Ein Gebiet in der Nähe des Yellowstone-Nationalparks wurde laut US Geological Survey am Freitag von fast einem Dutzend Erdbeben heimgesucht.
West Yellowstone in Montana meldete am Freitag rund elf Erdbeben, wobei das stärkste eine Stärke von 3,1 aufwies. Laut Idaho Statesman wurde das Gebiet im vergangenen Monat von weiteren 34 Beben heimgesucht. Die anderen Beben lagen zwischen 1,6 und 3,1 und waren etwa 4,8 km tief.
Ein Erdbebenschwarm ist in der Region keine Seltenheit. Laut der Website des Nationalparks ist Yellowstone einer der seismisch aktivsten Orte in den USA und erlebt jedes Jahr etwa 700 bis 3.000 Erdbeben .
Die Erdbeben treten in der Regel in Clustern auf. Das größte ereignete sich 1985, als in drei Monaten mehr als 3.000 Erdbeben auf der Nordwestseite des Parks registriert wurden.
Der Park ist auch bekannt für seinen Supervulkan. In den USA gibt es nur drei Supervulkane: einen in Yellowstone, einen in New Mexico und einen in Long Valley in Kalifornien.
Der Yellowstone misst etwa 54 mal 72 Kilometer und befindet sich nur 4,8 Kilometer unter der Oberfläche.
Wissenschaftler glauben nicht, dass der Supervulkan von Yellowstone bald ausbrechen würde (zumindest nicht in den nächsten tausend Jahren). Obwohl es Gegenstand vieler Apokalypse-Fantasien ist, die Wahrscheinlichkeit, dass es innerhalb eines bestimmten Jahres ausbricht, ist laut US Geological Survey eins zu 730.000. Es brach zuletzt vor 174.000 Jahren aus.
In dem unwahrscheinlichen Fall sollte der Supervulkan jedoch ausbrechen – mit der Kraft von 1.000 Hiroshima-Atombomben – und in den USA massive Zerstörungen verursachen, zusammen mit anderen verheerenden Naturphänomenen, einschließlich saurem Regen (Yellowstone-Vulkan: US-Erdbebendienst verzeichnet 134 Erdbeben im Park – Warnzeichen für einen Ausbruch?).
Yellowstone und die übersehenen Eruptionen
Die Yellowstone-Caldera zählt nicht nur zu den größten Vulkanen der Welt, sondern auch zu jenen Feuerbergen, die besonders viel mediale Aufmerksamkeit genießen. Diese Tatsache ist nicht zuletzt den gigantischen Eruptionen geschuldet, die der Vulkan alle 630.000 Jahre zu erzeugen scheint. Die Supervulkan-Eruptionen haben das Potenzial einen vulkanischen Winter zu generieren und die Welt ins Chaos zu stürzen.
Aktuell manifestiert sich ein Schwarmbeben im nordwestlichen Teil der Caldera, genauer, in der Nähe des Norris Geyser Basins. Tatsächlich ist diese Region der Yellowstone-Caldera seismisch besonders aktiv. Und nicht nur die Erdbeben liefern Grund zur Sorge: Im Norris Geyser Basin hob sich vor einigen Jahren der Boden an und es entstanden neue heiße Quellen.
Seit 2 Jahren ist der Steamboat Geyser ungewöhnlich aktiv. Im Mai sprang er 5 Mal und steigerte seine Aktivität deutlich. Sein bisher jüngster Sprung ereignete sich am 3. Juni.
Doch die Vulkanologen des Parks geben Entwarnung und sehen in den Ereignissen lediglich eine Veränderung des Hydrothermalsystems des Calderavulkans, die nicht zwingend mit einer Zunahme magmatischer Aktivität einhergehen muss. Obgleich das Hydrothermalsystem natürlich von der Erdwärme betrieben wird, die von der Magmakammer befeuert wird (Yellowstone Vulkan: Warum eine „schockierende“ Entdeckung viel früher als gedacht auf Supereruption hindeutet).
Weitere Supervulkaneruptionen entdeckt
Die Yellowstone-Caldera ist nur die jüngste Manifestation des Yellowstone-Hotspots, der das Magma für die Eruptionen liefert. Der Hotspot geht vom Erdmantel aus und ist ortsstabil. Während sich die Nordamerikanische Kontinentalplatte um jährlich 2,5 cm in südwestliche Richtung verschiebt, brennt sich das Magma durch die Erdkruste und sorgt für die Eruptionen.
So entstand im Laufe der Jahrmillionen eine Vulkankette, die sich in diesem besonderen Fall in Form von Calderen manifestierte. Diese sind teilweise so alt, dass die sichtbaren Strukturen verschwunden sind. Die jüngeren Calderen entstanden in der Snake-River-Ebene.
Ein Wissenschaftlerteam der University of Leicester untersuchte nun die vulkanischen Ablagerungen südwestlich der Yellowstone-Caldera genauer und stellte fest, dass sie von 2 Eruptionen im Miozän stammten. Bisher ging man davon aus, dass die Ablagerungen infolge zahlreicher kleinerer Eruptionen gebildet wurden.
Genauere Datierungen lieferten die Erkenntnis, dass die beiden Eruptionen vor 9 und 8,7 Millionen Jahre stattfanden. Sie folgten mit einem Abstand von nur 300.000 Jahren aufeinander. Die Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass sich das Ausbruchsintervall zwischen den Supervulkan-Eruptionen deutlich verlängerte und sich bis zum nächsten Ausbruch verdreifachen könnte (Was unter dem Yellowstone-Vulkan passiert: Steamboat Geysir sprang wieder – könnte schneller ausbrechen als gedacht).
Sie interpretieren das als langsame Abnahme der Aktivität des Yellowstone-Hotspots. Allerdings ist die tatsächliche Anzahl der Supervulkan-Eruptionen unbekannt. Bisher entdeckten die Forscher 7 Eruptionszentren entlang der Snake-River-Ebene (Europas Supervulkan bricht häufiger aus als gedacht – kleine Schwarmbeben).
Das jüngste dieser Zentren bildet die Yellowstone-Caldera in der bisher 3 Supervulkan-Eruptionen identifiziert wurden. Es ist durchaus möglich, dass es weitere Calderen gibt, die multiple Ausbrüche erzeugten, deren Ablagerungen noch nicht entdeckt wurden, oder die es einfach nicht mehr gibt.
Literatur:
Die Erde im Umbruch: Katastrophen form(t)en diese Welt. Beweise aus historischer Zeit
Quellen: PublicDomain/sciencealert.com am 05.06.2020