„Es war wahrhaftig ein seltsamer, fast unglaublicher Anblick. Eine Gruppe bunt bemalter Pavillons klammerte sich an den Berghang … wie Blumenblätter, die sich an einem Felszacken verfangen haben. Herrlich und unvergleichlich. Eine erhabene Empfindung trug den Blick aufwärts von milchblauen Dächern zu der grauen Bastion darüber … Und darüber wieder – eine blendende Pyramide – erhoben sich die Schneeflanken der Berge“. So beginnt der Abenteuerroman „Lost Horizon“ (Der verlorene Horizont, 1933) von James Hilton.
Irgendwo jenseits des Himalaja liegt ein Kloster, das mit den Laienbrüdern des benachbarten Tales eine paradiesische Gemeinschaft bildet. Die Bewohner leben in Eintracht und gehorchen nur den Gesetzen des Maßhaltens.
Ziel und Daseinsgrund dieser geheimen Gesellschaft von Lamas, die jenseits der normalen Altersgrenze zu leben imstande sind und auch über prophetische Begabungen verfügen, ist die Erhaltung und der Schutz der menschlichen Kultur – zu der chinesisches Porzellan ebenso gehört wie Mozarts Kompositionen – gegen jene Barbarei, welche die Außenwelt ereilen wird, wie die Lamas weitsichtig erkannten.
Soviel zur Handlung von Lost Horizon, die schon Generationen westlicher Leser in ihren Bann gezogen hat. Dabei handelt es sich jedoch nicht nur um ein reines Phantasieprodukt. Die Romangeschichte basiert vielmehr auf Legenden von einem verborgenen Paradies, die im fernen Osten wohlbekannt sind.
In frühen buddhistischen Schriften taucht dieser Ort unter dem Namen Chang Shambhala auf und wird als Quelle antiker Weisheit beschrieben. Das Wissen um seine Existenz war einstmals in Asien weit verbreitet – aus China ist überliefert, daß es im Kunlun-Gebirge ein Tal geben soll, wo Unsterbliche in nicht gekannter Harmonie lebten. Indische Legenden berichten von Kalapa, einem Ort, an dem vollkommene Menschen zu Hause sein sollen.
Aus dem alten Rußland sind Berichte bekannt, nach denen man nur den Weg der Tatarenhorden in die Mongolei zurückverfolgen müsse, um nach Belovodye zu gelangen, wo heilige Menschen – getrennt vom Rest der Welt – im Land der Weißen Wasser lebten. Den Bewohnern dieser Reiche wurde ebenso wie den Meistern von Shambhala neben einem hohen moralischen und gesellschaftlichen Entwicklungsniveau sowie einer damit verbundenen und auch für unsere Maßstäbe hochentwickelten Technik vor allem eine außergewöhnliche spirituelle Reife nachgerühmt.
Zu allen Zeiten hat es Menschen gegeben, denen es vergönnt war, in dieses verborgene Reich der Rishis oder Mahathmas – der „Großen Seelen“ – wie diese Wesen insbesondere in der theosophischen Literatur bezeichnet werden, vorzudringen. Zu den bekanntesten Forschern, denen dieser Schritt gelang, zählt die Familie Roerich. Nicholas Roerich, ein begnadeter russischer Maler, Philosoph und unermüdlicher Arbeiter für einen wahrhaft weltumspannenden Frieden, seine Frau Helena – Medium für den Rishi oder Meister Morya – sowie ihr gemeinsamer Sohn George, der später Professor an der renommierten Yale-Universität wurde, unternahmen in den Jahren 1925 bis 1928 eine großangelegte Expedition durch Indien, China und die Mongolei bis zu den Grenzen von Tibet.
Im Ergebnis dieser Reise veröffentlichten die Roerichs mehrere Bücher – eines trug den Namen „Shambhala“. Für Nicholas Roerich war Shambhala das Symbol des kommenden Weltfriedens und der Aufklärung. Alles, was er auf seiner Expedition in Indien, China und der Mongolei aus erster Hand lernte, integrierte er in seine eigene Weltanschauung. Die Expedition der Roerichs hatte eine tiefe spirituelle, vielleicht sogar magische Dimension – und damit verbunden auch eine politische Aufgabe (Mythos Hohlwelt: Das sagenumwobene Volk der Agartha und die Suche nach der Wahrheit).
Über das Ziel seiner Suche notierte Roerich in seinem Reisetagebuch:
„Shambhala selbst ist der heilige Ort, an dem sich die irdische Welt mit den höchsten Bewußtseinszuständen verbindet. Im Osten weiß man, daß es zwei Shambhalas gibt – ein irdisches und ein unsichtbares. Es ist viel über den Ort des irdischen Shambhala spekuliert worden. Gewisse Anzeichen verlegen diesen Ort in den extremen Norden, indem sie erklären, daß die Strahlen der Aurora Borealis die Strahlen des unsichtbaren Shambhala sind. Dies ist so jedoch nicht zutreffend. Das irdische Shambhala liegt nur von Indien aus gesehen nördlich. Daher ist es im Himalaja, im Pamir und Turkestan oder der zentralen Gobi zu suchen.“
In seinen Schriften verband Roerich die Idee Shambhalas wiederum mit den Überlieferungen, die von den Rishis oder Mahathmas berichten und außerdem mit der Idee des unterirdischen Reiches von Agartha. Den Überlieferungen zufolge, mit denen die Roerichs in Indien und China in Berührung kamen, existiert unter den Plateaus von Zentralasien ein ausgedehntes Höhlensystem. Diese gewaltigen unterirdischen Kavernen werden noch heute durch das Volk der Chud von Agartha bewohnt, schrieb Roerich.
In ganz Asien war er auf Erzählungen übe diesen friedlichen und hochzivilisierten Stamm gestoßen. Die Chud waren durch Angriffe kriegerischer Nachbarn gezwungen worden, unterirdisch Schutz zu suchen. Die Bücher hingegen, welche der Rishi Morya Roerichs Frau Helena diktierte, waren vor allem der Frage gewidmet, was die Agni oder das Feuer Shambhalas sei und wie es an der Wende der Zeitalter funktionieren wird.
Als Agni wird demnach die „große ewige Energie, diese unwägbare Materie, die überall verteilt ist und die uns jederzeit zur Verfügung steht“ bezeichnet. In den vierziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts, so sagte der Rishi Helena Roerich voraus, „werden sich Energien kosmischen Feuers der Erde nähern und viele neue Lebensbedingungen schaffen“. Leider geschah dies tatsächlich.
Wenn die Roerichs gewußt hätten, in welcher Form Agni gezwungen wurde, sich im August 1945 über Hiroshima und Nagasaki zu zeigen, sie wären vielleicht vorsichtiger gewesen, es dem westlichen Teil der Menschheit zu empfehlen. Rigden-Jyepo, den Herrscher Shambhalas, betrachtete Nicholas Roerich als Boten einer Neuen Epoche, der zur Zeit eine unbesiegbare Armee für den Kampf gegen die Mächte der Finsternis vorbereitet. Roerich identifizierte diesen Herren der Welt als Maitreya, den Letzten Avatar, welcher das Eiserne Zeitalter – das Kali-Yuga – zu Ende führt und zugleich das neue Krita oder Satya-Yuga – das kommende Goldene Zeitalter eröffnet (Zivilisationen der Inneren Erde: Ein massiver innerer Ozean – ist ein Loch in der Antarktis auf Google Maps ein Hinweis auf die hohle Erde?).
Es existieren durchaus ernstzunehmende Hinweise darauf, daß Roerichs Expedition bei diesem Wechsel der Zeitalter eine aktive Rolle gespielt hat. Diese Hinweise beziehen sich auf einen geheimnisvollen Stein von einem fernen Stern, der am ehesten mit dem lapsit exillis – dem GralsStein aus Wolfram von Eschenbachs Parzival-Epos – verglichen werden kann oder mit dem Stein der Weisen westlicher Alchimie.
Der größere Teil dieses Steines soll der Überlieferung zufolge in Shambhala verbleiben, während ein anderer Teil rund um die Erde zirkuliert und dabei seine magnetische (= geistige) Verbindung mit dem Hauptstein behält. Von diesem wird berichtet, daß er sich auf dem „Turm von Rigden-Jyepo“ befinden und von da aus zum Wohle der gesamten Menschheit strahlen soll. Professor George Roerich, der Sohn des Malers, berichtete, daß dieser Stein vermutlich aus dem Siriussystem stammt.
Ein Bruchstück des Steines wurde nach Europa geschickt, um bei der Gründung der Völkerbundes zu helfen. Roerichs Expedition soll dann diesen Teil des Steines wieder nach Shambhala zurückgebracht haben. In der Tat beziehen sich einige Gemälde des Chintamani-Zyklus von Nicholas Roerich ganz offensichtlich auf diese geheime Mission.
Den Spuren der Roerichs folgend, bereiste der Autor Thomas Ritter im August 1998 den Norden Indiens. Da sich den Überlieferungen zufolge unter den Plateaus von Zentralasien und im Himalaja jenes gewaltige Höhlensystem verbirgt, dessen Zentrum das irdische Shambhala ist, führte die Expedition nach Ladakh.
„Klein Tibet“, „Mondland“ und „letztes Shangri-La“ – all diese Namen sind Ladakh verliehen worden und alle enthalten ein wenig Wahrheit. Geographisch gehört Ladakh zu Tibet und auch sonst ist das Land in Bezug auf seine Bevölkerung und Kultur eine Miniaturausgabe von Tibet. Aufgrund der großen Höhe ziehen nur äußerst selten Wolken auf und Regen fällt hier so gut wie überhaupt nicht.
Nachts strahlen die Sterne in ungewohnter Brillanz vom ewig klaren Himmel über den geheimnisvollen Bergen. Ladakh ist ein ödes, kahles Land. Pflanzen gedeihen nur dort, wo Flüsse von den fernen Gletschern oder nach der Schneeschmelze Wasser führen. Ansonsten ist Ladakh so trocken wie die Sahara. So kann man mit Recht von einem letzten Shangri-La sprechen, denn erst Mitte der siebziger Jahre wurde Ladakh für Ausländer zugänglich und erst seit 1979 gibt es Flüge in die Hauptstadt Leh (Die Hohlwelttheorie: Die innen bewohnbare Doppelerde und das inverse Weltall (Video)).
Das Land ist es allemal wert, die nicht unbeträchtlichen Anstrengungen einer Reise dorthin in Kauf zu nehmen. Der Reisende fühlt sich bei seiner Ankunft wie auf einen anderen Planeten versetzt, in eine zerstört wirkende Landschaft, durch die sich nur ab und an grüne Mäander ziehen, welche die Ufer der seltenen Flüsse markieren. An nackte Felshänge klammern sich uralte Paläste und in den Gompas, den großen Klöstern, wird hier seit Jahrtausenden der buddhistische Glaube gepflegt und die Erinnerung an Shambhala – das Zentrum der Welt – wachgehalten. Spitok gehört zu den ältesten Gompas in Ladakh und liegt beeindruckend auf der Spitze eines Berges hoch über dem Indusfluß.
Der Tempel des Klosters – Gonkhang genannt – ist mehr als 1.000 Jahre alt. Noch immer leben mehrere Dutzend Mönche in den uralten Gemäuern und befolgen mit asiatischer Gelassenheit die Pflichten der täglichen Rituale. Als besonders beeindruckend jedoch erwies sich die äußerst umfangreiche Klosterbibliothek.
Dort wird neben tausenden anderen Manuskripten auch eine Handschrift des Tashi-Lamas Pal-den-ye-she verwahrt, die den Titel „Der Weg nach Shambhala“ trägt. Der Head-Lama des Klosters gewährte mir neben einem Gespräch auch einen Einblick in die mehrere Jahrhunderte alte Handschrift, deren Original durch den deutschen Forscher Grünwedel übersetzt wurde. Die Beschreibungen des „Weges nach Shambhala“ sind vieldeutig und seine genaue Lage ist auf keiner Landkarte verzeichnet.
Nach dem Buch des Tashi Lamas jedoch dürfte Shambhala am ehesten auf der tibetischen Seite des Himalaja zu finden sein. Doch der Head-Lama von Spitok versicherte ebenfalls, daß jeder Pilger nach Shambhala mehr als nur eine Landkarte benötigt, um sein Ziel zu erreichen. Er muß vor allem die notwendige geistige Vorbereitung und Reife besitzen. Nur wenige Kilometer vom Kloster Spitok entfernt erhebt sich der Palast des Königs von Ladakh an einem Felshang über der kleinen Ortschaft Stok.
Hier herrschte bis zu seinem Tod im Jahr 1974 der letzte König von Ladakh. Seine Witwe Rani von Stok bewohnt noch heute den 200 Jahre alten Palast. Es wird angenommen, daß sie ihren Sohn zum neuen König ausrufen läßt, wenn er das notwendige Alter erreicht hat. Die Könige von Ladakh sehen sich selbst als Gefolgsleute des Herrn von Shambhala und so lautet die Prophezeiung, daß auch der neue König dem Ruf Rigden-Jyepos folgen wird, wenn die Zeit gekommen ist. Erwähnenswert erscheint in diesem Zusammenhang, daß der Königspalast in Stok ein getreuer, miniaturisierter Nachbau des Pottala-Palastes von Lhasa ist.
Unter dem Pottala sollen sich tibetischen Berichten zufolge Eingänge in unterirdische Welten befinden. So ist es eigentlich nur logisch, daß über den Palast von Stok ganz ähnliches berichtet wird. Dieser Palast der Könige von Ladakh, das alte Kloster von Spitok und eine merkwürdige, aus drei markanten Bergkuppen in der Nähe des Passes von Stok bestehende Geländeformation, bilden ein nahezu perfektes gleichseitiges Dreieck. In dem nicht besiedelten Tal unterhalb der drei Berge befindet sich in einer großen Höhle ein Zugang zum unterirdischen Reich der Chud von Agartha (Unbekannte Strukturen tief unter der Erdkruste entdeckt – Hinweis auf die Hohle Erde? „Ich habe die Öffnung gesehen“).
So wurden auch seit mehreren Jahren die Azaras – ein mysteriöses, auch heute noch sehr ursprüngliche lebendes Bergvolk des Himalaja, das in vielen Legenden mit Shambhala in Verbindung gebracht wird, nicht mehr im Gebiet von Ladakh gesehen.
Den Azaras wird – trotz oder gerade wegen ihrer äußerst einfachen Lebensart – ein sehr hohes spirituelles Wissen nachgerühmt. So ist es ihnen möglich, mittels Levitation die Schwerkraft zu überwinden, sich telepathisch über weite Strecken zu verständigen und gleichzeitig an mehreren Stellen zu weilen – dieses Phänomen ist als Bilokation bekannt.
Auch sogenannte Geist- oder Astralreisen sind den Azaras ohne weiteres möglich. Die Angehörigen dieses Bergvolkes lebten seit jeher zurückgezogen und haben immer die Städte der Menschen gemieden. Es kam jedoch bis in die jüngste Vergangenheit vor, daß Azaras Botschaften des Rigden-Jyepo an die Lamas der Klöster in Ladakh überbrachten. Heute sollen einige dieser Gesandten Shambhalas in den Klöstern während bestimmter Zeremonien in energetischer Form präsent sein und auf diesem Wege Nachrichten übermitteln (Die Hohlwelt: Die KGB-Akten aus Russland über die Innere Erde (Video)).
Bereits zu Zeiten von Nicholas Roerichs Expedition hatten die Kuthumpas, ein weiteres Bergvolk, welches zu den Bewohnern von Shambhala gehören soll, ihren Kontakt mit der Menschenwelt vollständig eingestellt. Dies ist um so bedauerlicher, als gerade in den Archiven Shambhalas die Hoffnungen der zivilisierten Menschheit aufbewahrt sein dürften. Hier könnte der Schlüssel liegen zu einer sicheren und friedlichen Zukunft der Menschheit.
Die Suche nach Shambhala im Außen wird deshalb wohl erst mit seiner Entdeckung enden, wenn die nahezu unüberwindliche Natur und die Bewohner Shambhalas es zulassen, daß wiederum Angesandte der Menschenwelt ihr geheimes Reich betreten.
Literatur:
Unterirdisch (DuMont Bildband): Verborgene Orte in Deutschland
Vulkane, Schluchten, Höhlen: Geologische Naturwunder in Deutschland
Quellen: PublicDomain/thomas-ritter-reisen.de am 20.09.2020
Maitreya soll ja der falsche „Messias“ sein, in Wahrheit der sogenannte Anti-Christ. – Mit diesen aufgestiegenen Meistern ist es wohl auch so eine Sache, die offenbar nicht ganz koscher sein soll. – Möge sich jede/r Interessierte selbst kundig machen.
Es wird seinen Grund haben, dass den „weltlichen“ Menschen dort der Zugang noch verwehrt wird – sie würden vermutlich nur zerstörend wirken aufgrund ihrer fehlenden geistig-seelischen Reife, ihres fehlenden entsprechenden Bewusstseins.
Ein Hinweis: kurz nach dem Brand von „Notre Dame“ kam es ja auch zu den Anschlägen in Sri Lanka und eines der verbrannten Hotels hieß „Shangri La“. – Beides sehe ich in der gleichen Symbolik. – Umsomehr Grund, diese Orte und die dort lebenden Menschen/Wesen frei von Menschen der „Außenwelt“ zu halten.