Klarträume, sogenanntes luzides träumen, bietet uns die Möglichkeit, Regisseur unserer Träume zu werden. Doch nicht immer gelingt das auf Anhieb. Meditationen können ein hilfreiches Mittel sein.
In den Bergregenwälder Zentral-Malaysias gibt es eine Gruppe Ureinwohner, die Senoi, bei denen luzide Träume zum Alltag gehören. Die Senoi leben in freiwilliger Isolation von der Globalkultur. Kein Telefon, kein Uhr und kein Auto – dafür jede Menge Träume.
Die Ureinwohner respektieren die Stille, genießen den Augenblick des Lebens und betrachten ihre Träume als die wirkliche Welt. Psychische Erkrankungen sind den Ureinwohnern unbekannt. Von Frank Schwede
Für die Senoi beginnt der Tag mit der Nacht. Man erzählt sich seine Träume. Es ist ein schönes und altes Ritual, weil es wichtig ist, darüber zu sprechen, was im Traum geschah. Die Traumwelt ist für die Ureinwohner Malaysias die echte Welt, die Realität hingegen die Schattenwelt.
Stressgeplagte Zeitgenossen der Zivilisationsgesellschaft können mit Träumen nur wenig anfangen. Träume haben in ihrer Welt keine Bedeutung mehr, weil sie sie oft nicht verstehen können und meistens schnell wieder vergessen haben: wer erinnert sich schon daran, was er in der Nacht geträumt hat?
Die Senoi glauben, dass der Mensch erst in seinen Träumen die Kraft hat, seine Seele, sein wahres Ich zu erkennen und wahrzunehmen, weil er seine vollständige kreative Kraft erst dann erreicht hat, wenn er vollständig von der Umwelt befreit ist.
Rund 45.000 Ureinwohner des Stammes der Senoi leben in der Nähe von Flüssen in Siedlungen mit fünfzehn bis 100 Einwohnern. Die Senoi bezeichnen sich selbst als gewaltfreies Volk. Sie gelten sogar als die gesündesten und glücklichsten Menschen der Welt.
Es heißt, dass es unter den Senois weder psychische Erkrankungen noch Gewalt existieren, weil sie dazu imstande sind, ihre Träume so zu kontrollieren und zu nutzen, wie es in der gesamten westlichen Geschichte nicht möglich ist (Bewusstsein: Luzide Träume und der Wandel zwischen den Welten).
Nach Aussage des Traumforschers Kilton Stewart stellen die Senoi ihre Träume in den Mittelpunkt ihres intellektuellen und sozialen Interesses und haben das Problem der Gewaltkriminalität und des zerstörerischen wirtschaftlichen Konflikts auf diese Weise gelöst. Außerdem seien Wahnsinn, Neurose und andere psychogene Krankheiten weitgehend besiegt.
Stewart hat erstmals im Jahr 1934 während eines Aufenthalts in Malaya, dem heutigen Malaysia, von den Senoi erfahren. Seine Aufsätze in Complex and Mental Hygiene bilden noch heute die Grundlage für die Forschung über die Senoi. Laut Stewart haben die Ureinwohner eine nahezu perfekte psychische Gesundheit.
Stewart berichtet, dass Neurosen und Psychosen, wie wir sie überwiegend in der westlichen Welt kennen, bei diesem Stamm nicht bekannt sind, weshalb Therapeuten in den Industriestaaten diese Aussage kaum zu glauben können – jedoch wird sie von Forschern, die im Rahmen von umfangreichen Studien sehr viel Zeit mit Ureinwohnern verbracht haben, dokumentiert. Demnach verfügen die Senoi außerdem über eine bemerkenswerte emotionale Reife (Neue Theorie besagt, dass wir zu Paralleluniversen reisen, wenn wir träumen).
Herr des Traumreichs werden
Die Philosophie der Senoi besteht darin, Herr des eigenen Traumreiches zu werden, dass heißt, die vollständige Kontrolle und Zusammenarbeit mit allen Kräften und Gestalten aus dem Traumreich zu erreichen, um so am Ende Herr seiner Selbst zu werden.
Wichtig ist hier zu verstehen, dass es erst durch das Erkennen des eigenen Traumzustands möglich ist, in bestimmte Bereiche des Traums einzugreifen, um auch planvoll im Traumgeschehen handeln zu können.
Dabei sind aber nicht nur eigene Handlungen möglich, sondern auch – zumindest innerhalb meist enger Grenzen – auch eine gewisse Beeinflussung der Traumumgebung und der Traumfiguren.
In der Regel werden die Traumfiguren durch sprachliche Kommunikation und Handlungen des Träumers innerhalb des Traumgeschehens beeinflusst. Die Wahrnehmung der Traumhandlung reicht dabei von verschwommen und unzusammenhängend über realistische Wahrnehmung bis hin zu „hyperrealistischer Wahrnehmung“, bei der das Geschehen dem Träumenden oft realistischer als die Realität selbst erscheint.
Laut Stewart beginnt der Traum im Dorf nach dem Erwachen. Die Senoi-Eltern erkundigen sich schon beim gemeinsamen Frühstück nach dem Traum ihrer Kinder, loben sie für ihre Träume und erörtern dessen Bedeutung. Stewart:
„Sie sagen dem Kind, wie es sein Verhalten und seine Einstellung in zukünftigen Träumen ändern soll. Sie empfehlen auch bestimmte soziale Aktivitäten oder Gesten, die den Traum notwendig oder ratsam macht.“
Die offene Diskussion über Träume ist wichtig für die Förderung der sozialen Harmonie der Dorfgemeinschaft. Negative Handlungen in Träumen werden mit den Menschen besprochen, die Teil dieser Interaktionen waren, um etwa die Probleme zu lösen, die die Traumbilder möglicherweise verursacht haben könnten. Stewart schreibt.
„Wenn das Bild eines Freundes ihn in einem Traum verletzt, sollte der Freund darüber informiert werden, damit er seinen Schaden oder sein negatives Traumbild durch freundschaftlich soziales Verhalten reparieren kann.“
Die Senoi interpretieren aber nicht nur ihre Träume, sondern sie sind auch dazu in der Lage, sie nach ihren eigen Wünschen zu gestalten und zu kontrollieren. Psychologen und Traumforscher sprechen in diesem Fall von Klarträumen, sogenannten luziden Träumen.
Fitnessübungen im Klartraum
Klarträume treten besonders in der zweiten Nachthälfte auf. Nach Ansicht von Schlafforschern schaffen geübte Klarträumer mindestens einen Klartraum im Monat. In der Phase des Klartraums ist der frontale Cortex deutlich aktiver als im normalen Schlaf, wo wir nicht dazu in der Lage sind, den Traum zu hinterfragen, was aber nach Ansicht von Schlafforschern bei luziden Träumen durchaus möglich ist.
Im Rahmen einer experimentellen Forschungsarbeit beobachtete 2005 der Heidelberger Sport- und Traumforscher Daniel Erlacher in seinem Schlaflabor trainierte Klarträumer „bei ihrer Arbeit“.
Die Probanden sollten in der Klartraumphase bestimmte Übungen, etwa Kniebeuge, absolvieren. Vor dem Schlafengehen vereinbarte Erlacher mit den Teilnehmern ein bestimmtes Zeichen (zweimal die Augen hin und her bewegen), das sie geben sollten, wenn sie sich in der Klartraumphase befanden.
Anhand einer messbaren erhöhte Atemfrequenz konnte Erlacher schließlich den Beweis erbringen, dass auch durch ein Training im Schlaf ein körperlicher Effekt zu erzielen ist.
Das Wissen um luzide Träume ist noch wenig verbreitet. Die meisten Menschen sind noch immer davon überzeugt, dass sie nicht dazu in der Lage sind, in ihre Träume handelnd einzugreifen. Andere wieder erleben spontane Klarträume oder bedienen verschiedener Techniken, um diese erreichen, etwa durch Meditation.
In zahlreichen Studien konnte sogar ein signifikanter Zusammenhang zwischen dem regelmäßigen Praktizieren unterschiedlicher Meditationsformen und der Häufigkeit luzider Träume nachgewiesen werden.
Allerdings gibt es trotz intensiver Forschung bis heute keine wirklich wirksame Methode, um Klarträume hervorzurufen. Der Zeitraum zwischen dem Beginn des Einübens von entsprechenden Techniken und der Erzeugung von Klarträumen und den ersten Erfolgen ist individuell sehr unterschiedlich.
Schon Aristoteles soll sich seiner Klarträume bewusst gewesen sein und gesagt haben: „Oft nämlich sagt einem, wenn man schläft, etwas in seinem Bewusstsein: Was dir da erscheint, ist nur ein Traum“.
Klarträume könnten vielleicht bald auch in der Medizin eine wichtige Rolle spielen, etwa bei der Behandlung psychischer Erkrankungen. Wie der Bericht der Ureinwohner Malaysias zeigt, gibt es offenbar einen weitaus tieferen Zusammenhang zwischen unseren Traum und seelischer Gesundheit als sich Psychologen bis heute darüber im Klaren sind.
Träume sind eben mehr als nur Schäume – sie sind in Wahrheit der Spiegel unserer Seele, unseres wahren Ichs.
Bleiben Sie aufmerksam!
Literatur:
Jenseits des Greifbaren: Engel, Geister und Dämonen
Die dunkle Nacht der Seele: Nahtod-Erfahrungen und Jenseitsreisen
Das Leben danach: Was mit uns geschieht, wenn wir sterben
Video:
Quellen: PublicDomain/Frank Schwede für PRAVDA TV am 15.02.2021
Wer seine Träume selbst beeinflussen kann, der hat wirklich etwas dazugelernt. Anfangs ist das sehr schwierig; das stückweise Erhöhen der Eigenschwingung macht es möglich.
Die Indigenas (Indios woanders genannt) kennen das teilweise, auch die Indianer in einigen Stämmen Nordamerikas.
Selbst auf deutschen Böden wird dieses Verfahren in Kleinstgruppen praktiziert.
Zu beobachten ist, daß diese Stämme und Gruppen einen starken Glauben an den Schöpfer allen Seins haben.
Das ist nämlich das „Geheimnis“ welches keines ist. Dazu bedarf es keiner mechanischen Meditation; es genügt, Tag für Tag fester zu werden.
Konnte ich schon als Kind.
Erfordert zu Anfang etwas Willenkraft, aber man selber wird dadurch spielerisch zum Schöpfer und Entwickler seiner eigenen Traum-Geschichte.
Manchmal spannend, wie man sich selber als Autor seines eigenen Traums aus gewissen Situationen selbst heraus manövriert.
Das kann unterhaltsamer als Ein Film oder Serie sein, weil man halt hautnah dabei ist, und quasi tatsächlich nicht in der ersten reihe des Theaters sitzt, sondern die Hauptperson in der Traumgeschichte spielt.
Ich kann mir auch vorstellen, dass ein Doppelgänger geträumt wird, den man dann aufwachen lässt….
Hm – ich sollte wieder früher schlafen gehen, denn meine „visionären“ Träume hatte ich eben immer etwa in der Mitte der zweiten Nachthälfte.
Irgendwie bin ich aus meinem Schlafrythmus gekommen, schlafe dann bei einem Film ein oder schreibe hier noch spät und gehe dann oft erst wirklich schlafen zu der Zeit, wo ich sonst diese „visionären“ Träume hatte.
Ich will sie garnicht beeinflussen – ich habe es viel eher als Botschaften/Prophezeihungen erlebt. – Wenn ich die beeinflusse, dann ist ja die Botschaft beeinflusst – woher auch immer sie kommt.
Danke für diesen Artikel, der mich jetzt nochmal deutlich darauf hinweist, dass es dringend erforderlich, wieder vor Mitternacht zu Bett zu gehen. – Ich versuche das schon geraume Zeit, aber irgendwie fehlt mir die Selbstdisziplin dafür. – Ich werde es jetzt aber dann doch gezielt angehen und ggfs. mir einen Wecker stellen, falls ich beim Film einschlafe und das Kommentareschreiben auf den nächsten Tag verlegen.
Für mich gibt es im Schlaf „aktive“ und „passive“ Träume. Bei den aktiven bin ich eher in der ‚Ichperspektive, bei den passiven nicht.