann. Das gilt für die Grüne Energie nicht, die funktioniert nur mit massiven staatlichen Subventionen.
Die polnische Regierung war schlauer und hat trotz aller Beschwerden aus Brüssel weder den Kohleabbau beendet, noch die Kohlekraftwerke abgeschaltet. Deutschland hingegen muss Kohle importieren. In früheren Jahren hat Deutschland Steinkohle im Wert von vier bis fünf Milliarden Euro importiert.
Wegen der irrsinnigen deutschen Politik ist der Wert der von Deutschland importierten Kohle 2022, nach der Ablehnung russischen Erdgases, auf über elf (!) Milliarden Euro explodiert. Da gleichzeitig – wieder aufgrund der „weisen“ Entscheidung der deutschen Regierung – Russlands Kohle nicht mehr gewollt war, hat welches Land 2022 am meisten von dem gigantischen deutschen Bedarf an Kohle profitiert? Nein, nicht Polen, sondern die USA, die natürlich mit der Sprengung der Nord Streams rein gar nichts zu tun haben.
Während das deutsche Wirtschaftswunder, das vor allem die billigen Energieträger aus Russland erst möglich gemacht haben, damit zu Ende ist, freut Polen sich, weil Deutschlands Energieversorgung nun zumindest teilweise vom guten Willen Polens abhängt. Und mit guten Willen gegenüber Deutschland ist es bei der polnischen Regierung nicht weit her.
Wer ist die Favoritin im europäischen Harem?
Kommen wir von der Wirtschaft nochmal zurück zur Politik. Deutschland ist für die USA heute ein unsicherer Partner, denn Deutschland ist politisch gespalten. Die Unterstützung für die Ukraine und den anti-russischen Kurs unterstützen große Teile der deutschen Bevölkerung nicht. Hinzu kommt, dass die US-Regierung Deutschland als Folge der Masseneinwanderung nicht mehr als stabiles und sicheres Land ansieht.
Die USA haben vier Reise-Warnstufen (von 1 „Normale Vorsichtsmaßnahmen einhalten“ bis 4 „Nicht reisen“). Für Deutschland gilt Stufe 2 „Erhöhte Vorsicht geboten“ und als Grund wird Terrorgefahr angeführt. Ob es uns gefällt oder nicht, aber die Terroranschläge der letzten Jahre in Deutschland hatten alle einen islamistischen Hintergrund, sie waren also eine Folge der unkontrollierten Masseneinwanderung, die es laut deutschen Medien und Bundesregierung nicht gibt, oder die man nicht so bezeichnen darf, wenn man nicht als rechtsextrem bezeichnet werden will. Oder die den Deutschen von Regierung und Medien als etwas positives verkauft wird, weil angeblich Fachkräfte nach Deutschland einwandern.
Für Polen hingegen gibt es beim US-Außenministerium keine Reisewarnung, Polen hat Stufe 1. Dass die polnische Regierung nicht nur die Masseneinwanderung, sondern auch den LGBT-Blödsinn ablehnt, stört die US-Regierung keineswegs, Polens Buhlen um die Gunst der USA wird in Washington trotzdem wohlwollend aufgenommen.
Und das ist verständlich, denn seien wir ehrlich: Wen aus dem europäischen Harem würden Sie, wenn Sie der weiße amerikanische Herr und Meister wären, als „Favoritin“ auswählen, die Ihre Militärbasen und politische Gunst bekommt, weil sie so folgsam ist: das dynamische, konsequent anti-russische und ambitionierte Polen (das bei der Umsetzung seiner Ambitionen aber vollständig von Ihnen abhängig ist), oder das wirtschaftlich absteigende, politisch gespaltene und wegen den Langzeitrisiken der Masseneinwanderung zunehmend unsichere Deutschland? Dem in Washington residierenden Besitzers des europäischen Harems dürfte die Wahl nicht schwer fallen.
Und die Polen üben sich in vorauseilendem Gehorsam, denn der polnische Präsident Duda hat kürzlich in einem Gespräch mit amerikanischen Journalisten gesagt, Polen habe viele Gründe, den Ukrainern Waffen zu liefern. Wie zynisch diese Aussage gegenüber den ukrainischen „Verbündeten“ ist, zeigt ein weiteres Duda-Zitat gegenüber US-Medien:
„Im Moment kann der russische Imperialismus billig gestoppt werden, weil keine amerikanischen Soldaten sterben.“
Im Klartext war die Aussage also, dass man sich in Polen freut, dass die Ukrainer so bereitwillig für die geopolitischen Ziele der USA und auch Polens sterben. Er hätte auch sagen können: „Mein Herr und Meister, unterstütze unsere Pläne und wir sorgen weiterhin dafür, dass die radikalisierten, ihren Bandera anbetenden ukrainischen Dummköpfe für unsere gemeinsamen Ziele sterben.“
Polen und die Ukraine
Polen generiert sich als engster Freund und Unterstützer der Ukraine. Aber das ist keineswegs selbstlos, denn Polen hat sich von der Ukraine schon im letzten Jahr besondere Rechte einräumen lassen. Polnische Staatsbürger haben nun in der Ukraine die gleichen Rechte, wie Ukrainer, und können sogar höchste staatliche Posten bekleiden. Formal gilt das auch umgekehrt, aber nur auf dem Papier und nicht in der Praxis. Selensky hat begeistert verkündet, es gäbe keine Grenze mehr zwischen Polen und der Ukraine, aber diese Grenzöffnung ist faktisch auch nur einseitig.
In Polen wurde die Unterstützung für ukrainische Flüchtlinge bereits stark reduziert, was die Ukrainer in Polen zu billigen Arbeitskräften gemacht hat, die bei den Polen jedoch zunehmend unbeliebt werden, weil schon von einer „Ukrainisierung“ gesprochen wird. Und polnische Frauen sind von dem importierten Überschuss an ukrainischen Frauen, die noch dazu in Geldnot sind, gar nicht begeistert.
Das wird auch deutlich gezeigt, denn in Warschau sind die ukrainischen Farben von Regierungsgebäuden verschwunden. Die ukrainische Fahne am polnischen Parlament wurde eingeholt und die blau-gelbe Beleuchtung der Fassade der polnischen Zentralbank wurde wieder abgeschaltet.
Die polnische Regierung bereitet eine Übernahme der Ukraine vor, wobei man sich an die Vereinigung Polens und Litauens vor 600 Jahren erinnert fühlt: Formell sieht es wie eine Union zwischen Polen und der Ukraine aus, tatsächlich übernehmen aber die Polen das Ruder.
Dass die polnische Regierung ihre eigenen Interessen verfolgt und ihr die Nöte Kiews wurscht sind, zeigte das von Polen initiierte Einfuhrverbot von ukrainischem Getreide in die EU. Der polnischen Regierung waren die Nöte ihrer eigenen Landwirte wichtiger als die Unterstützung der „Brüder“ in Kiew, für deren bindungslose Unterstützung Warschau sich immer am lautesten ausspricht. Für diese Unterstützung sollen nach Warschaus Wunsch allerdings andere bezahlen, vor allem Deutschland.
Man kommt bei dem Verhalten der polnischen Regierung nicht umhin, sich an die Formulierung von Churchill über die „Hyäne Europas“ zu erinnern.
Polen und die Westukraine
Auch wenn deutsche Medien darüber nicht berichten, bereitet Warschau die Besetzung der Westukraine unter dem Vorwand vor, „die Sicherheit angesichts der russischen Aggression zu gewährleisten“. Die Idee hatte Polen schon im März letzten Jahres, wurde damals aber noch von den USA zurückgepfiffen, weil Polen sich dann alleine im Krieg mit Russland befunden hätte.
Washington hat damals nämlich sofort klar gesagt, dass Polen Kiew gerne militärisch zu Hilfe kommen kann, dass das dann aber kein Problem der NATO ist. Polen stünde alleine gegen Russland und das wollte Warschau dann doch nicht.
Im März 2022 wollte Polen „NATO-Friedenstruppen“ in die Ukraine schicken, was die USA – wie gesagt – abgelehnt haben. Nun hat die polnische Regierung eine neue Idee, denn sie bildet aus Ukrainern, die vor der Mobilmachung in der Ukraine nach Polen geflohen sind, und aus Polen eine „polnisch-ukrainische Einheit“, deren Zweck es ist, polnische Soldaten in die Ukraine zu schicken, ohne dass die offizielle polnische Armee daran beteiligt ist.
Diese Einheit soll die Sicherheit in der Westukraine garantieren und sie dürfte nach den Plänen der polnischen Regierung in die Ukraine einrücken, wenn der russische Sieg nicht mehr zu verhindern ist und sich die ukrainische Staatlichkeit auflöst. Dann wären die Bedingungen gegeben, um diese militärische Besetzung der Westukraine durch Polen vor der Öffentlichkeit zu rechtfertigen. Der Name „polnisch-ukrainische Einheit“ ist dabei nur Fassade, denn natürlich wird die Einheit von Polen kommandiert, Ukrainer sind nur dabei, um dem Einsatz eine formelle Rechtfertigung zu geben.
Vorher muss Polen auf das endgültige Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive und die anschließende Offensive der russischen Armee warten. Sollte die russische Armee sich Kiew nähern, dürften sich die staatlichen Strukturen der Ukraine auflösen, weil jedem in Kiew klar ist, dass die Russen dieses Mal nicht wieder abziehen, sondern nach Kiew gehen werden. Da Russland die führenden Köpfe des Kiewer Regimes als Kriegsverbrecher anklagen würde, wenn es sie in die Hände bekommt, dürfte eine Fluchtwelle der ukrainischen Führung einsetzen, in deren Folge die ukrainische Staatlichkeit zusammenbrechen dürfte.
Das wäre, wenn es nach den Polen geht, das Signal für den Einmarsch der „polnisch-ukrainische Einheit“, deren Aufgabe es offiziell sein würde, die Ordnung in der Westukraine aufrecht zu erhalten, die aber de facto Teile der Ukraine besetzen würde.
Polens Träume und die Moskauer Reaktion
Natürlich bin ich bereits im Bereich der Spekulation, aber die Signale aus Polen sind so eindeutig, dass es kaum eine andere Interpretation gibt. Sollte Russland in die Offensive gehen und auf Kiew zumarschieren, könnte es zu dem beschriebenen Szenario kommen.
Erinnern wir uns an die Träume der polnischen Regierung, ihre „Ostgebiete“ zurückzuholen. Die beschriebene Entwicklung wäre eine wohl einmalige Chance, das umzusetzen. Dass die polnische Regierung in der Hoffnung auf US-amerikanische Unterstützung dieses Risiko eingehen könnte, ist nicht abwegig.
Die polnische Regierung ignoriert nicht nur die eigene Geschichte von 1939, als beim Krieg gegen Deutschland weit und breit keine britischen oder französischen Soldaten zu sehen waren, um Polen zu helfen. Auch die USA haben bereits mehrmals gezeigt, dass sie liebend gerne andere im Kampf gegen Russland sterben lassen. So haben sie Georgien 2008 in den Krieg gegen Russland getrieben und so haben sie auch Kiew bei den Provokationen gegen Russland angefeuert, die der russischen Militäroperation vorausgegangen sind.
Der ehemalige georgische Präsident Saakachwili und Selensky haben eines gemeinsam: Sie beide haben handfeste militärische Unterstützung der USA und der NATO erwartet, und standen plötzlich alleine gegen Russland. Der polnischen Regierung scheint nicht in den Sinn zu kommen, dass es ihr wahrscheinlich genauso ergehen dürfte.
Andererseits könnte man in Warschau darauf hoffen, dass die „Operation Westukraine“ ohne Konfrontation mit Russland verläuft, denn Russland dürfte keinerlei Interesse daran haben, in die anti-russische Westukraine einzurücken. Von daher könnte man in Warschau der Meinung sein, dass Moskau keine Einwände gegen die Schaffung einer „Sicherheitszone“ in den Gebieten erheben wird, die historisch gesehen viel länger zur Polnisch-Litauischen Union, zur Rzeczpospolita und zu Österreich-Ungarn gehörten, als sie Teil der Sowjetunion waren.
Die „Zeit danach“
Sollte es so kommen, wäre der heiße Konflikt in der Ukraine vorbei, aber der Ost-West-Konflikt natürlich nicht. Polen wäre damit der neue „Frontstaat“ gegen Russland, der mit massiver finanzieller Unterstützung des kollektiven Westens rechnen könnte, was sein politisches Gewicht weiter erhöhen würde.
Hinzu kommt, dass der Westen Gelder für den Wiederaufbau der Ukraine sammelt. Dabei dürften natürlich nicht die Summen zusammenkommen, von denen heute gesprochen wird, aber wir reden trotzdem sicherlich von dutzenden Milliarden. Da Polen dann faktisch die ukrainischen Gebiete geschluckt hätte, denen der Westen helfen will, hätte Polen unweigerlich die Kontrolle über diese Geldflüsse.
Da die anti-russische Politik inklusive Sanktionen und allen anderen Maßnahmen fortgesetzt würde, hätte Polen die große Chance auf den Jackpot: Es könnte dann tatsächlich die führende Rolle in Europa zu übernehmen und Deutschland ablösen.
Ich gebe zu, dass die von mir beschriebene Entwicklung auf vielen spekulativen Annahmen beruht, die auch noch teilweise aufeinander aufbauen. Wenn sich die Dinge an einem beliebigen Punkt anders entwickeln, als von mir beschrieben, verändert sich das gesamte Szenario.
Ich wollte hier aber auch keine Prognose abgeben, sondern wollte die Ambitionen der polnischen Regierung beschreiben. In Warschau dürfte man von der von mir beschriebenen Entwicklung träumen und versuchen, der Ereignisse in diese Richtung zu lenken.
Ob das klappt, steht auf einem anderen Blatt.
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Quellen: PublicDomain/anti-spiegel.ru am 24.08.2023
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