Unsere Blutwerte stellen die wichtigste Informationsquelle hinsichtlich unserer Gesundheit dar. Ist der Körper krank, zeigt sich das durch eine Abweichung von den Normalwerten – und zwar häufig schon so früh, dass gegen viele Krankheiten rechtzeitig etwas unternommen werden kann.
An fast allen wichtigen Funktionen des Körpers ist Blut beteiligt. Die Blutwerte und das Blutbild richtig zu lesen und die Zusammenhänge zu verstehen, ist deshalb eine entscheidende Erkenntnis für ein langes, gesundes und beschwerdefreies Leben. Schwachpunkte werden so schnell entdeckt und die Gesundheit kann mit geeigneten Maßnahmen und entsprechender Ernährung bis ins hohe Alter erhalten bleiben.
Blut versorgt nicht nur jede einzelne Körperzelle mit Sauerstoff, sondern auch mit Mineralstoffen, Vitaminen, Enzymen, Hormonen und allen Nährstoffen, die zur Energiegewinnung und zum Wohlbefinden beitragen. Auf diese Weise sorgen das Blut und die Bahnen, mit denen es durch unseren Körper gelenkt wird, für die Vitalität und Leistungsfähigkeit unseres Organismus.
Was bedeuten die Blutwerte und wie hängen Abweichungen zusammen? Wie kann man Krebs, einen Schlaganfall oder eine Demenz vorhersehen? Welche Krankheiten zeigen sich durch welche Warnzeichen?
Der Leser kann direkt in dem Buch „Die Sprache des Blutes verstehen“ nachschlagen, welche Krankheiten welche Veränderungen im Blut bewirken. Denn es gibt eindeutige Warnzeichen, zum Beispiel für Erkrankungen des Herzens, der Leber, der Nieren, der Bauchspeicheldrüse, der Schilddrüse, des Immunsystems oder des Fettstoffwechsels.
Wer sich um seine Gesundheit sorgt, erhält über die Blutwerte eindeutige Diagnosemöglichkeiten. Das nötige Wissen dazu finden Sie in dem Buch mit allen Informationen zu zuverlässigen Selbsttests, die Sie zu Hause durchführen können, und zu Einflüssen, die das Testergebnis verfälschen können.
- Warum es sich lohnt, alles über unser Blut zu wissen
- Was die Blutwerte bedeuten und welche besonders wichtig sind
- Was Abweichungen bedeuten und was man dagegen tun kann
- Warum Blut für unser Abwehrsystem so wichtig ist
- Wie man das Warnsystem Blut für ein langes, beschwerdefreies Leben nutzt
- Wie man falsche Testergebnisse schnell erkennt
- Warum sich Dunkelfeldmikroskopie als äußerst zuverlässig bewährt hat
Blut … bloss keine Panik!
Manchen Menschen gefriert das Blut in den Adern, wenn sie nur an Blut denken. Noch schlimmer wird es, wenn
sie Blut sehen. Zwischen 5 und 15 Prozent aller Deutschen kämpfen dann mit einer Ohnmacht. Nicht wenige davon verlieren tatsächlich das Bewusstsein. Richtig dramatisch wird es, wenn diese Menschen Blut spenden wollen (Gesundheit: Schützen Sie Ihre Blut-Hirn-Schranke).
Etwa 5 Prozent aller Blutspender werden dabei ohnmächtig. Etwas härter im Nehmen beim Anblick von Blut sind die Männer: Während von den Frauen 3,9 Prozent gegen eine Ohnmacht ankämpfen, tun dies von den Männern lediglich 2,2 Prozent.
Wieso Menschen beim Gedanken an Blut oder beim bloßen Anblick innerlich das große Flattern bekommen, ist unter Wissenschaft- lern durchaus umstritten. Für die einen ist das Erbe aus der Frühzeit des Menschen schuld da- ran, während andere wiederum einen inneren Schutzmechanismus dahinter sehen.
So vermutet die Ärztin Valentina Accurso von der renommierten Mayo-Klinik in den USA, dass die Flucht in die Ohnmacht beim Anblick von Blut ein Totstellreflex ist. Sie vergleicht das mit der Reaktion mancher Tiere auf Gefahren, wenn diese nicht wegrennen, sondern erstarren und umfallen.
Diese Tiere suchen ihr Heil nicht in der Flucht, sie hoffen darauf, dem Fressfeind durch ihre Bewegungslosigkeit nicht aufzufallen. Ähnliches vermutet sie bei Menschen, die unbewusst den Anblick von Blut mit einer Gefahrensituation verbinden und vorsichtshalber in Ohnmacht fallen.
Anders wird die Ohnmachtsreaktion beim Anblick von Blut durch Prof. Dr. Alexander Gerlach, Psychologe an der Universität Köln, interpretiert. Für ihn liegt es auf der Hand, dass der Organismus in einer Gefahrensituation, in erster Linie zum Eigenschutz, alle lebenswichtigen Organe mit Blut versorgt. Um dies zu gewährleisten, wird der Blutdruck mit allen Mitteln sogar dann noch aufrechterhalten, wenn ein Blutverlust von bis zu 70 Prozent vorliegt.
Erst wenn nur noch 30 Prozent Blut im Organismus vorhanden sind, leitet das Gehirn das Absenken des Blutdrucks ein, was dann die Ohnmacht zur Folge hat. Bei Menschen, die bereits beim Anblick von Blut in Ohnmacht fallen, reagiert das Gehirn mit einer Fehlschaltung auf den »Reiz« von Blut und beginnt viel zu früh, den Blutdruck bis hin zur Ohnmacht abzusenken (Blutreinigung – einer der Schlüssel für anhaltende Gesundheit).
Mit Blut zu ansehen und Reichtum
Wie dem auch sei: Blut nahm in der Geschichte des Menschen schon immer eine zentrale Stellung ein. Es brachte verwandtschaftliche Beziehungen ebenso zum Ausdruck wie die innere Verfassung von Menschen. Stand sich jemand nahe oder war vielleicht sogar aus dem gleichen »Fleisch und Blut«, dann wurde diese Nähe mit der Umschreibung »Blut ist dicker als Wasser« beschrieben.
Trafen Menschen aufeinander, die in tiefer Abneigung verbunden waren, so gab es zwischen ihnen häufig »böses Blut«. Im schlimmsten Fall wurde »Blut vergossen«, wenn diese sich nicht aus dem Weg gehen konnten und es zur Konfrontation kam. Ein häufiger Grund, dass es überhaupt so weit kommen konnte, war der, dass einer den anderen »bis auf ̓s Blut aussaugte«.
Das brachte dann bei dem Benachteiligten das »Blut in Wallung«, sodass es beim besten Willen nicht mehr möglich war, »ruhig Blut zu bewahren«. Ganz oft brachten in der Vergangenheit Standesunterschiede das »Blut zum Kochen«, wenn einer der Kontrahenten »blaues Blut« in den Adern hatte und erst einmal so richtig »Blut geleckt« hatte.
Dann nämlich sah dieser keine Grenzen mehr, bis ihm das »Blut zu Kopf gestiegen« war, er »Blut leckte« und seine Vorteile dermaßen schamlos ausspielte, bis letzten Endes »Blut an seinen Händen klebte«.
Die Einsicht, dass derartiges Verhalten ganz und gar schändlich und verwerflich war, verbreitete sich immer mehr. In der Frühen Neuzeit brachte es der deutsche Schriftsteller und Philosoph Gotthold Ephraim Lessing (1729– 1781) mit dem Satz »Was Blut kostet, ist gewiss kein Blut wert« auf den Punkt.
Mehr noch: Es kam die Zeit, in der Aggressionen und Blut- vergießen – wie es im Mittelalter an der Tagesordnung war – in intellektuellen Kreisen zunehmend verpönt wurden. »Eine Träne zu trocknen, ist ehrenvoller, als Ströme von Blut zu vergießen«, drückte es der britische Dichter Lord George Gordon Noel Byron (1788–1824) aus.
Und etwas später fasste Vijaya Lakshmi Pandit (1900–1990), indische Politikerin, UNO-Diplomatin, Schwester von Jawaharlal Nehru und Tante von Indira Gandhi, die Voraussetzungen für Frieden in einem bemerkenswerten Satz zusammen: »Je mehr wir im Frieden schwitzen, desto weniger bluten wir im Krieg« (The more we sweat in peace the less we bleed in war).
Blut ist also nicht nur etwas Universales, Zentrales und Allgegenwärtiges im Leben auf unserer Erde, sondern etwas Herausragendes und Wertvolles im Mittelpunkt der menschlichen Existenz. Ohne Blut gäbe es kein Leben. Oder, um es mit den Worten unseres großen Dichters Johann Wolfgang von Goethe (1749–1832) zu sagen: »Blut ist ein ganz besonderer Saft«.
(Zur Diagnose von Krankheiten wurde die Vier-Säfte-Lehre (humoral pathologie oder humorallehre) herangezogen)
Der Aderlass, also das medizinische Abnehmen von Blut, war bereits in der Antike bekannt. Er gehört zu den ältesten medizinischen Behandlungsformen. So praktizierte bereits der »Urvater aller Ärzte«, Hippokrates von Kos (um 460–370 v. Chr.), den Aderlass. Das Blut wurde in der Regel durch das Öffnen einer Vene entnommen (Phlebotomie).
Erst viel später, im 2. Jahrhundert n. Chr., wurde der Aderlass von Galenos von Pergamon (* zwischen 128 und 131 – † zwischen 199 und 216 n. Chr.) in seltenen Fällen auch durch die Öffnung von Arterien vorgenommen (Arteriotomie). Allerdings war zu dieser Zeit der Zweck des Aderlasses noch therapeutischer und weniger diagnostischer Art. So wurde er zum Beispiel in der Nähe einer erkrankten Stelle am Körper vorgenommen, um damit verbundene Schmerzen zu lindern.
Zur Diagnose von Krankheiten wurde die Vier-Säfte-Lehre (Humoralpathologie oder Humorallehre) herangezogen. Anhänger und überzeugte Anwender der Vier-Säfte-Lehre waren ebenfalls Hippokrates von Kos und Galenos von Pergamon.
Das Grundprinzip dieser Lehre bestand in der Überzeugung, dass alles Geschaffene auf die vier Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde zurückzuführen sei. Diese Elemente verfügen über die vier Eigenschaften (Temperamente) warm, kalt, trocken und feucht, welche entweder in Reinform oder als Mischung vorkommen können.
Da sich diese Elemente überall in der Natur finden lassen, kommen sie auch im Körper des Menschen vor und sind ausschlaggebend für eine gute Gesundheit. Liegen sie in einem ausgewogenen Verhältnis vor, ist der Mensch gesund. Geraten sie jedoch aus der Balance
und wird die gesunde Harmonie gestört, kann sich Krankheit breitmachen. Je nachdem, wie sehr die Balance gestört ist und einzelne Temperamente ins Übergewicht geraten, kann die Krankheit sogar sehr schwer sein und
bis hin zum Tod führen. Allerdings hat Gott, der Schöpfer, neben dem krank machenden Ungleichgewicht auch dafür gesorgt, dass es Mittel und Wege gibt, diese Disbalance wieder auszugleichen, zum Beispiel mit heilenden Mineralien oder Pflanzen.
Auf die Theorie des Naturphilosophen Polybios bauend, entwickelte Galenos dieses Elemente-Konzept weiter zur Vier-Säfte-Lehre, bei der
die alles bestimmenden vier Körpersäfte Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle in einem ausgewogenen Gleichgewicht zueinander stehen müssen, damit der Mensch gesund ist.
Verschob sich dieses Gleichgewicht so, dass ein Saft überwog, während ein anderer in einen Mangelzustand geriet, kam es zu einer Dyskrasie – der Mensch wurde krank. Das Blut selbst war zu dieser Zeit noch ein gleichwertiges Element neben den drei anderen.
Erst später, mit dem Ende des Mittelalters und dem anschließenden Beginn der Frühen Neuzeit, geriet das Blut immer mehr in den Fokus der therapeutischen und diagnostischen Bemühungen der damaligen Ärzte. Zwar wurde das Konzept der Säftelehre auch parallel noch angewandt, doch es geriet mit den Jahren immer mehr in den Hintergrund.
Von der Blutschau zum Blutbild
Neben Harnbeschau und Pulsbegutachtung wurde von Ärzten immer häufiger die Blutschau praktiziert. Das beim Aderlass gewonnene Blut wurde im flüssigen oder geronnenen Zustand hinsichtlich Farbe, Geruch, Geschmack, Temperatur und Konsistenz begutachtet.
Leprosenschau mit Blut
Während der Zeit der Kreuzzüge vom Nahen Osten nach Mitteleuropa gebracht, verbreitete sich die Lepra in der Zeit des Mittelalters rasant. In vielen Städten war es deshalb zur Eindämmung der Krankheitsausbreitung für Ärzte, Bader, Wunderheiler und Geistliche bei Androhung empfindlicher Strafen Pflicht, jeden Verdacht auf Lepra sofort zu überprüfen.
Dazu wurde das beim Aderlass gewonnene Blut mit einem speziellen Verfahren zur »Leprosenschau« verwendet. In das Blut einer verdächtigen Person wurde etwas Bleipulver eingestreut. Blieb das Pulver an der Oberfläche, galt die Person als gesund. Bei einem anderen Verfahren wurde etwas Essig auf das Aderlassblut gegossen. Begann die Mischung zu sieden, war das ein Zeichen dafür, dass die Person an Lepra erkrankt war.
Noch zu Beginn der Frühen Neuzeit, also nach dem Mittelalter, war das Blut lediglich eine Flüssigkeit, die im menschlichen Körper vorkam. Zwar ahnten Wissenschaftler und Ärzte bereits relativ früh, dass das Blut im Körper irgendwie im Fluss war, aber den Nachweis über die Fließrichtung und den Zusammenhang zum Blutkreislauf erbrachte erst 1628 der englische Arzt und Anatom William Harvey (1578–1657) in einer umfassenden Veröffentlichung.
Vor seiner Veröffentlichung gelang ihm als Erstes der Nachweis, dass das Blut in den Venen immer nur in der gleichen Richtung fließt, nämlich von der Peripherie zum Herzen hin. Außerdem beschrieb er den Zusammenhang von arteriellem und venösem Blut – womit er die Ablösung der bis dahin geltenden Humorallehre durch die moderne Physiologie einleitete.
Der Nachweis von Kapillaren – kleine und kleinste Blutgefäße im Gewebe – gelang schließlich Marcello Malpighi (1628–1694), dem italienischenArzt, Anatom und Pionier auf dem Gebiet der Mikroskopie. Er machte die Mikroblutgefäße erstmals unter dem Mikroskop sichtbar. Hatte man vor der Darstellung des Blutkreislaufs noch keine Vorstellung davon, wie es möglich sein konnte, dass an einer Stelle injizierte Medikamente im ganzen Körper wirksam waren, gab es dafür nun eine Erklärung. Die Wirkstoffe wurden mit dem Blutkreislauf transportiert.
Noch im 17. Jahrhundert gab es erste Beschreibungen von intravenösen Injektionen. Gleichfalls wurden erste Versuche von Bluttransfusionen unternommen, zum Beispiel von einem Hund auf einen Menschen – wobei der Versuch für den Menschen tödlich endete. Auch erste Bluttransfusionen unter Menschen wurden vorgenommen, die häufig ebenfalls mit dem Tod endeten, da die für eine gefahrlose Transfusion notwendigen Blutfaktoren noch nicht bekannt waren.
Allerdings folgten von da an Schlag auf Schlag weitere bahnbrechende Entdeckungen über das Blut und seine Zusammensetzung. Die Thrombozyten (Blutplättchen) wurden entdeckt, die Blutgruppen und die Isoagglutinine, eine besondere Art von Antikörpern. Ebenfalls erstmals beschrieben wurden Blutbestandteile wie Hämoglobin, Bilirubin, Kreatinin, Harnsäure, Blutzucker sowie verschiedene Eiweiße und weitere im Blut enthaltene Stoffe – der Grundstein für die moderne Blutanalyse im Labor war gelegt…
Literatur:
Krebserreger entdeckt!: Die verblüffenden Erkenntnisse einer russischen Forscherin
Cannabis gegen Krebs: Der Stand der Wissenschaft und praktische Folgerungen für die Therapie
Reinigung der inneren Organe: Entschlacken und entgiften Sie Ihren Körper
Quellen: PublicDomain/Kopp Verlag am 08.02.2021