An Kryptowährungen wie Bitcoin scheiden sich die Geister. Während die einen auf eine Revolution des Geldwesens hoffen, haben andere Sicherheitsbedenken und Skepsis gegenüber dem Krypto-Urgestein. Ob Bitcoin jemals zur ernsthaften Konkurrenz für Zahlungsmittel wie Euro und Dollar wird? So stehen die Chancen.
Währungen, die von Notenbanken herausgegeben werden, zeichnen sich durch drei primäre Merkmale aus: Sie sind Zahlungsmittel, Recheneinheit und Wertaufbewahrungsmittel.
Während Devisen wie Euro, US-Dollar oder Yen diese Definition erfüllen, stellt sich die Frage, ob auch Kryptowährungen wie Bitcoin in die Riege der echten Währungen vorstoßen und den etablierten Fiatwährungen Konkurrenz machen können.
Bitcoin als Zahlungsmittel
Nimmt man den Bitcoin im Hinblick auf seine Fähigkeit, als Zahlungsmittel eingesetzt zu werden, unter die Lupe, wird schnell klar, dass die Urkryptowährung bereits am ersten Währungsmerkmal scheitert.
Abgesehen von dem Kryptoexperiment in El Salvador wird der Bitcoin lediglich von der Zentralafrikanischen Republik als offizielles Zahlungsmittel anerkannt.
Allerdings ist die Akzeptanz von Kryptowährungen in zahlreichen Ländern auf dem Vormarsch: So akzeptieren inzwischen weltweit einige Händler die Zahlung in Bitcoin, den flächendeckenden Durchbruch als Zahlungsmittel hat die Cyberdevise bislang aber nicht geschafft.
Noch ist die Zahl der Anwendungsfälle überschaubar, wenn man nicht auf die Nutzung einer Krypto-Kreditkarte zurückgreifen will, die mit Kryptowährungen aufgeladen wird und somit den Zahlungsvorgang mit Bitcoin auf Umwegen ermöglicht. (Glaube an Bitcoin groß wie nie)
Zwar machen sich einige Volkswirtschaften bereit, Kryptowährungen im Land den Weg zu ebnen und Zahlungen mit Kryptowährungen zu erleichtern, insbesondere in hoch entwickelten Industrieländern bleiben entsprechende Initiativen bislang aber aus.
Bitcoin als Recheneinheit
Auch beim zweiten Währungsmerkmal, das Euro, US-Dollar & Co. erfüllen, hat der Bitcoin das Nachsehen: Die Eigenschaft als stabile Recheneinheit. Fiatwährungen machen den Wert von Waren vergleichbar und addierbar.
Voraussetzung dafür ist allerdings eine gewisse Form von Währungsstabilität – in Zeiten von Inflation oder gar Hyperinflation haben auch Fiatwährungen Probleme, als verlässliche Recheneinheit zu bestehen.
Für Kryptowährungen gilt dies allerdings in besonderem Maße, denn Cyberdevisen weisen auch in Zeiten überschaubarer Inflation große Wertschwankungen auf. Diese Kursvolatilität steht dem Bitcoin bei der Nutzung als verlässliche Recheneinheit im Weg.
Vor diesem Hintergrund ziehen auch Händler, die Bitcoin-Zahlungen akzeptieren, als Vergleich stets den aktuellen Euro- oder US-Dollar-Kurs als Recheneinheit heran – wieviel Kunden in Bitcoin für eine Ware bezahlen müssen, ergibt sich aus dem aktuellen Wechselkurs und kann für das gleiche Gut von Tag zu Tag stark schwanken.
Hinzu kommen Probleme im Hinblick auf die Bewertbarkeit insbesondere bei kleineren Geldbeträgen: Waren im Centbereich wären nur einen Bruchteil einer Einheit in Bitcoin wert – das erschwert die Praktikabilität im tagtäglichen Warenverkehr und macht es Konsumenten schwer, den Wert einer Ware zu bewerten.
Bitcoin als Wertaufbewahrungsmittel
Beim dritten Merkmal von Fiatwährungen, ihrer Fähigkeit, als Wertaufbewahrungsmittel zu fungieren, kann der Bitcoin zumindest in Ansätzen punkten. Zwar steht der Kryptowährung auch hier die hohe Volatilität im Weg.
Die Kaufkraft des Bitcoin ist nicht stabil und kann von Tag zu Tag stark schwanken. Wer also heute Geld in Bitcoins investiert, kann morgen einen geringeren Wert im Depot haben.
Langfristig gesehen hat der Bitcoin aber kurioserweise um Welten besser performt als seine Fiatkollegen Euro und US-Dollar. Trotz starker Schwankungen und immer wieder erfolgter Einbrüche am Kryptomarkt, die teils auf die steigende Korrelation mit Techaktien, das unsichere Marktumfeld aber auch auf krypto-eigene Negativnachrichten zurückzuführen waren, sind Anleger mit Langfristinvestment in den Bitcoin gut gefahren.
Angesichts der Tatsache, dass es sich beim Konzept Kryptowährungen aber noch um ein vergleichsweise junges handelt, ist nicht abzusehen, ob diese Tendenz auch in den kommenden Jahren weiter anhalten wird.
Bitcoin stößt Diskussionen an
Nimmt man also Merkmale von Währungen als Grundlage, um zu ermitteln, wie stark der Bitcoin als Währung einzuordnen ist, wird klar: Der klassischen Definition zufolge ist der Bitcoin keine Gefahr für Euro, US-Dollar & Co.
Allein die Tatsache, dass der BTC aufgrund seines unregulierten, libertären Charakters nicht von Zentralbanken verwaltet und herausgegeben wird, macht ihn im aktuell vorherrschenden Währungssystem als Weltwährung untauglich. Denn ohne staatliche Regulierung wird eine Akzeptanz als Zahlungsmittel allein kaum möglich sein.
Dennoch kann der Bitcoin für das weltweite Währungssystem eine Bereicherung sein und ist es bereits heute. Allein die Existenz von Kryptowährungen hat die Diskussion um digitale Versionen von Fiatwährungen entfacht, weltweit befassen sich Währungshüter seitdem mit dem Konzept digitalen Zentralbankgeldes.
Es ist zu erwarten, dass digitale Währungen künftig Fuß fassen und auf Basis technologischer Weiterentwicklungen an Relevanz gewinnen werden.
Dass die Zentralbanken aber ihre Währungshoheit abgeben werden, ist nicht zu erwarten.
So wird sich auch digitales Zentralbankgeld (CBDC) weiter an den Kriterien für eine Währung messen lassen müssen.
Dass der Bitcoin unterdessen alle Währungsmerkmale erfüllt, scheint nach aktuellem Stand unwahrscheinlich.
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Quellen: PublicDomain/finanzen.net am 02.10.2022
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