Melatonin ist das Superhormon für unsere Gesundheit. Es wird über mehrere Zwischenschritte, unter anderem über die Serotoninproduktion, aus der Aminosäure Tryptophan in der Zirbeldrüse gebildet.
(Titelbild: Unsere biologische Uhr wird von den Licht- und Dunkelzyklen unserer Erde bestimmt)
Melatonin wird bei Dunkelheit freigesetzt und durch den Schlaf-Wach-Rhythmus gesteuert. Die Information, ob es dunkel oder hell ist, erfährt die Zirbeldrüse über das Auftreffen von Lichtstrahlen auf Photorezeptoren in der Netzhaut des Auges.
Die entsprechende Nachricht wird dann an das Gehirn weitergeleitet. Insgesamt ergibt sich dadurch ein typischer Verlauf der Melatoninausschüttung:
Bei Einbruch der Dunkelheit steigt die Produktion gleichmäßig an.
Sie erreicht ihren Höchstwert gegen zwei Uhr nachts.
Anschließend sinkt der Melatoninspiegel wieder ab und erreicht niedrige Tageswerte.
Kann es das Risiko erhöhen, an Krebs zu erkranken, wenn man spät abends bei künstlichem Licht oder am Handy liest? Ja, das kann es! Setzt man den Körper in der Nacht künstlichem Licht aus, so schaltet er die Produktion des wichtigen Hormons Melatonin ab.(Gesunder Schlaf: Melatonin Liquid hoch dosiert)
Melatonin und Krebsprävention
Melatonin spielt eine wichtige Rolle bei der Krebsprävention und bei der Stärkung unseres Immunsystems. Es kann aber auch die zelluläre Alterung verlangsamen und spielt damit eine wichtige Rolle beim Anti-Aging.
Das belegen über 100 wissenschaftliche Publikationen[note]vgl. Lit. 1[/note]. Melatonin ist das Superhormon unseres Körpers – das „Superhormon der Nacht“.
Im vergangenen Jahrhundert haben sich drastische Veränderungen vollzogen: Immer mehr Licht wurde in die Nacht gebracht. Dadurch wurden die Nächte immer kürzer.
Doch die Lichtverschmutzung durch moderne Technologien fordert einen drastischen biologischen Zoll von uns und auch von anderen Lebensformen. Seit mehr als 200.000 Jahren haben wir Menschen und andere Lebewesen Organe entwickelt, die spezifisch auf Umweltreize reagieren.
Wir haben eine biologische Uhr entwickelt, die von den Licht- und Dunkelzyklen unserer Erde bestimmt wird.
Künstliches Licht stört unsere biologische Uhr
Künstliches Licht stört unsere biologische Uhr und damit die Melatoninproduktion. Das wirkt sich schlecht auf unsere Gesundheit aus. Licht kann deshalb in diesem Zusammenhang einen negativen Effekt auf unsere Gesundheit haben.
Die biologische Uhr befindet sich bei uns, wie bei allen Säugetieren, im suprachiasmatischen Kern unseres Gehirns (SCN), also in einem Teil des Hypothalamus. Künstliches Licht signalisiert dem SCN und damit der Zirbeldrüse, dass es Zeit ist, Melatonin zu sezernieren. Das Licht reist durch die Augen und über die Sehnerven in den SCN, der sehr empfindlich auf die Zyklen von Licht und Dunkelheit reagiert.
Schaltet man beispielsweise nachts das Licht an, werden deshalb sofort Fehlinformationen über den Tag-Nacht-Zyklus an das Gehirn gegeben. Das Gehirn interpretiert Licht als Tag und weist unsere biologische Uhr bzw. unsere Zirbeldrüse deshalb an, die Produktion von Melatonin einzustellen.
Ob man das Licht eine Stunde oder nur einige Sekunden lang einschaltet, ist gleichgültig, denn der Effekt ist der gleiche: Die Melatoninproduktion wird beendet und beginnt auch dann nicht von neuem, wenn das Licht wieder ausgeschaltet wird.
Da sich die Menschheit im Schein von Feuer entwickelt hat, unterdrücken die gelben, orangen und roten Wellenlängen die Melatoninproduktion nicht so sehr wie die weißen und blauen Wellenlängen.
Der Lichtbereich, der das Melatonin hemmt, ist mit 460 bis 480 nm ziemlich schmal. Möchte man also sein Melatonin nach Sonnenuntergang schützen, könnte man eigentlich nur noch eine 5-Watt-Salzlampe benutzen.
Die eindrucksvolle Wirkung von Melatonin auf unsere Gesundheit
Das Hormon Melatonin bewirkt eine Reihe von gesundheitlichen Vorteilen, zum Beispiel für unser Immunsystem. Es ist ein starkes Antioxidans und ein freier Radikalfänger, sodass es den Körper bei der Bekämpfung von Entzündungen unterstützen kann.
Die Wirkung von Melatonin ist so wichtig für unser Immunsystem, dass ein Mangel daran eine Atrophie der Thymusdrüse bewirkt. Melatonin spielt daher auch eine wichtige Rolle beim Kampf gegen die Alterung und Verlangsamung unseres Gehirns.
Neben der wichtigen Wirkung auf unseren Schlaf und das Immunsystem hat Melatonin auch eine beeindruckende Anti-Krebs-Wirkung[note]vgl. Lit. 4[/note]. Melatonin hemmt die Proliferation vieler Krebsentitäten, weil es bei Krebszellen die Apoptose auslöst. Das Hormon interferiert vor allem auch mit der neuen Blutversorgung von Tumoren, der Neoangiogenese.
Diese ist für das schnelle Wachstum (Angiogenese) der Tumore verantwortlich. Melatonin kann die Wirksamkeit einer konventionellen Chemotherapie steigern und dabei gleichzeitig ihre Toxizität verringern.
Die Wirkung von Melatonin auf Brustkrebs
Peer-geprüfte wissenschaftliche Publikationen machen darauf aufmerksam, dass Melatonin einen besonders starken Schutz gegen hormonabhängige Tumore bietet. Alle unsere Körperzellen, auch Krebszellen, haben Melatoninrezeptoren. Während der nächtlichen Melatoninproduktion verlangsamt sich also die Zellteilung. Das Hormon hat eine antiöstrogene Wirkung auf Brustkrebszellen.
Melatonin weist aber auch eine sedierende Wirkung auf andere reproduktive Hormone auf. Das erklärt möglicherweise, warum Melatonin vor hormonabhängigem Krebs wie Eierstock-, Endometrium-, Brust-, Prostata- und Hodenkrebs schützen kann. GreenMedlnfo führt zwanzig Studien auf, die zeigen, wie Melatonin seine präventive Wirkung gegen Brustkrebs entfaltet.
Melatonin wirkt auf die Apoptose, die Angiogenese und die Proliferation von Krebszellen ein. Es steigert außerdem die Produktion von immunstimulierenden Substanzen wie Interleukin-2 und hilft jene mutierten Zellen zu identifizieren, die zu Krebs führen. Diese breite Wirkung macht Melatonin zu einem wahren Gesundheitselixier.
Der größte Teil der Melatonin-Forschung beschäftigt sich mit Brustkrebs
Frauen, die überwiegend nachts arbeiten, haben ein erhöhtes Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Ebenso erkranken Frauen, die in Nachbarschaft von heller nächtlicher Beleuchtung leben, häufiger an Brustkrebs als diejenigen, die in Gebieten leben, in denen nachts Dunkelheit herrscht.
Unter Teilnehmerinnen der „Nurses‘ Health Study“ wurde festgestellt, dass die Raten von Brustkrebs bei Krankenschwestern, die Nachtdienst hatten, um 36 Prozent höher waren.
Das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, ist für blinde Frauen, die kein Licht erkennen und deshalb eine gute Produktion von Melatonin aufweisen, niedriger als im Durchschnitt.
Wird das Ergebnis der epidemiologischen Studien in seiner Gesamtheit betrachtet, erkranken Frauen um 60 Prozent häufiger an Brustkrebs, auch wenn andere Faktoren wie zum Beispiel Unterschiede in der Ernährung berücksichtigt werden.
Melatonin verlängert das Leben von Krebs-Patienten
Glioblastom ist ein sehr bösartiger und aggressiver Hirntumor mit einer schlechten Prognose. Zuverlässige Behandlungen in der konventionellen Onkologie existieren nicht. Melatonin gibt jedoch Anlass zu Hoffnung.
In einer klinischen Studie wurden 12 Patienten mit einem Glioblastom entweder bestrahlt und erhielten regelmäßig größere Mengen Melatonin (Gruppe 1) oder sie wurden nur bestrahlt (Gruppe 2). 23 Prozent der Patienten, die zusätzlich Melatonin erhielten, waren nach einem Jahr noch am Leben.
Von den Patienten, die nur mit Bestrahlung therapiert wurden, war hingegen keiner noch am Leben. Wir beziehen daher an der Klinik St. Georg Melatonin als integralen Bestandteil in unsere Glioblastomtherapie ein.
Weitere Studien zeigten, dass Melatonin das Wachstum von Prostatakrebs reduziert. Die Prostata weist den höchsten Besatz an Melatoninrezeptoren auf, deshalb müssen ältere Männer mit niedrigem oder unzureichendem Melatoninspiegel häufig nachts die Toilette aufsuchen. Melatonin kann helfen, dieses Symptom zu beseitigen.
Studien zur Krebstherapie mit Melatonin zeigen ermutigende Ergebnisse auch bei Lungen, Pankreas- und Darmkrebs sowie anderen Krebsarten[note]vgl. Lit. 15[/note]. Die signifikante Reduktion der Todesraten, die geringen Nebenwirkungen und die niedrigen Kosten, die bei der Behandlung mit Melatonin entstehen, unterstreichen sein großes Potential in der Krebstherapie.
Aufgrund der Ergebnisse vorangehender Forschungen entschied die Weltgesundheitsorganisation (WHO) 2007, dass Schichtarbeit als ein „wahrscheinliches Karzinogen“ zu klassifizieren sei.
Damit wird Nachtschichtarbeit in die gleiche Gesundheitsrisikokategorie eingeordnet wie die Exposition gegenüber toxischen Chemikalien wie Trichlorethylen, Vinylchlorid und polychlorierte Biphenyle (PCB). Dies ist ein weiterer Beweis für die Bedeutung von Melatonin für die menschliche Gesundheit.
So optimiert man den Melatoninspiegel
Umweltfaktoren wie Lärm und Lichtverschmutzung können die Schlafqualität stark einschränken. Daher können die folgenden Vorschläge dazu dienen, die Schlafhygiene zu verbessern und die Melatoninproduktion zu optimieren.
Eine umfassende Empfehlung zur Schlafhygiene finden Sie an anderer Stelle, wo ich im Schlaf-Guide viele Geheimnisse für einen guten Schlaf verrate. Hier möchte ich nur einige aufzählen:
Fernsehen und Computer
Man sollte mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen aufhören, fernzusehen oder am Computer zu arbeiten, weil diese Geräte blaues Licht emittieren. Dieses unterdrückt die Melatoninproduktion. Die Melatoninproduktion beginnt normalerweise zwischen 21 und 22 Uhr am Abend.
Tageslicht
Anzuraten ist auch, sich tagsüber hellem Licht auszusetzen. Das ist wichtig, weil sich die Zirbeldrüse bei der Produktion von Melatonin grob am Kontrast zwischen der hellen Sonneneinstrahlung am Tag und der völligen Dunkelheit in der Nacht orientiert.
Wenn man also den ganzen Tag im Dunkeln oder Halbdunkeln verbringt, dann fehlt für die Zirbeldrüse der Unterschied in der Helligkeit. Sie kann deshalb die Melatoninproduktion nicht optimal ausschöpfen.
Vollkommene Dunkelheit beim Schlafen
Wichtig ist außerdem, in völliger Dunkelheit zu schlafen, eventuell sogar mit Schlafbrille, denn bereits geringste Lichtquellen stören die biologische Uhr und somit unsere Melatoninproduktion.
Sogar der kleinste Lichtschein vom Radiowecker oder das Standby-Licht am Fernseher können unseren Schlaf stören. Alle elektrischen Geräte sollten mindestens einen Meter vom Kopf bzw. vom Bett entfernt sein.
Sie können gegebenenfalls eine gelbe, orange oder rote Glühlampe mit niedrigem Stromverbrauch installieren: Wenn man nachts eine Lichtquelle benötigt, um auf die Toilette zu gehen, bietet sich zum Beispiel eine Salzlampe an. Licht mit dieser Wellenlänge kurbelt die Melatoniproduktion nicht so drastisch herunter wie weißes und blaues Licht.
Ein bisschen Sonne sollte man sich am Morgen gönnen, denn das Sonnenlicht stimuliert den circadianen Rhythmus: Dieser benötigt nämlich helles Licht. Zehn bis 15 Minuten Morgensonne geben unserer inneren Uhr eindeutig zu verstehen, dass wir im Tag angekommen sind.
Mehr Sonne ist erforderlich, wenn man älter ist. Laute Wecker am Morgen sollte man hingegen vermeiden: Das stresst den Körper. Wenn der genügend Schlaf bekommt, wacht er ganz alleine und ohne Stress auf.
Temperaturen im Schlafzimmer
Außerdem sollte die Temperatur im Schlafzimmer nicht höher als 18 °C sein. Viele Menschen halten ihre Häuser und vor allem die Schlafzimmer zu warm. Studien zeigen aber, dass die optimale Raumtemperatur für den Schlaf zwischen 18 und 20 °C liegt.
Ein heißes Bad 90 bis 120 Minuten vor dem Schlafengehen kann ebenfalls nützlich sein. Dies erhöht die Körpertemperatur. Wenn man dann aus dem Bad kommt, senkt sich die Körpertemperatur ziemlich abrupt – das signalisiert dem Körper, dass man nun zum Schlafen bereit ist.
Elektromagnetische Felder
Vor allem aber sollte man elektromagnetische Felder (EMF) im Schlafzimmer vermeiden. Solche Felder können die Zirbeldrüse und ihre Melatoninproduktion stören und darüber hinaus auch andere negative biologische Effekte auslösen. Will man den EMF-Pegel in den verschiedenen Bereichen seines Hauses messen, benötigt man ein Gauss-Messgerät.
Wann und wie sollte man Melatonin substituieren?
Aktuelle wissenschaftliche Forschungen deuten darauf hin, dass ein Mangel an Melatonin mit tiefgreifenden biologischen Veränderungen einhergehen. Dazu zählen zum Beispiel chronische Entzündungen, ein geschwächtes Immunsystem und ein erhöhtes Krebsrisiko. Setzt man sich nachts – auch nur kurz – künstlichem Licht aus, so verringert dies die natürliche Melatoninproduktion unseres Körpers drastisch.
Mehrere Studien haben zuverlässig belegt, dass Nachtschichtarbeiter deshalb eine höhere Krebsrate aufweisen, insbesondere was die Erkrankung an Brustkrebs betrifft.
Eine Supplementierung von Melatonin kann vorteilhaft sein, aber natürlich ist es (auch im finanziellen Sinne) günstiger, den Körper auf natürliche Weise bei der Produktion von Melatonin zu unterstützen.
Man erhält so eine perfekt abgestimmte Melatonindosis: Nicht zu viel und nicht zu wenig, denn der Körper verwendet wichtige Rückkopplungsschleifen, um die Produktion genau richtig einzustellen.
Sind Sie aber dennoch nicht mehr in der Lage, genügend Melatonin zu bilden, so sollten Sie unbedingt eine Substitution in Betracht ziehen. Dabei ist aber unbedingt der Rat eines erfahrenen Arztes erforderlich.
Zu beachten ist bei der Substitution: Für die Unterstützung beim Schlafen sind deutlich niedrigere Dosen erforderlich als für die adjuvante Krebstherapie.
Verweise:
- GreenMedlnfo.com, Melatonin Research Database.
- Brain World September 9, 2012.
- Neuro Endocrinol Lett February-April 2004.
- The Cancer-Light Connection January 2004.
- National Cancer Institute: Melatonin, Chronobiology and Cancer.
- Eu J Cancer November 1999.
- Epidemiology January 2001.
- Cancer Causes Control December 2010.
- J Nat Cancer Inst August 2001.
- Epidemiology September 1998.
- Washington Post February 20, 2008.
- Oncology January-February 1996.
- Prostate April 1, 2005.
- Life Extension Magazine January 2004.
- J Pineal Res November 2005.
- NBC News November 29, 2007.
Quellen: PublicDomain/klinik-st-georg.de/ am 05.05.2023