Irgendwo in der südkalifornischen Mojave-Wüste liegen die Gebeine einer alten spanischen Galeone begraben. Das Schiff, voll mit kostbarem Gold und Perlen, strandete vor Jahrhunderten im Delta des Colorado River. Noch heute erzählt man sich im Südwesten der USA die Legende „vom verlorenen Schiff in der Wüste“ und sie ist Teil der Folklore der Indianer vom Stamm der Cahuilla.
Die Galeone wurde nie gefunden. Viele Abenteurer und Goldsucher haben sie gesucht. Auch der Kriegsveteran und Goldgräber Charley Clusker – doch auch er uns seine Kameraden kehrten von der Expedition, die ihn Tausende von Meilen durch den heißen Wüstensand führte, nie zurück. Sind Geisterschiffe in der Wüste nur Seemannsgarn oder gibt es sie wirklich? Von Frank Schwede
Es gibt Mythen, die halten sich hartnäckig und werden über viele Generationen erzählt. Die Legende vom „verlorenen Schiff in der Wüste“ ist so eine. Die Indianer vom Stamm der Cahuilla berichten noch heute am Lagerfeuer davon – ob sie stimmt oder nicht, ist bis heute ein ungelöstes Rätsel.
Viele Abenteurer haben in den vergangenen hundert Jahren nach diesem Schiff gesucht und sind kläglich gescheitert. Die meisten von ihnen sind von ihrer Expedition nie zurückgekehrt.
Wer sich im Internet auf die Suche nach der Wahrheit begibt, wird ebenso wenig finden, wie die vielen Goldsucher damals, die sich noch um die Jahrhundertwende auf die Suche nach Gold und Perlen begaben. Es wird sie also nicht geben, die eine Wahrheit.
Der Legende ist immer wieder ein Stückchen hinzugedichtet worden, sodass heute niemand mehr weiß, was wirklich damals geschah – aber das haben Legenden bekanntlich so an sich und genau deshalb sind sie so spannend.
Man sagt, dass im Jahr 1614 von Acapulo aus die spanischen Galeonen Juan Baptista, Bueno Jesus und Santa Maria starteten, um mit Eingeborenen vor der Küste Kaliforniens Tauschhandel zu treiben. Vor allem Perlen waren sehr begehrt, weil es die dort in großen Mengen gab.
Eines der drei Schiffe soll umgekehrt sein, als der Kapitän bei einem Überfall durch Indianer verletzt wurde. Die zweite Galeone lief auf Riff, woraufhin die Mannschaft samt Perlen von der Santa Maria übernommen wurden. Anschließend segelte das Schiff Richtung Norden in die Mündung des Colorado River.(Verbotene Archäologie: Das Bermuda-Dreieck und Atlantis).
Eingeschlossen im Colorado River
Kapitän Juan de Illturbe stellte aber bald fest, dass die Gegend gottverlassen war, woraufhin er umkehren wollte – doch das war nicht mehr möglich, denn in der Zwischenzeit hatte ein gewaltiger Erdrutsch die Wasserstraße verschüttet. Die Santa Maria war eingeschlossen inmitten der Wüste. Für die Besatzung gab es kein Entkommen mehr.
Als der Proviant zur Neige ging, verließ die Besatzung samt ihrem Kapitän das Schiff und machte sich auf den Weg durch den sengend heißen Wüstensand – doch die Mannschaft hatte keine Chance zu überleben. Die meisten der Männer verhungerten oder verdursteten.
Nur wenigen gelang es, die Stadt Acapulco zu erreichen. Nie hat jemand erfahren, was aus dem Schiff geworden ist. Vermutlich wurde es im Laufe der Zeit von Wanderdünen begraben – und wenn mal wieder ein Sturm durchs Land fegte, wurde zumindest ein Teil der stolzen Galeone für kurze Zeit freigelegt.
Die Geschichte der geheimnisvollen Santa Maria oder wie das Schiff auch immer hieß, machte das erste Mal kurz nach der Colorado River Flut im Jahr 1862 die Runde. Ein gewisser Oberst Albert S. Evens, so sagt man, soll behauptet haben, die Galeone mit eigenen Augen gesehen zu haben. Gleich darauf berichtete die Los Angeles Daily News darüber. Viele Gerüchte machten darauf hin die Runde in der Gegend.
1870 behauptete ein gewisser Charly Clusker, ein Kriegsveteran und Goldgräber, dass ihm die Indianer von einem großen Segelschiff berichtete hätten, das im Wüstensand begraben läge und voll sei mit kostbaren Perlen und Gold.
Clusker machte sich mit ein paar Kameraden auf die Suche, um das Wrack zu finden und offenbar ist ihm das auch gelungen, denn schon kurz nach seiner Rückkehr erzählte Clusker Reportern vom Los Angeles Star, dass er und seine Kameraden auf eine reich verzierte spanische Galeone mit viel Luxus an Bord gestoßen seien.
Beweise legte Clusker freilich nicht vor – doch er sagte, dass er und seine Leute beschlossen hätten, sich mit Maultieren und Sackkarren noch einmal auf die beschwerliche Reise zu machen, um die Schätze zu bergen. Der Los Angeles Star schrieb:
„Charlie Clusker und seine Gruppe sind gestern kurz vor Redaktionsschluss aus der Wüste zurückgekehrt. Sie hatten es schwer – aber sie hatten Erfolg. Sie haben das Schiff gefunden! Die Gruppe stand mehr als vierundzwanzig Stunden ohne Nahrung und Wasser in der sengenden Sonne und starb fast.
Heute kehrt Charlie in die Wüste zurück, um die Früchte seiner Arbeit zu ernten. Er ist mit einem Wagen, Packsätteln und Brettern darauf vorbereitet, den sandigen Boden zu durchqueren.“
Weder von Clusker selbst, noch von einem seiner Kameraden hat man je wieder etwas gehört – sie gelten bis heute als verschollen. Einige paar Jahre später, um das Jahr 1878, entdeckten offenbar auch drei deutsche Goldsucher das Schiff, rund 120 Meilen nordwestlich von Yuma und 64 Meilen östlich von Indio in Kalifornien.
Doch die Geschichte endete auf ebenso tragische Weise. Einer der Goldsucher preschte eilig voraus, weil er das Schiff offenbar als erster erreichen wollte – seine beiden Kameraden fanden weder ihn noch das Schiff.
Ein paar Tage später erst fand ein Suchtrupp den Mann tot und nackt im staubigen Wüstensand. Von der Kleidung und vom Schiff fehlte aber jede Spur. Niemand konnte sich das erklären. Offenbar entledigte sich der Mann aufgrund der hohen Temperaturen seiner Kleidung.
Wer war Charly Cluster?
Bis heute ist nicht bekannt, ob es das Wrack wirklich gibt oder ob all die wilden Geschichten bloß Räuberpistolen sind, die man sich noch heute gerne am Kaminfeuer erzählt. In den vergangenen Jahren sind es zahlreiche Bücher über das verschollene Schiff in der Wüste erschienen, Bastei-Lübbe widmet in ihrer legendären Westernromanserie Lassiter Charly Clusker Folge 2250: Lassiter und das Wüstenwrack.
In der Verlagsbeschreibung heißt es unter anderem:
„Mitten in der rauen Yuma-Wüste soll Lassiter für den Schutz des Abenteurers Charley Clusker und dessen Expedition sorgen, die auf der Suche nach dem geheimnisumwitterten Spanierschiff Antonio Juarez sind. Der Legende nach strandete die mit Golddublonen und anderen Reichtümern beladene Karavelle einst im Lake Cahuilla, an dessen Stelle sich nun die ausgedehnten Salzfelder erstrecken…“
Spanische Schiffe segelten im 16. Jahrhundert häufig in das Colorado River-Delta, um nach Schätzen zu suchen – doch bis heute aber ist nicht klar, ob tatsächlich eine spanische Galeone in der Wüste begraben liegt. Von anderer Seite wird behauptet, dass es auch ein Schiff der Marine von König Salomo oder um ein Piratenschiff sein könnte.
Möglicherweise kennt Antonio de Fierro Blanco die ganze Wahrheit. Es besteht nämlich die hohe Wahrscheinlichkeit, dass er der Urheber der Legende ist, die er in seinem 1933 erschienen Buch The Journey of the Flame wie oben beschrieben erzählt – oder sollte man besser sagen nacherzählt, das dem Genre Abenteuerroman zugeschrieben ist. In einem ausgesprochen rätselhaften Schlusssatz seines Buches schreibt Blanco:
„Ich habe als Junge Eingeborene aus allen Stämmen der Baja California-Halbinsel gekannt, und sie haben mir viel von großem Wert beigebracht, aber nie hat mich einer belogen. Viele ihrer Geschichten habe ich damals nicht geglaubt – aber jede erwies sich in allen Teilen als wahr.“
So bleibt am Ende die Frage: Gibt es das „verlorene Schiff in der Wüste“ wirklich? Möglich dass eines Tages das Geheimnis gelüftet wird, wenn sich eine Gruppe Archäologen mit dem nötigen Interesse und der richtig Ausrüstung findet. Immerhin wurden in der Vergangenheit schon eine ganze Reihe an Geisterschiffen auf dem Trockenen gefunden – auch in Wüstengegenden.
Da ist zum Beispiel der ausgetrocknete Aralsee, wo viele alte rostige Kähne auf Grund liegen oder die „Edward Bohlen“, die heute noch in der Namib-Wüste vor sich hin rostet, nachdem sie 1909 vor Küste gestrandet war.
Was aber ist mit Schiffen, die in Wüstengegenden gefunden werden, wo es nie zuvor Wasser gab? UFOlogen behaupten in diesem Fall gerne, dass die Schiffe an Bord von UFOs entführt wurden und irgendwo im staubigen Wüstensand wieder ausgesetzt wurden.
Eine wenn auch abenteuerliche aber nicht unbedingt von der Hand zu weisende Theorie – schließlich sind im Laufe der letzten hundert Jahre eine ganze Reihe an Schiffen im berühmt berüchtigten Bermuda Dreieck auf geradezu mysteriöse Weise verschwunden und nie wieder aufgetaucht. Wo sind die alle hin?
Auch hier wurde immer wieder die Vermutung geäußert, dass die Schiffe samt ihrer Besatzung von UFOs entführt wurden – schließlich lösen sich so riesige Kähne nicht einfach mal so in Luft auf.
UFO Forscher glauben, dass sich inmitten des Bermuda Dreiecks ein Fenster zum Kosmos befindet. Hunderte Schiffe und Flugzeuge sind hier spurlos verschwunden, mehr als tausend Menschen haben ihr Leben verloren, man fand kein einziges Wrackteil, der Schiffe und Flugzeuge, nicht einmal ein Ölfleck auf dem Meer.
Das mysteriöse Phänomen, von dem schon die spanische Silberflotte getroffen wurde, näherte im Laufe vieler Jahrzehnte ebenfalls allerlei Legenden, Seemannsgarn und Schauergeschichten. Ein in der Tat maritimes Gruselkabinett. Vor allem Geophysiker, Meteorologen und Ozeanforscher versuchten schon im letzten Jahrhundert Antworten auf die vielen Fragen zu finden – doch vergeblich. Die Natur lässt sich eben nicht überall in die Karten gucken.
Wenn Wirklichkeit und Phantasie sich küssen
Doch mal ehrlich: Schiffe von UFOs entführt? Die Hypothese klingt in der Tat spannend und nicht nur das – sie ist offenbar gleich so abenteuerlich wie populär, dass sie auch die Phantasie von Hollywoods berühmtesten Regisseur Steven Spielberg derart in Wallung brachte, dass er die Idee 1977 für seinen Streifen Close Encounters oft he Third Grad aufgegriffen hat.
Gleich zu Beginn Films stolpert hier eine Kamelkarawane in der asiatischen Wüste Gobi versehentlich über das auf Sand liegende Motorschiff „Cotopaxi“, das am 29. November 1925 spurlos verschwand, nachdem es einen Hafen im US Bundesstaat South Carolina in Richtung Havanna auf Kuba verlassen hat.
Die Route verlief, wie kann es anders sein, durch das Bermuda Dreieck. Später stellt sich heraus, dass Außerirdische den Dampfer mal eben kaperten und samt Besatzung entführten. Den Kahn setzten sie dann inmitten der Wüste Gobi aus.
Erst kürzlich fanden Forscher auf dem Meeresgrund rund 65 Kilometer vor der Küste von South Carolina die Überreste eines versunkenen Schiffes. Die Beschreibung passte zur „Cotopaxi“. Damit hat sich herausgestellt, dass der Dampfer nicht entführt, sondern aus bislang unbekannten Gründen einfach gesunken ist.
Das echte Leben ist leider nicht immer so spannend wie im Kino und in Romanerzählungen, wo die Phantasie bekanntlich keine Grenze kennt. Das Menschen, die behaupten, ungewöhnliche Dinge gesehen zu haben, oft Romanen Kinoklassiker als Vorlage nehmen, kommt nicht selten vor.
1933 behauptete eine gewisse Myrtle Botts, die mit ihrem Ehemann in der Anza-Borrego Wüste unterwegs war, dass sie einen Goldsucher trafen, der behauptet hat, an einer Klippe im Canebrake Canyon ein mysteriöses Schiffswrack entdeckt zu haben.
Der Unbekannte soll gesagt haben, das Schiff sei aus Holz und im Bug sei eine Schlangenfigur eingeritzt. Botts und ihr Mann waren von Neugier ergriffen und machten sich sofort auf die Suche nach dem Schiff.
Schließlich wollen sie es gefunden haben, wie es ihnen der Fremde beschrieb. Es ragte aus Felsen des Canyon. Doch je näher sie dem Felsen kamen, desto heftiger bebte die Erde, bis Geröll und Steine den Bug des Schiffes unter sich begruben.
Geschichten, die so phantastisch klingen, dass sie fast wahr sein können. Doch beim genaueren hinschauen fällt meistens sehr schnell auf, dass viele Legenden aus längst vergangenen Tagen sich gleichen wie ein Ei, dass oft lediglich Zeit und Ortsangaben variieren. Was wäre das Leben ohne die Phantasie?
Bleiben Sie aufmerksam!
Literatur:
Neue Erkenntnisse: Beweise für einen Besuch von Außerirdischen in vorgeschichtlichen Zeiten
Video:
Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 21.06.2021