Traumtänzerei beim Spiegel: „Deutschland könnte noch 2022 unabhängig von russischem Gas werden“

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Der Spiegel berichtet über eine Studie des DIW, die zu dem Schluss kommt, Deutschland könne noch dieses Jahr unabhängig von russischem Gas werden.

Wenn der Spiegel über Studien berichtet, dann weiß ich, dass ich diese Studien genau lesen muss. So auch dieses Mal. Der Spiegel hat unter der Überschrift „DIW-Studie – Deutschland könnte noch 2022 unabhängig von russischem Gas werden“ einen Artikel zusammengezimmert, den man nur als „Traumtänzerei“ oder auch „Leserverdummung“ bezeichnen kann. Das schauen wir uns gleich an. Von Thomas Röper

Zunächst möchte ich ein paar allgemeine Worte über die DIW-Studie verlieren, denn sie macht einen generellen Fehler in all ihren Annahmen. Sie geht im Kern davon aus, dass Deutschland seine Importe aus anderen Quellen auf das Maximum erhöhen könne und nennt dafür diverse Quellen. Das Problem dabei ist, dass das in allen Fällen zu Lasten anderer Länder geht.

Die wollen aber auch Gas haben. Die Studie berücksichtigt also nicht, woher denn zum Beispiel Asien sein Gas nehmen soll, wenn Deutschland und Europa das Flüssiggas aufkaufen, das bisher nach Asien gegangen ist.

Die Tatsache, dass die Studie sich voll auf Deutschland, noch nicht einmal auf Europa und schon gar nicht auf Asien, konzentriert, ist der Kardinalfehler der Studie. Sie sagt quasi: Deutschland nimmt allen das Gas weg und die lassen sich das auch gefallen. So wird das in der Realität aber kaum funktionieren.

Das stört aber den Spiegel nicht, der den Artikel in seiner anti-russischen Euphorie mit folgender Einleitung beginnt:

„Wirtschaftsminister Habeck geht davon aus, dass sich Deutschland erst Mitte 2024 von russischem Gas emanzipieren kann. Das DIW hält eine unabhängige Versorgung bereits bis zum kommenden Winter für machbar.“

Importe aus Wolkenkuckucksheim erhöhen

Darüber, wie das funktionieren soll, steht im Spiegel zum Beispiel geschrieben:

„Für einen schnelleren Abschied ist der Studie zufolge noch nicht mal erforderlich, dass Deutschland eigene Terminals für das von anderen Förderstaaten per Schiff gelieferte Flüssiggas (LNG) baut.(Deutschland – nach Frühwarnstufe und Gas-Notfallplan nun Gas und Diesel-Rationierungen)

 

»Der Bau von LNG-Importterminals an der Küste ist aufgrund der langen Bauzeiten und dem mittelfristig stark rückläufigen Erdgasbedarf nicht sinnvoll«, schreibt das Autorenteam Robin Sogalla, Christian von Hirschhausen, Franziska Holz und Claudia Kemfert. Stattdessen sollten die Erdgasimporte aus klassischen Lieferländern wie Norwegen oder den Niederlanden deutlich ausgeweitet werden.“

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Wenn das mal so einfach wäre. Aber schauen wir uns das im Detail an. Dazu schreibt der Spiegel zum Beispiel:

„Allein durch mehr Importe aus Norwegen könnten etwa ein Fünftel der bisherigen russischen Einfuhren von mehr als 50 Milliarden Kubikmeter pro Jahr ersetzt werden, die bislang etwa 55 Prozent der gesamten Gasimporte ausmachen.“(Krisenstab Gas: Wer wird als Erster abgeschaltet?)

Das wäre schön, wenn das so einfach wäre. In der Studie steht das nämlich ein bisschen anders zu lesen. Dort erfahren wir, dass Norwegen seine Lieferungen erstens kaum nennenswert erhöhen kann und dass es zweitens de facto seine Lieferungen nach Deutschland sogar senken wird, weil es eine neue Pipeline Richtung Polen in Betrieb nimmt, die einen Teil des Gases, das bisher nach Deutschland gegangen ist, nach Osteuropa hin pumpt.

Besonders hoffnungsvoll klingt dann folgendes:

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„Auch könnten die bereits vorhandenen LNG-Terminals in den Niederlanden (Rotterdam), Belgien (Zeebrugge) und Frankreich (Dunkerque) genutzt werden, um mehr Flüssiggas über das europäische Pipelinenetz nach Deutschland zu leiten, heißt es. Dadurch könnte mehr als ein Viertel des russischen Imports wegfallen.“

Auch das ist Fantasie und steht nur als theoretischer Maximalwert in der Studie. Tatsächlich sagt die Studie, dass die Niederlande selbst Probleme haben, weil ihre eigene Förderung zurückgeht und sie selbst viel Gas aus Russland importieren. Beides müssen die Niederlande erst einmal für den Eigenbedarf kompensieren, bevor man in der Praxis darüber reden kann, dass von dort Flüssiggas nach Deutschland fließt.

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4 comments on “Traumtänzerei beim Spiegel: „Deutschland könnte noch 2022 unabhängig von russischem Gas werden“

  1. War mir von AN-fang an klar, dass es darauf hinauslaufen soll, uns von US-Drecks-Flüssiggas/Frackinggas abhängig zu machen, damit sie uns auch damit völlig in der Hand haben, uns mit astronomischen Preisen abzocken und bei jedem Mucks die Lieferung sofort stoppen können.

    https://www.wiwo.de/technologie/wirtschaft-von-oben/wirtschaft-von-oben-153-lng-macht-usa-hier-steckt-das-gas-das-europa-unabhaengig-von-putin-machen-soll/28239556.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

    Die haben wirklich keine einziges Tässchen mehr in ihrem Küchenschrank – für soviel Wahnsinn gibt es keine Worte mehr – selbst Wahnsinn beschreibt deren Zustand nicht mehr treffend. – Das ist was, wofür es wirklich keine treffenden Worte mehr gibt – m. E..

    Naja – vielleicht kommt dann ja doch eine Super-Nova statt einer Mikro-Nova und vielleicht kommt sie schneller als gedacht und dann hätte sich der ganze astronomische Wahnsinn von alleine erledigt.

  2. Denke Frackinggas ist zu vernachlässigen, die Mengen würden nicht mal für eine Stadt ausreichen.
    Denke Das amerikanische Flüssiggas kommt nicht aus Amerika, das wird gleich nebenan in Russland eingekauft, und und für einen vielfachen Preis an die Europäer weiterverkauft.
    So oder so es ist immer russisches Gas.

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