Unsere Welt scheint uns heute sehr vertraut und birgt offensichtlich keine Geheimnisse mehr. Weit gefehlt: Hinter bekannten Fassaden, an mystischen Orten, oft lange Zeit verborgen, offenbaren sich seltsame Welten und aufregende Geheimnisse.
Es sind Orte, die von längst vergangenen Zeiten erzählen und an denen nicht selten die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Es sind aber auch oftmals sagenumwobene Kraftplätze oder archäologische Rätsel, die in unsere ferne Vergangenheit weisen.
Das Autoren-Duo Roland Roth und Frank Grondkowski berichtet in ihrem Buch „Das Unbekannte gibt es nicht“ von aufregenden Expeditionen zu geheimen Anderswelten in Deutschland und Europa.
Sie waren unterwegs, um mit ihrer Feldforschung den rätselhaften Spuren und mysteriösen Orten auf den Grund zu gehen. Sie dokumentierten hierbei geheimnisumwitterte Plätze und beeindruckende Regionen, interessante Orte und mysteriöse Kultplätze aus vergangener Zeit mit aktuellen Fotos und unvoreingenommenen Recherchen. Sie präsentieren das Mysteriöse hinter der Fassade des Alltäglichen und holen Orte aus dem Dunkel des Vergessens hervor.
Aus dem Inhalt: Das Stonehenge von Sachsen-Anhalt – Die heiligen Hallen – Exkursion in die Steinzeit – Der Spielplatz der Riesen – Der sagenhafte Kyffhäuser – Die Götter der Ostsee – Ein Sachsengott im Harz – Das alte und das neue Rom – Der Jesus aus dem Fels – Begegnungen mit Aphrodite – Das Erbe der Atlanter und vieles mehr.
Sind Sie bereit für vergessene Orte und verlorenes Wissen?
Aufstieg und Niedergang der Burgen: Kolossale Festungen
Als Menschen die Erde besiedelten, schützten sie sich vor Angriffen feindlicher Stämme oder wilder Tiere durch Erdwälle oder Palisadenbauten aus Holz. Die ersten, die diese Art von Befestigung strategisch und militärisch nutzten, waren die Römer. Der größte aller Wehrbauten war der Limes, der in der Zeit etwa 100 n. Chr. erbaut wurde.
Er trennte über 545 Kilometer lang die linke von der rechten Seite des Rheins. Damit schützten sich die Römer beispielsweise vor den Kelten, Germanen und Alemannen, die immer wieder Beutezüge auf der römischen Seite unternahmen (Grenzerfahrungen: Abenteuer am Rande der Realität).
Doch bereits 260 n. Chr. überrannten die Alemannen den Limes und läuteten damit den langsamen Niedergang der römischen Dynastie ein. Im Jahr 375 folgten Ihnen die Hunnen aus dem Osten und anno 406 fielen die Gallier in Spanien ein. Der fränkische König Chlodwig I. (466-511) schlug die römische Armee 486 in Gallien vernichtend. Die Zeit der Merowinger brach an, das Römische Reich aber war dem Untergang geweiht.
Woher kamen Aufstieg und Niedergang der Burgen? Trotz der Befreiung von der römischen Herrschaft hatte sich das System verschiedenster Wehrbauten erfolgreich durchgesetzt. So erwählte man Örtlichkeiten, die von vornherein schwer zugänglich, deshalb aber auch gut zu verteidigen waren. Das war beispielsweise ein Bergkamm, der nach drei Seiten sehr abschüssig war, den man nur an der Zugangsseite zu bewehren brauchte.
Mit dem Beginn des Deutsch Römischen Reiches, nach orthodoxer Geschichtsauffassung durch Karl den Großen (768-814) 800 n. Chr., begann auch die Entwicklung der Höhenbefestigungen und seit dem elften Jahrhundert die vorteilhafte Steinbauweise. Einen weiteren Fortschritt brachten ab dem zwölften Jahrhundert die Auskleidungen der Anlagen in Buckelquadertechnik. In dieser Epoche entstanden die meisten Burgen in Europa.
Die Burgen erwiesen sich als äußerst effektive Wehrbauten gegen die barbarischen Völker von Osten, die immer wieder in das Land einfielen, raubten und plünderten. So entwickelte sich im Laufe der Zeit ein Netz von Burgen, um diesen Anstürmen zu begegnen. Die plündernden Horden konnten nun nicht mehr ihre Hau-Ruck-Taktik anwenden, sondern mussten sich in Belagerungstechniken üben.
Für Reitervölker wie die Slawen und Awaren ein ungewohntes System. Belagerungswaffen wie Rammböcke oder große Steinkatapulte waren zu schwerfällig und so handelten sie sich bei einigen Belagerungen schwere Niederlagen ein, wenn sie vom Nachschub aus anderen Burgen im Rücken gepackt und auseinandergerieben wurden.
Die Blütezeit der Burgen setzte sich auch im 14. Jahrhundert unter den Habsburgern weiter fort. Selbst die Kirche befestigte ihre religiösen Häuser oder errichtete gewaltige Ordensburgen. Diese Herrschaften waren keineswegs friedlich und fromm, sondern eher gierig und machthungrig. Man kann sogar sagen, dass sie die meisten Kriege Ihrer Zeit angezettelt haben.
Doch nicht nur als sichtbares Zeichen eines abgesteckten Territoriums, sondern auch zur Sicherung von Heer- und Handelsstraßen dienten diese Anlagen. Burgen an großen Flüssen hatten zudem die Funktion einer Zollstation. Zölle waren eine äußert wichtige Einnahmequelle für die hohen Herrschaften.
Das Ende der Burgen kam innerhalb einer kurzen Zeitspanne. Wenn man sich die Geschichtsdaten der einzelnen Burgen anschaut, so fällt einem auf, dass die Franzosen in der Zeit zwischen 1688 und 1692, im Verlauf des pfälzischen Erbfolgekrieges, speziell im Raum Rheingau, Pfalz, nördlich von Baden-Württemberg und Rheinhessen, sehr stark gewütet und über 100 Burgen dem Erdboden gleich gemacht haben.
Doch der Niedergang der Burgen erfolgte nicht durch diese unheimliche Zerstörungswut. Die meisten Burgen hatten zu dieser Zeit bereits ihre ursprüngliche Funktion verloren und verfielen ohnehin. Einige waren zuvor schon im 30-Jährigen Krieg (1618-1648) oder im Bauernaufstand im Jahr 1525 übermäßig stark beschädigt worden, woraufhin sie als Ruinen verrotteten.
Hinzu kam im 15. Jahrhundert die Entdeckung des Schwarzpulvers und mit ihm entwickelten sich die ersten Explosionsgeschosse. Überaus effektive Musketen und Büchsen lösten die primitiven Bögen und Armbrustwaffen ab, Katapulte wurden durch weitreichende Mörser und Kanonen ersetzt. 1523, im sogenannten Reichsritterkrieg, folgte dann der berüchtigte Einschnitt in der Geschichte, der europaweit das Ende der Burg als sichere Befestigungsanlage markierte.
Der Reichsritter Franz von Sickingen (1481-1523) verstärkte die pfälzische Burg Nanstein mit Festungswerken und einer riesigen Bastion, immerhin ein vierstöckiger Kanonenturm mit fünf Metern Wandstärke.
Das nützte jedoch nichts: Sie wurde durch die alliierten Truppen unter der Führerschaft des Trierer Erzbischofs Richard von Greifenclau (1467-1531) mit der für damalige Verhältnisse unglaublichen Zahl von 600 Kanonenkugeln an einem einzigen Tag in Schutt und Asche gelegt.
Im konzentrischen Geschützfeuer der schweren Feldhaubitzen brach der mächtige Kanonenturm binnen weniger Stunden zusammen. Ab dieser Zeit baute man Burgen entweder in großem Stil in Reichsfestungen um oder verließ sie einfach. In den meisten Fällen geschah letzteres.
Burgherren, die Ihre Anlagen weiterhin hielten und nicht mit Festungswerken verstärkten wollten, versuchten den repräsentativen Charakter ihrer Burg aufzuwerten und bauten diese im Stil der jeweiligen Epoche um. Renaissance und Rokoko hielten Einzug.
Besonders reiche Häuser ließen durch berühmte Architekten ihre Burgen in fürstliche Schlösser umbauen, wie beispielsweise Schloss Stolzenfels, Sigmaringen oder Hohenzollern. Unter dem Mantel vieler Schlösser stecken noch heute die Grundmauern vergangener Burgen.
Nun nehmen wir uns einige weitere spannende Burgen unter die Lupe. Auf der Felsenburg Berwartstein hauste einst Hans Trapp, der berühmte Marschall und Heerführer der gesamten kurpfälzischen Streitkräfte. Seine Raubzüge und Untaten sind ebenso legendär wie seine Burg, die bis auf den heutigen Tag erhalten ist.
Im zwölften Jahrhundert erbaut, ist sie typisch für eine pfälzische Felsenburg mit ihren in den Felsen eingepassten oder gehauenen Treppen und Räumen. Man betritt die Burg durch den neuzeitlichen Eingang im Norden, ein paar Treppenstufen hoch, vorbei an der gemütlichen Burgschänke mit Außenterrasse und ein weiteres Stockwerk hoch. Eine regelmäßige Führung stellt dem Besucher das Brunnenhaus vor, dann im Nebentrakt und über ein weiteres Stockwerk vorbei an Rüstkammer und Burgküche hoch die südliche Aussichtsplattform.
Von hier erkennt man das Vorwerk Klein-Frankreich auf dem gegenüber liegenden Bergrücken. Im Kriegsfall konnte von dort und von der Burg aus der Feind mit Steinkatapulten unter Beschuss genommen werden. Der Talabschnitt dazwischen heißt deshalb heute noch »das Leichenfeld«.
Ein weiterer Treppenaufgang führt zur nördlichen Aussichtsplattform. Der Blick über die Südpfälzer Berge ist fast schon allein ein Besuch wert. Von dort geht der Weg zurück ins Brunnenhaus. Der Brunnen der Burg geht 104 Meter in die Tiefe und machte die Burg praktisch uneinnehmbar. Zumindest konnte man durch Belagerung keine Aufgabe erzielen. Der Grundwasserbrunnen wurde ebenfalls durch den Fels getrieben. Eine technische Meisterleistung, da in dieser Tiefe kaum noch Sauerstoff vorhanden ist. Man vermutet, dass man mittels eines kleinen Feuers und einer Zweiteilung des Tunnels einen Umwälzprozess erreichte, welcher Sauerstoff in den Schacht zog.
Ein Gangsystem unter der Burg führt zu mindestens zwei Felsenkammern. Die erste Halle im unterirdischen Gangsystem wurde samt Mittelstrebe aus dem massiven Fels gemeißelt. Abstecher in den Harz: Auf Regenstein befinden sich Felsenkomplexe auf den vorchristlichen Strukturen des Regenstein-Komplexes, der von den mittelalterlichen Burgen überprägt wurde. Auch auf Bewartstein weisen die Felsenkeller und andere Strukturen eher einen vorzeitlichen Charakter auf und könnten aus frühchristlicher Zeit stammen, die später mit der mittelalterlichen Architektur überprägt wurden.
Ganz nebenbei bemerkt finden wir diese interessante Tatsache überall auf der Welt. Bei zahlreichen Konstruktionen und Monumenten wurde die megalithische, dahingehend teils architektonisch schwierigere Bauweise von späteren, zumeist einfacheren und primitiveren Bautechniken, nachträglich überprägt. Man hatte also in vielen Fällen bereits vorhandene, vorbereitete Baukomplexe oder Ruinenfelder in den eigenen Baustil miteinbezogen.
Siehe beispielsweise die südamerikanischen Inka-Bauten, hier erkennt man noch viel deutlicher den wesentlich perfekteren, megalithischen Baustil in den älteren Epochen. In Europa kennt man dieses Faktum von zahlreichen christlichen Stätten: Kathedralen, Kirchen oder Kapellen, die auf vorchristlichen Plätzen errichtet wurden und man nur noch erahnen kann, was dort vorher an jenem Platz vorhanden war (Gibt es in Deutschland „echte“ Stufenpyramiden?).
Abb. 69: Die Festung Regenstein bei Blankenburg.
Felsenburgen sind ebenfalls beeindruckende Bauwerke. Rings um Dahn, nahe Primasens, breitet sich die Landschaft des südlichen Pfälzerwalds aus mit zahlreichen Buntsandsteinfelsen, die vereinzelt oder als Riffe dunkelrot aus der grünen Landschaft der Waldberge herausragen. Von Dahn aus finden sich viele Wanderwege zu einzelnen Felspartien. Die Buntsandsteinfelsen sind das Charakteristikum dieser Landschaft.
Da ist einerseits der Jungfernsprung, der mitten in Dahn senkrecht 50 Meter über die Hauptstraße ragt, südwestlich des Ortes stehen die seltsam geformten Zwillingsfelsen Braut und Bräutigam, die durch einen schmalen Längsspalt aufgetrennt sind. Das eindrucksvolle Massiv der Burgfelsen beherbergt auf seinen Hochgraten gleich drei der berühmten mittelalterlichen Felsenburgen, Bei diesen eindrucksvollen Festungen wurden oft die natürlichen Felsformationen mit in die Konstruktionen eingefügt.
Abb. 70: Die Festung Regenstein wurde direkt auf die Felsen gepflanzt.
Der Drachenfels bei Busenberg ist ebenfalls eine eindrucksvolle Trutzburg, bei der die natürliche Struktur des Felsens geschickt für den Bau genutzt wurde. Der Drachenfels wurde im 13. Jahrhundert von den Rittern vom Drachenfels erbaut. Bereits 1523 wurde er wie die Burg Nanstein in der Sickinger Fehde zerstört. Ein Besuch beim Drachenfels lohnt sich allein wegen den geologischen und botanischen Merkwürdigkeiten.
Bereits beim Aufstieg fällt einem die artenreiche Mischwaldvegetation auf. Dem aufmerksamen Betrachter entgeht auch nicht, dass die mittelalterlichen Erbauer tief in den massiven Block des Sandsteins vorgedrungen sind. Hochinteressant sind dabei die teilweise geometrisch regelmäßigen Strukturen der Verwitterung im Gestein, die bis heute rätselhaft sind.
Eine weitere Pfälzer Felsenburg befindet sich bei Annweiler. Die Reichsburg Trifels im südlichen Pfälzerwald steht auf dem 494 Meter hohen Sonnenberg auf einem dreifach gespaltenen Buntsandsteinfelsen, der 145 Meter lang, 40 Meter breit und 50 Meter hoch ist. Von dieser steinernen Basis stammt auch der Name der Burg, der »dreifacher Fels« bedeutet.
Nach dem Pfälzer Archäologen Friedrich Sprater (1884-1952) diente die Feste Trifels dem Dichter Wolfram von Eschenbach († um 1220) als Vorlage zu seiner Schilderung der Gralsburg in dem Epos Parsifal. Eine Besonderheit sind die Reliquien, die gemeinsam mit den Reichskleinodien des Heiligen Römischen Reiches in der Burgkapelle des Trifels aufbewahrt wurden.
Darunter gehört nämlich auch ein Zahn von Johannes dem Täufer. Heute befinden sich Nachbildungen der Reichskleinodien auf dem Trifels. Die Originale befinden sich im Kunsthistorischen Museum Wien.
Überdies war der aus den »Robin-Hood«-Filmen bekannte englische König Richard Löwenherz (1147-1199) berühmtester »Langzeit-Gast«. Er war für eine Zeitspanne von drei Wochen, vom 31. März bis zum 19. April 1193, in dortiger Gefangenschaft. Einer anderen Sage nach, die der bereits erwähnten Kyffhäusersage ähnelt, soll im Trifels ein Kaiser schlafen.
Nach der ältesten Version der Sage handelt es sich um Friedrich II., in jüngeren Versionen nehmen auch Friedrich Barbarossa beziehungsweise Karl der Große diese Rolle ein.
Letztendlich zeigt sich, dass die etablierte Schulauffassung mittelalterlicher Burgen mit einigen Ungereimtheiten gespickt ist. Wer auch immer die oftmals uralten Anlagen auf Bergen und Anhöhen errichtete, ihr Vermächtnis wurde in der Ritterzeit strategisch erkannt, effektiv kopiert und ausgebaut.
Fazit: Es ist nicht nur spannend, die Spuren ferner Vergangenheit in der weiten Welt zu suchen, sondern ihnen auch in Deutschland zu folgen.
Literatur:
Wissen in Stein – Das Geheimnis der Pyramiden Ägyptens und Mittelamerikas [2 DVDs]
Das Geheimnis der Pyramiden [2 DVDs]
Quellen: PublicDomain/Ancient Mail Verlag am 26.04.2021
Hörtipp: cropfm: Multidimensionales Sein
https://cropfm.at/archive/show/ake
p.s … habe alle(!) -+500 Sendungen seit 20J gehört. 😉
+++ bon’mot des Tages +++
James B
Astra Zeneca? Da kann ich nur sagen, lieber einen Martini auf einer Insel, als Blutgerinnsel!