Kurkuma ist die gelbe Wurzel aus Asien, die dem bekannten Currygewürz seine gelbe Farbe gibt. Kurkuma ist jedoch mehr als ein Gewürz. Denn es ist schon lange ein wichtiges Heilmittel im Ayurveda, der jahrtausendealten indischen Heilkunst.
Inzwischen hat man in verschiedenen Studien festgestellt, dass Curcumin, der Wirkstoff aus Kurkuma, ähnlich gut wirkt wie so manche Medikamente.
Kann man Kurkuma und Curcumin statt Medikamenten nehmen?
Wenn Sie Kurkuma kaufen, dann kaufen Sie am besten eine grössere Menge davon. Denn das tiefgelbe Pulver ist bei so vielen Beschwerden hilfreich – sowohl therapeutisch als auch vorbeugend – dass Sie es täglich in Ihren Speiseplan einbauen können. Bei bestimmten Beschwerden nun ist es jedoch sinnvoller, Curcumin – den isolierten Wirkstoffkomplex aus Kurkuma – in Kapselform einzunehmen.
Bei all den guten Wirkungen des gelben Pulvers fragt man sich natürlich, ob man es nicht gar statt mancher Medikamente einnehmen könnte. Denn während Medikamente oft zahlreiche Nebenwirkungen haben, fällt das Nebenwirkungsspektrum von Curcumin auch noch deutlich milder aus, falls es überhaupt zu unerwünschten Nebenwirkungen kommt. Oft ist es sogar so, dass sich die typischen Nebenwirkungen von Medikamenten bei Curcumin ins Gegenteil verkehren.
Während also viele Medikamente der Leber schaden können, hat Curcumin eine leberschützende Wirkung, während Medikamente das Immunsystem schwächen, hat Curcumin eine immunsystemstärkende Wirkung und während manche Medikamente den Blutzuckerspiegel erhöhen, trägt Curcumin zu dessen Regulierung bei.
Curcumin statt Antidepressiva?
Fluoxetin ist ein weltweit bekanntes Antidepressivum, das auch bei Zwangsstörungen, Bulimie und Essattacken eingesetzt wird. Seine Nebenwirkungen können so stark sein, dass Patienten das Mittel häufig wieder absetzen, z. B. bei Schlafstörungen, Angstzuständen, Nervosität, Übelkeit, Müdigkeit, starken Hautausschlägen oder auch Selbstmordgedanken.
Curcumin wirkt ebenfalls antidepressiv. Im Jahr 2014 führten indische Forscher daher eine Studie durch, in der sie die Wirkung von Curcumin mit der Wirkung von Fluoxetin bei Depressionen verglichen. 60 Patienten mit diagnostizierter Depression erhielten sechs Wochen lang entweder täglich 20 mg Fluoxetin, 1000 mg Curcumin oder eine Kombination von beiden.
Am besten ging es den Patienten, die beide Mittel genommen hatten. Interessant jedoch war, dass es jenen, die nur Curcumin genommen hatten, genauso gut ging wie den Patienten, die nur Fluoxetin bekommen hatten. Bei Depressionen könnte daher auch Curcumin in die Therapie mit einbezogen werden (Gesundheit: Die 11 wichtigsten gesundheitlichen Vorteile von Kurkuma).
Curcumin statt Blutverdünnern?
Zur Blutverdünnung werden die unterschiedlichsten Medikamente verordnet. Einige erste Studien aber weisen darauf hin, dass Kurkuma bzw. Curcumin ebenfalls eine blutgerinnungshemmende Wirkung hat. Da Curcumin in Dosen von bis zu 8 g als sicher gilt (laut einem Review von 2019), sind die für die üblichen Blutgerinnungshemmer bekannten Nebenwirkungen (innere Blutungen) bei Curcumin nicht zu erwarten.
Leider ist die Dosierung von Kurkuma zu diesem Zweck beim Menschen nicht bekannt, so dass man nicht einfach die üblichen blutverdünnenden Medikamente gegen Kurkuma oder Curcumin eintauschen kann. Vorbeugend kann man jedoch in jedem Falle zur Verbesserung der Blutqualität zu Kurkuma oder Curcumin-Präparaten greifen.
Curcumin statt Metformin?
Curcumin kann bei Diabetes oder auch der Vorstufe von Diabetes hilfreich sein. In einer Studie aus 2009 zeigte sich in Zellstudien, dass Curcumin bei manchen Wirkmechanismen das 400- bis 100.000fache Potential von Metformin aufweist.
Metformin ist ein Medikament, das man häufig bei Diabetes verschrieben bekommt. Es hemmt die Zuckeraufnahme aus dem Darm und auch die Glucoseneubildung in der Leber. Curcumin soll auf ganz ähnliche Weise den Blutzuckerspiegel senken können. Auch weiss man, dass Curcumin die langfristigen Folgeerkrankungen des Diabetes bessern kann.
In einem Review von 2013 heisst es ferner, dass Curcumin in die Diabetestherapie integriert werden könnte, da der Stoff bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels helfe.
Und im Jahr 2012 stellte man fest, dass die Gabe von 1500 mg Curcumin pro Tag (über 9 Monate hinweg) das Risiko reduzierte, dass sich aus einer Diabetesvorstufe ein tatsächlicher Diabetes entwickelt (Gesundheit: Das geschieht, wenn Du jeden Tag einen Kurkuma-Shot trinkst!)
Curcumin statt Statinen?
Bei einem erhöhten Cholesterinspiegel werden meist Statine (Cholesterinsenker) verschrieben. Diese sollen nicht nur den Cholesterinspiegel senken, sondern sich auch positiv auf den Zustand der Blutgefässwände auswirken und somit das Arterioskleroserisiko reduzieren bzw. dazu führen, dass sich nicht noch mehr Ablagerungen an den Blutgefässwänden bilden.
Die Gesamtheit aller Blutgefässwände wird Gefässendothel genannt. Ist das Gefässendothel gesund, verhindert es die Verklumpung der Blutplättchen, gibt entzündungshemmende Stoffe ab, erweitert die Gefässe und bekämpft aufkommenden oxidativen Stress. Kurzum, die Gefässe können sich im Idealfall wunderbar selbst gesund halten.
Liegen jedoch erst einmal Schäden am Gefässendothel vor (was bei Diabetes häufig der Fall ist), dann fehlt ein grosser Teil des beschriebenen körpereigenen Endothelschutzes und Herz-Kreislaufereignisse (z. B. Herzinfarkte) können eintreten.
Da Statine jedoch zur Entwicklung eines Diabetes beitragen können, ist es nicht immer vorteilhaft, ausgerechnet Diabetikern Statine zu geben. Weitere Nebenwirkungen der Statine sind Muskelschwäche und Muskelschmerzen, Augenprobleme sowie Leber- und Nierenschäden. Gerade für Diabetiker wäre eine Alternative zu Statinen daher eine gute Idee.
Da sich Curcumin positiv auf den Blutzuckerspiegel auswirkt und überdies entzündungshemmend wirkt, was wiederum die Blutgefässe schützen könnte, überprüfte man im Jahr 2008 an 72 Typ-2-Diabetikern, ob man Curcumin statt Statinen empfehlen könnte.
Die Probanden nahmen acht Wochen lang entweder zweimal täglich ein standardisiertes Curcuminpräparat (je 150 mg), das Statin Atorvastatin (10 mg einmal täglich) oder ein Placebo (Gesundheit: Kurkuma anzubauen ist einfacher als Sie denken (Video)).
Zu Beginn der Studie war der Gefässzustand aller Patienten gleich schlecht. Nach acht Wochen jedoch verbesserte sich die Situation gravierend – nur nicht in der Placebogruppe. In den Statin- und Curcumingruppen jedoch nahmen die Entzündungsmarker ab und auch der Malondialdehydspiegel (ein Biomarker für oxidativen Stress) sank.
Der Effekt von Curcumin – so die Forscher – war vergleichbar mit jenem des eingesetzten Statins (Atorvastatin). Atorvastatin gehört zu den stärksten verfügbaren Statinen. Beachten Sie bitte, dass es hier nicht um die cholesterinsenkende Wirkung geht, für die man Curcumin statt Statinen nehmen könnte, sondern „nur“ um die gefässschützende Wirkung.
Im Nutrition Journal erschien jedoch im Jahr 2017 eine Studie, in der es hiess, dass Personen, die Kurkuma und Curcumin erhielten, einen natürlichen herz-kreislauf-schützenden Effekt erlebten, in dessen Verlauf der LDL-Cholesterinwert und auch die Triglyceride gesenkt werden konnten.
Allerdings sei man sich noch nicht im Klaren darüber, welche Dosierung, Präparateart und Einnahmehäufigkeit zur zuverlässigen Blutfettsenkung nötig seien. Reines Kurkumapulver reiche dazu wohl nicht aus und man solle zu Präparaten mit verstärkter Bioverfügbarkeit greifen. In den bisherigen Studien wurden meist 900 bis 1000 mg Curcumin verordnet.
Sie können Curcumin aber auch dann einsetzen, wenn Sie Statine nehmen müssen/wollen, diese aber nicht gut vertragen und davon Muskelschmerzen bekommen.
In einem Review von 2017 wurden zwei klinische Studien aufgeführt, in denen sich zeigte, dass Curcumin die statinbedingten Muskelschmerzen schon nach 4 bis 5 Tagen lindern kann. In der einen Studie nahmen die Patienten zweimal täglich je 200 mg, in der anderen nahmen sie zweimal täglich je 2500 mg Curcumin.
Ein weiterer Stoff, der Sie vor Muskelbeschwerden (Myopathien) durch Statine schützt, ist das Coenzym Q10.
Hinweis: Aus ganzheitlicher Sicht gehören zur Erzielung eines gesunden Cholesterinspiegels bzw. gesunder Blutgefässe mehrere Massnahmen gleichzeitig. Setzen Sie daher besser nicht auf ein einzelnes Mittel – ganz gleich wie natürlich und wie wirksam es zu sein scheint, also auch nicht allein auf Curcumin (Gesundheit: Kurkuma – antioxidativ und entzündungshemmend).
Curcumin statt Cortison?
Die entzündungshemmende Wirkung ist die bekannteste Wirkung von Kurkuma und Curcumin. Der Wirkmechanismus soll dabei jenem von Glucocorticoiden (Cortison) ähneln. Cortison gilt als stark entzündungshemmendes Medikament, das bei zahlreichen akuten Reaktionen (z. B. Allergien, Asthmaanfall, Schub bei Autoimmunerkrankungen, z. B. bei MS, Morbus Crohn etc.), aber auch dauerhaft bei chronisch entzündlichen Erkrankungen eingesetzt wird, z. B. bei Asthma, COPD, M. Basedow und manchen rheumatischen Erkrankungen.
Corticosteroide können insbesondere bei der langfristigen Anwendung unangenehme Nebenwirkungen haben. Abgesehen von Wassereinlagerungen, Vollmondgesicht, starkem Appetit und damit Übergewicht, kann Cortison die körpereigene Abwehrkraft drosseln, so dass die Infektgefahr steigt und den Blutzuckerspiegel erhöhen, was ein gewisses Diabetesrisiko mit sich bringt.
Auch der Knochengesundheit schadet Cortison – und zwar gleich auf mehrfache Art und Weise: Cortison mindert die Wirkung von Vitamin D, hemmt die Aufnahme von Calcium aus dem Darm, fördert die Ausschwemmung von Calcium mit dem Urin, blockiert die Osteoblasten (knochenaufbauende Zellen) und schwächt die Muskulatur (Knochen brauchen starke Muskeln).
Die positiven Nebenwirkungen von Curcumin
Könnte man nun Curcumin statt Cortison nehmen? Denn Curcumin reguliert den Blutzuckerspiegel, stärkt die Abwehrkraft und wirkt sich sogar positiv auf die Knochengesundheit aus. In Sachen Knochengesundheit liegt eine interessante kontrollierte klinischen Studie vom Juni 2018 vor.
Darin entdeckte man an 100 Patienten, dass die Gabe von täglich 110 mg Curcumin pro Kilogramm Körpergewicht über 6 Monate hinweg – im Vergleich zur Placebogruppe – das Fortschreiten einer Osteoporose hemmen kann. Die Knochendichte nahm in der Placebogruppe im Verlauf der Studie ab, in der Curcumingruppe hingegen nahm sie zu. (Hinweis: Die Curcumin-Dosis ist sehr hoch und sollte nur langsam und nach Absprache mit dem Arzt eingeschlichen werden!)
Die cortisontypischen Nebenwirkungen sind von Curcumin also nicht zu erwarten. Im Gegenteil. Curcumin hat sehr wünschenswerte Nebenwirkungen. Reicht aber auch der entzündungshemmende Effekt?
Entzündungshemmende Wirkung von Curcumin und Cortison
Im Jahr 2016 überprüften zwei Pharmazeutinnen, Professor Alexandra K. Kiemer und Jessica Hoppstädter von der Universität des Saarlandes, die antientzündlichen Eigenschaften von Curcumin.
Der Kurkuma-Stoff beeinflusse – genau wie Cortison – ein bestimmtes Protein (GILZ), das bei Entzündungen im menschlichen Körper eine Schlüsselrolle spielt. GILZ unterbindet Entzündungen, sorgt also dafür, dass z. B. nach einer Infektion die zunächst hilfreiche Entzündungsreaktion nicht chronisch wird. Cortison nun wirkt gegen chronische Entzündungen, indem es den GILZ-Spiegel im Körper erhöht.
Curcumin kann ebenfalls die Bildung von GILZ anregen. Während Cortison im Körper jedoch noch andere Prozesse anregt, die zu den cortisontypischen Nebenwirkungen führen, ist dies bei Curcumin nicht der Fall. Die Versuche fanden allerdings im Reagenzglas statt, so dass nicht sicher ist, in welchen Dosen man Curcumin statt Cortison einsetzen könnte.
Aus verschiedenen Studien (In-vitro, Tier, klinische Studien) weiss man jedoch, dass die antientzündliche Wirkung bei Dosierungen von 1125 bis 2500 mg gegeben ist (16). Je nach individuellem Beschwerdebild gilt es nun – wie so häufig bei naturheilkundlichen Mitteln – selbst auszutesten, welche Dosis man persönlich benötigt, um eine Linderung zu erfahren.
Möglicherweise genügen normale Curcuminpräparate bei stark entzündlichen Erkrankungen wegen ihrer schwachen Bioverfügbarkeit nicht und es muss auch hier zu den besser bioverfügbaren Präparaten gegriffen werden (z. B. Curcumin Forte von effective nature mit 185-facher Bioverfügbarkeit).
Warum es kaum Studien zu diesem Thema gibt
Wenn Curcumin nun so vielversprechend in Bezug auf die Hemmung chronischer Entzündungen ist, darf man dann mit weiteren Studien zu diesem Thema rechnen? Professor Kiemer macht wenig Hoffnung und erklärt in der Deutschen Apotheker Zeitung (DAZ): „Die Wirkstoff-Hersteller müssten gross angelegte klinische Studien vorlegen, um eine Zulassung als Arzneimittel zu erhalten. Aufgrund des nicht vorhandenen Patentschutzes lassen sich diese praktisch nicht finanzieren.“
Genau das ist der Grund, warum zu so vielen sehr wirksamen Nahrungsergänzungsmitteln die Studienlage oft so schwach ist. Die schwache Studienlage wird dann aber wieder von den Verbraucherzentralen als Argument vorgebracht, warum das Mittel besser nicht eingesetzt werden sollte.
Kurkuma und Curcumin statt Medikamenten?
Natürlich nehmen Sie jetzt statt Ihrer Medikamente nicht einfach Kurkuma oder Curcumin-Kapseln. Wenn Sie jedoch noch keine Medikamente nehmen, aber bereits von Ihrem Arzt erste Hinweise auf z. B. beginnenden Diabetes oder Herz-Kreislauf-Probleme bekommen haben, sprechen Sie ihn auf Kurkuma und Curcumin an.
Es ist durchaus möglich, dass Sie gar nicht erst Medikamente nehmen müssen, sondern erst einmal einige Wochen lang Curcumin-Kapseln einnehmen können.
Wenn Sie bereits Arzneimittel einnehmen, können Sie ebenfalls mit Ihrem Arzt oder Heilpraktiker sprechen, ob Sie nicht begleitend Kurkuma/Curcumin einnehmen können. Dieses kann oft nicht nur die Wirkung des Medikaments verbessern, sondern, wie Sie oben gelesen haben, häufig auch mögliche Nebenwirkungen reduzieren.
Im Laufe der Zeit könnte es überdies sein, dass Sie Ihre Medikamente absetzen oder wenigstens die Dosis reduzieren können. Selbstverständlich sollten Sie auch an eine gesunde Ernährung, ausreichend Schlaf, ein gutes Stressmanagement und viel Bewegung denken!
Literatur:
Codes Humanus – Das Buch der Menschlichkeit
Die Natur-Apotheke: 500 Rezepturen für die ganze Familie
Kurkuma: Kleine Wunderwurzel, große Wirkung
Quellen: PublicDomain/zentrum-der-gesundheit.de am 15.04.2021