Zu den vermeintlich imaginären Gestalten aus alten Überlieferungen gehören auch Menschen – oder überirdische Wesen in menschlicher Gestalt – mit blauer, bisweilen auch grüner, Hautfarbe. Gerade eine blaue Tönung der Haut scheint in ferner Vergangenheit als Zeichen „erhabener Abstammung“ gewertet worden zu sein und auch heute noch gilt „blaues Blut“ im europäischen Kulturkreis als Synonym für adlige und vornehme Herkunft.
Die bekanntesten Beispiele für ‚blaue Erhabene‘ finden wir in der indischen Religion und Mythologie, in der einige der höchsten Gottheiten, wie Vishnu und Krishna in dieser Weise dargestellt werden.
Doch die Sache hat einen ‚Haken‘: Diese blaue Darstellungsweise wurde nämlich erst vor wenigen hundert Jahren in Indien eingeführt. Einen ernsthaften Beleg dafür, dass die Hindus schon in früheren Zeiten Kontakte zu „blauhäutigen“ Wesenheiten außergewöhnlicher Natur hatten, stellen diese religiösen Abbildungen nicht dar.
Doch nicht nur in Bezug auf das indische Pantheon finden wir Hinweise auf „blaue Götter“. Robert Charroux berichtete 1963 in „Histoire inconnue des hommes depuis cent mille ans“ über einen Artikel, der 1960 in der Zeitschrift ‚Atlantis‘ (herausgegeben von Egerton Sykes) erschienen ist.
Aus dem gleichen Jahr stammt, so Charroux, auch ein entsprechender Beitrag in einer – ungenannten – russischen Publikation, „der sich auf die Erzählungen des ägyptischen Historikers Manethon, auf Herodot, auf die Inschriften des Papyrus von Turin und des Steins von Palermo stützte und gleichzeitig für die Lösung des Rätsels von Atlantis und für die Ankunft von Bewohnern anderer Planeten auf der Erde bedeutungsvoll ist“.
In diesen Beiträgen erinnerten die russischen Autoren und der Archäologe Henry Bac „an Platon, der den Atlantiden eine außerirdische Herkunft zuschrieb, und stellten die Frage: Waren die Atlantiden ein blaublütiges Volk?“
Die Autoren folgen u.a. auch der Hypothese, die Atlantiden seinen die eigentlichen Begründer der der ägyptischen Kultur gewesen (vergl. dazu auch: Die Entstehung von Ober- und Unter-Ägypten in diffusionistischer Sicht; und zu Verbindungen zwischen indischer und altägyptischer Kultur: Ägypten und das alte Indus-Empire): „12 000 Jahre vor unserer Zeitrechnung waren die ältesten Herrscher der göttlichen Dynastien – reinrassige [sic!; d. Red.] Atlantiden. Die Ägypter (fährt Henry Bac fort) führten die Bilder auf ihren Fresken mit großer Sorgfalt aus und achteten dabei besonders auf die Farben. Nun, mit welchen Farben malten sie ihre Götter?“
Weiter heißt es bei Charroux zur Beantwortung dieser Frage: „Wenn Osiris, der Gott der wiedererwachten Vegetation, grün war, Thot entweder grün oder blaßblau, so waren Ammon und Schu ausgesprochen blaue Götter. Warum war nun diese Farbe den ägyptischen Göttern vorbehalten? Wir halten nur eine Antwort für möglich: Diese waren entweder Nachkommen eines Volkes mit blauer Hautfarbe oder wurden als solche betrachtet.
Als Osiris und Thot nach Ägypten kamen, fanden sie hier nicht die in einem Lande hoher Gebirge herrschenden Lebensbedingungen vor, sondern im Gegenteil eine sonnenlichtüberflutete Ebene mit heißem Klima. So wurde ihre Hautfarbe durch die starke Sonneneinstrahlung verändert, so daß sie schließlich olivenfarbig erschien (d.h. blau und gelb). Die ersten ägyptischen Zeichnungen gaben das durch die grüne Farbe wieder.“ (Alte Texte, die die Mainstream-Geschichte der Menschheit in Frage stellen)
(Osiris, der „grüne Gott“ der wiedererwachten Vegetation. Zeichnung: Stephen J. Howes)
Charroux übersieht hier offenbar vollständig, dass die Sonnen-/(UV-)Strahlung im Hochgebirge weitaus intensiver als im Tiefland ist. Unsere zur Diskussion stehenden Hochgebirgs-Atlanter hätten in Ägypten also vorzugsweise Anpassungsschwierigkeiten bezüglich des höheren Luftdrucks haben können: einen Sonnenbrand hatten sie jedenfalls kaum zu befürchten.
Immerhin scheint es einen klaren Bezug zwischen der Hautfarbe von Menschen und der atmosphärischen Dichte (Sauerstoffgehalt) ihres jeweiligen Lebensraums zu geben.(Die Legenden von Lemuria, Atlantis und Mu und was sie uns über die Sehnsucht nach einer besseren Welt verraten)
(Hindu-Gottheiten werden in der religiösen Malerei häufig mit blauer Hautfarbe dargestellt)
Nicht nur Charroux bezeichnet dies als „durchaus annehmbare Hypothese“ und begründet richtig: „Gibt es doch auf den Hochebenen der Anden >blaue Indianer<, deren Hautfarbe durch den Mangel an Sauerstoff im Blut bedingt ist. Die auf Teneriffa ausgestorbenen Guanchen [die praktisch auf Meeresniveau lebten!; d. Red.] hatten eine olivgrüne Hautfarbe.
Es ist biologisch, daß die Haut durch Eindringen von Melaninpartikeln – einem charakteristischen Pigment der schwarzen Haut – eine ziemlich leuchtende, azurblaue Färbung annimmt. Daraus erklären sich auch die hellblauen, dunkelblauen und violetten Farbtöne auf der Haut gewisser Affen.“
Charroux weiß darüber hinaus von ‚blauen Menschen‘ zu berichten, die in der Umgebung von Goulémine, südlich von Agadir, leben (also vermutlich Gebirgsbewohner des Atlas), und das Magazin Pursuit berichtet 1973 über Dr. John West, der bei einer Bergtour in den südamerikanischen Anden auf eine kleine Siedlung solcher Menschen stieß.
Hier finden wir auch eine medizinische Erklärung für dieses Phänomen: „Diese ‚Blauen Leute‘ sind eine kleine Gemeinschaft von Bergleuten, die im chilenischen Anden-Gebirge in einer Höhe von 20 000 Fuß über dem Meeresspiegel leben, also 2500 Fuß höher als der bisherige Höhenrekord für dauerhaftes Überleben von Menschen. Dr. West unternahm einige Studien und fand bald eine Erklärung, warum diese Leute eine blaue Haut haben. >Die blaue Färbung der Bergleute wird bewirkt durch den Sauerstoffmangel in der großen Höhe, in der sie leben, in Verbindung mit ihrer aktiven Lebensweise.
Diese zwei Faktoren zwingen gemeinsam die Bergleute dazu, größere Mengen des Sauerstoff-transportierenden Blut-Pigments Hämoglobin als üblich zu produzieren. Das ist hellrot, wenn es mit Sauerstoff gesättigt ist, den es von den Lungen über die Arterien in den Körper trägt; aber es ist blau, wenn es sauerstoffarm ist und von den Organen des Körpers durch die Venen zur Lunge wandert. Sauerstoffarmes Hämoglobin bewirkt eine Blaufärbung der Haut, wenn es, wie bei diesen Bergleuten in einer hohen Konzentration vorhanden ist, weil seine Farbe stärker durch die Haut zu sehen ist als der rötliche Schimmer von sauerstoffreichem Hämoglobin.<“
Also doch Fehlanzeige, was „blaue Kulturbringer“ aus ferner Vergangenheit angeht? Bei einer katastrophistischen Betrachtungsweise der jüngeren Menschheitsgeschichte sollten wir jedenfalls eines nicht aus den Augen verlieren: Setzen wir für den Zeitraum der jüngsten 13 000 Jahre mehrere kataklysmische Großereignisse voraus, in denen weite Teile der Weltbevölkerung und ihre prädiluvialen Kulturen untergingen, dann dürfen wir gerade die Hochgebirge als typische ’survival areas‘ betrachten, wo man zumindest Schutz vor den mörderischen Mega-Tsunamis fand, die große Teile der Kontinente überrollt haben müssen.#(Blaue Menschen‘ – ihre scheinbare Hautfarbe kann auch ganz einfach Ergebnis einer Körperbemalung sein, wie z.B. bei den alten Pikten in Schottland (Bild: Phantasievolle Darstellung einer piktischen Kriegerin aus dem späten 16. Jahrhundert, augenscheinlich inspiriert durch die Beschreibung der ‚Barbaren‘ Caledoniens durch den römischen Historiker)
Wenn wir über die Existenz solcher ‚Kulturbringer‘ nachdenken, die Elemente ihrer früheren Zivilisation über kataklysmische Perioden hinweg erhalten und später an andere Menschen weitergeben konnten, so sollten wir keinesfalls ausschließen, dass es sich um vormalige Gebirgsbewohner oder Flüchtlinge gehandelt haben könnte, die sich rechtzeitig in entsprechende Gebirgslagen zurückzogen.
Dann allerdings wäre ihre – zumindest zeitweilige – Anpassung an die dortigen Umweltverhältnisse und eine entsprechende „Höhenfärbung“ der Haut unabdingbar gewesen. Die ist darüber hinaus natürlich keineswegs an bestimmte ethnische Gruppen oder Völker gebunden, sondern sie betrifft grundsätzlich alle Menschen, die in entsprechenden Gebirgslagen siedeln.
(Ägyptischer Gott Bes)
(Ägyptischer Gott Knum)
(Hölzerner Shinto-Gott in Nikko Japan)
Natürlich ist Charroux´ Annahme von „blaublütigen“ Atlantern höchst spekulativ. So gibt es zweifellos auch andere Möglichkeiten, wie Legenden von blauen Menschen entstanden sein können. Z.B. könnte es sich bei der „blauen Haut“ auch schlichtweg um auffällige Körperbemalung oder Ganzkörper-Tätowierungen gehandelt haben (womit die Atlanter nicht zwangsläufig ‚aus dem Spiel‘ zu sein brauchen; können wir doch heute davon ausgehen, dass Tätowierungen in der Cromagnon- und Atlanterkultur üblich gewesen sein dürften).
Wir können in jedenfalls mit Fug und Recht davon ausgehen, dass „blaue Menschen“ keineswegs ein Phantasieprodukt darstellen müssen, sondern ein durchaus reales Phänomen sein können, das sich empirisch erklären lässt. Es erscheint nicht unwahrscheinlich, dass legendäre oder mythologische Berichte über das Auftreten solcher Personen einen durchaus historischen Hintergrund haben.
Die Hypothese „blaublütiger Kulturbringer“, wie Charroux bzw. Bac et al. sie vorschlagen, scheint allerdings (auch wenn, um es dezent auszudrücken, einiges nicht dagegen zu sprechen scheint) keineswegs ausreichend untermauert, um sie kritik- oder kommentarlos zu übernehmen.
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Quellen: PublicDomain/atlantisforschung.de am 11.04.2022
In der Antike soll es noch viele Blauhäutige Tiere gegeben haben.