Eifel-Vulkanismus: „Unter dem Herzen von Nordwest-Europa braut sich etwas zusammen“

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Ein Forscherteam um den Geodäten Corné Kreemer von der University of Nevada in der US-Stadt Reno hat in der Fachzeitschrift „Geophysical Journal International“ neue Erkenntnisse zum Vulkanismus in der Eifel veröffentlicht.

Die Wissenschaftler werteten die Messdaten von Tausenden von GPS-Antennen in Westeuropa über 20 Jahre aus – und stießen so auf neue Beweise für einen noch aktiven Vulkanismus in der Eifelregion zwischen Aachen im Norden, Trier im Süden und Koblenz im Osten (Titelbild: Bodendeformation über der Eifel-Anomalie)

„Die Eifel ist die einzige Region in der Studie, in der die Bodenbewegung signifikant größer als erwartet war“, sagte Kreemer laut einer Mitteilung der britischen Royal Astronomical Society vom Dienstag.

Die US-Wissenschaftler belegten erstmals, dass die Erde in der Eifel sich bereits seit längerem um einen Millimeter pro Jahr hebt. Gleichzeitig bewegt sich die Erdoberfläche horizontal auseinander, als ob etwas von unten nach oben drückt.

„Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass aufsteigendes Gesteinsmaterial diese Bewegung des Bodens verursachen könnte.“

Der letzte Vulkan-Ausbruch in der Eifel liegt knapp 10.900 Jahre zurück. Er hatte laut Forschern eine Wucht wie der philippinische Vulkan Pinatubo, der 1991 fünf Milliarden Kubikmeter Asche und Staub in die Luft katapultierte.

„Die meisten Forscher haben angenommen, dass die Vulkanaktivität in der Eifel der Vergangenheit angehört“, so Kreemer. „Wenn aber der Zusammenhang hergestellt wird, dann scheint klar zu sein, dass sich unter dem Herzen von Nordwest-Europa etwas zusammenbraut.“

Man gehe davon aus, dass sich unter der Eifel Magma in einer Tiefe von rund 50 Kilometern ansammele, behaupteten die Wissenschaftler. Das Hebungsgebiet mit dem Zentrum Eifel umfasst auch Luxemburg, Ostbelgien und den Süden der Niederlande (Fast ein Dutzend Erdbeben wurden in Clustern in der Nähe des Yellowstone Vulkans in nur 24 Stunden aufgezeichnet).

Ergebnisse deutscher Forscher

Dass die Eifel nach wie vor ein aktives vulkanisches System ist, hatten deutsche Forscher erst Anfang 2019 belegt. Sie stellten seit 2013 unter dem Laacher See acht Serien von niederfrequenten Erdbeben in 10 bis 45 Kilometern Tiefe fest. Dies seien Anhaltspunkte dafür, dass magmatische Fluide aus dem oberen Erdmantel in die Erdkruste aufsteigen könnten, schrieben sie damals im „Geophysical Journal Internetional“.

Die Ergebnisse beider Studien bedeuteten aber nicht, dass ein Vulkanausbruch aktuell bevorstehe, sagt Torsten Dahm vom Deutschen Geoforschungszentrum (GFZ) in Potsdam, der an der deutschen Studie beteiligt war.

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„Es ist zum ersten Mal gelungen, aktuelle Hebungen in einem größeren Gebiet zu messen“, sagte Dahm zur neuen US-Untersuchung.

In der Mitte drücke etwas nach oben und auch zur Seite weg. So wie man sich das vorstelle, wenn sich von unten etwas nach oben schiebe. Das passe zu den Annahmen, „dass es im oberen Mantel eine Aufwärtsbewegung gibt von Mantelgestein nach oben“.

Dahm zufolge könnte es in der Eifel wieder einen Maar-Ausbruch oder einen kleinen Schlackenkegel geben. Einen größeren Ausbruch erwarte man irgendwann in der Zukunft „am ehesten wieder in der Osteifel am Laacher See“, schätzt der Geophysiker (Mehrere Vulkanausbrüche mit über 13 Kilometer hohen Eruptionen – Abkühlung der Erde (Videos)).

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Keine Gefährdung für Eifel-Anwohner

Aus der Sicht von Thomas Dreher vom rheinland-pfälzischen Landesamt für Geologie und Bergbau in Mainz gibt es überhaupt keine Gefährdung von Menschen oder Infrastruktur.

Die Messungen in der Eifel müssten weiter ausgebaut werden. Der Erdbebendienst sei in diesem Jahr bereits verstärkt worden, das Mess-Set in der Eifel intensiviert.

Fazit

Die Vulkaneifel im mittleren Westen Deutschlands beherbergt ein Vulkanfeld, das von vielen Vulkanologen als aktiv eingestuft wird. Der letzte Ausbruch ereignete sich hier vor gut 10.900 Jahren und hat damit die Marke um 900 Jahre überschritten, ab der ein Vulkan als erloschen gilt. Doch neuere Studien zeigen, dass Vulkane auch nach einer viel längeren Ruheperiode wieder ausbrechen können.

Lange Zeit rätselten Vulkanologen darüber, wie der Vulkanismus der Eifel zustande kam. 2 Theorien wurden aufgestellt: Die Vulkane befinden sich auf der Schulter einer divergenten Störungszone. Dieses Rift wird durch den Verlauf des Flusses Rhein markiert. Der Vulkanismus könnte also tektonisch bedingt sein. Doch häufig entstehen Vulkane inmitten einer Kontinetalplatte durch Mantelplume, die auch gerne als Hotspots bezeichnet werden (Weltweite Zunahme der Vulkanaktivität – großes Sonnenminimum (Videos)).

So ein Hotspot wurde auch für die Eifel postuliert und mittels seismischer Tomografie nachgewiesen. Doch damit wusste man noch nicht, ob dieser Hotspot tatsächlich noch aktiv ist. Nun hat eine neue Studie gezeigt, dass sich der Boden im Bereich der Vulkaneifel anhebt und die Hebung ein viel größeres Gebiet umfasst, als man bisher vermutet hätte (Über 6.000 Schwarmbeben unter Islands Vulkanen).

Nicht nur das Gebiet um die beiden Vulkanfelder der Eifel wird angehoben, sondern noch ein Stück des Rheinischen Schiefergebirges.

Literatur:

Die Erde im Umbruch: Katastrophen form(t)en diese Welt. Beweise aus historischer Zeit

Erde im Aufruhr

Vulkanismus

Quellen: PublicDomain/de.sputniknews.com am 14.06.2020

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