Mariupol: Evakuierung oder Kapitulation? Wie Tatsachen verfälscht werden

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Der Soziologe Noah Carl kritisiert, dass viele westliche Medien die Tatsachen des Ukraine-Konflikts verfälschen.

Die Berichterstattung über den Ukraine-Konflikt ist ein Paradebeispiel dafür, wie Nachrichten manipuliert werden. Zwischen der Kriegsrealität und der Art und Weise wie darüber berichtet wird, herrschen oft starke Abweichungen.

Wie das Medienportal Daily Sceptic meldet, haben sich seit dem 16. Mai 959 ukrainische Kämpfer im Asow-Stahlwerk den russischen Streitkräften nach einem fast dreimonatigen Kampf ergeben.

Laut Daily Sceptic handelte es sich um eine Kapitulation. Es sei eindeutig, dass die ukrainischen Kämpfer, die dem Asow-Regiment angehören, in Bussen in das von Russland kontrollierte Gebiet in der Ostukraine gebracht wurden.

Lese man jedoch westliche Medien wie BBCCNN und die New York Times bekomme man einen anderen Eindruck. In diesen Medien sei das Geschehen als «Evakuierung» bezeichnet worden. Diese markiere das «Ende des Kampfeinsatzes», so Daily Sceptic.

Zum Beweis führt Daily Sceptic die folgenden Schlagzeilen auf:

  • Mariupol: Hunderte von belagerten ukrainischen Soldaten evakuiert – BBC
  • Hunderte ukrainische Soldaten nach 82-tägigem Angriff aus Stahlwerk in Mariupol evakuiert – The Guardian
  • Asowstal-Stahlwerk evakuiert: Ukraine beendet Kampfeinsatz in Mariupol – The Times
  • Die Schlacht um Mariupol nähert sich dem Ende, die Ukraine erklärt den Kampfeinsatz für beendet – CNN
  • Ukraine beendet blutige Schlacht um Mariupol; Asowstal-Kämpfer evakuiert – The Washington Post
  • Ukrainische Behörden erklären Kampfeinsatz in Mariupol nach wochenlanger russischer Belagerung für beendet – The New York Times

Das Medienportal weist darauf hin, dass eine Evakuierung bedeutet, dass man Boote, Flugzeuge oder Fahrzeuge schickt, um die eigenen Truppen aus einem feindlichen Gebiet wegzubringen.

Als Beispiel für eine Evakuierung nennt der Autor Dünkirchen. Eine Evakuierung liege nicht vor, wenn der Feind seine Truppen an einen Ort unter seiner Kontrolle transportiert, nachdem diese Truppen kapituliert haben. Das nenne man eine «Kapitulation».

Ein Grossteil der Medien berichtete zwar, dass die ukrainischen Kämpfer in ein von Russland besetztes Gebiet gebracht werden. In einigen der oben genannten Artikel tauche jedoch noch nicht einmal das Wort «Kapitulation» auf.

Diese Art der Berichterstattung erinnere an Muhammad Saeed al-Sahhaf alias «Comical Ali». Während der Invasion im Irak 2003 wurde er durch seine absurden Behauptungen über die US-Verluste bekannt.

Daily Sceptic betont, dass der Autor keine prorussische Position einnehme. Vielmehr gehe es darum, dass Journalisten eine Sprache verwenden sollten, die der Realität entspricht. Das werfe die Frage auf, warum die Journalisten das Geschehen mit offensichtlich irreführenden Begriffen beschreiben.

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Carl fielen zwei mögliche Gründe ein. Er mutmasst, dass die Journalisten die ukrainische Moral nicht verletzen wollen und die ukrainischen Soldaten an der Front westliche Medien lesen. Demnach könne die Sorge bestehen, dass sie entmutigt werden könnten, wenn sie die Schlagzeile «Mariupol-Truppe gibt auf» lesen.(Die NATO beginnt mit massiven militärischen Kriegsspielen nahe der russischen Grenze)

Der zweite mögliche Grund bestehe für Carl darin, dass sie nicht wollen, dass das westliche Publikum glaubt, dass die Ukraine ins Wanken gerät. In dem Fall könnte der Westen seine Militärhilfe einstellen und die Sanktionen aufheben.

«Ich behaupte nicht, dass die Ukraine schwankt – ich habe keine Ahnung, wer die Oberhand hat – , sondern nur, dass die Nachricht von einer Kapitulation das westliche Publikum glauben machen könnte, dass die Ukraine schwankt», schreibt Carl. Er hält von den beiden Gründen en ersten für plausibler.

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«Vielleicht haben alle Medien dieselbe Pressemitteilung erhalten, mit Hinweisen wie: Vermeiden Sie das Wort ‹Kapitulation›. Verwenden Sie stattdessen ‹Evakuierung›. Das ist natürlich reine Spekulation, aber ich wüsste nicht, wie sonst zu erklären wäre, warum so viele Medien und Institutionen eine so bizarre Sprache verwenden.»

Carl erinnert daran, dass sich ukrainische Kämpfer ergeben haben. Diese gehörten zu einem Regiment, das die westlichen Medien noch vor wenigen Jahren als «rechtsextrem» und sogar als «neonazistisch» bezeichnet hätten.

Daily Sceptic konstatiert, dass uns die Medien ein falsches Bild des schwersten bewaffneten Konflikts seit dem Kalten Krieg vermitteln. Erschwerend komme hinzu, dass sie sich in die Angelegenheiten einer ausländischen Regierung einmischen. Der Autor meint, dass sie sich dadurch auf einem sehr heiklen Terrain bewegen.

«Wir haben es hier nicht mit Klatsch und Tratsch über Prominente zu tun. Das westliche Publikum hat ein Recht darauf, genau über diesen Krieg informiert zu werden.».(Ukrainisch Roulette: Russische Angriffe auf NATO-Flugplätze seien eventuell „legitim“)

Die subtile Rhetorik der Propaganda

In Artikeln über den Ukraine-Konflikt tauchen häufig Unwahrheiten auf. Der Autor Edward Curtin analysiert im «OffGuardian» die Berichterstattung der Mainstream-Medien.

Seit Ende Februar läuft beim Thema Ukraine-Konflikt die Propagandamaschinerie der Mainstream-Medien auf Hochtouren. Der Autor Edward Curtin beleuchtet in einem im OffGuardian erschienen Artikel die subtile Rhetorik dieser Propaganda. Zunächst verweist Curtin auf einen Artikel der Journalistin Alice Speri.

Dieser nimmt den Ukraine-Krieg in den Fokus und ist auf dem vom Milliardär Pierre Omydiar finanzierten Medienportal The Intercept erschienen. Für Curtin ist das Portal ein Paradebeispiel für eine irreführende Berichterstattung. Wahrheit werde dort mit Unwahrheit vermischt, um ein «liberales» Narrativ zu vermitteln. Dieses unterstütze in Wirklichkeit die herrschenden Eliten, erwecke aber den Anschein, es richte sich gegen sie.

Der Autor sieht darin den üblichen Modus Operandi aller Mainstream-Medien. Sie alle würden auf ihre eigene ideologische und unaufrichtige Art und Weise berichten. Als Beispiele nennt er die New York TimesCBS, die Washington PostNew York Daily NewsFox NewsCNN und NBC.

Der Titel des oben genannten Artikels klang für Curtin zunächst zweideutig – «Die Linke in Europa steht vor einem Wiedererstarken der NATO nach Russlands Invasion in der Ukraine». Spätestens im vierten Absatz sei ihm jedoch klar geworden, worauf dieser Artikel hinauslaufen würde. Speri schreibt:

 

«Im Gegensatz [zum Irak] war es in der Ukraine Russland, das eine illegale, unprovozierte Invasion inszeniert hatte, und die von den USA geführte Unterstützung für die Ukraine wurde von vielen als entscheidend angesehen, um noch schlimmere Gräueltaten zu verhindern, als sie das russische Militär bereits begangen hatte.»

Curtin konstatiert, dass es in dem Artikel vordergründig um europäische Anti-Kriegs- und Anti-NATO-Aktivisten gehe. Diese befänden sich in einem Dilemma. Speri behaupte jedoch, dass sich die USA und die NATO über viele Jahre hinweg einer unrechtmässigen Expansion schuldig gemacht hätten. Curtin erinnert daran, dass Russland indes in der Ukraine und in Georgien als Aggressor fungiert und sich schrecklicher Kriegsverbrechen schuldig gemacht habe.

Curtin kritisiert, dass die Autorin den von den USA inszenierten Putsch im Jahr 2014 mit keiner Silbe erwähne. Unerwähnt blieben auch die von der CIA und dem Pentagon unterstützten Söldner in der Ukraine. Zudem blende die Autorin aus, dass die USA die neonazistischen Asow-Bataillons sowie die Angriffe der Ukraine auf den Donbass unterstützt habe.

«Die unsichere Reaktion der europäischen Friedensaktivisten ist sowohl Ausdruck einer brutalen, unprovozierten Invasion, die die Welt in Erstaunen versetzte, als auch einer Anti-Kriegs-Bewegung, die im Laufe der Jahre kleiner und marginalisierter geworden ist.

Die Linke sowohl in Europa als auch in den USA hat sich schwer getan, auf eine Welle der Unterstützung für die Ukraine zu reagieren. Diese steht im Widerspruch zu den jahrzehntelangen Bemühungen, Europa aus dem US-geführten Militärbündnis herauszulösen.»

Mit anderen Worten: Curtin zufolge ist der Artikel zwar in Antikriegsrhetorik verpackt. Dahinter stecke jedoch antirussische Propaganda. Diese Erkenntnis habe ihn wieder zum Nachdenken darüber gebracht, warum die Menschen so oft die Unwahrheiten in Artikeln übersehen, die in vielen Teilen wahrheitsgemäss und genau seien.

Wie kleine Samen würden die Unwahrheiten in die Berichte eingestreut. Von ihnen ginge eine magische Wirkung aus, die im Unterbewusstsein der Menschen auf einen fruchtbaren Boden fielen.

Curtin warnt davor, dass diese Unwahrheiten mit der Zeit weitaus mächtiger wirkten als krasse Aussagen, vor allem bei denjenigen, die denken, dass Propaganda bei ihnen nicht funktioniert. Die Macht der Propaganda bestehe darin, dass sie besonders gut bei «intellektuellen» und hochgebildeten Menschen funktioniere.

Weiterlesen (auf Englisch).

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Quellen: PublicDomain/transition-news.org am 19.05.2022

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4 comments on “Mariupol: Evakuierung oder Kapitulation? Wie Tatsachen verfälscht werden

  1. Grüne im Ukraine-Wahn: Jetzt muß ein Ukraine-Feiertag her!
    https://zuerst.de/2022/05/18/gruene-im-ukraine-wahn-jetzt-muss-ein-ukraine-feiertag-her/

    Der Ukraine-Hype in Deutschland treibt immer neue Blüten: die Berliner Grünen setzen sich jetzt für einen „einmaligen“ Feiertag am 24. August ein – als „Zeichen der Solidarität“ mit der Ukraine. So steht es in einem am Wochenende von den Berliner Grünen beschlossenen „Masterplan“.

  2. „Der Soziologe Noah Carl kritisiert, dass viele westliche Medien die Tatsachen des Ukraine-Konflikts verfälschen.“

    In fast – jedem Mainstream hierzulande ist aktuell von „Ergeben“ zu lesen.
    Sich vor dem Feind zu ergeben heißt Kapitulation vor dem Feind. Auf ukr. pages lese ich von der Aufgabe Mariupols seitens der Regierung Kiew. Die Stadt, bzw. was noch von ihr übrig ist, nämlich nichts, ergibt sich sozusagen.
    Bis auf das Kommando der Asow-Brigarden im Werk Asovstal, geführt von Prokopenko. Dieser redet nun von einer bevorstehenden „Aktion“ o.Ä. seinerseits.
    Ich vermute, das sich dieses Kommando mit einem großen Knall selbst wegsprengt wohl wissend das es eh vorbei ist. Denn ein Aufgeben vor dem Feind seitens der Führungsriege war für Faschisten nie eine Option wie aus dem WK2 bekannt. Man wird sehen.
    Kein ukr. Mensch braucht diese Leute wirkich.

    За Україну без фашистів – хай живе Україна !! 🇺🇦

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