Im deutsch-tschechischen Grenzgebiet des Cheb-Beckens bebt seit einigen Tagen ebenfalls wieder die Erde. Die Seismographen registrieren zahlreiche schwache Erdstöße im Bereich des Cheb-Beckens.
Dort gibt es Mofetten, deren Gase darauf hindeuten, dass die Schwarmbeben durch Intrusion magmatischer Fluide ausgelöst werden. Woher diese Fluide stammen wird kontrovers diskutiert.
Manche Wissenschaftler vertreten die These, dass ein Magmenkörper in die Erdkruste eindringt. Andere gehen davon aus, dass es sich bei den Fluiden um Tiefenwasser handelt, dass von einem erkaltenden Magmenkörper mit dessen Restwärme versorgt wird und so unter Druck gerät und in Störungszonen eindringt. Dort werden dann durch das Wasser die Beben ausgelöst.
Heute gab es bereits 20 Erdstöße mit Magnituden über 1, 0. Der Stärkste hatte eine Magnitude von 2,2. Die Mehrzahl der Erschütterungen sind allerdings im Bereich der Mikroseismik einzuordnen und haben Magnituden kleiner als 1,0. Seit Beginn des Schwarms am 12. Dezember, wurden mehr als 1000 Beben registriert. Dennoch handelt es sich noch um einen vergleichsweise schwachen Schwarm.
Neben den Vulkanen der Eifel zählen die Vulkane in Böhmen zu den bekanntesten Feuerbergen in Zentraleuropa. Sie liegen im Dreiländereck Bayern, Sachsen und Tschechien. Der letzte Ausbruch fand hier vor ca. 10.000 Jahren statt, also in etwa zeitgleich mit dem Ausbruch des Laacher-See-Vulkans in der Eifel.
In der Region liegen zahlreiche Kurbäder, die ihre Existenz mineralischen Quellen verdanken. Das Heilwasser um Franzenbad im Cheb-Becken ist sehr reich an Kohlendioxid magmatischen Ursprungs.
Das Gas entweicht hier auch aus sehr schönen Mofetten (in denen auch zahlreiche Kleintiere ersticken), die weitaus aktiver sind als diejenigen in der Eifel. Die Mofetten wurden in den letzten Jahren deutlich aktiver und die Zusammensetzung der Gase änderte sich. In der Presse verbreiteten sich Gerüchte, das im Cheb-Becken möglicherweise ein Vulkan ausbrechen könnte.
Wissenschaftler halten dies für untwahrscheinlich und betonen den Unterschied zwischen magmatischer Aktivität und vulkanischer Aktivität. Im oberen Bereich des Erdmantels kann durch das Zusammenwirken verschiedener Prozesse Gestein schmelzen und zu Magma werden. Das geschmolzene Gestein hat eine geringere Dichte als das umgebende Gestein und kann aufgrund dieses Dichteunterschieds aufsteigen und als Magmenkörper in die Erdkruste eindringen, sprich intrudieren (Neuer Supervulkan entdeckt – weltweite Vulkanaktivität).
Häufig bleibt der Magmenkörper in der Erdkruste stecken, ohne dass das Magma in Form eines Vulkanausbruches an die Erdoberfläche gelangt. Die Schmelze kühlt über sehr lange Zeiträume in der Erdkruste ab. Je nach Chemie des Magmas entstehen so zum Beispiel Granite.
Ein sehr schönes Beispiel hierfür ist der Yosemite Nationalpark in den USA, wo die Kuppen der Dome (hier nicht zu verwechseln mit Lavadome aktiver Vulkane) eine bizarre Berglandschaft formten, indem das umliegende Gestein erodierte und nur die harten -und in der Erde erstarrten- Dome übrig blieben.
Oberflächliche Phänomene des Magmatismus sind Gasaustritte und mehr, oder weniger heiße Quellen. Das Eindringen eines Magmenkörpers in die Erdkruste ist häufig mit dem Auftreten von Schwarmbeben verbunden. Solche Schwarmbeben wurden im September 2000 im Cheb-Becken an der Grenze zur Tschechei registriert (Vulkan in der Eifel: Ungewöhnliche Aktivität).
(Mofetten der Bublak)
Schon seit den 1990iger Jahren untersuchen Wissenschaftler des Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) und dem Umweltforschungszentrum Leipzig-Halle (UFZ) die Gase der dort austretenden Mofetten und fanden heraus, dass sich in den letzten Jahren das Verhältnis zweier Helium-Isotope so verändert hat, wie es sonst nur in Regionen mit aktivem Vulkanismus der Fall ist (Eifel-Vulkanismus: „Unter dem Herzen von Nordwest-Europa braut sich etwas zusammen“).
Im Fokus steht die Bublák Quelle, die sich gut hinter Strauchwerk in einem sumpfigen Gebiet versteckt. Das hier aufsteigende Kohlendioxid scheint direkt aus der Grenze zum Erdmantel aufzusteigen und erlaubt einen unverfälschten Blick ins Erdinnere.
Den Forschern gelang es sogar, die Migrationszeit des Kohlendioxids zu bestimmen: Es legt ca. 400 Meter am Tag zurück und steigt so schnell auf, dass kaum Zeit für chemische Reaktionen bleibt. Die hier gemessene Konzentration des Helium3-Isotops ist die höchste, die in Mitteleuropa je gemessen wurde. Die Wissenschaftler sind sich sicher, das sich in 35 – 25 km Tiefe ein Magmenkörper befindet, der in die unteren Schichten der kontinentalen Kruste intrudiert.
Dr. Horst Kämpf vom GFZ interpretiert die Magmenbewegungen nicht gleich als Anzeichen eines drohenden Vulkanausbruches. Er hält es für viel wahrscheinlicher, das der Magmenkörper irgendwo in der Erdkruste stecken bleibt und sich dort langsam abkühlt.
Die Arbeitsgruppe von UFZ und GFZ untersuchte auch die Gase, die aus den Mofetten im Laacher-See-Gebiet strömen, mit dem Resultat, das sich das Helium-Isotopenverhältnis hier nicht ändert und demnach aktuell keine Magmenbewegungen im Untergrund stattfinden.
Also, Deutschland wird zumindest vorerst von einer Vulkankatastrophe verschont bleiben. In einigen Medien wurde hier sogar ein Zusammenhang zu „Supervulkanen“ wie im Yellowstone N.P. hergestellen, was mir persönlich als sehr unrealistisch erscheint.
Literatur:
Die Erde im Umbruch: Katastrophen form(t)en diese Welt. Beweise aus historischer Zeit
Video:
Quellen: PublicDomain/vulkane.net am 20.12.2020
Die Überschrift ist falsch, es heißt Vogtland und nicht Voigtland. Die Beben waren vor allem am Samstag spürbar und durch das typische Grollen auch hörbar.