Wie ein KI-generiertes Interview mit Michael Schumacher zur F1-Kontroverse des Jahres wurde

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Künstliche Intelligenz hat seit einiger Zeit weltweit Einzug in verschiedene Branchen und Domänen gehalten und ist heiß umstritten und viel diskutiert.

Auch in den Bereich des Journalismus ist die KI bereits vorgedrungen. Befürworter und Kritiker der KI setzen sich seit geraumer Zeit ausführlich mit den verschiedenen Vor- und Nachteilen auseinander, aber die Auswirkungen dieser Errungenschaft tauchen manchmal auf kuriose, aber auch merkwürdige Weise auf.

Beispielsweise führte ein KI-generiertes Interview mit dem legendären und mehrfachen Formel-1 Weltmeister Michael Schumacher zu einer der größten Kontroversen des Jahres im Motorsport und in der deutschen Medienlandschaft.

Experten gehen davon aus, dass die neue Generation der KI-gestützten Technologie zukünftig Probleme schaffen wird, die uns möglicherweise weit häufiger betreffen und beschäftigen werden, als uns lieb ist.

Und so hat sich dieses Drama sukzessive entwickelt.

Die positive Aspekte der KI

Einige Kritiker der „Artificial Intelligence“ warnen uns stets davor, dass diese neue Technologie viele Arbeitsplätze weltweit kosten wird und dadurch ganze Branchen in Mitleidenschaft gezogen werden.

Auch von einem unkontrollierten Einsatz der KI wird vor allem in den westlichen Staaten gewarnt. Aber die KI hat nicht nur schlechte Seiten und Eigenschaften, tatsächlich beginnen wir bereits, die Vorteile der KI in vielen globalen Sektoren zu erkennen und auch anzuwenden.

Im Gesundheitswesen beispielsweise kann die künstliche Intelligenz riesige Datenmengen in einem Bruchteil der Zeit analysieren und auswerten, was zu einer verbesserten Früherkennung, verfeinerten Diagnosen und personenbezogenen Behandlungen von Patienten führt.

Bei patientenorientierten Eingriffen können beispielsweise KI-gestützte Chatbots rund um die Uhr Zugang zu medizinischer Beratung und maßgeschneiderte Unterstützung bieten. Viele dieser Vorteile machen die KI zu einem wertvollen Instrument im Bereich des Gesundheitswesen.

Auch der Unterhaltungssektor wird von der KI profitieren. Zum Beispiel hat in der Gaming-Welt die KI nicht nur dazu beigetragen, Spieldesigns zu optimieren, sondern hilft Spielern auch dabei, sofort deren bevorzugten Spiele zu finden.

Ein einfacher Sprachbefehl in „ChatGPT“ erstellt eine Rangliste jener Spiele, die die betreffenden Spieler und Spielerinnen voraussichtlich gerne spielen würden: Es werden sogar unvollständige Anweisungen ausgewertet, sodass ein fehlerhafter Befehl wie beispielsweise „Online Casino Bonus ohne Einzahlung 2023“ den Suchenden wahrscheinlich zur Auflistung von speziell kuratierten Optionen führt.

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Journalisten in Deutschland nutzen die KI jedoch für weitaus aufwendigere und unkonventionelle Zwecke, wie der jüngste Schumacher-Eklat bewiesen hat. Aber was ist genau bei diesem Fake-Interview passiert.

Wie wurde dieses KI-Interview mit Michael Schumacher erstellt?

Bei allen bekannten Vorteilen der KI sind die Gefahren der Technologie zahlreich und viele sind uns gegenwärtig noch nicht bekannt oder auch nicht bewusst.

Als Beispiel kann hier „Deepfaking“ genannt werden, also die Praxis, täuschend echte Videos mithilfe künstlicher Intelligenz so überzeugend digital zu verändern, dass es dem Betrachter schwerfällt oder es gar unmöglich wird, die Fiktion von der Realität zu trennen. Das Internet ist voll von erschreckend gut gemachten Beispielen für diese Art der Täuschung.

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Aber auch KI-generierte Interviews folgen einem ähnlichen Ansatz. Zwar sind sie nicht so wirkungsvoll wie Videos, können aber dennoch erheblichen Schaden anrichten, wenn sie gezielt eingesetzt werden. Der angesprochene Schumacher-Artikel entstand eigentlich aus Jux und Tollerei, hat aber erhebliche Kontroversen ausgelöst.

Journalisten des deutschen Magazins „Die Aktuelle“ stellten dieses Intervier aus alten Zitaten des Fahrers zusammen, die anschließend in einen Algorithmus eingespeist wurden, der basierend auf Sprach- und Verhaltensmustern in der von Michael Schumachers normalerweise verwendeten Ausdrucksweise und Artikulation vollkommen neue Antworten auf soeben gestellte Fragen generierte.

Das resultierende Interview wurde danach von den Journalisten bearbeitet, die den Kontext zusammenstellten und zusätzliche Fragen generierten.

Die letzte April-Ausgabe der „Aktuellen“ brachte auf dem Titelblatt ein Bild eines lächelnden Michael Schumachers und es war mit der reißerischen Überschrift: „Michael Schumacher, das erste Interview“ aufgemacht. Erst im Blattinnern stellt sich heraus, dass die Zitate künstlich miteinander verwoben und anschließend manipulativ erstellt wurden.

Das Magazin, welches das Interview veröffentlichte, ging sogar so weit, zu behaupten, dass es auf einem kürzlich geführten Gespräch mit dem siebenfachen Formel-1 Weltmeister beruhe. Erst später wurde diese Behauptung zurückgezogen, aber damit waren die Wogen längst noch nicht geglättet.

Denn die Reaktionen auf diese Veröffentlichungen waren mehr als heftig. Die Familie von Michael Schumacher, der seit einem schweren Skiunfall Ende Dezember 2013 in den französischen Alpen nicht mehr öffentlich aufgetreten ist, drohte sofort mit rechtlichen Schritten.

Herausgegeben wird „Die Aktuelle“ von der Funke-Mediengruppe in Essen, die unter anderem auch die Regionalzeitung WAZ, die „Berliner Morgenpost“ und das „Hamburger Abendblatt“ vertreibt und sich als seriöses Medienhaus versteht.

Das Drama um dieses Interview gipfelte in der Tatsache, dass die Funke-Gruppe ihr eigenes Magazin verklagen wird ob des „geschmacklosen und irreführenden Artikel, der niemals hätte erscheinen dürfen“.

Die weiteren Auswirkungen dieses Interviews

Neben der zusätzlichen psychischen Belastung, der sich die Familie von Michael Schumacher ausgesetzt sieht und den beabsichtigten, angekündigten rechtlichen Schritten innerhalb des Verlages führte diese KI-Episode auch unmittelbar zu Arbeitsplatzverlusten. Der seit 2009 amtierenden Chefredakteurin des Magazins Anne Hoffmann wurde Ende April mitgeteilt, dass sie „unmittelbar von all ihren Aufgaben entbunden“ wurde.

Auch F1-Fans waren durch dieses Interview in die Irre geführt worden und sahen sich in Ihren Hoffnungen und Annahmen getäuscht, denn ihnen wurde suggeriert, dass ihr Rennfahr-Idol auf dem Weg zurück zu öffentlichen Auftritten sei und sein Gesundheitszustand sich wahrscheinlich gebessert hat.

Aber die Wahrheit wird wahrscheinlich dadurch bestimmt sein, dass Michael Schumacher viel mehr Erholungszeit benötigen wird, bevor ein tatsächliches Interview überhaupt möglich sein wird.

Diese öffentlich geführte Kontroverse um das vorgetäuschte Interview verdeutlicht nur allzu klar die potenziellen Fallstricke, die lauern, wenn man sich in Zukunft ausschließlich auf KI-generierte Inhalte im Journalismus verlässt. Die möglichen Konsequenzen sind in ihrer Reichweite gegenwärtig noch gar nicht abzuschätzen.

In der Tat könnte dieses unglückliche und unmoralische Ereignis nur die Spitze des Eisbergs sein. Werden solche Techniken in einer dystopisch anmutenden Zukunft tatsächlich eingesetzt werden?

Da die Entwicklung der KI-Technologie weiter voranschreitet, wird es für die Regierungen und die regulierenden Behörden von entscheidender Bedeutung sein, die involvierten Personen auf ethische und menschenrechtliche Anschauungen einzuschwören, damit diese künstlichen Inhalte nur mit größter Vorsicht verwendet werden.

Nur so kann sichergestellt werden, dass das Ansehen und die Würde jedes einzelnen Menschen gewahrt bleibt.

Die Zukunft eines professionellen und der Wahrheit verpflichteten Journalismus wird von diesen Weichenstellungen, die jetzt gesetzt werden, abhängen.

Quellen: PublicDomain am 28.06.2023

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