terra-mystica.jimdofree.com berichtet: Eine 3D-Computermodellierung hat es Wissenschaftlern ermöglicht, sich ein genaueres Bild vom sogenannten Mechanismus von Antikythera zu machen – nun planen sie, eine vollständige Kopie zu erstellen.
Der über 2.000 Jahre alte Mechanismus von Antikythera gilt als eines der wichtigsten archäologischen Entdeckungen aller Zeiten und es wird angenommen, dass es eine frühe Art von astronomischem Computer darstellen könnte.
Entdeckt wurde es 1900 von Schwammtauchern in einem Schiffswrack vor der griechischen Insel Antikythera, zwischen der Peloponnes und Kreta, wo es neben einer Reihe von anderen Artefakten wie verschiedene Münzen, Schmuck, Keramik- und Statuenfragmenten lag.
Da die Münzen aus Pergamon auf die Jahre zwischen 86 und 67 v. Chr. und die Münzen aus Ephesus auf die Jahre zwischen 70 und 62 v. Chr. datiert werden konnten, geht man davon aus, dass das Schiff zwischen 70 und 60 v. Chr. gesunken sein dürfte.
Der Apparat diente vor allem zur Vorhersage von Sonnen- und Mondfinsternissen sowie anderen Himmelsbewegungen. Bereits kurz nach der Entdeckung erkannte der Archäologe und damalige griechische Kulturminister Spyridon Stais 1902 die Bedeutung des Fundes.
Er erkannte ein Zahnrad und die eigravierten Worte »Heliou« (Sonne) und »Aphrodite« (Venus), und schloss ganz richtig, dass es sich um ein astronomisches Instrument handeln müsse.
Bis 1972 waren auf 82 Fragmenten des Mechanismus 923 Buchstaben und Zahlzeichen entziffert worden. Bis 2006 war man auf 2.160 Zeichen gekommen, und heute sind 3.400 Zeichen entziffert und zugeordnet.
Kein einfaches Unterfangen, wie auch der Philologe Agamemnon Tselikas einräumte, dem diese Aufgabe zugefallen war. Die Buchstaben sind keine zwei Millimeter groß und durch die Korrosion entstellt, so dass der Computertomograph beim Einlesen der Oberfläche schichtweise vorgehen musste (Verbotenes Wissen: Von Mythen, Macht, Göttern und Robotern im antiken Griechenland (Videos)).
Wie die Forschungsergebnisse der letzten Jahre ergaben, diente der Apparat aber nicht nur der Berechnung der von Finsternissen sondern auch als astrologischer Kalender, der die genaue Stellung von Sonne, Mond und Planeten im Tierkreis berechnete, sowie als Kalender für wiederkehrende Ereignisse des griechischen Kulturkreises, wie die Olympischen Spiele und die Isthmien in Korinth.
Auf das hohe mathematische, astronomische und mechanische Knowhow der antiken Konstrukteure verweist auch die Tatsache, dass der Apparat gleich für mehrere zentrale Orte der griechisch-hellenistischen Welt konzipiert war.
Zu den jüngsten Forschungsergebnissen zählt die Entzifferung der Ortsnamen von Dodona in Nordwestgriechenland und Alexandria in Ägypten.
Woher die alten Griechen jedoch das Knowhow hatten, das Gerät mit dieser verblüffend komplizierten Anordnung von Bronzezahnrädern zu entwickeln, bleibt ein Rätsel – vor allem in Anbetracht dem Zeitalter, in der es gebaut wurde.
Jetzt, 120 Jahre nach seiner Entdeckung, wurde dieser rätselhafte antike »Computer« von Wissenschaftlern des University College London (UCL) mit Hilfe von 3D-Computermodellierung zum Leben erweckt, indem sie die gesamte Frontplatte des Geräts in verblüffender Detailgenauigkeit nachgebildet haben.
„Die Sonne, der Mond und die Planeten werden in einer beeindruckenden Meisterleistung der antiken griechischen Brillanz dargestellt“, beschreiben die Studienautoren um Professor Tony Freeth das Gerät in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift Scientific Reports.
„Unser Modell ist das erste, das mit allen physikalischen Belegen und auch mit den Beschreibungen in den wissenschaftlichen Inschriften übereinstimmt, die auf dem Mechanismus selbst eingraviert sind.“
Letztendlich plant das Team, eine funktionierende Kopie des Originalgeräts in voller Größe herzustellen.
© Fernando Calvo für terra-mystica.jimdofree.com am 16.03.2021