Kein Volk versinkt,
das an sich selber glaubt;
ach ich sah Sterne hell aus Nächten steigen.
Einst kommt der Tag,
da steht der Baum belaubt,
und freies Volk wohnt unter seinen Zweigen.
Friedrich der Große
Die Mitschuld des Widerstandes: Der Sozialrevolutionär Hitler, den man in gebildeten, der Politik und Wirtschaft nahestehenden Kreisen „den böhmischen Gefreiten “ nannte, stieß vor allem bei dem Teil der Elite des Kaiserreiches auf Ablehnung, der verschwommenen internationalistischen und pazifistischen Ideen anhing, dem Marxismus nichts entgegensetzen konnte und sich deshalb am Niedergang der Monarchie in Deutschland und an der Revolution von 1918 mitschuldig gemacht hatte. Von Helmut Schröcke aus dem Buch „Kriegsursachen – Kriegsschuld“
Zeitlich etwa nachdem Hitler nach dem Tode des Reichspräsidenten von Hindenburg im Jahre 1934 Staatsoberhaupt und Oberbefehlshaber der Wehrmacht geworden war, was am 19.8.1934 in einer Volksabstimmung mit überwältigender Mehrheit gebilligt worden war, bildete sich eine Opposition heraus, die man heute unter dem Begriff des Widerstandes im engeren Sinne zusammenfaßt. . .
Im Kriegsursachen-Kriegsschuld-Zusammenhang ist hier nur von diesem Widerstand, der sich vor allem in den politisch-militärischen Strukturen fand und sich nach damaligem Recht des schweren Landesverrates schuldig machte, die Rede; der ungleich härter verfolgte Widerstand anderer, z. T. in die Illegalität abgewanderter Gegner der Nationalsozialisten bleibt hier ohne Erwähnung.
Die führenden Köpfe dieser Opposition saßen im Auswärtigen Amt, im Generalstab und an der Spitze der militärischen Abwehr. Ihre Grundüberzeugung – die sie mit den Kommunisten Thälmanns teilten –war, daß die Politik des Hasardeurs Hitler von vornherein so angelegt sei, daß sie in einen neuen Weltkrieg führen müsse. Die Indoktrination eben dieser Überzeugung war aber von Anfang an das Hauptziel der deutschfeindlichen Propaganda in den Massenmedien, Gremien, Clubs und Logen der Hintergrundmächte, und diese Überzeugung bestimmte schließlich das Handeln der Regierungen von England und Frankreich.
Diese Überzeugung ist bis heute grundlegend für die politischen Handlungen aller Regierungen der Bundesrepublik Deutschland geblieben. Sie prägt von Beginn der deutschen Nachkriegszeit an die publizistische und wissenschaftliche Tätigkeit von Presse, öffentlich-rechtlichem Rundfunk und Fernsehen sowie amtlicher und universitärer Geschichtsschreibung. Prof. B. v. Richthofen und Prof. B. Rubin waren hier einsame Ausnahmen.
In England war man bereits 1935 über eine gegen Hitler gerichtete Verschwörung und über Namen wie Canaris, die Brüder Kordt, v. Weizsäcker u. a. unterrichtet. Falschmeldungen und Desinformationen aus diesem Kreis führten mit der Maikrise 1938 zur ersten ernsthaften Kriegspsychose. Major v. Kleist-Schmenzin hatte dem britischen Journalisten und Agenten Jan Colvin diese Informationen gegeben: „Hitler hat Pläne gegen Frankreich, Holland, Belgien, Dänemark, Rußland, gegen England und die Neue Welt. Er will Kanada und Sibirien annektieren “ (A. v. Ribbentrop 1967, S. 35).
Ein deshalb von Henderson mit v. Weizsäcker geführtes Gespräch wurde sofort von Reuter vermarktet. Aus Prag wurden im Mai 1938 Meldungen von angeblichen deutschen Truppenkonzentrationen an der Grenze verbreitet, um die Teilmobilisierung zu begründen. Nach der englischen Mitteilung an den deutschen Botschafter Dirksen „Frankreich werde gezwungen sein, im Falle eines deutschen Angriffs‘ zu intervenieren und England könnte gezwungen sein einzugreifen “ (A. v. Ribbentrop 1967, S. 237), ließ Henderson seine beiden Militärattachés die Grenzgebiete gegen die Tschechei abfahren (Ein Land in dem Verschwörung blüht! Ist die Freimaurerei eine nach Art. 9 II GG. verbotene Vereinigung?).
Nachdem sie dort keine deutschen Truppen gefunden hatten, entschuldigte sich Henderson bei Ribbentrop. Doch Chamberlain schrieb noch am 28.5.1938, er selbst zweifle nicht daran, daß „die deutsche Regierung alle Vorbereitungen für einen Coup gemacht. hatte.“ (A. v. Ribbentrop 1967, S. 39).
Ähnliche Krisen aufgrund aus der Luft gegriffener Falschmeldungen des Widerstandes wie die Maikrise wiederholten sich bis zum Kriegsanbruch mehrfach. Die englische Regierung hat sich in hohem Maße von Informationen des deutschen Widerstandes beeinflussen lassen und war vermutlich deshalb noch vor Einsetzen des Einflusses Roosevelts Anfang 1939 auf die Unvermeidlichkeit eines Krieges festgelegt (Weltgeschichte der Lüge: Spiegelbilder aus der Vergangenheit).
Nach dem Beginn verschärfter tschechischer Maßnahmen gegen die Sudetendeutschen, und dem Eintreffen des englischen Sonderbotschafters Lord Runciman in der Tschechoslowakei am 3.8.1938 suchte der Rittmeister a.D. Koerber den englischen Militärattaché MacFarlan in Berlin als Abgesandter des Widerstandes auf. Bis zum 17.8. erschien er noch dreimal in der englischen Botschaft, um dort zu erklären, daß der Krieg gegen die Tschechei für den September beschlossen sei. Der Krieg könne nur noch durch den Umsturz des Hitler-Regimes vermieden werden.
Als Henlein bei seinem ersten Gespräch mit Runciman am 18.8. sagte, daß „er nicht den Wunsch hat, die Staatsgrenzen der Tschechoslowakei zu zerstören, sondern lieber innerhalb dieser Grenzen eine weitgehende Autonomie erreichen möchte “, behauptete v. Kleist-Schmenzin am gleichen Tag gegenüber Vansittart in London, daß Hitler fest zum Krieg entschlossen sei. Der Krieg sei nur zu vermeiden, wenn die britische Regierung Hitler stoppe.
Man müsse davon ausgehen, daß „keinerlei Aussicht auf vernünftige Politik in Deutschland bestehe, solange Hitler an der Spitze sei.“ (A. v. Ribbentrop 1967, S. 66).
Ähnlich waren seine Ausführungen gegenüber Churchill. Das Foreign Office verbreitete dann den Inhalt dieser Mitteilungen. Henderson, der die Verhältnisse genauer kannte, berichtete dem Foreign Ofiice über Hitler: „Aber deshalb zu behaupten, er sei bereits zu einem Angriff auf die Tschechoslowakei in diesem Herbst entschlossen, halte ich für unwahr.“ (A. v. Ribbentrop 1967, S. 77).
Am 1.9.1938 unterrichtete Staatssekretär v. Weizsäcker den Hohen Kommissar von Danzig, Burckhardt „ ohne jede Vorsichtsmaßregel, wie weit er selber in die Verschwörung verstrickt war“ (A. v. Ribbentrop 1967, S. 119), daß „ Canarís wegen Beseitigung Hitlers mit General Halder in reger Verbindung war Burckhardt fuhr noch in der gleichen Nacht nach Bern, um diese Nachricht an den dortigen britischen Gesandten weiterzuleiten. Am 7.9. suchte der deutsche Geschäftsträger in London, Th. Kordt, Sir H. Wilson in der gleichen Nachricht auf und überbrachte eine Botschaft von v. Weizsäcker:
„Hitler und Ribbentrop werden wahrscheinlich nicht wagen, einen Krieg zu beginnen, wenn eine offene britische Erklärung es dem deutschen Volk klar vor Augen führt, daß ein großer Krieg im Falle eines deutschen Angriffs unvermeidlich ist Wenn die erbetene Erklärung gegeben wird, sind die Führer der Armee bereit, gegen Hitlers Politik mit Waffengewalt aufzutreten.“ (A.v. Ribbentrop 1967, S. 128). Chamberlain sagte noch am 8.9. zum US-Botschafter Kennedy, daß England auch eingreifen werde, wenn Frankreich dies tue und ordnete am 10.9. eine Teilmobilisierung der Marine an. Da Hitler in seiner außenpolitischen Rede auf dem Reichsparteitag in Nürnberg am 12.9. nicht verkündete, in das Sudetengebiet einzumarschieren, unterblieb der für den 13.9. vom Widerstand geplante Sturz Hitlers.
Die Botschaft v. Weizsäckers hatte aber noch andere weitreichende Folgen, da sie natürlich an interessierte europäische Regierungen weitergegeben wurde. So stellte sich der polnische Außenminister auf den angeblich jederzeit zu erwartenden Sturz Hitlers ein und suchte die Verbindung zu England, vermutlich, um sich rechtzeitig rückzuversichern (A. v. Ribbentrop 1963, S. 224).
Zu Beginn der deutschen Verhandlungen mit Rußland wurde Th. Kordt wiederum von v. Weizsäcker beauftragt, in London Vansittart darüber zu berichten. In seinen Erinnerungen heißt es dazu: „denn die Zusammenballung einer Triple-Entente London-Paris-Moskau war für den Frieden immer noch wichtiger als ein Pakt Berlin-Moskau mit dem Hintergedanken einer neuen Teilung Polens.“ Vansittart bemerkte dazu 1939 trocken: „England braucht in Deutschland keinen Secret Service mehr; die Deutschen selbst kommen ja in Scharen zu uns und erzählen uns alles“ (A. v. Ribbentrop 1963, S.415).
Am 15.9. besuchte Chamberlain Hitler auf dem Obersalzberg allein ohne seinen Außenminister, um Ribbentrop auszuschalten, dessen Denkschrift vom
28.12.1937 und dessen Abschlußbericht bezüglich seiner Tätigkeit als Botschafter in London vom 2.1.1938 der englischen Regierung von den Brüdern
Kordt zugespielt worden waren, allerdings waren beide Berichte teilweise gefälscht und nachträglich mit beleidigenden Anmerkungen wie z. B. daß „ein Tritt hier und da in den Hintern der Engländer keinen Schaden anrichten könne“ versehen worden. Ribbentrop hatte geschrieben, für die Engländer sei die „balance of power“ maßgebend, „heute glaube ich nicht mehr an eine Verständigung“ (A. v. Ribbentrop 1963 und 1975).
Am 15.9. besuchte Chamberlain Hitler auf dem Obersalzberg allein ohne seinen Außenminister, um Ribbentrop auszuschalten, dessen Denkschrift vom
28.12.1937 und dessen Abschlußbericht bezüglich seiner Tätigkeit als Botschafter in London vom 2.1.1938 der englischen Regierung von den Brüdern Kordt zugespielt worden waren, allerdings waren beide Berichte teilweise gefälscht und nachträglich mit beleidigenden Anmerkungen wie z. B. daß „ein Tritt hier und da in den Hintern der Engländer keinen Schaden anrichten könne“ versehen worden. Ribbentrop hatte geschrieben, für die Engländer sei die „balance of power“ maßgebend, „heute glaube ich nicht mehr an eine Verständigung“ (A. v. Ribbentrop 1963 und 1975).
Am 11.12.1938, wenige Tage vor seiner Abreise nach London und dem Dienstantritt im Foreign Office, erhielt der 1. Sekretär der britischen Botschaft in Berlin, Kirkpatrick, von E. Kordt die – völlig frei erfundene und ziemlich absurde – Mitteilung, Hitler plane einen Überraschungs-Luftangriff auf London.
Chamberlain ließ diese Meldung nicht nachprüfen, sondern berief zum 16.12. den Reichsverteidigungrat ein, der beschloß, bis zum 31.3.1939 Kriegspläne auszuarbeiten. Zwei Tage vorher hatte Chamberlain von Roosevelt die schriftliche Zusage erhalten, hinter ihm würden „im Falle eines Krieges mit den Diktaturen die industriellen Resourcen der amerikanischen Nation stehen“ (D. Bavendarmn 1983, S. 437).
Am 10.12.1938 wurden London ein Plan Goerdelers für einen Staatsstreich übermittelt und am 20.1.1939 die Falschmeldung, Hitler wolle demnächst die Schweiz und Holland angreifen.
Obwohl der entscheidende Anstoß von Roosevelt ausging, hatte der Widerstand auch am Zustandekommen der englischen Garantieerklärung für Polen am 31.3.1939 einen wichtigen Anteil. Damit sind nur einige der vielen und insgesamt erfolgreichen Versuche des deutschen Widerstandes erwähnt worden, England gegen das Reich einzulenken. Ribbentrop schrieb darüber als eine seiner letzten Aufzeichnungen im IMT Nürnberg: „In London rechnete man mit der Verschwörergruppe von maßgebenden deutschen Militärs und Politikern und hoffte, dadurch zu einem leichten Sieg über Deutschland zu kommen. Diese Verschwörerkreise haben daher einen entscheidenden Anteil am Ausbruch des Krieges. Sie haben alle unsere Bemühungen, zu einer friedlichen Lösung zu kommen, vereitelt und bei der englischen Kriegsentscheidung den Ausschlag gegeben“ (A. v. Ribbentrop 1974, S. 7).
Auf die sich bis zum Kriegsausbruch und dann bis zur Revolte am 20.7.1944 fortsetzende Tätigkeit des Widerstandes wird noch an entsprechender Stelle eingegangen. Vieles aber, wie z. B. die Verhinderung der Sperrung der Straße von Gibraltar durch Canaris, kann hier nicht behandelt werden.
Beim Besuch Molotows Mitte November 1940 in Berlin teilte Goerdeler diesem mit, daß Hitler plane, 1941 die UdSSR anzugreifen (N. v. Below 1990, S. 278). Die Weisung zum Fall Barbarossa war noch nicht ergangen!
Der am 18.6.1942 als Abgesandter einer Oppositionsgruppe übergelaufene russische Oberst Kermess gab bei seiner Vernehmung durch Botschaftsrat Hilger am 7.8.1942 – Hilger hatte im April 1941 den Termin des deutschen Angriffs auf die UdSSR vom 22.6.1941 an Dekanosow verraten -, daß eine Opposition zahlreicher bekannter Persönlichkeiten und Mitglieder der Sowjetregierung bestand, die durch den Sturz Stalins hätte an die Macht kommen können und einen Separatfrieden wollte.
Zwei darüber von Kermess an Hitler und an v. Ribbentrop gerichtete Schreiben sind jedoch nicht bei den Empfängern angekommen, sondern auf dem Dienstweg bei Angehörigen des Widerstandes „hängen geblieben“ (F. Becker 1995, S. 360). Damit trägt der Widerstand ein weiteres Mal die Verantwortung für die Verhinderung einer vielleicht kriegsentscheidenden Möglichkeit, den Krieg im Osten zu beenden.
Der gegen Hitler gerichtete Vernichtungswille der Opposition mußte sich gegen das eigene Land richten. Daß das auch den kirchlichen Angehörigen des Widerstandes bewußt war, sollen hier nur drei Beispiele deutlich machen: Sowohl der Theologe Prof. K. Barth: „Ein nationalsozialistischer Sieg wäre für uns die denkbar größte Niederlage, dann lieber ein verwüstetes Deutschland“ (H. Grimm 1954, S. 417) wie ein deutscher Pfarrer auf einer Kirchenkonferenz 1941 in Genf: „Ich bete für die Niederlage meines Vaterlandes. Nur durch die Niederlage können wir Sühne leisten für die furchtbaren Verbrechen, die wir gegen Europa und die Welt begangen haben“ (H. Grimm 1954, S. 417) stellen die Vernichtung des Nationalsozialismus höher als den Erhalt des Vaterlandes, und Bonhoeffer sagte in aller Klarheit: „Aber das Bekenntnis muß gerettet werden, auch wenn ein ganzes Volk dafür zugrunde geht . .. Ich bete für die Niederlage meines Vaterlandes“ (F. J. Strauß 1984, S. 55).
Weil nur eine deutsche Niederlage dem Widerstand die Möglichkeit gab, den „Schlag gegen Hitler “ zu führen, konnte er erst 1944 ausgeführt werden. Deutschlands Kriegsgegner hatten aber bereits im Januar 1943 in Casablanca beschlossen, die bedingungslose Kapitulation Deutschlands zu erzwingen. Daß der Widerstand daran nichts mehr ändern konnte war klar. Noch zwei Tage vor dem Attentat am 20.7.1944 betonte Roosevelts Sonderbotschafter Dulles in Madrid gegenüber Otto John, daß die Alliierten auch nicht mit einer deutschen Putschregierung verhandeln würden. John hatte den Attentäter Oberst Graf v. Stauffenberg noch unmittelbar vor dem Attentat darüber informiert (F. Becker 1995, S. 363).
Vor Verlassen des Kartentisches im Führerhauptquartier bat Stauffenberg seinen Kameraden Oberst H. Brandt-Olympia-Goldmedaillen im Reiten 1936 – auf seine Aktentasche zu achten, welche die Bombe enthielt, die ihm den Tod brachte.
Den Attentäter, der nach gelungener Tat eine wichtige Rolle spielen wollte, der das Leben von mitwissenden und nichtmitwissenden Kameraden opferte und sich auf dem Rückflug nach Berlin selbst zum General beförderte, trifft der Makel der Unehrenhaftigkeit, eine Bombe zu zünden und sich dann abzusetzen.
Am Tage des Attentats auf Hitler kommentierte der britische Rundfunk BBC: „ … daß auch eine, neue deutsche Regierung nur einen gemeinsamen Frieden mit Ost und West auf der Grundlage einer bedingungslosen Kapitulation zu erwarten habe “ (U. Walendy 1967, S. 105). Nach dem Attentat erhielt die Gestapo nach einer Sonderanweisung Churchills von einem britischen Abwehrofizier in Bern Listen mit Namen, Stellung und Anschrift der Verschwörer, die mit der britischen Regierung vor dem Kriege in Verbindung standen (G. Douglas 1996).
Generaladmiral Böhm urteilte: „Ich lehne die Tat des 20. Juli ab, weil sie sachlich betrachtet von völlig falscher Beurteilung der Lage ausgeht, außen- wie innenpolitisch. Außenpolitisch war auch bei geglücktem Attentat keine andere Haltung der Siegermächte zu erwarten …, daß der [bei Hitlers Tod] unzweifelhaft eintretende Bürgerkrieg mit schwersten blutigen Opfern den sofortigen Zusammenbruch der Fronten und dadurch die Gefangennahme und Verschleppung von noch mehr Millionen deutscher Soldaten und Zivilisten nach dem Osten verursacht hätte, als dies ohnedies geschah “ (H. Splittgerber 1989, S. 68).
In einer Denkschrift für das IMT Nürnberg vom 19.11.1945 schrieben die Generalfeldmarschälle v. Brauchitsch, v. Manstein, Generaloberst Haider und die Generale Warlimont und Westphal: „Offiziere, die in christlichem Glauben erzogen waren finden in ihrer Lebensauffassung keinen Platz dafür, den Eid, den sie ihrem Oberbefehlshaber geschworen haben, zu brechen, noch gar, ihn zu töten Es konnte auch nicht die Aufgabe der führenden Offiziere sein, der Armee das Rückgrat zu brechen Mit dem größten Jahrhundertverbrechen, dem Diktat von Versailles, hätten auch die Verschwörer davon ausgehen müssen, daß die Alliierten 1939 zur endgültigen Vernichtung des deutschen Volkes angetreten waren.“ (Das Gesicht der Demokratie: 1914-2020 damals wie heute: geschwächt, erniedrigt, entehrt – die Ideologie der Niederlage)
Generaloberst Guderian urteilte: „Noch niemals hat man sich im preußisch-deutschen Reich eines Staatsoberhauptes durch Mord entledigt. Deshalb und weil es nicht glückte, wird der 20. Juli ein ewiger Schandfleck in unserer Geschichte sein.“
Wer hat das Recht, den Verrat des Vaterlandes von mir zu fordern, wenn die Beseitigung des Staatsoberhauptes mein Land und Volk noch tiefer ins Verderben stürzt?“ (F. v. Papen 1952, S. 664). Nach dem Attentat wurde durch Kontrolle der Feldpost festgestellt, daß von 20 000 kontrollierten Soldaten das Attentat nur von wenigen gebilligt wurde.
Der Widerstand hatte durch Canaris an der Spitze der deutschen Abwehr zu sämtlichen militärischen und durch Staatssekretär v. Weizsäcker im Auswärtigen Amt zu sämtlichen politischen Informationen Zugang, über die das Deutsche Reich verfügte. Obwohl er damit genau über die politischen, wirtschaftlichen und ideologischen Hintergründe des Krieges gegen Deutschland wie über die Risiken und möglichen Folgen eines inneren Umsturzes unterrichtet gewesen sein muß, benutzte der Widerstand den Krieg gegen Deutschland als Mittel zur Beseitigung Hitlers. Canaris sagt: „Ein Unglück, das aber noch viel großer wäre als diese Katastrophe [der Niederlage Deutschlands], wäre der Triumph dieses Systems, das mit allen nur irgendwie möglichen Mitteln zu verhindern, der letzte Sinn und Zweck unseres Kampfes sein muß “ (A. v. Ribbentrop 1967, S. 598).
Der Widerstand schreibt sich selbst einen entscheidenden Anteil an der militärischen Niederlage zu. Der ehemalige Generalstabschef Generaloberst Beck erklärte 1943 gegenüber Goerdeler: „Man verfügt jetzt über genug Vertrauensleute in Kommandostellen der Ostfront, so daß man den Krieg bis zum Zusammenbruch regulieren könne. Diese Vertrauensleute arrangieren z. B. Rückzüge ihrer Einheiten, ohne jeweils die Nachbareinheiten zu benachrichtigen“ (H. Splittgerber 1989, S. 66).
Wieviele Hunderttausende deutscher Soldaten im Zuge dieser Regulierung des Zusammenbruchs der Ostfront zusätzlich starben, hat die Zeitgeschichte bisher nicht interessiert. Generalmajor von Tresckow, einer der Hauptakteure der Verschwörung, war Generalstabschef der Heeresgruppe Mitte. Ähnliches vollzog sich nach der Invasion in Frankreich 1944 und ist z. B. mit dem Namen von General Speidel verknüpft (P. Dehoust 1984, S. 192 f.). Auf Grund von Mitteilungen des Widerstandes konnte Dulles schon im April 1944 nach Washington melden, daß deutsche Generäle an der Westfront bereit seien, die Landung alliierter Truppen zu erleichtern.
Der Zusammenbruch der Ostfront 1944 hatte das Vordringen der Russen bis über die Elbe zur Folge und endete mit der Vertreibung von 18 Millionen Deutschen, und fast 3 Millionen erlitten dabei den Tod. Am Ausmaß dieser Katastrophe trug der Widerstand einen beträchtlichen Teil der Verantwortung.
Als Gesamtbeurteilung des Widerstandes schrieb A. v. Ribbentrop 1975, S. 406: „Die verantwortlichen Männer der deutschen Opposition hatten nach
Ausbruch des Krieges nicht den Mut, den Umsturz zu versuchen, und brachen somit auch ihr Versprechen, das sie der englischen Regierung gegeben hatten, nachdem sie den Eid, den sie ihrem Volke gegenüber eingegangen waren, in den vorangegangenen Jahren laufend gebrochen hatten diese Leute, die als höchste Würdenträger des Reiches Landesverrat in unvorstellbarem Ausmaß begehen, die vorgeben, ihrem Gewissen gefolgt zu sein, indem sie einen Weltkrieg provozierten, genau wissend, daß jeder von ihnen das Problem mit einer Pistole und dem persönlichen Einsatz hätte lösen können Der Landesverrat, wie er hier betrieben wurde und wie er heute in Deutschland gewürdigt wird, legt die Axt an die Wurzeln der Kräfte, die eine menschliche Gemeinschaft letztlich ermöglicht. Wenn Leute in höchsten politischen und militärischen Positionen des Reiches eine fremde Macht veranlassen, das eigene Land mit einem Krieg zu überziehen und dann das persönliche Risiko scheuen, die Konsequenzen zu ziehen, ehe der alles verheerende Krieg eingesetzt hat, und sich im folgenden darauf beschränken, die Kriegsanstrengungen zu sabotieren, was Hunderttausenden, wenn nicht Millionen deutscher Soldaten das Leben gekostet hat, dann war das zu allen Zeiten, und das wird für immer so bleiben, ein fluchwürdiges Verbrechen.“
Der ehemalige Bundestagspräsident Dr. E. Gerstenmeier schrieb in der FAZ am 21.3.1975: „ Was wir im deutschen Widerstand während des Krieges nicht wirklich begreifen wollten, haben wir nachträglich vollends gelernt: daß dieser Krieg schließlich nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde.“
Eine gründliche Untersuchung des Widerstandes müßte iın übrigen herausarbeiten, in welchem Umfang Personen und Gruppen innerhalb des Widerstandes aus patriotischen und antitotalitären Motiven heraus handelten und in welchem Umfang ein deutschfeindliches und bewußt sich mit dem Feind verschwörendes Verhalten vorlag und in Beziehung stand zu einer Mitgliedschaft in freimaurerischen, kirchlichen und anderen imperialistischen und internationalistischen Zirkeln.
Dann ließe sich auch klären, inwiefern der Widerstand, wie Weizmann formulierte, das „trojanische Pferd in der Festung des Feindes“ war, d. h. der verlängerte Arm des eigentlichen Feindes, nicht irgendwelcher gegen Deutschland in den Krieg geschickter Völker, sondern bestimmter imperialistischer, gegen die Freiheit und Selbstbestimmung der Völker gerichteter Hintergrundmächte, wie wir sie in freimaurerischen, kirchlichen u. a. Kreisen vorfinden.
Auszug aus dem Buch „Kriegsursachen – Kriegsschuld“ von Helmut Schröcke
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Einleitung
Zur Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges: W. Wilson
Innere und äußere Ursachen der Niederlage von 1918
Der Waffenstillstand und das Diktat von Versailles
Die Außen- und Innenpolitik der Weimarer Republik
Die Zerstörung der Weltordnung nach den Weltkriegen
Deutschland und Mitteleuropa von 1933 bis 1938
Der Genozíd an den Deutschen in Polen
Die Tschechenkrise 1939
Europa 1939 bis zum Kriegsbeginn
Die deutsche Aufrüstung bis Kriegsbeginn
Die Mitschuld des Widerstandes
Der Luftkrieg gegen Deutschland
Deutsche Friedensbemühungen nach Kriegsbeginn und der Krieg bis zum22.6.1941
Die deutsch-russischen Beziehungen von 1939 bis zum 22.6.1941
Die russischen Kriegsvorbereitungen bis zum 22.6.1941
Die für die Weltkriege verantwortlichen Hintergrundmächte
Die Freimaurer
Die internationale Hochfinanz
Psychologische Kriegührung und Weltpresse
Roosevelt
Die Vorgeschichte des Kriegseintritts der USA 1941
Die deutschen Kriegsziele im Gegensatz zu denen der Alliierten
Das Tribunal der Sieger von Nürnberg und Verbrechen der Siegermächte
Schlußworte von Hermann Göring und Rudolf Heß vor dem IMT Nümberg 1946
Einige der heutigen Stimmen
Zusammenfassung
Blick in die weitere Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges
Der Zweite Weltkrieg: Ursachen, Verursacher, Kriegsschuld
Der Weg zum Frieden
Die Rechtslage der Bundesrepublik Deutschland
Literaturverzeichnis
Personenverzeichnis
Personenindex
Anhang
Dokumente
Rede des Reichskanzlers Scheidemann vor der Nationalversammlung
Mantelnote der Alliierten vom 16.6.1919, Auszug
Das Berliner Tageblatt vom 1.4.1933
Die jüdische Kriegserklärung vom 24.3.1933
Rede des Reichsministers Rudolf Hess am 14.5.1935 vor der
Deutsch-Schwedischen Gesellschaft in Stockholm
Rassenpolitik im Dritten Reich
Bericht des polnischen Botschafters in Washington, Jerzy Potocky, vom 12. Januar 1939
Bericht des deutschen Geschäftsträgers Thomson in Washington
an seine Regierung vom 27.3.1939
Polnische militärische Einfälle in das Reich vor Kriegsbeginn
Rede Stalins vor dem Politikongreß am 19.8.1939
Deutsche Antwort auf das englische Ultimatum vom 3.9.1939
BriefA. Einsteins an Roosevelt vom 2.8.1939
Proklamation Hitlers am 22.6.1941
Auszug aus dem Telefonat Churchills mit Roosevelt am 26.11.1941
Brief Hitlers an Sven Hedin vom 30.10.1942
Geheimbefehl Stalins vom 16.2.1943
Bekanntmachung des Reichspropagandaministers Dr. Goebbels
und der Befehl des Reichsführers der SS Himmler betr. Behandlung der europäischen Völker von Februar 1943
L. Nizer, What to do with Germany?
Die Toten des Angriffs auf Dresden am 13./14.2. 1945
Das Ende-Der Kampf an der Heerstraße
Der letzte Wehrmachtsbericht
Mondorfer Erklärung von Großadmiral Dönitz
Die Verluste des Deutschen Volkes während und nach dem
Zweiten Weltkrieg
Die Vertreibung in Zahlen
Affidavít von Generalfeldmarschall von Weichs betr. Judenverfolgımg
Ehrenerklärung Adenauers für die deutschen Soldaten
Der Überleitungsvertrag vom 23.10.1954 – Auszug
Der Vertrag über die abschließende Regelung in bezug auf
Deutschland v. 12.9.1990 (2+4-Vertrag) – Auszug
Die Meinungsfreiheit ist in Gefahr
Entscheidung des BVerfG zur Meinungs- und Wissenschaftsfreiheit
Weiterführende Literatur zu den Hintergrundmächten
Karten
Deutschlands Verstümmelung
Die Deutschen 1935 außerhalb des Deutschen Reiches
Das Deutsche Reich in den Grenzen bei Kriegsbeginn und die Toten des Lutkrieges
Nachwort zu der von der Nordfriesischen Verlagsanstalt geplant
gewesenen 2. Auflage dieses Werkes
Auszug aus dem Buch: „Kriegsursachen – Kriegsschuld“ von Helmut Schröcke
Quellen: PublicDomain/Bohlinger Verlagsgruppe am 01.06.2020