Server in Island und Rumänien stellen den technischen Betrieb der wohl „illegalen und kriminellen“ Internet-Seite „Psiram“ sicher. Diese Sichtweise vertritt Doku-Filmer Markus Fiedler. Er konnte durch Recherchen Strukturen, Hintergründe und Netzwerke hinter der Seite aufdecken: „Ein Firmen-Chef scheint in Bukarest untergetaucht zu sein.“
In Island im hohen Norden Europas und im osteuropäischen Rumänien befinden sich Server, welche die laut Sputnik-Gesprächspartner Markus Fiedler „illegale, verleumderische und kriminelle“ Internet-Seite „Psiram“ technisch betreiben. In IT-Sprache gesprochen, „hosten“ die Server jene selbsternannte Aufklärungs-Seite.
Diese veröffentlicht seit 2007 unter Mithilfe namentlich nicht bekannter Autorinnen und Autoren – auch ohne angegebenes Impressum – meist nur vermeintlich wahre „Tatsachen und Fakten“ über politisch unbequeme Menschen.
Wissenschaftler wie der Historiker Daniele Ganser, Journalisten und Publizisten wie Ullrich Mies, Politiker wie Andrej Hunko (Die Linke) oder anderweitig kritisch denkende Aktivisten werden dort diffamiert und bewusst schlecht dargestellt. Auch Fiedler gehört zu den durch diese „Informations-Plattform“ Geschädigten.
In einem ausführlichen Interview schilderte und nannte Dokumentar-Filmer und Biologe Fiedler – der für seine kritischen Recherchen zur ebenfalls umstrittenen Online-Enzyklopädie „Wikipedia“ auf Psiram „landete“ – Strukturen, Personen und Interessen hinter Psiram.
Die Internet-Seite verfasst und veröffentlicht im Lexikon-Stil à la Wikipedia angeblich „aufklärende und unabhängige“ Einträge. Für das ungeübte Auge eine vermeintlich objektive Informationsquelle. Für Betroffene und Geschädigte wie Fiedler allerdings ein Werkzeug „zur Diffamierung und Verleumdung“ im digitalen Zeitalter.
Die Spur führt nach Island und Rumänien
„Psiram wird gehostet über die Firma ‚Flokinet‘, einer Briefkastenfirma auf Island“, sagte der Filmemacher. Er folgte der Spur der Server dieser Firma, die die Seite im Internet datentechnisch gesehen überhaupt erst möglich machen, bis nach Nord- und Osteuropa. Diese Spurensuche begann bereits während der Recherchen zu seinem Dokumentarfilm „Zensur“ (2016).
Seit der Veröffentlichung seiner Doku hat Fiedler selbst einen eigenen Eintrag zu seiner Person auf der Internet-Seite, die über ihn „Lügen und Falschaussagen“ verbreiten soll. Seitdem gilt er im deutschsprachigen Raum als einer der ausgewiesensten Experten und Kritiker, wenn es um die ominöse Online-Plattform „Psiram“ geht.
„Nach isländischem Recht könnte man juristisch eine ganze Menge (gegen Psiram, Anm. d. Red.) unternehmen“, betonte er. „Flokinet hostet beispielsweise auch die Informations-Plattform von Julian Assange, WikiLeaks. Und Sie wissen, wie lange sich das US-amerikanische FBI die Zähne daran ausgebissen hat und immer noch tut. Also: Selbst das FBI kommt nicht dahinter. Wie wollen Sie da als Privatmensch server-technisch an Psiram herankommen?“
Bei dieser isländischen Hosting-Firma handle es sich „um eine windige Firma. Es gibt sogar eine Niederlassung oder Dependance der Firma in Deutschland. In Hamburg, Insel Neuwerk. Aber telefonisch erreichbar ist dort nie jemand.“
Ein untergetauchter „Geschäftsmann“ in Bukarest
Firmen-Chef von Flokinet soll laut Fiedler ein gewisser Herr W. sein, der den deutschen Pass und auch die rumänische Staatsbürgerschaft besitzen soll.
„Der weilt wahrscheinlich derzeit in Rumänien, in der Hauptstadt Bukarest. Dort sind auch die Flokinet-Server abgelegt, darunter auch der Psiram-Server. Ob es sich dabei um einen physischen oder virtuellen Server handelt, das wissen wir nicht.“ Fakt sei jedoch, dass auch von dort aus die umstrittene Plattform Psiram technisch betrieben wird. Fiedler konnte sogar die IP-Adressen der Server ausfindig machen. Also die „Telefonnummern“ der Server, ohne die keine Internet-Seite auf einem Bildschirm landen könnte.
„Juristisch kann man nur schwer gegen Psiram vorgehen“ – Doku-Filmer Fiedler
„Jetzt ist die Frage: An Psiram selbst kommen wir nicht ran. Aber was machen wir mit Flokinet? Eigentlich müsste man mal den Herrn W. zur Rede stellen und ihm verdeutlichen, den Server dichtzumachen. Und falls nicht, dann müssen eben gerichtliche Beschlüsse die Forderung unterstreichen. Ich glaube, es gibt einen guten Grund, warum er sich als deutscher Staatsbürger jetzt in Rumänien herumtreibt.“
Leider könne rechtlich gegen „diesen Rufmord durch Psiram nicht so einfach“ vorgegangen werden, „weil die illegalen Macher es sehr gut verstehen, sich zu verstecken. So ist der Internetprovider von Psiram anscheinend eine Briefkastenfirma in Island. Die Server, auf dem die Seiten des Rufmordprangers Psiram gespeichert sind, findet man irgendwo in Osteuropa.“ Verantwortliche für das Denunziationsprojekt seien nur sehr schwer auffindbar, „sie verwischen gekonnt ihre Spuren in der digitalen Welt“.
Psiram: „Fall für Staatsschutz und Staatsanwälte“
„Ich würde mir wünschen“, so Fiedlers Forderung im Sputnik-Gespräch, „dass sich die deutsche Staatsanwaltschaft und der Staatsschutz endlich einmal mit Psiram befassen und dahingehend ermitteln.“ Für ihn seien die Praktiken der Autoren-Teams, die hinter Psiram stehen, kriminelle Akteure. Sie würden teilweise üble Nachrede, Falschinformationen und Diffamierungen über kritisch denkende Menschen verbreiten – und das scheinbar ohne rechtliche Konsequenzen.
Außerdem: „Von diesem Server geht eine beträchtliche Gefahr für die Demokratie in Deutschland aus. Wenn es tatsächlich so durchgeht, dass Menschen, die sich kritisch zum System äußern, hier straffrei mit allen möglichen Begriffen tituliert werden dürfen – bis hin zu stigmatisierenden Anschuldigungen wie ‚Antisemit und rechtsradikal‘ – dann ist das ein starkes Ding. Wie kann diese Seite so viele Jahre laufen, ohne von der Staatsanwaltschaft behelligt zu werden?“
Telefonische Anfragen diesbezüglich richtete der Dokumentar-Filmer in den vergangenen zwei Jahren bereits an bundesdeutsche Justiz-Behörden und an Ermittlungs-Behörden der einzelnen Bundesländer. Aber diese Anfragen brachten ihm zufolge keinen Erfolg. „Ich bin da meist nur von A nach B hin- und hergeschickt worden. Irgendwie scheint sich dort niemand für dieses Thema zu interessieren.“
Literatur:
Propaganda als Machtinstrument: Fakten, Fakes und Strategien. Eine Gebrauchsanleitung
Bewußtseins- und Gedankenkontrolle
Die Macht um acht: Der Faktor Tagesschau (Neue Kleine Bibliothek)
Die Gefallsüchtigen: Gegen Konformismus in den Medien und Populismus in der Politik
Quellen: PublicDomain/de.sputniknews.com am 25.06.2020
Ein Fall „der“ oder ein Fall „von der“?
Welches Interessehat jemand wie ein Herr W., einfach andere mit Dreck zu bewerfen, wenn da nicht aus irgendeinem Topf Verleumdungsfinanzhilfen gezahlt werden.
Wenn Herr Maasen sich nun so redseelig in der Öffentlichkeit zeigt, warum stellt man ihm dann dazu nicht mal ein paar Fragen, wissen sollte er es doch, denn schließlich ist das wohl kaum mit Artikel 3 GG oder der üblen Nachrede gemäß StGB vereinbar.