Der Wirkstoff Cannabidiol, kurz CBD, wird inzwischen vielfach eingesetzt. Unter anderem kommt er bei Schmerzen, Ängsten und Übelkeit zum Einsatz. US-Forschern zufolge könnte es sich auch lohnen, ihn ins Behandlungsschema bei Covid-19-Patienten aufzunehmen.
Die Wirkstoffe von Cannabis wiesen einige Eigenschaften auf, die CBD als therapiebegleitendes Mittel bei Covid-19 attraktiv mache, schrieben die Wissenschaftler der University of Nebraska und des Texas Biomedical Research Institute in einem von Fachkollegen begutachteten Artikel. Er wurde jüngst im Fachblatt Brain, Behaviour, and Immunity“ veröffentlicht.
Stark entzündungshemmende Wirkung
So habe CBD in früheren Studien stark entzündungshemmende Eigenschaften gezeigt. Der Wirkstoff reduziere nicht nur sogenannte pro-inflammatorische (entzündungsfördernde) Zytokine, sondern erhöhe auch die Produktion von Interferonen. Diese Signalproteine aktivieren Immunzellen und verhindern so die Vermehrung von Viren.
Die Autoren verweisen unter anderem auf eine Tierstudie zu Asthma, in der CBD die Entzündung der Atemwege reduzierte und die Lungenfibrose milderte. Bei Lungenfibrose wird das Lungengewebe geschädigt und vernarbt, was die Atmung erschwert. Auch Covid-19 kann zu schwerer Lungenfibrose führen.
Keine psychoaktive Wirkung
Dabei habe CBD – anders als das Cannabisprodukt THC – keine psychoaktive Wirkung. THC wirkt auch stark entzündungshemmend, führt allerdings auch zu Orientierungslosigkeit, Angstzuständen und erhöhter Herzfrequenz. Bei CBD sei eine Dosierung von bis zu 1500 mg pro Tag über einen Zeitraum von bis zu zwei Wochen dagegen sicher und gut verträglich. In den USA kommt der Stoff bereits bei Kindern mit schwerer Epilepsie zum Einsatz.
Die Ergebnisse deuteten darauf hin, „dass es machbar ist, die Sars-CoV-2-induzierte Lungenentzündung/Pathologie und die Schwere der Krankheit zu verringern“, schreiben die Autoren (Revolutionäres Konzept ermöglicht endlich legalen CBD Anbau mit regelmäßig bepflanzten Stellplatz – und Du kannst mitmachen und gewinnst! (Video)).
CBD verringert Ängste
Eine weiterer möglicher Effekt sei, dass CBD Ängste verringere – sozusagen als eine positive Nebenwirkung in Corona-Zeiten: „Die vielen Unsicherheiten, die mit der Covid-19-Pandemie verbunden sind, wie beispielsweise die Entwicklung der Wirtschaft, möglicher Jobverlust und Isolierung, können Depressionen, Angst und Besorgnis schüren.“
Auch die Entzündung im Körper bei Covid-19 könne Angstzustände auslösen. CBD habe sich als sehr vielversprechend bei der Behandlung von Ängsten erwiesen und könne dazu beitragen, den Stress zu reduzieren.
Spezifische Studien nötig
Bisher gibt es keine von Fachkollegen überprüften Studien zum gezielten Einsatz von Cannabis bei Covid-19. Die Autoren empfehlen, damit zu beginnen. Untersucht solle dabei werden, ob CBD bei Covid-19 als Ergänzung zu antiviralen Medikamenten eingesetzt werden kann – zur Verringerung von Entzündungen und Angstzuständen (CBD Kristalle: Was macht sie besonders für Deine Gesundheit? Anwendung, Dosierung & Kaufberatung)
Cannabis schützt vor Corona
Kanadische Forscher schlagen die Cannabis-Substanz CBD als Vorbeugung und Therapeutikum gegen Corona vor. Offenbar reguliert CBD den ACE2-Rezeptor, über den das Virus in Menschen eindringt.
Damit ein Virus einen Menschen infizieren kann, braucht es einen Schlüssel für das passende Schloss. Nur so kann es in die richtigen Körperzellen eindringen und sich dort vermehren lassen. Der Schlüssel von Sars-CoV-2 ist ein Spikeprotein, das an den ACE2-Rezeptor der Menschen andockt. ACE2 wiederum ist ein Enzym, dass vor allem im Gewebe der Atemwege, der Lunge, aber auch im Magen-Darm-Trakt und in verschiedenen Organen vorkommt. Mehrere Forscherteams arbeiten deshalb daran, das Virus abzuwehren, indem sie den Weg über den ACE2-Rezeptor versperren.
Französische Forscher vermuten, dass das mit dem Tabaksuchtstoff Nikotin möglich ist. Ob das stimmt, wird derzeit in Paris mit einer Studie erforscht. Eine Untersuchung, die fast 200 wissenschaftliche Studien ausgewertet hat, kommt allerdings zu dem Ergebnis, dass Raucher doch stärker von Covid-19 betroffen sind und öfter sterben.
Die neue, noch nicht überprüfte Studie aus Kanada legt jetzt aber nahe, dass die Cannabis-Substanz CBD gegen Sars-CoV-2 wirken könnte. Im Gegensatz zum bekannten Tetrahydrocanabinol (THC) ist CBD nicht psychoaktiv. Mediziner, die an Cannabis-basierten Medikamenten forschen, arbeiten mit CBD, das unter anderem Entzündungen hemmt („Cheech & Chong“-Star behandelt Krebs mit Hanföl).
Das Team um die Biologin Olga Kovalchuk von der Universität Lethbrigde zeigt in seinem neuen Aufsatz jetzt, dass CBD auch den ACE2-Rezeptor moduliert. Außerdem reduziert es offenbar die Serinprotease TMPRSS2, ein weiteres Enzym, über das Corona in den Körper eindringen kann.
Die Arbeit der Forscher zeigt bislang nur einen potenziellen therapeutischen Wirkmechanismus, der in klinischen Studien weiter validiert und getestet werden muss. Das Team hat allerdings bereits Ideen, wie der Cannabis-Wirkstoff zur Vorbeugung gegen Corona eingesetzt werden könnte. Die Wissenschaftler schlagen vor CBD in Mundspülungen zu verwenden. So könnten direkt die Gewebe in Mund und Rachen beeinflusst werden, um die Aufnahme des Corona-Virus zu verhindern.
Literatur:
Hanf als Medizin: Ein praxisorientierter Ratgeber
Cannabis gegen Krebs: Der Stand der Wissenschaft und praktische Folgerungen für die Therapie
Quellen: PublicDomain/weather.com/mdr,de am 23.07.2020