Smartphones sind die Zigaretten des 21. Jahrhunderts

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Es dauerte fast 50 Jahre, bis die Zigarette als gesundheitsschädlich galt – passiert uns das gleiche mit EMF? In diesem Artikel erfahren Sie, wie es überhaupt dazu kommen konnte, dass sich elektromagnetische Strahlungen ungehindert ausbreiten konnten und welche schmutzigen Parallelen zur Tabakindustrie bestehen.

Die Geschichte, wie elektromagnetische Felder zu einem dermaßen wichtigen Bestandteil unserer Umgebung wurden – trotz zunehmender Beweise, dass sie für den Menschen und die Umwelt schädlich sind, weist viele Gemeinsamkeiten mit der Geschichte des Tabakkonsums auf.

Die Tabakindustrie hat früher ganz ähnliche Strategien angewendet, wie die Mobilfunkindustrie es heute tut: Alles abstreiten, zu allem schweigen, auch wenn eine überwältigende Vielzahl wissenschaftlicher Fakten belegen, dass Zigaretten dem Körper und der Gesundheit schaden. Ich glaube, wenn Ihnen erst einmal bewusst wird, wie groß die Parallelen zwischen Tabak- und Mobilfunkbranche sind, werden Sie sehr gründlich darüber nachdenken, wie oft Sie künftig noch Ihr Handy und andere Mobilfunkgeräte nutzen.

Wenn Sie sich ausführlich über die niederträchtigen Strategien informieren möchten, die die Tabakindustrie mit viel Erfolg und Geschicklichkeit einsetzte und die dazu führten, dass Millionen Menschen vorzeitig verstarben, empfehle ich Ihnen den umfassenden Überblick mit dem Titel »Inventing Conflicts of Interest: A History of Tobacco Industry Tactics«1, den Professor Allan M. Brandt von der Harvard University zusammengestellt hat.

Die Tabakindustrie belog die Öffentlichkeit jahrzehntelang vorsätzlich

Bereits in den 1950er-Jahren lag eine beeindruckende Menge wissenschaftlicher Beweise dafür vor, dass das Rauchen schwere Krankheiten an Lunge und Herz verursachen kann. Dennoch dauerte es weitere 50 Jahre, bis die gesundheitlichen Bedenken so groß wurden, dass die Zahl der Raucher deutlich zurückging. Wie konnten wir dermaßen lange im Dunkeln tappen?

Ihre Vorgaben erhielten die Tabakunternehmen während dieser ganzen Zeit von Hill+Knowlton Strategies, jener PR-Firma, die sie in den 1950er- Jahren mit ihrer Öffentlichkeitsarbeit beauftragt hatten. Anstatt das im Vorhinein verlorene Spiel der Faktenleugnung zu spielen, entwickelte Hill+Knowlton geniale Strategien, von denen sich die Mobilfunkbranche später einiges abschauen sollte.

Sehen wir uns ein Dokument von damals an, das der Öffentlichkeit zugespielt wurde und zeigt, welche Ziele der Zigarettenhersteller Brown & Williamson verfolgte.2 Die Stichpunkte sind ausgesprochen aufschlussreich:

Ziel Nr. 1:

In den Köpfen von Millionen muss die falsche Überzeugung zerstreut werden, dass der Genuss von Zigaretten Lungenkrebs und andere Krankheiten nach sich zieht. Diese Überzeugung basiert auf fanatischen Annahmen, verleumderischen Gerüchten, haltlosen Behauptungen und den unwissenschaftlichen Aussagen und Spekulationen von Opportunisten, die sich ins Rampenlicht drängen wollen.(5G-Netz: Experte warnt vor Folgen – spannungsabhängige Calciumkanäle und Auswirkungen auf die Gesundheit)

Ziel Nr. 2:

Der Zusammenhang zwischen Zigarette und Krebs ist schnellstmöglich zu unterbinden. Die Zigarette muss in den Köpfen der Männer und Frauen, die sich in der freien amerikanischen Marktwirtschaft bewegen, wieder den ihr zustehenden würdevollen und akzeptierten Platz einnehmen.

Ziel Nr. 3:

Es muss deutlich gemacht werden, dass der unglaubliche, beispiellose und ruchlose Angriff auf die Zigarette die größte Verleumdung und Rufschädigung darstellt, der ein Produkt in der Geschichte der freien Marktwirtschaft jemals ausgesetzt war. […]

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Ziel Nr. 4:

Das Grundmuster der heimtückischen und fortschreitenden Angriffe auf Amerikas System der freien Marktwirtschaft muss aufgedeckt werden. Diese düstere Formel untergräbt langsam die amerikanische Geschäftswelt, und die Zigarette ist offenkundig als eines der Versuchsziele ausgewählt worden.

Die Firmen finanzieren verzerrte Forschung

Die Branche bezahlte Wissenschaftler direkt dafür, Studien durchzuführen. So konnte sie sich Forscher herauspicken, die ohnehin dazu neigten, an die Unschädlichkeit von Zigaretten zu glauben. Dadurch sorgten die Tabakkonzerne außerdem für Interessenkonflikte, denn selbst unvoreingenommene Forscher können sich davon beeinflussen lassen, dass sie ihre Geldgeber bei guter Laune halten wollen.

Im Jahr 1997 beispielsweise führten Wissenschaftler des Washington College im US-Bundesstaat Maryland 91 Studien durch, bei denen es um eine mögliche Verbindung zwischen Tabak und kognitiven Leistungen ging. Dabei stellte sich heraus, dass jene Studien, die finanziell von der Tabakindustrie unterstützt worden waren, zu deutlich anderen Schlussfolgerungen gelangten als die, bei denen kein Geld geflossen war. Die Autoren der Vergleichsstudie schrieben:

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»Unsere Analyse zeigt: Forscher, die von der Tabakindustrie unterstützt wurden, gelangten mit einer spürbar höheren Wahrscheinlichkeit zu einem Ergebnis, das zugunsten der Tabakindustrie ausfiel, als diejenigen Forscher, die ohne Unterstützung der Branche auskamen.«3

Indem sie massiv Studien auf den Markt warfen, konnten die Tabakunternehmen behaupten, es gäbe keine eindeutigen Erkenntnisse, was die gesundheitlichen Folgen des Tabakkonsums angehe, während sie sich gleichzeitig als jemand präsentieren konnten, dem das öffentliche Wohl sehr am Herzen liegt.4

Bereits 1964 kam der amerikanische Generalarzt in einem Bericht, für den 7.000 Artikel über den Zusammenhang von Rauchen und Krankheiten überprüft worden waren, zu dem Schluss, dass Zigarettenrauch bei Männern Lungenkrebs und Kehlkopfkrebs verursacht und bei Frauen wahrscheinlich Lungenkrebs.

Dennoch führte dieser Bericht nicht dazu, dass die Regierung neue Bestimmungen erließ oder die Nachfrage nach Tabak nachließ, sondern die Tabakindustrie nahm diesen Report zum Anlass, noch mehr Studien zu finanzieren. Diese Vorgehensweise hatte einen weitreichenden und langanhaltenden Sekundäreffekt, denn sie weckte Zweifel an der Wissenschaft selbst.

Der Forschungsbereich wurde zum Schlachtfeld im PR-Krieg, und mit diesem Schritt schuf die Tabakindustrie einen zerstörerischen Präzedenzfall, der später bei Debatten um Themen wie Lebensmittel, globale Erwärmung oder Arzneimittel zum Tragen kommen sollte.5 Und ja, auch bei den Diskussionen um elektromagnetische Felder.

Interessenkonflikte

Man könnte meinen, dass sich die Mobilfunkindustrie sehr genau angesehen hat, mit welchen Strategien die Tabakbranche über 50 Jahre lang erfolgreich bestritten hatte, dass von ihren Produkten gesundheitliche Risiken ausgingen. Und tatsächlich haben viele große Namen der Mobilfunkindustrie in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Dienste von Hill+Knowlton in Anspruch genommen, darunter Motorola und Virgin Mobile sowie eine ganze Reihe weiterer Technologiefirmen aus der Branche.

In dieser Zeit haben Telekommunikationsunternehmen auch regelmäßig Studien finanziert, die sich mit den gesundheitlichen Risiken ihrer Mobilfunkgeräte befassten – genauso, wie es zuvor die Tabakfirmen für ihre Produkte getan hatten. Nach außen hin scheint es sich um ein Vorgehen zu handeln, das zum Schutz des Verbrauchers gedacht ist.

Doch wissen wir inzwischen, dass dann, wenn ein Unternehmen in Studien seine eigenen Produkte untersuchen lässt, ein mächtiger Interessenkonflikt entsteht, der die Resultate der Studien zugunsten derjenigen verzerrt, die das Geld für die Studie bereitgestellt haben.9

Massive Anstrengungen, positive Studien anfertigen zu lassen, unternahm ab 1994 der Mobilfunk-Branchenverband CTIA, der damals von Tom Wheeler geleitet wurde (diesen Namen sollten wir uns merken, denn er stieg 2013 zum Vorsitzenden der FCC auf). Vorausgegangen war eine Klage von David Reynard gegen den Mobiltelefonhersteller NEC Corporation of America.

Ende 1993 war Reynard zu Gast in der Fernsehsendung Larry King Live gewesen, wo er erzählte, dass seine Frau regelmäßig ein Mobiltelefon von NEC verwendet und einen Gehirntumor bekommen hatte, an dem sie schließlich verstarb.

Für Reynard war ganz klar, dass es eine Verbindung zwischen der Handynutzung und der Krebserkrankung gab, und er forderte eine Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen. Seine Geschichte schlug starke Wellen, und die Aktien von Telekomunternehmen sausten in den Keller.

Die CTIA erwählte Dr. George Carlo dazu, ein Gegen-Narrativ zu entwerfen. Carlo war bekannt dafür, dass seine Studien industriefreundliche Ergebnisse zeitigten, und so wurde er zum Gründervater von Wireless Technology Research (WTR) gekürt, einer von der Branche finanzierten Forschungseinrichtung.

Bevor er WTR übernahm, hatte Carlo Untersuchungen zur Sicherheit von Brustimplantaten sowie der Belastung mit geringen Mengen Dioxin angestellt. In beiden Fällen unterstützte ihn dabei die jeweilige Branche finanziell, und in beiden Fällen stellte er nur minimale oder gar keine gesundheitlichen Risiken fest.

Die CTIA dürfte Carlo für die perfekte Wahl gehalten haben, die Mobilfunkindustrie bei ihren Bemühungen zu unterstützen, das Wasser zumindest zu trüben, wenn es schon nicht gelang, wissenschaftliche Erkenntnisse bezüglich der Schädlichkeit ihrer Produkte völlig zu widerlegen.

Doch es sollte anders kommen, denn Carlo warnte die Manager der Mobilfunkbranche vor den Risiken, die von ihren Produkten ausgingen.

27 Millionen Dollar ließ die Branche Carlo in den späten 1990er- und frühen 2000er-Jahren zukommen, damit er die gesundheitlichen Risiken elektromagnetischer Felder untersuchte – und Hunderte widersprüchlicher Studien entstanden während dieser Zeit.

Ironischerweise verlor Carlo mit der Zeit seine Illusionen. 2007 räumte er in einem Papier ein, dass die Strategie der Branche darin bestünde, »risikoarme Studien zu finanzieren, bei denen ein positiver Ausgang gewiss war, und mithilfe dieser Studien Medien und Öffentlichkeit einzureden, dass sich Mobiltelefone als sicher erwiesen haben, auch wenn die tatsächliche Forschung nichts Derartiges bewiesen hatte«.10

Andere Forscher gelangten um diese Zeit herum zu ähnlichen Schlussfolgerungen. Einer davon war Henry Lai, Professor für Bioengineering an der Universität Washington. Er hatte festgestellt, dass eine Strahlenbelastung, die derjenigen ähnelte, die von Mobiltelefonen abgesondert wird, das Erbgut schädigen kann.(Studie: 5G-Strahlung verursacht Symptome des „Mikrowellensyndroms)

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2006 untersuchte Lai 326 Studien aus den Jahren 1990–2006, die der Frage nachgegangen waren, wie sicher die von Mobiltelefonen emittierte Strahlung ist.

Er stellte fest, dass 44 Prozent der Studien keine schädlichen Auswirkungen feststellten, 56 Prozent hingegen schon. Und jetzt wird es interessant: Lai stufte die Studien danach ein, wer sie finanziert hatte, und kam damit zu einem völlig anderen Bild. 67 Prozent der unabhängig finanzierten Studien stellten schädliche Auswirkungen fest, bei den von der Branche finanzierten Studien hingegen waren es nur 28 Prozent.11

Diese bahnbrechende Erkenntnis brachte andere dazu, sich ausführlicher mit der Beziehung zwischen Finanzierung und Ergebnissen auseinanderzusetzen. Im Jahr 2008 nahmen sich Schweizer Forscher um Dr. Anke Huss 59 Studien vor, bei denen es um die biologischen Folgen einer Belastung mit Mobilfunkstrahlen ging. Ihr Ergebnis war, dass 82 Prozent der vom Staat und anderen unabhängigen Einrichtungen finanzierten Studien negative Auswirkungen feststellten, bei den von der Branche finanziell unterstützten Arbeiten dagegen waren es nur 33 Prozent.12

Der steinige Weg von »potenziell krebserregend« bis »wahrscheinlich krebserregend«

Im Jahr 1992 verabschiedete der Kongress das Gesetz »Energy Policy Act«, in dem unter anderem Mittel für eine 5-jährige Untersuchung der möglichen Gesundheitsrisiken elektromagnetischer Felder bereitgestellt wurden. Verantwortlich für diese Untersuchung war eine Gruppe von nahezu dreißig Wissenschaftlern, die das National Institute of Environmental Health Sciences ausgewählt hatte. 1998 legte das NIEHS einen 532 Seiten langen Bericht vor, in dem die Experten mit neunzehn zu neun Stimmen dafür plädierten, elektromagnetische Felder als »möglicherweise karzinogen« einzustufen.18

Erneut wurde Kritik an dem Bericht laut, erneut wurden in größerem Rahmen Mittel für eine weitere Forschungsarbeit bereitgestellt. 2000 begann die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) in dreizehn Ländern mit der auf 10 Jahre angelegten und 30 Millionen Dollar teuren Interphone-Studie.

Dabei wurde ganz speziell untersucht, ob und wie sich die Strahlung von Mobiltelefonen auf die Entwicklung von Gehirntumoren auswirkt. Als die Ergebnisse der Interphone-Studie endlich (Jahre hinter dem Zeitplan liegend) veröffentlicht wurden, schienen die Forscher für Handynutzer insgesamt kein erhöhtes Gehirntumorrisiko festgestellt zu haben. Und auf diesen Aspekt konzentrierte sich der Großteil der Mainstreampresse bei ihrer Berichterstattung.

Was die Forscher allerdings durchaus erkannt hatten, war ein bei »Vielnutzern« nach 10 Jahren Handynutzung schätzungsweise 80 Prozent höheres Risiko von Gliomen, einer lebensgefährlichen und häufig tödlich endenden Form von Gehirntumor.

Und wie definierten die Autoren der Studie einen Vielnutzer? Als jemand, der sein Handy ungefähr 2 Stunden nutzte – im Monat!

In der Zeit, in der diese Studie durchgeführt wurde (1999–2004), war die Handynutzung noch nicht dermaßen explodiert wie heute.

Doch diese wichtige Erkenntnis sorgte außer bei der IARC kaum für Aufmerksamkeit. Sie lud im Mai 2011 insgesamt 31 Wissenschaftler aus vierzehn Nationen zu einer Arbeitsgruppe ein. Das Gremium sichtete sämtliche zur Verfügung stehende wissenschaftliche Literatur und achtete dabei ganz besonders auf Studien, die untersuchten, welche Folgen der Kontakt von Verbrauchern mit Mobiltelefonen hatte, welche Folgen der berufsbedingte Kontakt mit Radar und Mikrowellen hatte oder welche Folgen die Belastung durch Radio-, Fernseh- und Mobilfunksignale aus der Umwelt mit sich brachte.

Im Rahmen dieser Übersichtsarbeit war die Interphone-Studie ebenso ein Thema wie eine Studie, die der führende Gehirntumor-Experte Lennart Hardell veröffentlicht hatte, Professor für Onkologie und Krebsepidemiologie am Universitätskrankenhaus im schwedischen Ørebro. Dr. Hardell hatte festgestellt, dass sich nach 10 Jahren Mobilfunknutzung das Risiko, an einem Gehirntumor zu erkranken, je nach Art des Tumors verdoppelt oder sogar verdreifacht hatte.19

„Mobilfunkstrahlung fällt damit in dieselbe Kategorie wie beispielsweise das Unkrautvernichtungsmittel DDT, Blei, die Abgase von Benzinmotoren, brennende Kohle sowie Chemikalien, die bei chemischer Reinigung zum Einsatz kommen.“

Vor allem als Reaktion auf diese Übersichtsarbeit gelangte die Internationale Agentur für Krebsforschung schließlich zu der Einschätzung, dass die Belastung durch Mobilfunkstrahlung »möglicherweise für Menschen karzinogen« ist, und stufte sie in der Kategorie 2B ein. Mobilfunkstrahlung fällt damit in dieselbe Kategorie wie beispielsweise das Unkrautvernichtungsmittel DDT, Blei, die Abgase von Benzinmotoren, brennende Kohle sowie Chemikalien, die bei chemischer Reinigung zum Einsatz kommen. Wenn es darum geht, festzustellen, dass Mobilfunkstrahlung Schaden anrichten kann, war dies ein wichtiger Schritt, aber die IARC ging nicht so weit, Mikrowellenstrahlung und elektromagnetische Felder in die Kategorie 2A (»wahrscheinlich karzinogen«), also eine Stufe gefährlicher einzuordnen.

eit damals hält sich US-Regierung eher bedeckt, wenn es darum geht, die Öffentlichkeit über die Gefahren der Handynutzung aufzuklären. 2014 aktualisierte die Gesundheitsbehörde CDC ihre Website, wo es nun heißt: »Wir empfehlen einen zurückhaltenden Umgang mit Mobiltelefonen.« Nur wenige Wochen später wurde diese Formulierung allerdings wieder entfernt, genauso wie der Text, in dem ausdrücklich vor den erhöhten gesundheitlichen Risiken für Kinder gewarnt wurde.20

Die beständigste Stimme der Vernunft bei diesem Thema ist die der wissenschaftlichen Gemeinde. 2015 verfassten 190 EMF-Fachleute aus 39 Ländern einen an die Vereinten Nationen gerichteten »Internationalen Appell«. Darin fordern sie die Weltgesundheitsbehörde auf, »bei der Entwicklung von EMF-Richtlinien, die tatsächlich einen wirksamen Schutz gewähren …, in effektiver Weise die Führung zu übernehmen«.21 Der inzwischen verstorbene Dr. Martin Blank stellte als Sprecher den Appell vor:

»Wir sind Wissenschaftler, die sich mit der Untersuchung biologischer und gesundheitlicher Wirkungen nichtionisierender elektromagnetischer Felder (EMF) befassen. Basierend auf den von Experten begutachteten Publikationen sind wir im Hinblick auf die allgegenwärtige und stetig zunehmende Exposition gegenüber EMF, die von Elektroanlagen und Funkgeräten ausgehen, in großer Besorgnis.«

Zweifel ist deren Geschäft

»Zweifel ist unser Geschäft« lautet die treffende Zusammenfassung dieser Strategie. Geschrieben hat diesen Satz 1969 ein Manager von Brown & Williamson, damals ein großer Tabakkonzern, in einem internen Memorandum.22 Zweifel ist auch das Geschäft der Mobilfunkindustrie.

Die Mobilfunkbranche hat von Big Tobacco gelernt, dass sie die Vorstellung, ihre Produkte könnten gesundheitliche Risiken mit sich bringen, gar nicht widerlegen muss. Es reicht, wenn sie genügend abweichende Beweise vorlegt, sodass sich die Verbraucher in einem falschen Gefühl der Sicherheit wiegen können. Diese Taktik sichert nicht nur den Umsatz, mit ihr lassen sich auch regulatorische Einschränkungen vermeiden und man kann die Schuld an Krankheiten oder Todesfällen von sich weisen.

Während die Welt darauf wartet, dass die Beweislage eindeutig wird, dienen Sie, Ihre Angehörigen und unsere gesamte Gesellschaft als Versuchskaninchen in einem Experiment, das imstande ist, künftigen Generationen möglicherweise unüberwindbare gesundheitliche Belastungen aufzubürden.

Genau wie die Tabakindustrie vor ihr wird die Mobilfunkindustrie ihre Strategie beibehalten und behaupten, dass es in der Wissenschaft keinen Konsens gibt und wir weiterführende Forschung brauchen. Sie wird weiterhin sämtliche Verbindungen zwischen ihren Produkten und Krebserkrankungen zurückweisen, während die Menge an gegenteiligen Beweisen langsam und stetig zunimmt – genauso, wie es beim Rauchen der Fall war.

„Liegt Ihnen Ihre Gesundheit am Herzen, müssen Sie jetzt handeln. Schützen Sie sich und Ihre Lieben!“

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Verweise:

  1. Brandt A: »Inventing conflicts of interest: a history of tobacco industry tactics«, American Journal of Public Health, Januar 2012, Vol. 102, Nr. 1, S. 63– 71, doi: 10.2105/AJPH.2011.300292.
  2. Glantz S, Slade J., Bero L et al.: »The Cigarette Papers«, University of California Press, 1998, S. 188.
  3. Turner C, Spilich G: »Research into Smoking or Nicotine and Human Cognitive Performance: does the source of funding make a difference?« Addiction, November 1997, Vol. 92, Nr. 11, S. 1423–6.
  4. Turner C, Spilich G: »Research into Smoking or Nicotine and Human Cogni­tive Performance: does the source of funding make a difference?« Addiction, November 1997, Vol. 92, Nr. 11, S. 1423–6.
  5. Brownell K, Warner K: »The perils of history: Big Tobacco played dirty and millions died. How similar is Big Food?« Milbank Quarterly, März 2009, Vol. 87, Nr. 1, S. 259–94, doi: 10.1111/j.1468-0009.2009.00555.x.
  6. Broder J: »Cigarette maker concedes smoking can cause cancer« New York Times, März 1997.
  7. Dugan A.: »In U.S., Smoking Hits New Low at 16%«, Gallup, 24. Juli 2018.
  8. Centers for Disease Control and Prevention: »Smoking Leads to Disease and Disability and Harms Nearly Every Organ of the Body«, cdc.gov, 6. Februar 2019.
  9. Velicer C, Helen G, Glantz S: »Tobacco papers and tobacco industry ties in regulatory toxicology and pharmacology«, Journal of Public Health Policy, Februar 2018, Vol. 39, Nr. 1, S. 34-48, doi: 10.1057/s41271-017-0096-6.;
    Liu J, Bell C, Matelski J et al.: »Payments by US pharmaceutical and medical device manufacturers to US medical journal editors: retrospective observational study«, BMJ, 26. Oktober 2017, Vol. 359, Nr. j4619, doi: 10.1136/bmj.j4619.;
    Friedman L, Friedmann M: »Financial Conflicts of Interest and Study Results in Environmental and Occupational Health Research«, Journal of Occupational and Environmental Medicine, März 2016, Vol. 58, Nr. 3, S. 238-47; DOI: 10.1097/ JOM.0000000000000671.
  10. Carlo G: »The Latest Reassurance Ruse about Cell Phones and Cancer«, Journal of the Australasian College of Nutritional and Environmental Medicine, April 2007, Vol. 26, Nr. 1.
  11. O. A.: »A Report on Non-Iodizing Radiation«, Microwave News, Juli 2006, Vol. 26, Nr. 4.
  12. Huss A, Egger M, Hug K et al.: »Source of funding and results of studies of health effects of mobile phone use: systematic review of experimental studies« in: Ciência & Saúde Coletiva, 2008, Vol. 13, Nr. 3, doi: 10.1590/S1413-81232008000300022.
  13. O. A.: »Telecommunications«, Cornell Law School’s Legal Information Institute.
  14. Ketcham C.: »Warning: Your Cell Phone May Be Hazardous to Your Health«, GQ, 26. Januar 2010.
  15. Lathro, D.: »From Government Service to Private Practice: Writers of Telecom Law Move to K Street«, Center for Public Integrity, Oktober 2004;
  16. Moskowitz J: »Cell Phones, Cell Towers, and Wireless Safety«, youtube.com, März 2019.
  17. Kotch of Sludge A.: »Revealed: How US Senators Invest in Firms They Are Supposed to Regulate«,The Guardian, 19. September 2019.
  18. Portier C, Wolfe M: »Assessment of Health Effects from Exposure to Power-Line Frequency Electric and Magnetic Fields«, National Institute of Environmental Health Sciences of the National Institutes of Health, 1998.
  19. Hardell L., Carlberg M., Mild K: »Pooled analysis of case-control studies on malignant brain tumours and the use of mobile and cordless phones including living and deceased subjects«, International Journal of Oncology, Mai 2011, Vol. 38, Nr. 5, S. 1465–74, doi: 10.3892/ijo.2011.947.
  20. Hakim D.: »At C.D.C., a Debate Behind Recommendations on Cellphone Risk«, New York Times, Januar 2016.
  21. O. A.: »International Appeal: Scientists Call for Protection from Non-Ionizing Electromagnetic Field Exposure«, www.emfscientist.org, 21. September 2019.
  22. Internes Brown-&-Williamson-Memo, industrydocumentslibrary.ucsf.edu, 21. August 1969.

Quellen: PublicDomain/naturstoff-medizin.de am 20.04.2022

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2 comments on “Smartphones sind die Zigaretten des 21. Jahrhunderts

  1. Seit 10 – 15 Jahren bin ich vom Fernseher weg.
    Seit 9 oder 10 Jahren bin ich vom Alk. weg.
    Seit fast 3 Jahren von der Kippe.
    Seit über 1 Jahr vom Energy Drink.
    Vom Handy bin ich seit 3 Jahren weg, wirklich genutzt habe ich es nie.
    Am Ende hat der Hammer zugeschlagen.
    Vom Instand Kaffee bin ich seit 2 Tagen weg. Mach ich mal Pause.
    Seit gestern mach ich wieder bissel Sport. Heute tun mir die Arme weh.
    Irgendwann kommt der Tag, an dem ich dann auch hoffentlich vom Internet weg bin.
    Und dann von der Erde. Und vom All.

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